SRAM GX 2×11 Schaltgruppe – Erste Eindrücke und „Vinschgau-Trailreport“: von MiMü
(hierzu bisher erschienen: SRAM GX 2×11 Testintro)

Gut eineinhalb Monate sind seit unserem Testintro der SRAM GX Testgruppe vergangen. In der Zwischenzeit durfte sich SRAMs Einstiegsgruppe in die bislang elitäre 11-fach-Welt nicht nur auf den heimischen Trails, sondern auch auf flowigen südtiroler Pfaden austoben und ihre Qualitäten unter Beweis stellen. Aber der Reihe nach …

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Am SALSA Horsethief kann die SRAM GX Gruppe beweisen was sie kann.

Nachdem die Schaltungskomponenten ohne größere Probleme (mal abgesehen von der sensiblen Einstellung der Umschlingungsschraube) montiert waren, freute ich mich schon riesig auf die erste Ausfahrt.

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Die ersten Ausfahrten bei einem test sind immer besonders spannend …

Wer bisher wie ich Shimano-Shifter gewohnt war, der musste sich auf den ersten Metern an die zwei bekannten Unterschiede gewöhnen: Bei SRAM ist der hintere, untere Schalthebel (mit dem man in einen schwereren Gang schaltet) nur mit dem Daumen zu betätigen (bei Shimano kann der Hebel alternativ mit dem Zeigefinger bedient werden) UND dieser Ganghebel lässt immer nur einen Gang-Wechsel zu, während man bei Shimano zwei Gänge schalten kann. Ein feiner aber durchaus praxisrelevanter Unterschied. Zuerst hat es ein wenig gedauert, aber schon bald hatte ich das Ein-Druck-Ein-Schaltvorgang Schema im Kopf gespeichert und es ging wie selbstverständlich.

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Ganz ungewohnt für SRAM – der linke Schalthebel – dafür bekommt man ein riesiges Gangspektrum.

Die Schaltvorgänge selbst funktionieren SRAM-typisch präzise, ein sauberes „Klack“ und der nächste Gang sitzt. Die Hebel überzeugen mit wenig Leerweg und einem schön definierten Druckpunkt. Durch die MMX-Schelle lassen sie sich zudem unabhängig von den Bremsgriffen in der Neigung einstellen, sie bieten zudem noch zwei Montagepunkte, die den Abstand zu den Lenkergriffen definieren. Es sollte also für jede Art von Hand und jeden Einstellungsvorliebe die perfekte Position zu finden sein.

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Die edlere der beiden für die GX gemachten Kurbeln, die GX 1400 kann bisher voll überzeugen – die 24/36er Kettenblätter funktionieren perfekt!

Optisch kann die SRAM GX1400 Kurbel voll und ganz mit der teureren Konkurrenz mithalten. Bis auf ein paar kleinere Kratzer und wenige Schleifspuren von den Schuhen sieht sie aus wie neu. Ich bin gespannt, wie die Oberflächen nach dem nassen, schlammigen Herbst aussehen werden!
Anders als bei SHIMANO werden bei SRAM der linke Kurbelarm und das Lagerspiel mit ein und der selben Schraube montiert bzw. eingestellt. Diese Schraube ist zusätzlich noch durch eine äußere Hülse gegen Verlust gesichert, die auch als Gengenhalter bei der Demontage dient. Ein penibel gefrästes und passgenau montiertes Tretlager sowie die Einhaltung der Drehmoment-Vorgaben (die bei der GX leider nicht den Komponenten beigelegt sind, sondern nur auf SRAMs Homepage ersichtlich) sind das A und O bei der richtigen Montage. Ich war anfangs skeptisch, aber nach mittlerweile rund 600km, hat mich das System überzeugt. Kein einziges Mal musste ich die Schraube nachziehen, eine Kontrolle mit dem Drehmomentschlüssel ergab den zu Anfangs eingestellten Newtonmeter-Wert.
Die Kombination aus kleinem 24er und große, 36er Kettenblatt hat sich als eine für mich optimale Lösung im alpinen Gelände erwiesen. Das kleine Blatt bietet genug Berggänge um auch längere, steile Anstiege angenehm „tretbar“ zu machen. Das große 36er machte Flachpassagen auf Schotter oder Asphalt „schneller“ als etwa ein einzelnes 32er Blatt. Zudem überzeugten die beiden Kettenblätter mit gutem Schaltkomfort und hatten beisher auch keine Problemme bei der Kettenkontrolle – nicht einmal ruppigstes Gelände konnte die Kette bisher abwerfen!

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Der Umwerfer ist ebenfalls ein eher unauffälliger Zeitgenosse – er tut genau das, was von ihm verlangt wird, die Kette von unten nach oben und dann wieder von oben nach unten zu transportieren. Dies funktioniert ohne Nachdruck und selbst unter Last problemlos. Kettenklemmer? Bisher Fehlanzeige.

Das Schaltwerk wird durch den Shifter perfekt angesteuert, die Gänge rasten sauber ein, die großen Schaltrollen transportieren die Kette zackig und präzise in den gewünschten Gang. Selbstverständlich auch hier problemlos unter Last. Das etwas aufwendigere Finden des optimalen Kassettenabstands der oberen Schaltrolle machte sich on Trail aber bezahlt: die Kette läuft in allen Gängen sauber und leise, genau so wie ich es gerne habe!

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Nach gut 400km auf heimischem Boden wartete Anfang Oktober ein echter Härtetest auf die GX-Gruppe: vier Tage südtiroler Trails, anfangs in Brixen, dann im (normalerweise) sonnigen Vinschgau rund um Latsch.

Der viertägige Trail-Test:

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Die Trailregion Vinschgau ist immer eine Reise wert und ein perfektes Testrevier.

Anders als der Gardasee mit seinen verblockten Geröllfeldern verwöhnen die Trails um Brixen und Latsch mit dem sprichwörtlichen „Flow“. Das Gelände ist insgesamt weniger schroff, der Untergrund zumeist erdig-weich, das Gestein nicht so kantig. Natürlich beeindrucken auch hier immer wieder technische Herausforderungen wie Steilstufen, rutschige Felsplatte oder Spitzkehren. Nur fühlt man sich als Biker willkommener, die Berge wollen einen nicht abwerfen, sondern laden zum Spielen ein.

Brixen als Anreisetag-Zwischenstopp eignet sich perfekt, um sich schon mal ans Gelände und das italienische Flair zu gewöhnen. Dank Plose-Bahn spart man sich den Uphill und kann sich voll und ganz dem Trailvergnügen gen Tal widmen.

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An Trail für aussagekräftige Tests fehlt es jedenfalls sicher nicht.

Dank 36er Kettenblatt und breitgefächerter 10-42 Kassette war nach engen Turns stets ein passender Gang gefunden, um wieder auf Tempo zu kommen. Die Type Two genannte Schaltwerk-Schwingungsdämpfung sorgte zudem für Ruhe wo vorer heftiges Kettenklappern war. SRAM’s Abstimmung zwischen Kette und den Zähnen an Kassette bzw. Kettenblättern darf man getrost als gelungen bezeichnen, denn selbst im ruppigsten Terrain wie etwa nach Stufenabfolgen blieb die Kette immer da wo sie hingehört.

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Auch hier konnte sich die SRAM GX Antriebsgruppe bewähren.

Die Trailregion Latsch bietet zwar auch die Möglichkeit der Seilbahnunterstützung, das Revier ist aber derart groß, dass man sich den einen oder anderen Trail „erarbeiten“ muss. Dank der sehr bergfreundlichen 24-42er Abstufung waren 1200 Hm Anstiege aber problemlos zu meistern – egal wie steil. Derart entspannt oben angekommen, durfte die GX-Gruppe ein weiteres Mal ihre Geländegängigkeit unter Beweis stellen – eine Aufgabe, die sie aufs Neue mit Bravour bestand! Man merkt auf keinem Trail-Meter, dass man mit einer Einsteigergruppe unterwegs ist. Alles funktioniert perfekt, nichts knarzt, schleift oder quittiert gar den Dienst. Hausaufgaben gemacht, SRAM!

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Das SRAM GX Schaltwerk im Traileinsatz.

Am letzten Tag erwischte uns dann der Regen und die südtiroler Trails verwandelten sich in sandig-schmierigen Matsch. Diese Mischung aus Sand, Kies und Erde schien sich förmlich an die Kette zu kleben – nach wenigen Metern erfolgten Gangwechsel nur noch mit lautstarkem Zähneknirschen. Quasi im Minutentakt des 1100 Höhenmeter dauernden Downhills verschlimmerte sich die Schaltperformance, unten angekommen war ich dann doch etwas ettäuscht. Schade, denn bis auf dieses Schlechtwetterproblematik bin ich mit der Gruppe mehr als zufrieden! Mein Freund, mit der X1-Gruppe an seinen 2016er Trek Fuel EX 9 unterwegs – allerdings mit der gruppenübergreifenden PC 1130 Kette, hatte zwar ebenfalls „Zähneknirschen, jedoch bei weitem nicht so stark und funktionsmindern wie ich mit der GX-Gruppe und meiner XX1-Kette. Es scheint also würde die Wachsschicht der teureren Kette die Mischung aus Sand und Erde magisch anziehen. Ich werde die Kette jedenfalls weiterhin genauestens beobachten, das nasse Herbstwetter könnte noch das eine oder andere Wehwehchen zu Tage fördern.
(Nebenbei sei noch erwähnt, dass auch die neuen Beläge meiner am Vorderrad verbauten Avid Trail nach dieser einen Abfahrt reif für die Tonnen waren)

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Zwischenfazit und Ausblick: Den Status als Einsteigergruppe merkt man der SRAM GX in keinster Weise an. Die einzelnen Komponenten sind sauber verarbeitet, schön anzusehen und glänzen mit präziser Funktion und ausgereifter Technik. Positiv finde ich auch, dass bisher nichts nachjustiert werden musste. Die Schaltung funktioniert nach wie vor bestens, die Tretlager-Kurbel-Kombi weißt keinerlei Spiel auf und die Kassette sitzt bombenfest auf dem XD-Freilauf.
Einzig das Nassverhalten der XX1-Kette hat mich bisher enttäuscht was ihre Schmutzabweisung angeht. Ich bin gespannt wie lange die XX1-Kette noch durchhalten wird – gerade jetzt, wo die Trail nass und matschig werden.

RIDE ON,
MiMü