VITTORIA Deamion LRS – Erste Eindrücke: von MiMü
VITTORIAs Erstlingswerk in der Kategorie Allmountain-/Enduro-Laufradsatz, den Daemion Laufradsatz haben wir euch ja bereits ausführlich im Testintro vorgestellt. Seitdem sind ein paar nasskalte Wochen vergangen – Zeit euch von meinen ersten ersten Eindrücken zu schreiben.
Ganz besonders gespannt war ich auf die Trailperformance der Laufräder. Wenn ein renommierter Reifenhersteller sein eigentliches Fachgebiet verlässt und neue Wege geht, dann ist das immer auch spannend für uns Tester:
Was würde einen erwarten, würden die eigenen Vorstellungen erfüllt, übertroffen oder gar enttäuscht? Aber welche Eigenschaften sollte ein solide aufgebautes Laufrad denn mitbringen? Für mich stehen Steifigkeit, gutes Beschleunigungsvermögen, tadelloser Rundlauf und ein fester Sitz des Reifens auf der Felge.
Den Rundlauf der Laufräder hatte ich bereits vor Montage von Kassette und Bremsscheiben im Zentrierständer kontrolliert, eine Marotte, die ich mir im Laufe der Jahre zugelegt habe. Vorder- sowie Hinterrad überzeugten erwartungsgemäß mit einem soliden Rundlauf, keinerlei Höhenschlägen und gleichmäßiger Speichenspannung. Auffallend war die beinahe idente Speichenspannung zwischen linker und rechter Nabenseite. Das um 2,5 mm asymmetrische Felgenprofil scheint hier seine volle Wirkung zu zeigen, auf Dauer gesehen dürften die Laufräder bedingt durch die symmetrische Speichenspannung sehr haltbar und wenig defektanfällig sein. Wir werden sehen!
Auf den ersten Metern gefiel der Laufradsatz durch, ein bezogen auf sein Gewicht von „nackt“ 1879g, sehr gutes Beschleunigungsvermögen. Die Laufräder wirken flink und dennoch steif, das Rausbeschleunigen aus Kurven oder Wiegetrittfahren im Uphill machen richtig Spass – weil subjektiv „was weiter“ geht. Kombiniert mit einem profilärmeren Semislick á la SCHWALBE Rock Razor dürften die Beschleunigungsorgien noch ausgeprägter ausfallen.
On Trail beeindruckten die Deamion-Laufräder mit sehr guter Steifigkeit, sowohl in verblockten Passagen als auch in schnell gefahrenen Kurven oder kleineren Drops. Das Einlenkverhalten ist wunderbar präzise, die Laufräder folgen stets den Lenkbefehlen und geben immer ein nachfühlbares Feedback über den Untergrund. Dabei zeigt sich die Steifigkeit nicht übertrieben hart, ein Quäntchen Restkomfort bleibt. Speichenknacken, wie es bei ungleichmäßig gespannten Speichen häufig zu hören ist, fehlte bisher. Ob es bei derart gleichmäßig gespannten Speichen im Verlauf des Tests überhaupt auftreten wird wage ich zu bezweifeln.
Die Vittoria-eigenen Naben wirken mit ihren niedrigen Straight-Pull Falschen im Vergleich zu klassischen Naben mit ihren hohen Flanschen fast schon klein, obwohl sie das ganz sicher nicht sind. Zudem überzeugen sie durch spielfreien, geräuschlosen Lauf und präzise gefertigte Achsadapter. Der Laufradeinbau gelingt ohne Verkanten der Endkappen oder anderen Probleme.
Zu Beginn unseres Test montierte ich meinen Lieblingsreifen, den MAXXIS Ardent 2,4 Exo Protection, zu diesem Zeitpunkt noch mit Schlauch. Nach kurzem Probieren fand ich den Luftdruck bei 1,8 Bar ideal – der Rollwiderstand auf harten Untergründen war akzeptabel-gering, die Traktion und das Kurvenverhalten auf den aufgeweichten Trails waren auf gewohnt hohem Niveau. Zudem überzeugte der Reifen durch einen festen, walkfreien Sitz auf der Felge.
Um das im Intro schon erwähnte Speedlock-Felgendesign (spezielle Felgenschultern sowie eine ausgeprägte Innenwulst sollen den Reifen auch bei niedrigem Luftdruck und starken Seitenbelastungen sicher auf der Felge halten) aus der Reserve zu locken, senkte ich den Luftdruck versuchsweise auf 1 Bar ab. Ein flacher kurvenreicher Waldtrail stellte meine „Teststrecke“ dar. Natürlich war der Rollwiderstand spürbar höher und man spürte wie die Lenkpräzision durch das Walken der Karakasse deutlich litt, aber der Reifen blibe dennoch fest auf der Felge und folgte den Lenkbefehlen ohne zu Murren oder runterspringen zu wollen.
Der 3-Klinken-Freilauf hat ein angenehm leises, sonores Freilaufgeräusch, für mich als Freund von akustisch auffälligeren Freilaufen wie Hope oder Chris King herrschte erst einmal ungewohnte Stille im Wald. Daran hat man sich aber schnell gewohnt, und natürliche Geräusche wie das Rascheln von Laub oder das Quatschen von Matschpfützen treten in den Vordergrund. Mountainbiken genießt man halt am besten mit allen Sinnen!
Wie es um die tubeless-Eigenschaften des Laufradsatzes aussieht, werde ich euch in einem separaten Test-Update berichten. Im Lieferumfang enthalten war zwar ein klassisches Felgenband, tubeless-Ventile und ein dazugehöriges Dichtband gehörten aber nicht dazu. Neben dem besagten MAXXIS Ardent werde ich den Laufradsatz auch noch mit einem Paar VITTORIA Gato-Reifen über die Trails scheuchen – deren tubeless-Fähigkeit in Verbindung mit den tubeless-ready-Felgen dürfte den benötigten Luftdruck noch einmal deutlich senken bei hoffentlich gleichzeitig verringertem Rollwiderstand und gutem Pannenschutz. VITTORIA verspricht ja ein deutliches Performance-Plus bei Verwendung von hauseigenen Reifen, wie es eben der Gato ist. Ob diese Tatsache erfahrbar ist, darüber werde ich euch ebenfalls im tubeless-Update berichten.
Zwischenfazit: Dem Ersten Eindruck nach hat VITTORIA mit dem Deamion-Laufradsatz ein solides Paket für Allmountain- und Enduro-Piloten geschnürt. Für den Gegenwert von 665.- Euro (inkl. Zubehör) erhält man einen zurückhaltend eigenständig designten Satz Laufräder. Rundlauf, Steifigkeit, Beschleunigungsvermögen oder die Reifenführung liegen nach den ersten Erfahrungen auf mehr als nur Mittelklasseniveau. Es scheint fast so, als hätte Vittoria nie etwa anderes als die Entwicklung und Fertigung von Laufrädern gemacht. Gut gemacht VITTORIA.
Meine Erwartungen wurden damit bisher nicht nur erfüllt, sondern sogar leicht übertroffen. Dem weiteren Testverlauf blicke ich schon mit Freude entgegen!
MiMü