BULLS Hattori 29 Laufradsatz – Testintro: von c_g

Die meisten von uns werden bei dem Namen Hattori an den legendären Schwertschmied Hanzo Hattori aus der Action-Zweiteilers Kill Bill denken. Doch das könnte sich ändern, denn BULLS, die MTB-Eigenmarke der ZEG hat nun für 2016 einen echten Hammer-Laufradsatz in den Ring geworfen, der es in sich hat – die BULLS Hattori 29.

1 BULLS Hattori

Der neue BULLS Hattori 29e Laufradsatz ist zwar farblich dezent gehalten, aber ansonsten keineswegs zurückhaltend.

Dem eigenen Werbetext zufolge (aus dem 2016er Katalog, weil noch cniht einmal auf der BULLS Webseite aufgeführt) könnte der Hattori Laufradsatz  „der eine für alles“ sein: Leicht genug für XC, stabil genug für Enduro, das ist der neue extra breite Carbonlaufradsatz von BULLS …“

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Die Spezifikationen

 4 BULLS Hattori  3 BULLS Hattori(Die innen immerhin 31,6 mm breit Felge hat eine ausgesprochen breite und ausgeprägte Felgenschulter und über 3 mm starke hakenlose Felgenhörner …)

Der erste Teil der Geschichte sind natürlich die voluminösen Carbonfelgen mit satten 31,6 mm Innenweite. Das sind zwar nur gerade mal knapp 2,3 mm mehr als meine bisherigen Standard-Felgen des AMERICAN CLASSIC Wide Lightning Laufradsatzes, aber wer die BULLS Hattori 29er Felgen mal in Person oder am Bike gesehen hat, versteht sofort, dass die Hattori in einer etwas anderen Größenliga spielen. Mit ihrer Gesamthöhe von immerhin 33 mm und einer Außenbreite von stattlichen 38 mm sind die BULLS Hattori 29er eine imposante Erscheinung und echte Kampfansage am Bike. Wer nun den Taschenrechner zückt … das macht eine Materialstärke von immerhin 3,2 mm an den hakenlosen Felgehörnern. Deutlich mehr als bei den Wide Lightnings und noch dazu in massivem Carbon ein echter Schutzpanzer vor Dellen am Felgenhorn ;-).

0 BULLS Hattori

In großen Lettern prangt der Produktname auf der Carbonfelge.

Optisch sind die Felgen durch die weißen Dekore zwar universell, aber keineswegs zurückhaltend. Mit den großen Lettern des Namenszuges und dem umgebenden Streifendesign, wirken sie extrem selbstbewusst. Wie ein schwarzer Ferrari, der allein wegen der dezenten Farbe auch nie unauffällig wirkt. Echte Hingucker.

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Neben der ETRTO Angaben und des Maximaldrucks von 3,0 bar gibt BULLS auch die Reifenbreite mit 50 bis 60 mm vor.

Betrachtet man die Detailbeschreibung auf der Felge, fällt die Einschränkung auf Reifenbreiten zwischen 50 und 60 mm auf, was angesichts der zur Verfügung stehenden Abstützbreite fast schon verwundert. Wir haben diesbezüglich, sowie wegen eines offiziellen Gewichtslimits bei BULLS nachgefragt und werden die Informationen hier und auch nochmal in einem der Folgeartikel nachreichen.
UPDATE: Das von BULLS kommunizierte Gewichtslimit liegt bei 115 kg.

Der nächste Teil der die Anziehungskraft dieses Laufradsatzs ausmacht, ist das wirklich gute Gesamtgewicht von gerade mal 1670 g (Herstellerangaben 1650 g) – zusammengesetzt aus dem Vorderrad mit 755 g (100×15 mm Steckachse) und dem Hinterrad mit 915 g (142×12 Achse). Das erreicht BULLS unter anderem auch durch die 28 edlen SAPIM D-Light Speichen welche mit ihrer Konifizierung von 2,0 mm auf schlanke 1,65 mm im mittleren Teil, schon recht nahe an das Gewicht der CX-Ray Messerspeichen reicht, das aber ohne den hohen Herstellungsaufwand erreicht.

Mittlerweile nicht mehr ganz so selten, aber inner noch positiv anzumerken sind die weit aus der Felge herausragenden Alu-Speichennippel, die sich auch von außen noch gut nachspannen lassen, wenn erforderlich. Als nettes Detail hat BULLS die beiden dem Ventilloch nächstliegenden Nippel nicht schwarz, sondern in blau ausgeführt. Ob das das Auffinden des Ventils effektiv erleichtert oder doch mehr ein optisches Detail ist, sei allerdings dahingestellt.
Der Hattori LRS ist dreifach gekreuzt eingespeicht, wobei man sich vorne wie hinten wegen der bestimmt extrem steifen Carbonfelge mit nur 28 Speichen begnügt.

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Straight-Pull Namenkörper mit Centerlock Disc-Aufnahme und abgesteckten Endkappen zur Anpassung des Achsstandards.

9 BULLS Hattori

Centerlock-Aufnahme und Straight-Pull auch hier – dazu ein Alu-Freulaufkörper und ein Sperrklinkenfreilauf.

Zu dem Innenleben der am Hattori verbauten Naben hat uns BULLS keine weiteren Informationen zukommen lassen. Was man erkennt sind die Alu-Nabenkörper mit Straight-Pull-Flanschen und Center-Lock Disc-Aufnahmen –schwarz eloxiert mit schwarz-weißen eher dezent gehaltenen Aufklebern. Der Freilauf selbst besitzt einen schwarz eloxierten Alu-Freilaufkörper und ist doppelt gelagert. Der Sperrklinkenfreilauf mit 3 breiten Stahlklinken, der in einen eine 20-fach gezahnten Ring greift, wirkt gleichermaßen robust, wie auch einfach. Dem ersten Anschien nach sieht man dem BULLS Hattori hier noch am ehesten an, dass die Produktentwickler um den Kampfpreis zu erreichen mit sehr spitzem Bleistift haben kalkulieren müssen. Ob es sich dabei aber auch um funktionelle Einsparungen handelt wird der Praxistest aufdecken. Gerade jetzt in der nasskalten Jahreszeit werden hier eventuelle Schwächen bei der Dichtung oder dem Leichtlauf unweigerlich auffallen.

2 BULLS Hattori

Zum mitgelieferten Zubehör gehören die passenden Endkappen zur Umrüstung auf Steckachsen und ein Satz Schnellspanner.

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Zum Gegenhalten der rechten Endknappe, welche den Freilauf fixiert, braucht man einen 12 mm Sechskant …

Achsstandards: Was allerdings wirklich verwunderte, war, dass die Laufräder bei uns in der Schnellspannerversion ankamen. Die passenden Endkappen vor Steckachsen (sowie ein Satz Schnellspanner :-)) gehören zwar zum Lieferumfang, aber in Zeiten der Steckachsen wirken sie an einem derart modernen Laufradsatz schon etwas ungewöhnlich.
Vorne sind die Endkappen lediglich aufgesteckt und auch wenn sie sehr stramm sitzen, ist der Umbau recht einfach. Hinten dagegen, geht BULLS einen etwas ungewöhnlichen Weg. Die rechte Kappe ist ebenfalls nur aufgesteckt. Darunter verbirgt sich jedoch ein 12 mm Sechskant zum Gegenhalten der anderen, verschraubten Endkappe. Dies ist das erste Mal in vielen Jahren, wenn nicht sogar das erste Mal, dass ich einen 12er Inbus an einem Bike brauchte. Zum Abschrauben der Schnellspanner-Kappe braucht man einen 5er Inbus, zum Aufschrauben der Steckachs-Kappe einen 17 mm Maulschlüssel – Achtung Linksgewinde, die Drehrichtung ist allerdings jeweils vermerkt. Vorausgesetzt man hat das passende Werkzeug ist der Umbau sehr einfach.
Die verschraubte, rechte Endkappe sichert den Freilauf, der sich nach Lösen der Mutter ganz einfach abziehen lässt.

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Der Platz im Markt – Preis und Mitbewerber

Der dritte Teil – und das verwundert nicht sehr, nachdem die Produkte von BULLS kommen – der Preis: 1199 Euro hört sich angesichts der Eckdaten wirklich sehr vielversprechend an.
Damit kommt der BULLS Hattori etwa 300 Euro teurer als der AMERICAN CLASSIC Wide Lightning (Alu-)Laufradsatz, der bisher als unserer Referenz was Preis-/Leistung angeht galt. Das etwas höhere Gewicht dürfte der BULLS Hatori dabei mit einer geringfügig größeren Innenweite und einer mutmaßlich höheren Robustheit ausgleichen.
In der Riege der Laufräder mit Carbonfelgen bekommt man in der identischen Preisklasse nur deutlich schmälere Laufräder geboten, wie etwa die ROVAL Traverse Carbon 29 (hier schon bei uns getestet) oder man investiert noch mal 4oo bis 500 Euro mehr wie sie der ROVAL Traverse SL Fattie 29er LRS (etwa 100 g leichter und mit DT-Naben) oder die IBIS 941 (noch mal breiter und ca. 100 g schwerer) kosten. Man könnte fast glauben der BULLS Hattori LRS hätte sich strategisch schlau seinen  Platz im Markt gesucht.
Jetzt muss er ihn nur noch im Praxistest verteidigen …

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Reifenmontage und Tubeless-Eigenschaften

Eine weitere Auffälligkeit, war, dass der LRS – obwohl tubeless-ready – ganz ohne Tubeless-Tape, Ventil oder anderem Zubehör zu uns kam. Auch bitte BULLS derzeit noch keinen passenden Kit an um die überbreite Felge abzudichten. Deswegen mussten wir einfach Material aus unserem Fundus nehmen. Aufgrund der großvolumigen Felge recht das normale Ventil nur wenig aus der Felge heraus.

9b BULLS Hattori

Die großvolumige Felge bringt es auch mit sich, dass ein normales Schlauchlos-Ventil nur noch wenig aus der Felge herausragt und ein System wie Procore erst garnicht montierter ist.

Die Montage der Musterreifen (je ein CONTINENTAL „Der Baron 2.4 Projekt“, ein SCHWALBE Nobby Nic 2,35 und ein ONZA Ibex 2.4) war mustergültig leicht – solange man darauf achtet, dass die Reifenwulst zur Montage auch wirklich im Tiefbett (= der innere Kanal in der Felge) liegt. Das passiert bei dem Hatori nämlich sehr leicht, denn er besitzt außergewöhnlich breite und ausgeprägte Felgenschultern.
Das Schlauchlos-Aufpumpen mit der Standpumpe war dann dann aber nur mit dem sehr formstabilen CONTI „Der Baron“ möglich, während die anderen Reifen entweder einen ordentlichen Luftstoß aus dem Kompressor (oder CO2-Kartusche), oder ein vorheriges Aufpumpen mit Schlauch erforderten. Zwischen 1,5 und 2,5 bar sind die Reifen mit einem deutlichen Knall auf die Felgenschulter gesprungen. Von dort sind sie dann aber auch nur mit echtem Kraftaufwand wieder runter zu bekommen – „Positive Bead Lock“ im wahrsten Sinnen des Wortes, was für eine hohe Burping-Sicherheit auch bei sehr niedrigen Drücken spricht. Was die Trocketests angeht also grünes Licht was die Tubeless-Eigenschaften angeht, auch wenn das Aufpumpen zum Teil nur mit Hilfsmitteln ging.
Eine Montage mit SCHWALBE’s Procore ist von vornherein ausgeschlossen, weil die Felge so hoch baut, dass das Ventil zu kurz ist um noch mit dem erforderlichen Konterring gegen die Felge verspannt zu werden – schade, denn da hilft auch keine Ventilverlängerung.

9a BULLS Hattori

Am ROCKY Instinct und ready for Action.

Nach der Montage der Disc-Rotoren und der Kassette am Bike geht es in den kommenden Wochen/Monaten erstmal um die Trailperformance dieses wirklich spannenden Laufradsatzes. Wir halten euch auf dem Laufenden.

RIDE ON,
c_g