VITTORIA Daemion All Mountain/Enduro Laufradsatz – Testintro: von MiMü
Bisher war VITTORIA ja für erstklassige Rennrad- und, seit der Umbenennung von GAEX, nun auch Mountainbike-Reifen bekannt. Wir hatten ja bereits einige GEAX Reifen im Test (darunter den Gato 2.1 TNT und den Goma 2.3 TNT) und jüngst sogar ein paar VITTORIA Reifen (den 29×3.0 Bomboloni und den Barzo 2.25 TNT).
Doch bei VITTORIA, die zu den Vorreitern in Sachen tubeless-ready gehören, weiß man, dass ein Reifen nur dann wirklich optimal funktionieren kann – insbesondere wenn schlauchlos gefahren – wenn auch das Zusammenspiel mit den Felgen perfekt funktioniert. Deswegen war es ein zugegeben mutiger, aber auch logischer Schritt sich auch mit Felgen und Laufrädern zu beschäftigen. Auf der Interbike 2014 überraschten die Italiener die Bikewelt erstmals mit ihrer eigenen Laufrad-Kollektion. Darunter einige für die schnelle XC-/Marathon-Fraktion, aber auch etwas leckeres für die Allmountain- und Enduro-Fahrer … den Daemion, den es sowohl im 27,5er und 29er Format gibt.
Vor einigen Tagen traf dann ein großes Paket aus Bella Italia bei uns ein – mit dem ersten VITTORIA Laufradsatz, den wir fahren und testen dürfen. Zeit für dieses ausführliche Testintro und um euch mit allen Fakten und aussagkräftigen Bildern zu versorgen. Wie gesagt setzt VITTRIA den Daemion Laufradsatz für den All-Mountain bis Enduro-Einsatz an.
Der erste Eindruck beim Ausapcken ist sehr gut. Durch seine matt-schwarze Felgenoberfläche, die schwarzen Speichen und Nippel sowie die in schwarz-grau-weiß ausgeführten Camouflage-Aufkleber wirkt der Daemion Laufradsatz edel und zugleich unaufdringlich und sehr hochwertig. Nachdem sowohl die naben wie auch die Felgen eigene Designs von VITTORIA sind, ist der Individualitäte auch optisch mehr als genüge getan.
Als erstes fallen die eigenständigen Straight-Pull-Naben auf, die mit ihren geschwungenen Flanschen sowohl dynamisch wie auch robust wirken. Bei der Lagerng verläßt man sich auf bekannte und bewährte Technik. Vorne sorgen zwei und hinten vier gedichtete Industrielager für einen seidenweichen und speilfreien Lauf. Auf den ersten Blick wirken sie sehr hochwertig und dem Anschein nach dürften sie auch selbst zu wechseln sein, wenn je erforderlich.
Die Naben werden nur mit SHIMANO’s Centerlock-Aufnahme produziert. Wer 6-Loch Bremsscheiben verwendet, kommt beim Daemion also nicht um eine Adapterlösung herum. Die benötigten Adapter sind aber bereits im Lieferumfang enthalten. Anders als die üblichen Centerlock-Verschlußringe von SHIMANO oder DT-SWISS sind die die VITTORIA Versionen aber dreiteilig. Sie werden mit einem Hollowtech II Tretlagerwerkzeug fixiert. Campagnolo’s Ultratorque Werkzeug funktioniert ebenfalls.
Um auch SRAM XD-Kassetten-Fahrer glücklich zu machen, bietet Vittoria einen Umrüst-Freilaufkörper zum serienmäßigen SHIMANO Freilauf an. Weil ich parallel noch die SRAM GX 2×11 Schaltung testem haben wie den LRS gleich in dieser Konfiguration zum Test angefordert. Wie der serinemäßige SHIMANO Freilauf arbeitete auch der XD-Freilauf mit drei Sperrklinken und ist doppelt gelagert, Der Umbau ist äußerst einfach, werkzeugfrei und selbst für Laien in weniger als zwei Minuten zu machen. 28 Stück konifizierte Straight-Pull-Speichen vorne und hinten, klassisch 3-fach gekreuzt, verbinden die Naben zu den Felgen und sollen den Laufrädern die notwendige Steifigkeit für härtere Trail-Einsätze verleihen.
VITTORIA nennt ihr Felgendesign „WSR“ und wirbt mit einer „breiter als üblichen Felgenweite“. Die aufgeführten Vorteile sind, dass die Reifen in Kurven mehr Grip aufbauen können und fester in der Felge sitzen, die Karkasse insgesamt stabiler geführt werden soll, und sogar, dass damit der Rollwiderstand gesenkt würde. Schön, wenn man diese Vorteile so plakativ vor Augen geführt bekommt. Allerdings hat die Realität den Anspruch fast schon eingeholt, denn mit einer nachgemessenen Innenbreite von 22,3 mm gehört die Daemion nicht mehr unbedingt zu den Vorreitern der „Breit-und-immer-Breiter-Felgen“. Andererseits ist die Felge für ein italienisches Produkt ausgesprochen breit und sollte genügen um auch bis 2,4“ breite Reifen sicher zu führen.
Ein weiteres Feature der Felgen ist ihr um 2,5 mm asymmetrisches Felgenprofil, wodurch Speichenwinkel und Speichenspannung für beide Seiten etwas ausgeglichener ausfallen sollen – ein Designkniff den man immer wieder bei Fekgenherstellern findet. Selbstredend sind die Felgen tubeless-ready, doch als einer der Vorreiter in Sachen tubeless, haben sich die Italiener das sogenannte Speedlock-Design einfallen lassen, bei dem speziell geformte Felgenschultern und eine ausgeprägte Innenwulst die Reifenwulst auch bei niedrigen Drücken und bei starken Seitenbelastungen bombensicherer auf der Felge halten sollen. Ebenfalls ein smarter Move, der zwar auch bei anderen herstellern zu finden ist, der Performance aber ganz sicher nicht schadet.
Eine interessantes Detail ist der holographische QR-Code auf der Felgenflanke, mit dessen Hilfe der Käufer den Satz online bei Vittoria registrieren kann. Im Gegenzug belohnt VITTORIA die Registrierung mit einer Garantieverlängerung von gesetzlichen 2 auf 3 Jahre. Die Garantie selbst beinhaltete sachgemäßen Gebrauch durch den Erstkäufer und ist zwa rnicht übertragbar, speichert aber die gesamte Service- und Reparaturhistorie des Laufradsatzes ab, was wiederum durchaus interessant sein kann für den interessierten Gebrauchtkäufer.
In unserer Konfiguration kommen die Laufräder in 100×15 mm vorne und X12 (142×12 mm) hinten. Die für einen Umbau auf traditionelle Schnellspanner notwendigen Adapter sind aber im Lieferumfang enthalten. Sehr vorbildlich.
Während VITTORIA für den Komplettsatz 1716 g ankündigt, habe ich 1830 g geworgen, allerdings inklusive des ab Werk verbautem Felgenbandes sowie des SHIMANO Standard-Freilaufs. Das Vorderrad schlägt dabei mit 850 g, das Hinterrad mit 980 g zu Buche. In meinem Fall kommen dann noch die beiden Centerlock-Adapter mit jeweils 27 g dazu. Der Austausch auf den XD-Freilauf spart 10 g, aber die benötigten X12-Achsadapter bringen zusätzliche 6 g ans Rad. Macht summa summarum 1879g für den gebrauchsfertigen Laufradsatz. Kein Leichtgewicht, aber durchaus vertretbar für den genannten Einsatzbereich.
Meinen persönlichen Referenzreifen, den MAXXIS Ardent Exo Protection in 2,4“ Breite, konnte ich in der tubeless-ready Version ganz ohne zu Hilfenahme von Reifenhebern aufziehen. Nach 24 h Ruhezeit bei 2 bar zeigte der Messschieber eine Stollenbreite von 59mm, die Karkassenbreite betrug 57mm. Zum Vergleich: Gegenüber meiner bisher verwendeten Felge, einer SPANK Oozy 26 mit 21mm Innenbreite brachte das immerhin 2 zusätzliche Millimeter Karkassenbreite und dementsprechend eine etwas höheres Luftvolumen. Ob der Reifen durch das breitere Felgenbett seine Vorzüge auch auf dem Trail besser umsetzen kann, wird unser Test zeigen.
Was den Vertrieb der Laufräder angeht, steht VITTORIA noch am Anfang. Deswegen werden deren Laufräder aktuell in auch nur in Italien, Frankreich, Spanien, Portugal, BeNeLux, UK und USA vertrieben. Weitere Länder wie D, A und CH sind aber bereits in Planung. Der UVP für einen Satz samt der oben genannten Zubehörs liegt bei 665,00 Euro bzw. 699,00 USD.
Ehe ich es vergesse, neben dem Laufradsatz hat uns VITTORIA noch einen Satz des Gato 2,3 TNT Allmountain-Reifen geschickt – einer der ersten speziell für den Trail-Einsatz entwickelten 29“ Reifen, den c_g bereits 2012 ausführlich getestet hat (noch auf der englischsprachigen Seite). Den werde ich alternierend mit dem MAXXIS Ardent auf dem Vittoria Daemion LRS testen. Mal sehen, welches Profil den herbstlich-frühwinterlichen Bedingungen besser Paroli bieten kann.
Aber jetzt geht es erstmal um die Trailperformance des VITTORIA Daemion 29er Laufradsatzes, der zwar nicht unbedingt mit technischen Superlativen aufwartet, den Zahlen nach aber sehr wohl die Vorraussetzungen erfüllt ein solider Performer zu sein.
RIDE ON,
MiMü