CUBE Stereo 120 HPC Race 29 – Erste Eindrücke (+ Update): von c_g
Die Riege der 120 mm Fullies ist schon eine spannende Klasse. Während man bei 100 mm schon vorn vornherein weiß, dass das Bike für XC & Marathon gedacht ist und man bei 140 mm Federweg sofort an All-Mountain denkt, ist die 120er Klasse dazwischen mal mehr Marathon und mal mehr All-Mountain. Aus unseren Tests waren z.B. das NICOLAI Helius TB und das BANSHEE Phantom trotz verhältnismäßig magerem Federweg klare Trailbikes, die es lieber heftig als lang wollen. Das zuletzt gefahrene PIVOT Mach 429 Trail wiederum war eine sehr universell Mischung. Trotz aller Trailtauglichkeit war es super effizient und schnell. Wie wird sich nun das komplett neu entwickelte und seit kurzem in TNI-Test befindliche CUBE Stereo 120 HPC Race 29 nun machen?
Wie bereits im Intro erwähnt, ist das Stereo 120 HPC Race mit 12,35 kg verhältnismäßig leicht … zumal wenn man den VK von 2999.- Euro bedenkt. Dazu trägt ganz sicher der formschöne Carbonhauptrahmen mit Alu-Hinterbau seinen Teil bei. Doch auch bei der Ausstattung hat man ans Gewicht gedacht.
Im Intro war ich bereits etwas skeptisch wegen der schmalen Felgen und schmalen Reifen. Doch ausgerechnet an der Stelle hat mich das Stereo 120 eines Besseren belehrt. Es fährt sich in der Kombination klasse! Klar bringt es die Kombi nicht auf das Traktionsniveau eines Endurotoreifens, aber als schnelles Trailbike, finde ich die schmalen Nobby Nic Reifen und 19-mm-Maulweite bei den Felgen durchaus gut zu fahren. Auf alle Fälle besser als von mir erwartet. Das merkt man vor allem in einer Paradedisziplin des Bikes – Uphill und Beschleunigung. Hier hat mich das Stereo 120 von Anfang an überrascht und begeistert mich auf jeder Fahrt.
Doch die Laufrad- und Reifenwahl sind nur ein Teil dieser Qualitäten. Die Geometrie trägt auch stark dazu bei. Während es mir bei vielen Bikes so geht, dass ich die Gewichtsverteilung eher zentral bis hecklastig empfinde, sitze ich auf dem 19“ Rahmen sogar eher leicht frontlastig. Das hat mich anfangs etwas gewundert, denn die Front ist durch den positiven Vorbau und die hohe Steuersatzkappe keineswegs tief. Vielmehr sorgt der steile Sitzwinkel (> 75°) dafür, dass der Körperschwerpunkt leicht nach vorne rückt. Trotz verhältnismäßig geringer Sattelüberhöhung habe ich immer viel Druck auf dem Vorderrad. Hinzu kommt das recht lange Heck mit einer Kettenstrebenlänge von 446 mm und schon wird aus dem Stereo 120 ein Kletterkünstler par Excellance. Bisher habe ich noch keine Steigung, gefunden, die ich damit nicht relativ locker hochklettern kann.
Unmittelbar damit hängt natürlich auch das Handling des Bikes zusammen. Auf den ersten Ausfahrten, hatte ich sehr wohl das Gefühl, dass das Stereo 120 was die Lenkung angeht auf der agileren Seite liegt. Insbesondere bei schnellen Richtungswechseln gibt sich das Stereo 120 sehr flink, wobei das lange Heck dagegen fast schon kontrastreich ruhig ist. Auf den derzeit recht rutschigen Trails waren die Nobby Nics dadurch mitunter überfordert, aber der hohe Druck auf dem Vorderrad (siehe Geometrie weiter oben) hat immer dabei geholfen die Kontrolle zu bewahren. Ich bin noch dabei mich vollends daran zu gewöhnen, daher soll dies lediglich ein erster Eindruck sein. Noch fehlt es mir an genug Trailtime auf dem Bike um eine schärfere Beurteilung zu machen, aber für meinen Geschmack balanciert das Stereo im Handling recht genau auf der Mittellinie der 120 mm Klasse.
Doch das CUBE Stereo hat noch einen weiteren Trumpf im Ärmel: Seine sehr komfortable Federung. Ich weiß, dass es eine oft geschrieben Floskel ist, dass sich ein Bike nach mehr Federweg anfühlt als es ist, aber hier kommt mir der Gedanke auf beinahe jeder Ausfahrt. Bei meinem initialen Set-Up von 20% Sag fährt sich das Bike einfach genial komfortabel – sowohl, was die Sensibilität, wie auch die Dämpfung angeht. Auf den meisten Trail gleitet man damit, trotz der kleinvolumigen (und damit zwangsläufig härter aufgepumpten) Reifen geradezu über die Trails. Beachtlich, was die Federung und die Federelemente hier leisten. Ich bin überzeugt, davon, dass auch die Federung den schmalen Reifen dabei hilft, sich bisher so positiv und vielseitig zu geben. Trotz aller Sensibilität und des hohen Komforts bliebt das Bike dennoch wunderbar effizient und neutral was Antriebseinflüsse angeht. 90“ der Zeit fahre ich Dämpfer und Gabel komplett im “OPEN“ Modus, bergauf wie bergab.
Die Kehrseite der Medaille ist, dass es beiden Federelementen bei härterer Gangart etwas zu wenig Progression und Durchschlagschutz haben. Bei normaler Gangart merkt man das nur daran, dass man schon dort viel Federweg nutzt, aber bereits bei kleineren Drops und Sprüngen kam es aus meiner Sicht zu früh zu Durchschlägen … vorne wie hinten. Wohlgemerkt all das bei einem keineswegs soften Sag von 20%. Ich werde hier noch etwas mit dem Luftdruck herumexperimentieren aber ich vermute, dass es einfach an der Progression der beiden Luftkammern liegt – ein Punkt den man sowohl beim Dämpfer, wie auch der Gabel recht einfach durch hinzufügen von Volumensspacern korrigieren kann. Wir werden sehen.
UPDATE: Soeben erhielten wir die Info von CUBE, dass an unserem Testbike noch ein Vorseriendämpfer verbaut sei. In Serie werde sowohl die Luftkammer etwas kleiner sein (mehr Progression), wie auch eine etwas straffere Druckstufendämpfung verbaut sein. Man hofft uns innerhalb der nächsten 2 Wochen einen Dämpfer im Serien-Tune zuschicken zu können – sobald sie von FOX geliefert werden. Wir sind gespannt.
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Ausstattung: Zuerst einmal die Detailkritik: Schon auf den ersten Metern wurde klar dass der Remote der Reverb Stütze auf der Innenseite des Bremshebels, wie ausgeliefert, viel zu weit innen sitzt um sinnvoll genutzt zu werden (Abbildung unten links). Noch nicht einmal mit einer Neigungsverstellung kann man den Remote weiter nach außen bringen. Hier herrscht eindeutig ein Platzkonflikt, begründet in der Kombination aus SHIMANO Schalt- und Bremshebeln mit der ROCK SHOX Dropper Stütze aus dem Hause SRAM.
Die sauberste Lösung hierzu ist es den Remote der Reverb Stütze zwischen den Griff und die Schalthebel-Schelle zu versetzen (Abbildung unten rechts) – wie sonst von mir praktiziert, den Hebel nach Links unter den Lenker zu setzen funktioniert hier wegen des linken Schalthebels nicht. Doch das war nicht die einzige Auffälligkeit. Wie auch bei unsere XTR Testgruppe am Dauertester geben sich auch hier die Bremsen etwas kapriziös indem der Druckpunkt bei schnellem, mehrmaligem Ziehen des Bremshebels immer härter wird. Auf technischeren Abfahrten nicht optimal und etwas irritierend. Dies scheint aber weniger ein spezifisches Problem des CUBE Stereos, sondern vielmehr eines der 2016er SHIMANO Bremsen zu sein, denn es ist mir schon mehrfach auch bei anderen Bikes aufgefallen.Was die Bremsleistung und Dosierbarkeit angeht arbeitet die neue XT aber auch weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.
Bei all der geäußerten Detailkritik, muss ich auch ein großes Lob für die übrig sehr gute und stimmige Ausstattung aussprechen. Die serienmäßigen 150 Millimeter Verstellweg der ROCK SHOX Reverb Stealth Stütze sind einfach genial! Kaum zu glauben wie gut einem die zusätzlichen 2,5 cm auf dem Trail gut tun und wie man die zusätzliche Bewegungsfreiheit merkt.
Auch die XT 2×11 Schaltung mit ihrer 34/24-Kurbel ist ein absolutes Gedicht der Schaltperformance. Egal mit wie viel Zug in der Kette, der Antrieb schaltet einfach immer und er schaltete immer schnell. Sehr gut. Die Übersetzung ist ebenfalls perfekt um damit ein sehr großes Einsatzspektrum abzudecken. Bergauf reicht es für die steilsten alpinen Rampen genauso wie auf schnellen Drückerpassagen in der Ebene. Wirklich schnelle Fahrer könnten evtl. eine 26/36er Kurbel bevorzugen, aber im sportlichen Toureneinsatz sind mir die grandios untersetzten Berggänge wichtiger als die maximal Geschwindigkeit in der Ebene.
Zusammenfassung: Wie gesagt, das ist erst der Anfang eines Tests und die ersten Praxiseindrücke. Demnach gibt sich das CUBE Stereo 120 HPC Race bisher als ein echter Allrounder – mit exzellenten Klettereigenschaften, viel Effizienz und Speed, aber eben auch mit einer ausgezeichnet komfortablen Federung. Die kleinen Ungereimtheiten beim Durchschlagschutz der Federelemente und der inkonsistente Druckpunkt der Bremsen sind Details, die ich mir im andauernden Test noch genauer ansehen werde. Demnächst mehr darüber.
RIDE ON,
c_g