AMERICAN CLASSIC Carbonator 29er Laufräder – Testfazit: von Grannygear
Im Großen und Ganzen werden Bike Produkte und damit auch die Bikes selber immer besser. Es gibt heutzutage nur noch sehr wenige negative Ausnahmen. Gerade wenn man im gehobenen Preissegment shoppt, bekommt man mit dem Markennamen fast immer auch etwas für sein Geld geboten. Bei Laufrädern ist das genauso. Billige Laufräder werden immer schwerer und nicht selten auch weniger robust und vielleicht flexibler sein und High-End-Laufräder werden für die meisten Leute auch genau das sein … nämlich High-End in allen Bereichen. Und genau so ist es auch mit den American Classic Carbonator 29er Laufrädern – die sind einfach großartige Laufräder. Aber mittlerweile bietet der Markt bereits ein paar großartige Optionen in Sachen 29er High-End-Laufräder- Um sich da hervorzutun muss man schon einiges bieten. Was die Carbonator 29er zu an Zahlen, Daten, Fakten bieten haben, haben wir euch ja schon im Testintro bezeigt.
Die 1.799 Euro, die man für einen Satz AC Carbonators hinlegt sind eine Menge Geld, aber es steht sehr wohl im Verhältnis mit dem was die Mitbewerber so an High-End Carbonlaufrädern bieten – die Carbonator Laufräder könne es sehr wohl mit den Laufrädern von ENVE (die M60 HV wäre das Pendant), ROVAL (Traverse SL Fatty 29), IBIS (941) und dergleichen aufnehmen.
Mit der klassischen Konstruktion als 3-fach gekreuzte Laufräder und 32 Speichen bei einer Innenweite von 26 mm AC Carbonators und einem Gewicht pro Laufradsatz von um die 1600 g (AC gibt 1678 g an, unser Satz wog 1597 g) gibt es hier nicht viel zu meckern.
Zugegeben manche anderen Hersteller arbeiten mit den Naben von DT-SWISS, die mit ihrer Stirnradverzahnung sicher zu den besten und haltbarsten Naben auf dem Planeten zählen, aber bisher habe ich diesbezüglich auch nie Probleme mit den AC Naben gehabt. Mittlerweile fahre ich mehrere Sätze AMERICAN CLASSIC Naben – sowohl auf der Strasse, wie auch beim MTB und es gab nie irgendwelche Probleme damit. Einzig der Umbau der Naben auf andere Achsstandards ist bei den AMERICAN CLASSIC Naben etwas aufwendiger weil man dazu zwei flache 19 mm Maulschlüssel und ein wenig handwerkliches Geschick braucht. Dafür arbeitet der AC Freilauf ungemein leise und sanft – kein Rattern und Klicken sondern nur ein feines Surren bei einem ebenso sicheren Eingreifen der 2-fach gezahnten Sperrklinken. Zugegeben ich lebe in einer Region mit eher milden Bedingungen fürs Biken, zumindest was das Wetter angeht, aber bisher musste ich noch nie einen Freilauf oder Lager wegen Verschmutzung oder vorzeitiger Abnutzung austauschen. Ein kurzer Chek-Up am Ende der Saison und etwas frisches Fett – mehr haben die Naben bisher nie spendiert bekommen.
Es gibt wahrscheinlich nur wenige Leute wie den Ingenieur und Firmengründer Bill Shook die sich so intensiv mit den einzelnen Aspekten von Laufrädern (MTB, Strasse und sogar für Rollstühle) auseinander setzen. Wer wie ich die Gelegenheit hatte sich in Ruhe mit Bill zusammenzusetzen und in die Tiefen seiner Laufrad- und Felgendesigns einzusteigen, wird das schnell erkennen. Gerade wer seine Alu-Laufräder kennt (insbesondere die Wide Lightnings), und sieht, dass es weiterhin noch keinen Hersteller gibt, der ihm hierin echte Konkurrenz macht – da fragt man sich schon ob er nicht mit mehr als nur reiner Ingenieurskunst an seine Kreationen hingeht …
Doch zurück zu den AMERICAN CLASSIC Carbonator Laufrädern. Wie wir es von AMERICAN CLASSIC Felgen gewohnt sind, erlauben sie eine leichte Montage der Reifen und lassen sich sehr gut auch schlauchlos aufpumpen und fahren. Ich selber mag das an meinem Testlaufradsatz verbaute durchsichtige Tape nicht so gerne, weile s sehr empfindlich ist, aber mittlerweile hat AMERICAN CLASSIC pauschal auf eine robusteres Tape umgerüstet.
Auf dem Trail gaben sie sich durchweg immer solide und ziemlich direkt. In der Tat, ist „direkt“ das eine Wort, das mir immer und immer wieder in den Sinn gekommen ist wenn ich mit den Carbonators unterwegs gewesen bin. Sie setzen jede Lenkbewegung unverzüglich um, reagieren extrem präzise und und halten die Spur, egal was sich einem in den Weg stellt … zumindest solange die Fahrphysik und die reifen das mitmachen ;-). Ich habe nie auch nur einen Hauch von Flex gespürt. Auch mit ihrer „gemäßigten“ Breite von „nur“ 26 mm konnte ich damit den SCHWALBE Nobby Nic 2.35 problemlos bis auf ca. 1,4 bar herunter fahren – ohne irgendwelche Probleme. Meistens bin ich den Reifen des besseren Durchschlagschutzes wegen aber mit knapp 1,5 bar gefahren.
Ich habe die AC Carbonators für diesen Test ausschließlich auf meinem SPECIALIZED Camber mit 120 mm gefahren, was einerseits bedeutet hat, dass die Laufräder richtig hartes Gelände gesehen haben und dennoch nicht durch endlosen Federweg „geschützt“ worden sind. Rein vom Fahrertyp, wäre das Camber genauso gut geeignet um damit die Wide Lightning Laufräder zu fahren, aber mit den nur unwesentlich schwereren Carbonators habe ich mich irgendwann überhaupt nicht mehr um Durchschläge oder Steinschlag ähnliches gekümmert. Genau hier liegt nämlich die besondere Stärke der Laufräder – mit ihrem mächtigen Felgenhorn (3,5 mm Wandstärke auf jeder Seite) und den robusten Seitenwänden scheint es fast nichts zu geben, was ihnen schaden kann. Hier muss man sich schon richtig anstrengen um etwas kaputt zu bekommen.
Ganz ehrlich, es gibt nicht mehr wirklich viel zu den AMERICAN CLASIC Carbonator Laufräder zu sagen. Sie sind einfach unglaublich solide und robuste Laufräder, die aber gleichzeitig ein absolut racetaugliches Gewicht mitbringen. Und auch wenn die bisher einzigen Carbon-MTB-Laufräder von AMERICAN CLASSIC nicht die leichtesten, nicht die breitesten und auch nicht die günstigsten ihrer Riege sind, sind sie dennoch extrem gute und vielseitige Laufräder die ich ganz klar in unter eines der wenige Produkte stellen würde, die an beinahe jedem Bike eine gute Figur machen würden – von XC bis Enduro. Punkt aus.
Grannygear
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Hier noch ein paar Zeilen AMERICAN CLASSIC zu deren Carbonator Laufräder im Besonderen und die Firmenphilosophie im Allgemeinen:
GG: Für welchen Fahrertyp genau seht ihr die Carbonator Laufräder als ideale Wahl? Einerseits habt ihr die „Wide Lightnings“, die einerseits breiter, ein wenig leichter und deutlich günstiger sind und dann habt ihr noch die All-Mountain Laufräder, die schwerer und etwas schmäler sind. Was sollte ich beachten, wenn ich mich für ein Laufrad entscheiden soll?
AC: Die Carbonator sind unglaublich steif und sehr reaktionsschnell. Sie sind damit eher für aggressive All-Mountain und Enduro-Fahrer gedacht. Die Wide Lightning sind unsere besten Allroundlaufräder wenn es um die perfekte Balance aus Gewicht, Breite und Preis geht. Ihr Spektrum reicht von XC bis hin zu All-Mountain. Als normaler Mountainbiker macht man mit keinem der beiden etwas falsch. Wer hohen Wert auf maximale Steifigkeit legt, nimmt die Carbonator, wer aber eher aufs Gewicht schaut und bei den Reifen eine Nummer kleiner weren will ohne an Luftvolumen zu verlieren, nimmt besser die Wide Lightning.
GG: Ihr beschäftigt euch ja schon lange mit Laufrädern aus Carbon, seid aber trotzdem erst spät im MTB Bereich damit aufgetreten. Was habt ihr daraus gelernt erst so spät mitzugehen oder in anderen Worten welche Vorteile hattet ihr daraus euch etwas mehr Zeit damit zu lassen?
AC: Für uns war es besonders wichtig erstmal den ersten Hype abzuwarten und herauszufinden was mit Carbonfelgen funktioniert und was nicht. Bill Shook hat sich bewusst für einen nicht ganz so breite Felge mit geradem Felgenhorn entschieden, nachdem er die ersten Produkte der Mitbewerber genauer untersucht hat. Gerade die hakenlosen Felgenflanken helfen ungemein die Felgen noch stabiler und zuverlässiger zu machen.
GG: Glaubt ihr, dass wir uns langsam einer idealen Felgenbreite für normale 29er annähern? Gerade in noch neune PLUS Segment scheint das ja noch sehr unterschiedlich gesehen zu werden, aber bei 29ern schient es sich irgendwo zwischen 24 und 30 mm einzupendeln. Die Carbonator sind da mit 26 mm schon recht breit, aber die Wide Lightning setzen dem mit 29,3 mm noch etwas mehr Breite entgegen, was ich persönlich gerade bei niedrigen Drücken als optimal empfinde.
AC: Die Felgenbreite hängt vor allem von dem Einsatzbereich, den gewünschten Zielen und der Reifenwahl ab. Als Bill Shook unser Mastermind und Gründer die Wide Lightning entwickelte hat er jede erdenkliche Felgenbreite in Kombination mit den damals verfügbaren Reifen getestet. Dabei hat er herausgefunden, dass ca. 30 mm Innenweite das Optimum für die allermeisten Reifen darstellt. Dadurch bekommen die Reifen sehr viel Stabilität, das Luftvolumen ist groß, der Reifen wird nicht zu sehr abgeflacht und selbst die Seitenstollen der meisten Reifen zwischen 2,0 und 2,35 können noch tun, was sie tun sollen. Wenn man noch schmalere oder noch breitere Kombinationen fährt ändert sich der Außendurchmesser der Reifen zu sehr und die Fahreigenschaften leiden. Die Carbonator sind bewusst etwas schmäler weil man im Enduro-Sport typischerweise Reifen zwischen 2.35 und 2.5 Breite fährt.
GG: Als bisher für ihre genialen Alu-Felgen bekannter Hersteller – was bekommt der Fahrer in euren Carbonfelgen, was er vorher noch nicht bei den Alu-Modellen gefunden hat (außer dass sein Kontostand spürbar kleiner wurde)?
AC: Carbon kann bei einer Felge für mehr Steifigkeit, bei gleichem Gewicht sorgen. Deswegen sehen wir die Carbonators auch eher bei langhubigen All-Mountain- und Endurobikes und in schwerem Gelände. Wir bei AMERICAN CLASSIC wissen wie man erstklassige Alufelgen und Laufräder macht. Bei den Carbonators ist es weniger eine Frage von „was ist besser“, sondern eher eine Frage des Fahrstils. Bei uns geht es darum, dass der fahrer einfach eine tolle Zeit auf dem Trail hat – nicht mehr und nicht weniger.
GG: Wie ihr wisst, sind wir keine Fans des durchsichtigen „Honey Tape“ das ihr bisher verwendet habt und wie ich gehört habe, gibt es dafür bereits einen Ersatz.
AC: Yes, für 2016 werden wir eine neues Tape nehmen, das „Blue Tape System“. Es kommt mit allen neuen Laufrädern und kann auch separat erworben werden. Die erste Lage ist dabei immer ein extrem reißfestes Filamentband, das vor allem bei Hochdrucksystemen wie Strasse oder Cyclocross ein Durchdrücken an den Speichenlöchern verhindert. Darüber folgt eine Wicklung des namengebende blaue Tapes, das ebenfalls robuster und zudem noch leichter in der Anwendung ist.
GG: Und noch eine Frage zu Boost und dem trendigen Plus-Formaten. Wie seht ihr das? Ich fahre gerade ein solches Plus-Hrdtailund finde das Ding klasse.
AC: Wir sind bereit. Unsere neuen Boost Naben und Laufräder (vorne 110×15 und hinten 148×12) sind bereits in Produktion und werden voraussichtlich ab Januar 2016 ausgeliefert werden.