RADON Skeen 100 9.0 29er – Zwischenstand: von th und c_g
Im Testintro berichteten wir bereits ausführlich über alle Spezifikationen und die Ausstattung des Skeen 100 9.0 – das derzeitige Topmodell unter den 29er Fullies der 100 mm Klasse beim Direktversender RADON.
Die Ausstattung mit aktueller Shimano XT Gruppe in 2×11 Abstufungen, dem leichten DT-SWISS Laufradsatz XR Spline One und das hochwertige FOX Factory Fahrwerk versprachen im Stand schon reichlich Performance. Auch die Geometrie des Alu-Rahmens (mit Carbonumlenkwippe) ließ mit seinem langen Oberrohr und der tiefen und leicht gestreckten Sitzposition deutlich die sportlichen Gene des Skeen erkennen. Wie sehr diese auf der Piste zu spüren sind, klären wir in diesem Teil unseres Tests.
Schon der ersten Meter zeigen: Das Skeen 100 9.0 mag es gerne schnell und ist in seiner gesamten Auslegung klar auf Vortrieb getrimmt. Und das in jedwedem Terrain. Im Handling hat es zwar eine leichte Vorliebe für flowige, schnelle Trails, aber man kann damit auch getrost auf enge und verwinkelte Trails und Rennstrecken gehen. Zum aktuellen Zeitpunkt würde ich dem Skeen dem Handling nach eine gelungene Mischung aus Agilität und Sicherheit attestieren. Ich finde die Mischung als wendigem um die Kurven zirkeln und gleichzeitig das hohe subjektive Sicherheitsgefühl, welches das Bike im Grenzbereich vermittelt sehr gelungen.
Bergauf zeigt das Fully selbst an steilen Rampen keine Tendenzen zum Steigen und man kommt schon mit geringer Gewichtsverlagerung sehr steile Anstiege gelassen hoch. Der 446 mm lange Heck und der lange Hauptrahmen bringen auch dort viel Druck aufs Vorderrad. Die gleichzeitige Blockierungsoption der Federgabel und des Dämpfers lässt dem Piloten jederzeit die Wahl, den Fahrwerkmodus an die jeweiligen Anforderungen anzupassen. So setzt das Skeen willig bei Bergsaufsprints jeden Pedaldruck in Vortrieb um. Die parallele Blockierung für Gabel und Dämpfer ist im harten Kampf um Platzierungen und bei langen Wiegetrittanstiegen sehr willkommen, aber bereits auf moderaten Trailanstiegen kann man Dämpfer und Gabel getrost offen lassen und die traktions- und komfortfördernde Federung arbeiten lassen.
Bergab: Auf der anderen Seite jagt man damit für ein 100 mm Fully ausgesprochen souverän auch steile und verblockte Trails hinab. Logischerweise setzt der magere Federweg auf ruppigen Trailpassagen klare Grenzen, aber die Art wie dieser Federweg genutzt wird, ist hier mustergültig. Wenn man mir gesagt hätte, das Skeen hätte 120 mm Federweg, würde ich es durchaus glauben. Dabei arbeiten die Float 32-Gabel und der gleichnamige Dämpfer – beide mit der jüngsten 2016er Dämpfungstechnologie und edler Kashima Beschichtung – auffallend unauffällig. Das Setup beider ist kinderleicht. Beide Elemente zeigen sich ausgesprochen sensibel und besitzen doch genug Reserven um den Federweg optimal zu nutzen. Auch die Fahrwerksbalance zwischen Gabel und Dämpfer gibt keinen Anlass für Kritik – sie harmonieren sehr gut miteinander.
Ausstattung: Die SHIMANO XT Antriebsgruppe glänzt auch am Skeen 100 9.0 mit ihren oft gelobten Qualitäten in Sachen Schaltperformance und perfekten Gangsprüngen. Gegenüber meiner SRAM 11-fach Schaltung an meinem anderen Bike empfinde ich die Schaltvorgänge zwar weniger knackig und definiert, aber daran gewöhnt man sich schnell. Die Übersetzungsbandbreite der 36/26 Zweifachkurbel ist mit der 11-fach gestuften Kassette von 11 – 40 für wirklich jedes Terrain passend. Sehr steile Berge lassen sich mit dem kleine Kettenblatt auch von jedem Hobbysportler sehr gut bewältigen und mit dem 36er Kettenblatt kommen auch hartgesottene Drücker auf ihre Kosten bzw. es lassen sich damit auch schnelle Straßentappen noch gut treten.
Einzig die Bedienkräfte der Schaltung an unserem Testbike finde ich etwas zu hoch. Letzteres gilt übrigens auch für den FOX Lockout-Hebel, der sind grundsätzlich gut bedienen und greifen lässt, aber dem Biker am Ende eines steilen Berges im Sauerstoffdefizit recht viel abverlangt. Die XT-Bremsen zeigen indes die gewohnte Bremsleistung und erstklassige Dosierbarkeit such keine Spur von dem wandernden Druckpunkt, wie c_g ihn bei seiner XTR Dauertestgruppe angesprochen hat.
Die edlen DT-SWISS Laufrädern XR Spline One mit denen RADON das Skeen 9.0 zum Kunden rollen lässt, ist in der Preiskategorie eine echte Seltenheit und deutliches Signal des ausgezeichneten Presi-Leisutngsverhältisses dieses Bikes. Das Bike profitiert gleich doppelt durch die geringe Masse und hohe Steifigkeit der Laufräder. In Kombination mit dem aufgezogenen Rocket Ron’s von SCHWALBE unterstreicht das Skeen die Lust nach Speed. Das ändert zwar am recht hohen Gesamtgewicht des Bikes mit 12,7 kg nur wenig, verhilft dem Bike aber dennoch zu einer spürbar höheren Agilität und besseren Beschleunigung. Bei der Frage woher das hohe Gewicht kommt, steht vor allem der Alurahmen im Verdacht – an den Komponenten scheint es nicht zu liegen. Ein leichter Carbonrahmen würde dem Bike sicher gut stehen und so seine Ambitionen als Racer zusätzlich pushen – die Carbon-Umlenkwippe könnte hierfür schon der erste Hinweise sein.
Den genannten „Need for Speed“ haben wir an unserem Testbike gleich noch mal auf die Spitze getrieben und den ursprünglich positiv montierten Vorbau mal umgedreht. So mutierte das ohnehin schon recht sportliche Bike in Kombination mit dem langen Oberrohr zum echten Trailfeger für Racer wie mich.
Unser Zwischenfazit: Am RADON Skeen 100 9.0 gibt es bisher nichts zu meckern. Sein Leistungsspektrum reicht vom sportlichen Tourenfully bis hin zum echten Racefully. Auch wenn das Gesamtgewicht die Raceambitionen nicht sofort durchscheinen lässt, so verhelfen die leichten Laufräder ihm zu einem sehr wohl sportlichen Charakter. Ein reinrassiges Racebike ist es dennoch so nicht. Aber es ist ganz, ganz nah dran! Darüber hinaus wurde das Bike perfekt vormontiert ausgeliefert und zeigte bislang keinerlei Probleme auf den teils harten Ausfahrten.