RADON Skeen 100 9.0 29er –Testintro: von Thomas Hebestreit
Beim Garda BIKE Festival 2014 durfte TNI als erste den Prototypen des Marathon- und Racefullys SKEEN bewundern. Bodo Probst, Entwickler bei RADON, stellte uns damals den schnellen 29er vor. Und heute steht es in der 2016er Version in unserer Testgarage und darf sich bewähren.
Aus dem seinerzeit noch rohen Prototypen ist ein richtig schmuckes Bike geworden. Das RADON Skeen 100 9.0 kommt mit seinem wunderschön leuchtend blau eloxierten Rahmen recht farbenfroh daher. Doch mit aktuellster Technik an allen Ecken und Enden geizt das Skeen auch nicht mit funktionellen Werten. Dieses Fully mit 100-Millimeter-Fahrwerk im 29er Format ergänzt RADONs Portfolio an schnellen Touren- und Racebikes. Vollgefederte Vertreter mit Vollgasoption fehlten nämlich, seit das 26-Zoll Skeen ausgelaufen ist. Neben unserem Testexemplar, dem 9.0, das bei RADON für 2799 Euro den Besitzer wechselt, gibt es noch ein Schwestermodell. Das Skeen 100 8.0 für knapp 2100 Euro. Hier bekommen Freunde des gefederten Hecks ebenfalls ein schnelles Gerät, wenn auch mit leicht abgespeckter Antriebs- und Federungstechnik. Dass es aktuell nur zwei Modelle bis 9.0 gibt lässt uns hoffen, dass kommendes Jahr noch ein Skeen 100 Carbon herauskommt. Das dann folgerichtig die 10.0 High-End-Bezeichnung erhält. RADON hat das Skeen übrigens noch etwas breiter aufgestellt. Im 27,5er Format und mit 120 Millimeter Federweg gibt es noch vier Modelle namens Skeen 120 zwischen 1700 und 3000 Euro. In diesem Test sehen wir uns aber das Skeen 100 9.0 genauer an.
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Der Rahmen
Das Chassis ist ein aus mehrfach konifiziertem und hydrogeformten Aluminium gefertigter Rahmen, der als Viergelenker konstruiert ist. Eine Carbonwippe steuert den senkrecht vor dem Sitzrohr stehenden Dämpfer an. Bei der Entwicklung achtete RADON Entwickler Bodo Probst nach eigenen Angaben auf ausreichend dimensionierte Lager des Hinterbaus. Die Züge sind teilweise innenverlegt, die Ansteuerung für eine absenkbare Sattelstütze findet ebenfalls im Rahmen Platz. Unser Testexemplar erhielten wir in der Rahmengröße 18“.
Hier misst das Oberrohr eine für die Größe stattliche effektive Länge von 598 Millimeter. Das sorgt für eine recht sportlich Sitzposition und unterstreicht die Ambitionen des Bikes. Mit einem Radstand von 1141 Millimetern ist das Skeen dennoch recht kompakt und sollte auch für die engsten Trails wendig genug sein.
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Ausstattung
Angetrieben wird das Skeen 100 9.0 mit einer kompletten 2016er SHIMANO XT-Gruppe, die 2×11 Schaltmöglichkeiten mitbringt. Die Kurbel ist in 36 und 26 Zähnen abgestuft, die 11-fach Kassette am Hinterrad reicht von 11 bis 40 Zähnen. Bei den Bremsen kann sich der Pilot des Racefullys auf die XT-Bremse verlassen. Vorn nimmt der Bremssattel auf Befehl eine 180er Scheibe in die Zange, am Heck wartet das Pendant mit 160 Millimetern Durchmesser auf seinen Einsatz.
Das Fahrwerk arbeitet mit einer FOX Float 32 Gabel und einem FOX Float DPS Dämpfer, beide in der edelsten Factory Version mit Kashima-Beschichtung und dreistufiger Plattform. Beide Federelemente können per Griff zum Hebel simultan blockiert werden. Dies ist allerdings kein vollständiger Lockout der Federung, sondern eher eine sehr straffe Federung. Ein Modus quasi für Bergaufpassagen und Sprinteinlagen, der den Untergrund trotzdem filtert und für Fahrsicherheit und Traktion sorgt. Im offenen Modus sollen die 100 mm Federweg vorne wie hinten voll nutzbar sein. Ob man damit trotz des recht spartanischen Federweges auch mit Volldampf über Wurzeltrails oder über verblockte Abfahrten brettern kann, wird der Test zeigen.
Das Cockpit besteht aus einem RACE FACE Turbine Vorbau und einem 740 Millimeter breiten Lenker gleicher Marke in markantem Orange. Auffällig am Cockpit ist nur der Remotehebel, der über einen Splitter den Dämpfer und Gabel parallel ansteuert.
Auch bei den Laufrädern hat RADON nicht gespart. Immerhin rollt das Skeen 100 9.0 auf XR 1501 Spline One 29 von DT-SWISS. Die garantieren nicht nur ein geringes Gewicht, sondern auch eine Top-Performance. Tubeless Ready sind die mit 20 mm Innenweite eher schmalen Felgen außerdem. Dafür sind sie mit gerade mal 1500 g pro Satz ausgesprochen leicht. Allerdings wird das Skeen 9.0 mit SCHWALBE’s Rocket Ron in 2.25“ Breite und in der Light Skin-Version ausgeliefert, die ja offiziell nicht tubeless-ready sind. Berichten zufolge geht es aber dennoch. Wenn auch nicht ganz so einfach wie mit den Tubeless-Easy Versionen des Reifens.
Der Sitzbereich besteht aus einer starren RACE FACE Turbine Stütze (Alu) in der 31,6er Dimension und einem SELLE ITALIA Flite Sattel mit Magnesiumgestell.
Die Ausstattung ist sehr stimmig. Die FOX Federgabel und der Dämpfer sind nebst hochwertigem Laufradsatz bei dem Preis ein echter Knüller. Gewichtstechnisch ist das Bike mit 12,7 kg aber dann doch kein reinrassiges Racebike. Somit versucht das RADON Skeen 100 9.0 den Spagat zwischen einem Racebike und einem sportlichen Tourer. Welche von diesen Eigenschaften überwiegt und wie es sich in der Fahrpraxis niederschlägt, berichten wir im zweiten Teil des TNI-Tests.
Thomas Hebestreit