SCHWALBE Procore Doppelkammersystem – ein vorläufiges Fazit: von c_g
Seit Mai bin ich nun mit dem revolutionären und vieldiskutierten Doppelkammersystem System aus dem Hause SCHWALBE unterwegs, habe es in allen erdenklichen Situationen ausprobiert und beinahe alles damit gemacht, was mir als Tester eingefallen ist. Procore, das ist in der Grundidee nicht viel mehr als ein Reifen im Reifen – der innere mit hohem Druck (4 bis 6 bar) für Durchschlagschutz und um den äußeren Reifen auf der Felge zu fixieren; der äußere mit 0,9 bis 1,5 bar gefahren für schier endlose Traktion, Sicherheit und Komfort. Hört sich bekannt an? Von Plus-Reifen? Ja, in der Tat. Auch wenn die Wege dorthin unterschiedlich sind, auf den ersten Blick sind sich die Fahreigenschaften von Plus-Reifen und mit Procore ausgestatteten Reifen sehr ähnlich. Doch dazu später noch mehr …
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Zuerst einmal zu SCHWALBE’s Procore selber.
MONTAGE/TUBELESS-Eigenschaften: Ich habe das System auf diversen Felgen zwischen 23 und 35 mm Innenweite montiert. Mit ganz wenigen Ausnahmen war der Prozess sehr einfach (bereits hier näher aufgeführt) und das Aufpumpen der tubeless-ready Außenreifen war fast immer schon mit einer kleinen Handpumpe zu machen. Selbst auf eine schwer verdellten Felge, die eigentlich gar nicht mehr tubeless-fähig ist, hat das funktioniert – ein Dank an den aktiv nach außen drückenden Innenreifen. Auch das Wissen, dass der Reifen stets sicher auf der Felge sitzt und Burping quasi nicht mehr vorkommt, hilft dabei gelassener zu biken.
Allerdings muss ich auch ansprechen, dass es auch einen Fall gab wo der Procore-Innenreifen so straff auf der Felge gesessen ist, dass er ohne Metallreifenheber – ein absolutes No-Go für Carbonfelgen – nicht möglich gewesen war, das System zu montieren. So auf der DT-SWISS XMC 1200 Felge am PIVOT Mach 429 Trail für das ich eigens einen Procore-Kit in die USA mitgebracht hatte.
–> Wer sich bisher gescheut hat auf Schlauchlos umzurüsten, der wird mit Procore seine helle Freude haben. Das System macht das Thema zum Kinderspiel. Sehr positiv ist, dass Procore für ein großes Spektrum an Felgenbreiten passt, wie aber immer wenn zwei nicht-standartisierte Bauteile zusammenkommen passt auch Procore nicht auf jede Felge.
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FAHREINDRÜCKE (Traktion, Sicherheit & Co.): Wer es bisher aus meinen Berichten noch nicht herausgelesen hat – das Doppelkammersystem transformiert jede Bikefederung und jeden Reifen! Allein die Tatsache, dass ich im Außenreifen guten Gewissens Drücke von 1,0 bis 1,2 bar fahren kann, verleiht jedem Reifen eine solche Verformbarkeit, dass kleine Unebenheiten einfach geschluckt werden und der Reifen viel satter aufliegt. Loser Untergrund wie Schotter oder Kies wird so viel gelassener zu fahren. Gerade auf langen und steilen Forststrassenauffahrten, wo es zum Teil schwer ist den Reifen vor dem Durchdrehen zu bewahren, ist es damit um Welten angenehmer, ich würde sogar sagen „effizienter“ zu fahren. Und ruppigem oder rutschigem Gelände nimmt die Traktion und Gutmütigkeit der Reifen ebenfalls exponentiell zu. Man kann plötzlich Linien fahren, die vorher den gleichen Reifen zu gefährlichen Schlitterpartien verleitet hätten. Anders herum wird ein schnellerer und schwächer profilierter Reifen damit sicherer und universeller einsetzbar. Die einzige Schwachstelle was die Performance angeht, konnte ich nur bei sehr hohen Seitenkräften (Landungen auf schrägem Untergrund oder schnelle Anlieger) feststellen, wenn der Reifen doch ungewöhnlich stark walkt. Zu unerwarteten Luftverlusten oder einen kompletten Abknicken des Reifens ist es damit aber nie gekommen.
Was den Rollwiderstand angeht, ist es nicht zu leugnen, dass man bei derart niedrigen Drücken auf Asphalt und hartem Untergrund mehr leisten muss. Sobald der Boden aber auch nur ansatzweise uneben wird (gilt meinem Empfinden nach bereits auf Forststrassen) überwiegt die Vorteile, indem die Reifen viele Unebenheiten schon im Reifen verschlucken. Außerdem sorgt die optimale Vibrationsdämpfung und unglaubliche Fahrsicherheit dazu, dass man auf dem Bike viel entspannter fährt, was weitere Energie spart. Natürlich lässt sich dieser Effekt auch dazu nutzen auf dem Trail einfach schneller unterwegs zu sein und aggressiver zu fahren … ;-).
–> Wer zum ersten mal mit derart niedrigen Drücken unterwegs ist, wird es vor lauter Verzückung kaum glauben können. Einen solchen Komfort und eine derartige Traktion kannte man vorher nur von Fatbikes und neuerdings von Plus-Bikes – dort aber auch immer gekoppelt mit Kompatibilitätsproblemen und einer eingeschränkten Auswahl an Reifen. Mit einem Doppelkammersystem wie Procore kann man eine sehr ähnliche Fahrperformance mit seinem eigenen Bike erzeugen. Wer sich gerade auf Touren, langen Abfahrten oder groben Trails mehr Komfort, mehr Traktion und mehr Fahrsicherheit gewünscht hat, bekommt mit Procore und Co. das derzeit wohl effektivste Tuning, das man sich wünschen kann.
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MEHRGEWICHT: Es besteht kein Zweifel daran – Procore bringt durch das Mehrgewicht auch einen gravierenden Nachteil ans Bike. Die 250 g mehr pro Reifen spürt man und das lässt sich nicht wegdiskutieren. Demnach wird es sicher Fahrer geben, die es trotz aller anderen Vorteile allein wegen des Gewichts nie verbauen werden. In der Fahrpraxis während des Tests und mit meinem eher touren-lastigen Fahrstil, empfand ich das aber als weit weniger problematisch als angenommen.
Mit Reifen der 700 bis 800 g Klasse, war das Gesamtgewicht letztlich auf dem Niveau eines Enduroreifens (ohne Procore), nur mit insgesamt besseren Ergebnissen in der Fahrperformance. Erst in der allerletzten Testphase mit dem bereits ca. 1000 g schweren CONTI „Der Baron 2.4 Projekt“ erging es mir in Kombination mit Procore so, dass es einfach „zu viel des Guten“ war. Hier habe ich das Gewicht (bei einem gleichzeitigen Übermaß an Traktion und Gutmütigkeit) dann doch als störend empfunden. Bei allen anderen Reifen war mir das bereits nach kurzer Zeit kaum mehr aufgefallen.
Das Argument, dass man mit Procore auf leichtere Reifen setzen könne, ist nur zum Teil wahr. Zwar kann damit man sehr wohl auf einen weniger profilierten Reifen setzen (siehe mein Wechsel vom SCHWALBE Nobby Nic 2.35 auf den SCHWALBE Rock Razor 2.35 hinten) und so je nach Reifen ein paar Gramm einsparen, der Weg einen grundsätzlich kleineren Reifen zu fahren, also 2.1“ statt 2,35“, funktioniert aber nur sehr eingeschränkt. Das liegt an der großen Luftkammer von Procore. Mit einem 2.1“ breiten Reifen würde man bei 1,1 bar Reifendruck ständig auf der Innenkammer fahren und so die Vorteile nur bedingt nutzen.
–> Keine Frage – mit ca. 500 g Mehrgewicht außen am Reifen spürt man die Anwesenheit von Procore. Für klassische XC-Racer ist das aktuelle System daher kaum geeignet. Wer aber, wie ich, weniger die Sekunden zählt, sondern die zusätzliche Fahrsicherheit und den unglaublichen Komfort höher bewertet, der wird schnell von Procore überzeugt sein.
Außerdem handelt es sich bei dem aktuellen SCHWALBE Procore gerade erst um die erste Generation eines solchen Systems – ich bin mir sicher, dass es auch hier noch Gewichtseinsparungspotential gibt.
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HERSTELLERFREIGABE – „Reine Formsache … Denkste!“: Und damit kommen wir zur derzeit bittersten Pille, die man als interessierter an Procore zu schlucken hat. Die Herstellerfreigaben. Als ich mich bei SCHWALBE zu dem Thema vor über einem Jahr erkundigt hatte, war die Aussage, dass die Felgen- und Laufradhersteller bereits am Testen wären und es nur noch eine Frage der Zeit wäre, bis die Freigaben rein kämen. Heute ein Jahr später, gibt es weiterhin nur von SYNTACE eine offizielle Freigabe zur Nutzung von Procore auf deren Felgen/Laufrädern. Andere sprechen von “noch fehlenden Erkenntnissen zur Dauerhaltbarkeit“. Wieder andere erwähnen nennenswerte Abweichungen in den Speichenspannungen und potentieller Probleme auf die Laufradfestigkeit und wiederum andere sagen offen, dass sie noch nicht einmal Testmuster hätten um die Auswirkungen des Systems auf ihre Produkte überhaupt zu testen …
Ich für meine Person, kann sagen, dass ich in den bisher 5 Monaten der kontinuierlichen und intensiven Nutzung auf der AMERICAN CLASSIC Wide Lightning noch keinerlei echte Auffälligkeiten bemerkt habe. Und gerade weil die Wide Lightning doch als eine der leichtesten Alufelgen bisher so unproblematisch war, sehe ich das Thema eher gelassen. Außerdem muss man wegen der smarten Spezialventillösung nichts an der Felge verändern (wie etwa bei DEANEASY’s Tube+) was sowohl die Montage wie auch die potentielle Schwächung der Felgen verringert.
–> Fakt ist, wer derzeit Procore montiert, verzichtet auf die Herstellergarantie. Dem einen dürfte das egal sein, denn die offensichtlichen Vorteile sind einfach zu verlockend. Für andere aber ist das eine gewichtige Hürde, die es Procore sicher nicht leicht machen wird sich auf dem Markt zu etablieren.
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Gesamtfazit: Procore als Doppelkammersystem ist im Grundkonzept ein Quantensprung in Sachen Fahrperformance und ich bin fast versucht es in einem Atemzug mit Innovationen wie den Klickpedalen, Scheibenbremsen oder Federgabeln zu nennen – so groß ist der Nutzeffekt für den Biker. Es fördert alle positiven Eigenschaften eines Reifens – erhöht die Pannensicherheit, macht Tubeless endlich montagefreundlich, bringt mehr Traktion, Fahrsicherheit und Komfort und ist damit für mich ein echter Garant für mehr Fahrspaß auf dem Trail. Wer es an seinem Bike montiert wird mit hoher Wahrscheinlichkeit begeistert sein.
Allerdings bringt es in seiner aktuellen Ausführung auch ein gehöriges Mehrgewicht ans Bike und ist derzeit von fast keinem Hersteller offiziell freigegeben. Zwei gravierende Probleme die nicht weg zu diskutieren sind und eine Kaufentscheidung derzeit noch erschweren. Den Preis von 195.- Euro sehe ich weniger als ein echtes Problem an, denn dazu sind die Vorteile in der Praxis einfach zu großartig und das System zu universell einsetzbar.
Doch wie alle wirklichen Innovationen wäre es naiv zu denken, dass etwas so innovatives von Anfang an perfekt sein kann. Ich selber hoffe sehr darauf, dass es in Zukunft immer mehr Herstellerfreigaben geben wird und dass der Gewichtsnachteil mit weiteren Produktgenerationen deutlich schrumpft. Dann prophezeie ich den Procore &Co. Doppelkammersystemen eine goldene Zukunft.
AUSBLICK: Somit ist zwar der eigentliche Test von SCHWALBE’s Doppelkammersystem Procore zu Ende, aber wie eingangs erwähnt sind damit noch nicht alle Fragen in diesem Zusammenhang beantwortet. „Wie sieht zum Beispiel ein direkter Vergleich zu dem aufstrebenden Plus-Format aus?“
Außerdem hat der jüngst begonnene Test des CONTI „Der Baron 2.4 Projekt“ eine weitere Frage aufgeworfen: „Wenn ich mit einem 700-800 g Reifen Plus Procore schon ein Reifen-Systemgewicht von ca. 100 g in Kauf nehme, wie sieht dann der direkte Vergleich zu einem modernen Enduro-Reifen der gleichen Gewichtsklasse aus?“ Beides absolut legitime Fragen denen wir in den nächsten Monaten ebenfalls nachgehen werden … sobald das passende Testmaterial bei uns eintrifft.
RIDE ON,
c_g
Gute Fragen im Ausblick!
Bleibt dran!
Eure Reifentests sind aufgrund der riesigen Erfahrung wirklich sehr gut! Datenaufbereitung und die Erfahrungsberichte vom Trail (mit unterschedlichsten Setups) … Chapeau!
Deine Ausführungen decken sich weitesgehend mit meinen Erfahrungen. Wobei für mich das Mehrgewicht keine Rolle spielt, weil ich von Schlauch umgerüstet habe. Ich habs auf 2 Felgen probiert – FlowEX und WTB 23 – beide male ohne Probleme.
Fahreigenschaften haben sich komplett verbessert unter allen Bedingungen. Ich blieb auch beim gleiche Reifen (HansDampf), weil eine Option auf einen schmäleren oder leichteren Reifen für mich wenig sinnvoll erschien.
Ein Problem habe ich aber – der vordere Hochdruckschlauch hält die Luft ein paar tage gut über 5 bar, dann innerhalb von einem Tag fehlen 2,5 bar. Das passiert wenn das Rad länger steht, da ich unter der woche so gut wie nicht aufs Bike komme.
Schwalbe sollte auch endlich mal dafür sorgen dass Procore in 29″ deutschlandweit zu bekommen ist, da ich auch gern mein Fully umrüsten würde.
Mein jetziges Procore bekam ich über den mtb-news Bikemarkt aus privater Hand – Händler haben 26″ und 27,5″.
Hallo c_g – guter Bericht über Procore!
Nachdem ich vor einer Woche, nach einem Vorderreifen-burping (mit 1,6bar bei 70kg mit einem Michelin WildrockerR2 2ply… und einer UST Felge) einen fast fatalen Crash hatte – Reifen lief von Felge und ich fuhr ohne noch steuern zu können in einen 1,5m hohen Steinblock – Kopf voraus…….hat sich für mich tubless am MTB grundsätzlich erledigt. (das war mein 2. schwerer Sturz – verursacht durch Vorderradburping – in 2 Jahren)
Ich finde aufgrund der fehlenden Notlaufeigenschaften von tubless die Sache – vor allem am Vorderrad – als lebensgefährliche Spielerei! Ich fahre jetzt wieder mit Latexschlauch und würde gerne Procore probieren – wenn es in Zukunft ausgereifter und leichter wird.
Meine Fragen an dich:
1. Welche Erfahrungen mit Burping hattest du bis jetzt? Als nicht „leichter“ Fahrer (85kg?) und doch auch Sprüngen in deinen Abfahrten (aus deinen Berichten zu sehen) muß dir das ja bei Drücken unter 1,8 bar doch auch schon passiert sein? Nie Stürze dadurch gehabt? Siehst du nicht auch im Tubless Setup große Gefahren? (vorallem wenn ich lese, wenn Tester sehr niedrige Drücke empfehlen….jedoch nicht dazuschreiben, wie sie damit fahren und wo sie das fahren…) Die Gefahr des Burpings besteht ist aus meiner Sicht dann, wenn:
1.Luftdruck wird nicht ständig geprüft (z.B.Tagestour) und sinkt-
burping/Crash
2. Luftdruck wir wegen Regen und technischen Passagen auf 1,6 (70Kg)
reduziert …danach folgt aber ein schnelles Stück mit
einem Steinfeld…..burping/Crash
3. Reifen hat einen Schnitt/Loch und verliert ständig Luft –
trotz genügend Dichtmilch gibt es das bei mir!Folge: Burping und
Crash
2. Wird Procore aus deiner Sicht – wenn optimiert und leicht gewichtsreduziert – Tubless verdrängen? Beim Motocross/Enduro gibt es aufgrund der Gefahr von Burping nur das Tubliss von Nuetech……Tubless zu gefährlich!? Die Notlaufeigenschaften des Systems würde ich sehr begrüßen!
Schade finde ich, dass die gesamte Mountainbikeindustrie keine einheitlichen verbindlichen Standards bei diesen sicherheitsrelevanten Teilen wie Reifen, Felgen, Procore vereinbart und einhält. (einzig UST besteht noch….nur daran halten sich viele Hersteller nicht). Das ist scheinbar auch der Grund warum die UCI bei Rennrädern Tubless nur sehr zögernd freigibt (Schwalbe war heuer erstmalig tubeless bei der Tour de France unterwegs).
Der MTB Fahrer bleibt somit weiter Versuchskaninchen……auch bei Procore!
@ Retorix: Danke für das Kompliment.
@ Ralf: Freut uns, wenn du unsere Erfahrungen nachvollziehen kannst und ähnliche selber gemacht hast. Wir hatten auch einmal einen unerklärlichen Luftverlust. Das lag meiner Meinung nach aber daran, das das Ventil nicht ganz rein oder rausgeschraubt war und irgendwo dort die Luft entweichen konnte. Nachdem der Procore Innenschlauch nichts anderes ist, als ein Butylschlauch mit dem Spezialventil und Butyl, bekanntlich dauerhaft sehr luftdicht ist, gibt es nur wenige alternative Ursachen.
Weil du mit Procore aber ohnehin bei niedrigen Drücken und im Außenreifen Tubeless unterwegs bist, sollte man nach einer Woche ohnehin dien Luftdruck überprüfen. Ich mach das gewohnheitsmäßig vor jeder Ausfahrt.
@ Kurt: Es tut uns leid von deinen leidvollen Erfahrungen mit Tubeless zu hören. Welche Reifen-/Felgenkombi bist du denn genau gefahren? Welche Drücke und bei welchem Fahrergewicht und Terrain? Wie alt war der Reifen?
Um deine ersten drei Fragen auf einmal zu beantworten: Genau deswegen beschreiben wir bei Reifen und Laufrad-/Felgentests auch immer deren Schlauchloseigenschaften und beschreiben wie sicher ein Reifen X auf der Felge Y auch ohne Druck sitzt. Bei den modernen Felgenkonstruktionen ist die Gefahr des fatalen Burbings, wie bei dir aus unserer Sicht sehr gering. Allerdings ist das nicht immer so und es gibt Reifen-/Felgen-Kombinationen, die einfach nicht gut gehen. Auch dehnen sich Reifen in ihrer Lebenszeit – ein vorher stramm sitzender Reifen kann nach 1 Jahr durchaus spürbar lockerer sitzen.
Procore wird Trubeless nicht ersetzen – schließlich bleibt auch mit Procter der Außenreifen tubeless – aber es macht Tubeless sorgenfreier und leichter zu handhaben.
Ja, die Standardisierung der Reifen und felgen ist ein Traum vieler und absolut wünschenswert. Es scheint aber bis auf weiters genau das, nämlich ein Traum zu bleiben. Allerdings muss man auch anmerken, dass die „Wild-West-Zeiten“ so langsam vorbei zu sein scheinen – mittlerweile sind doch die meisten Reifen mit den meisten Felgen kompatibel. Aber es gibt weiterhin Ausreißer.
@c_g: beim Burping+Crash vor einer Woche:
Michelin Wildrock R2 advanced reinforced (1Monat alt….nach 2 Monaten sind solche Reifen dann leider ohne Profil bei mir zu Hause) auf Sram Roam 60 UST Laufrad (die Kombi von Clementz bzw Voilloz….) bei 70kg mit 1,6 bar (das ist lt. Michelin ein min. freigegebener Luftdruck) Gefahren bin ich einen alpinen Trail oberhalb der Baumgrenze bei Regen mit mehreren 1m Drops zwischendrin und Abschnitten mit vielen kopfgroßen Steinen (kmh Schnitt bis zum Crash 30kmh – Spitze 55) Sram Roam 60 war dann leider zerbrochen ….Laufrad ist für die Tonne. Mir ist nichts passiert-großes Glück!!
Crash vor einem Jahr
Maxxis DHR2 Exo (sicher unter 2 Monate alt….die Exo Karkasse hat leider keinen Schnittschutz an der Lauffläche und somit hat der Maxxis DHR2 EXO sehr häufig Durchstiche durch Steine im Profilbereich) auf Notubes Flow Ex (diese Felge hatte bei mir mehr Burping verursacht als die Sram Roam….obwohl Sie breiter ist…..dafür fehlt bei der Flow EX halt ein „Hump“ der das nach innen rutschen des Reifens etwas verhindert.) Bei 70 kg und 1,7 bar (ich messe vor jeder Abfahrt den Druck) bei ca 50kmh am Absprung ist bei der Landung genau auf eine Wurzel der Reifen weggeklappt (da on gibt es ein Foto…..)-Luftverlust-Felge hat sich dann so stark verbogen dass das Vorderrad blockiert hat……Überschlag.
Mir ist schon klar, dass Tubless fast zu 100% funktioniert (vorallem im XC Bereich)….nur wenn bei flotterer Fahrweise in groben Gelände (die Räder werden immer besser….) was schief läuft, hat das System am Vorderrad keine Notlaufeigenschaften-der Reifen verfängt sich im Rad-selbst getestet:) Da gibts keinen Notschirm, wie beim Fallschirmspringen.
@ Kurt: Danke für deine ausführliche Beschreibung der Vorfälle. Wie du es be
schreibst, handelt es sich bei deiner Fahrweise, Gelände um einen echten Hardcore-Einsatz. In den von dir beschriebenen Fällen ist es rückwirkend wohl nur schwer mit 100%er Sicherheit zu sagen, ob du lediglich des Burbings wegen gestürzt bist oder ob es nicht zum Burping kam weil der Reifen sehr hart durchgeschlagen ist. Letzteres wäre aus meiner Sicht mehr eine falsche Reifenwahl für den Gelände und Fahrweise. Hier könnte ein echter verstärkter Enduri-Reifen mit Apex vom Schlage eines SCHWALBE Magic Mary Super Gravity oder CONTI „Der Baron 2.4 Projekt“ Abhilfe schaffen.
Aber unabhängig davon, würde dir Procore in beiden Fällen weiterhelfen – einmal weil es den Reifen absolut sicher auf der felge fixiert und andererseits, weil es dir zusätzlichen Durchschlagschutz bietet. Procore könnte hier also sehr wohl dein oben zitierter Notschirm sein.
Aber: Auch wenn ich es nicht geschafft habe mit Procore einen Durchschlag/Defekt zu provozieren, heißt das nicht, dass eine 1 m Drop genau auf eine Steinkante, das System nicht auch an seine Grenzen bringen kann … und wenn sowohl der Außenreifen wie auch er Innenreifen durchschlagen, dann kann das auch mit Procore unangenehmen Folgen haben.
Ps: Über die MICHELIN Reifen können wir bisher garnichts sagen – wir hatten leider noch keinen einzigen im Test … schade eigentlich.
@c_g: danke für deine Tips und die Beschäftigung mit dem Thema Burping!
Tatsache ist, dass mein Niner WFO 9 (wie alle anderen „Endurobikes“) nicht nur bergauf gut funktioniert, sondern bergab DH-Bike Feeling aufkommen lässt. Meine Reifen wurden darum an diesem Rad auch immer schwerer. Zuerst Maxxis DHR2 820g danach WildrockR2 1170g…..wer weiß, was noch kommt:)
Die Reifenhersteller erhöhen derzeit auch alle ihre Gewichte für ihre Enduroreifen -das geht in Richtung DH Reifen. (Schwalbe war da mit der Supergravity Karkasse somit voraus….)
Der Conti Baron interessiert mich, den werde ich eventuell auf mein neues Vorderrad (DT 471EX mit 32 Speichen und DT240s Oversize) montieren. Der Magic Mary war bei mir auch sehr gut, war aber sehr schnell abgefahren. (<1Monat…..das wird leider im Jahr bei mir dann teuer)
Bei Procore werde ich auf die nächste Evolutionsstufe warten….und vorher mal den EVO Tube testen.
„Ps: Über die MICHELIN Reifen können wir bisher garnichts sagen – wir hatten leider noch keinen einzigen im Test … schade eigentlich.“
Das verstehe ich nicht?!?
https://twentynineinches-de.com/2013/08/12/michelin-wild-grip%c2%b4r-2-25-29er-reifen-testfazit/
https://twentynineinches-de.com/2012/08/20/michelin-wild-racer-29er-reifen-testfazit/
https://twentynineinches-de.com/2013/04/09/michelin-wild-mud-2-0-29er-reifen-testurteil/
Erst durch euren Test bin ich auf den WildRace’R gestoßen. Am VR habe ich schon einige Reifen durchprobiert (jetzt völlig überzeugt auf Bontrager XR4 unterwegs), aber auf der Hinterhand gibt es für mich nur den WildRace’R 2.25
Unglaublich was der Reifen trotz des Minimalprofils wegen seines RIESIGEN Volumens und den potenten Seitenstollen bei niedrigem Druck und tubeless gefahren leistet! Wirklich absolut erstaunlich!
Und wie gesagt: Ihr seid „schuld“ 😉
@ Retorix: Und da sind wir wieder bei dem klassischen Dilemma, dass bei uns verschiedene Tester weltweit Produkte fahren und bewerten – daher, sind beide Kommentare durchaus richtig. TNI hat tatsächlich schon MICHELIN Reifen getestet, doch das war Guitar Ted in den USA und deswegen waren sie mir nicht gedanklich präsent. Wir hier in D/EU haben leider bisher keine Erfahrungen mit den Reifen und können daher auch wenig bei solchen Detailthemen beitragen.
Anderseits, super, dass du mit deinem WildRace’R so gute Erfahrungen gemacht hast. Ein Grund mehr sich auch mal um ein paar MICHELINs zum Test zu bemühen.
Super Test zum Procore, klasse!!!!
Bin heute erst auf eure Seiten gestoßen und werde bleiben.
Ich bekomme demnächst mein 27,5 Plus Bike (2,8er Maxxis Bereifung).
Procore interessiert mich sehr. Kannst Du mir vielleicht schon eine Andeutung/Empfehlung geben ob bei einem 2,8er Reifen, Procore Sinn macht?
Danke und VG,
Eric