ERGON BE2 Enduro Rucksack (mit Protektor-Funktion) – Erfahrungsbericht: von c_g

6 CUBE AM„Enduro“ wurde ja zum Unwort der letzten Saison ernannt. Warum eigentlich? Mit dem Enduro-Trend hat die Bikebranche noch mal richtig Gas gegeben – die Bikes wurden deutlich vielseitiger und potenter und auch im Zubehörmarkt wurden die bisher harten Grenzen zwischen Gravity und All-Mountain viel durchlässiger.

Warum also nicht auch mal einen Enduro-Rucksack auf seine Vielseitigkeit testen? Der neue BE2 von ERGON ist genau so ein für Enduro-Rennen entwickeltes Produkt, das aber alles mitbringt was man als Singletrail-verliebter All-Mountain-Biker auch brauchen kann … und dabei so manche Ideen auf seine ganz eigen Art umsetzt.

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Schon von außen sticht die auffällige Zweiteilung ins Auge – unten das Fach für die spezielle Trinkblase und oben Stauraum für alles übrige. Die Überlegungen dahinter sind vielschichtig. Zum einen geht es dabei darum den Schwerpunkt möglichst niedrig zu halten. Zum anderen soll die Trennung der beiden Fächer fast wie ein Gelenk funktioniert und es erlauben, dass der Rucksack sich den Bewegungen des Bikers besser anpasst. Überhaupt ist der sichere und rutschfreie Sitz eine der Hauptqualitäten, die man der BE-Serie mitgeben wollte. Bequem bergauf und maximal sicher wieder runter – Enduro eben ;-).

Oben passen Gepäck und Ausrüstung im Volumen von ca. 6,5 l. Das ist nicht viel, aber eben genau so viel, das man das Nötigste für Ausfahrten bis zu einem Tag darin unterbringt. Um auch das wenige gut organisiert zu bekommen, gibt es ein größeres Hauptfach nahe am Rücken und ein kleineres vorne. Im Inneren gibt es noch ein zusätzlichen mit RV-gesichertes Fach für Schlüssel oder Smartphone. Die Trennwand ist aus transparentem Rip-Stop-Material. Beide Fächer sind durch die leichtgängigen Zweiwege-Reißverschlüsse sehr gut zugänglich. Außen auf dem Oberteil prangt ein großes reflektierendes ERGON-Logo.

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Die speziell für die BE Reihe gefertigte Trinkblase ist gespickt mit sinnvollen Details.

Das untere Fach wirkt recht einfach, steckt aber voller Details. Wie eine Truhe öffnet man es über einen umlaufenden Zweiwege-RV oben. Das erleichtert das Handling der speziell dafür gefertigten 1,5 l Trinkblase (BH 150) ungemein. Wer die mitgelieferte Trinkblase verwendet, wird merken, dass sie das Fach im gefüllten Zustand fast komplett einnimmt. Die Trinkblase selbst ist von HYDRAPAK gefertigt und besitzt die üblichen sehr sinnvollen Details. So ist die Blase von oben über eine sehr weite Öffnung super einfach zu befüllen und zu reinigen. Zum Verschließen klappt man den Bund einfach um und schiebt den Plastikbügel seitlich über die Führungsschienen. Ein wirklich praxisgerechtes Detail ist der Schnellverschluss am Schlauchansatz durch den man die Blase zum Befüllen leicht entnehmen kann ohne jedes Mal den Schlau neu verlegen zu müssen. Das abgewinkelte Beißventil gehört ebenfalls zu den besten seiner Gattung.

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Hier sieht man sehr schön wie das untere Fach mit fast leerer Trinkblase durch das Tragesystem zusammengedrückt wird und der Rucksack so eng am Körper anliegt.

Ein findiger Kniff den ERGON bei vielen seiner Rucksäcke anwendet ist, dass das Tragesystem, oder genauer die Tragereimen nicht einfach unten fixiert ist, sondern nach unten verlängern und so das Trinkblasenfach „schwimmend umfasst“. So eingefasst, zieht das Gewicht des Rucksacks das untere Fach immer zusammen wenn man die Trinkblase im Laufe einer Tour leer trinkt. Damit soll eine möglichst perfekter Rückenkontakt gewährleistet werden.

Der Wasserschlauch der Trinkblase kann wahlweise links oder rechts aus dem Fach herausgeführt werden und läuft dann gut geschützt über Schlaufen an der Außenseite bis zu den Clips an den Trägern.
Zusätzlich besitzt der BE2 unter dem Trinkblasenfach noch ein kleines Fach, in dem sich Zurrgurte befinden – etwa um daran die Protektoren zu befestigen. Das kleine Stück verstärkten Textils mit dem Querschlitz dient der Befestigung eines Rücklichtes sollte man die Fahrzeit mal unterschätzt haben.

Zur Befestigung des Helms außen am Rucksack (eine Nottwendigkeit beim Endurorennen) bedient man sich zweier längenverstellbarer Riemen die mit nummerierten Haken an den ebenso nummerierten Riemen am Rucksack befestig werden. Verwechslung ausgeschlossen. In der Praxis funktioniert das sehr gut – die Helme, egal ob Vollvisier oder Halbschale, werden sicher fixiert und es funktioniert mit wirklich jeder Helmform.

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(Die Beseitigung eines Haabschalenhelms erfolgt über dessen Belüftungsschlitze.)

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(
Der Vollvisierhelm wird mit einem Riemen um den  Kinnbügel und einen über das Gesichtsfeld fixiert.)

Nicht ganz so optimal empfinde ich dabei die Handhabung weil man die Riemen durch die Lüftungsschlitze der Halbschalenhelme fädeln muss und die Kunststoffhaken sich manchmal nur widerwillig lösen lassen. Außerdem besteht die Gefahr die komplett separaten Riemen zu verlieren. Auf Nachfrage bei ERGON meinte man, dass eine permanente Fixierung der Reimen aus Platzgründen nicht erfolgt wäre, diese aber beim nächst größeren Modell, dem für 2016 neuen BE3 realisiert worden sei.

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Kommen wir zum nächsten Highlight des ERGON BE2 – das geniale Tragesystem:

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(links ist das Tragesystem noch wie ausgeliefert, rechts bereits auf meine  Rückenlänge angepasst.) 

Hierbei handelt es sich um eine Weiterentwicklung des schon vom ERGON BX2 Tourenrucksack bestens bekannten Systems. Neben den beiden Größen S und L, in denen der BE2 erhältlich ist, kann man die Rückenlänge über eine Art Schlitten mehrfach verstellen. Das erfolgt mittels einer Klettschlaufe, die durch 4 Langlöcher in dem Schlitten gesteckt und fixiert wird – hört sich kompliziert an, ist in der Praxis aber sehr einfach und logisch. So kann man den breiten Hüftgurt genau in die gewünschte Position bringen ohne die Träger übermäßig bemühen zu müssen.

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Wie bei vielen anderen Endur-Rucksäcken schließt man den Hüftgurt zuerst per Klett und dann noch mal über eine Schließ mit Riemen.

Auch der Hüftgurt selber ist dabei weit mehr als ein simpler Bauchriemen. Er ist Teil des Transportsystems indem er auf beiden Seiten zwei leicht zugängliche Fächer besitzt – ideal für Dinge die man öfter braucht und schnell erreichen will. Nach vorne geht der sehr gut belüftete Netzstoff in einen breiten Neoprenstoff über. Der gibt dem Hüftgurt die erforderliche Elastizität um das Atmen auch eng anliegend nicht zu behindern. Da Schließen erfolgt in zwei Stufen – einmal über einen sehr haltbaren Klettverschluss und dann noch über den verstellbaren Riemen samt Schnellverschluss. Um den Hüfturt noch sicherer anliegen zu lassen ist die Innenseite des Netztstoffes gummiert. Wenn der mal zu ist, rutscht garantiert nichts mehr.
Die Träger sind am oberen Ansatz über einen Alu-Schließe schwimmend gelagert und weil auch in Netzstoff ausgeführt ebenfalls sehr gut belüftet. Der Clip für die Trinkschlauchbefestigung ist in seiner Höhe gut verstellbar und kann recht oder lins befestigt werden. Ein ganz besonderes Lob verdient der Sternum-Gurt. Er ist nicht nur über ein robustes Schienensystem in der Höhe verstellbar, sondern durch die direkt am linken Schultergurt befestigte Schnalle auch mit nur einer Hand gut zu bedienen.

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Original wird der BE2 mit einem einfachen Rückenpolster ausgeliefert (im Bild orange). Man kann aber auch gleich den passenden ERGON Rückenptotektor (BP100) mit dazu erwerben (34,95 Euro) und anstelle des Polsters in das durchgehende Rückenfach einschieben. Der ist mit 140 g super leicht, nach CE EN 1621-2 (Level 1) zertifiziert und soll mit seinem mehrlagigen Aufbau weitgehend temperaturunabhängig vor Rückenverletzungen schützen.

Der ERGON BE2 geht übrigens für 139,95 Euro über den Ladentisch. Zuzüglich des optionalen aber sehr empfehlenswerten Rückenprotektors macht das also stolze 174,90 Euro. Samt Protektor und Trinkblase wiegt der BE1 in Größe L genau 1150 g. Er ist damit zwar nicht gerade ein sprichwörtliches Leichtgewicht, liegt aber auf dem gleichen Gewichtsniveau anderer Protektorrucksäcke.

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PRAXISEINDRÜCKE:

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Ich hatte das Vergnügen den ERGON BE2 während des Sommers viel zu nutzen – sowohl hier in Mitteleuropa, wie auch in den USA. Für mich als Trail- und Tourenfahrer war es zuerst einmal eine Herausforderung mit dem geringen Ladevolumen zurecht zu kommen. Wie gesagt bei gerade mal 6,5 l ist kein Platz für Luxus. Hier ist eine minimalistische Herangehensweise angebracht, die aber dank des sehr schönen Sommers nie ein Problem war. Kein Frage, der BE2 ist in der Grundidee ein Racepack.

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Gerade weil ich das obere Fach fast immer voll beladen hatte, ist mir aufgefallen, dass dann die Vollvisierhelme mehr auf dem Fach „aufsitzen“ als es wirklich zu umschließen. Der Vorteil den Helm durch die „Lücke im Rucksack“ näher und damit wackelfreier am Körper zu führen, ist deswegen nur bei moderat gefülltem oberen Fach wirklich gegeben.

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Was das Tragegefühl angeht, gehört der BE2 zu den absolut Besten. Selbst in heftigem Gelände sitzt der Rucksack bombenfest am Rücken und es wackelt wirklich nichts. Der tiefe Schwerpunkt durch das unten liegende Wasserfach trägt da ebenso seinen Teil bei, wie das ausgezeichnete und komfortable Tragesystem. Sehr angenehm empfand ich auch die räumliche Trennung von Zuladung und Wasserfach. So ist es doch auf Tour immer einwenig schwierig die Trinkblase aufzufüllen und dann prall gefüllt wieder in den Rucksack zu stecken. Hier geht das sehr einfach. Die Kehrseite des speziellen Tagesystems mit dem immer auf Kompression geführten Wasserfach ist aber, dass man je nach Füllgrad des unteren Fachs immer wieder die Trägerriemen nachjustieren muss, damit der Rucksack optimal sitzt. Keine große Sache, aber man muss es wissen. Die Rückenbelüftung zwischen den recht kleinen Polstern ist ebenfalls sehr gut.

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Die seitlichen Taschen am Hüftgurt haben sich ebenfalls als ausgesprochen nützlich erwiesen. Sinnvoll beladen ersparen sei einem oft das Absetzen und Kramen im Hauptfach. Allerdings sollte gerade bei staubigen oder schlammigen Rides beachten, dass die Innenseite der Taschen aus Netzstoff besteht – als dauerhafte Unterbringung schmutzempfindlicher Gegenstände, wie etwa einer Kamera oder einem halb aufgegessenen Energieriegel, sind die Fächer daher nur bedingt geeignet.

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Zusammenfassend gehört der ERGON BE2 zu den am besten durchdachten Enduro-Rucksäcken die es derzeit gibt – mit einem dementsprechenden Premium-Preis. Wer mit dem minimalistischen Ladevolumen zurecht kommt, findet darin einen sehr guten, Protektor-Rucksack für Trailrides und Tagestouren mit einem ausgezeichneten Tragekomfort. Wer mehr Volumen braucht wartet noch bis der BE3 im Frühjahr 2015 rauskommt.

RIDE ON,
c_g

Ps: Eigentlich mehr aus Mangel an Alternativen habe ich den BE1 in den USA auch immer wieder als Trailrunning-Rucksack genutzt – Protektorschild raus und loslaufen. Zu meiner Überraschung hat er sich dabei ausgesprochen gut gemacht und so wurden aus der Ausnahmesituation eine gute Gewohnheit, den BE2 auch dort viel zu nutzen. Manchmal lohnt es sich auch außerhalb der Konventionen etwas auszuprobieren.