KCNC Ti Pro Lite Sattelstütze – Praxiseindrücke: von Fomeracer

Wer an leichte Bikes denkt, für den sind heutzutage nicht nur ein State-Of-The-Art Carbonrahmen ein Muss … der kommt auch um leichte Anbauteile nicht herum. Der Markt ist voll mit Leichtbauparts wie Lenker, Stützen, Kurbeln – die meisten davon aus dem „Wunderwerkstoff Carbon“ gefertigt. Das es auch anders und Mit Alu geht, dass zeigt die asiatische Marke KCNC.

10 KCNC Ti Pro LiteHier findet man zahlreiche Anbauteile wie Kurbeln, Steuersätze, Vorbauten, Schnellspanner sowie Sattelstützen die eben nicht aus Carbon sind. KCNC behilft sich bei dem Thema Leichtbau mit Titan, sowie der Alulegierung Scandium, welches eine noch höhere Zugfestigkeit als Aluminium aufweist und somit die Möglichkeit eines noch geringeren Materialeinsatzes bietet. Ich hatte eine KCNC TI Pro Lite Sattelstütze (die ich in ihren Eigenschaften mit einer SYNTACE P6 Hiflex aus Carbon vergleichen wird, die hier ja bereits im Test war.

Das Datenblatt klingt schon mal vielversprechend: Die Stütze ist in den Durchmessern 27.2, 30.9, 31.6 und 34.8 erhältlich, sowie in den Längen 350 und 400mm. Zudem ist sie in 5 Eloxalfarben verfügbar – das kann Carbon schon mal nicht. Wir testen die die Stütze in 27.2×400.

Gewicht: Auf der Waage schlägt diese mit 168g zu buche. Mit solch einem Gewicht, muss sich die Stütze schon mal nicht vor der Carbonkonkurrenz verstecken, ganz im Gegenteil, die vergleichbare SYNTACE P6 Hiflex bringt es auf gemessene 222g für die Stütze in 30,9mm). –> 1:0 für die Alustütze.

1 KCNC Ti Pro LitePreis: Doch nicht nur beim Blick auf die Waage wird sich der Käufer freuen, beim Blick in den Geldbeutel kommt ebenfalls Freude auf, denn die KCNC ist mit einem UVP von 110 Euro nicht mal halb so teuer wie die SYNTACE P6 Hiflex, mit 250 Euro. –> 2:0 für KCNC. (Anmerkung: Dafür gewährt SYNTACE auch satte 10 Jahre Garantie auf ihr Produkt – KCNC aber nur die gesetzlichen 2 Jahre. Ob man das braucht, kann jeder Käufer selbst entscheiden.)

Erstkontakt: In einem edlen Karton, wie eine teure Flasche Wein kommt sie daher, die KCNC TI Pro Lite. Aber halt mal, ist da überhaupt was drin, so leicht wie dieser ist? Den Karton geöffnet … Erleichterung macht sich breit. Ein nettes Highlight beim Auspacken ist die mitgelieferte Stofftasche. Somit kann auch nach Verlust der Originalverpackung, die Stütze geschützt verstaut werden. Wer aalglatte Carbonstützen gewohnt ist, dem wird beim Auspacken, die doch recht raue Oberfläche des Stützenschaftes auffallen. Dies ist auf den hohen Zerspanungsvorschub bei der Drehbearbeitung zurück zu führen, soll aber gerade im Klemmbereich des Sitzrohres, kein Nachteil sein. Die schwarze Oberfläche mit gelasertem KCNC Schriftzug wirkt schlicht und sollte sich optisch in jedes Bike unauffällig einfügen. Wer es aber auffälliger möchte, kann sich ja für eine der bunt eloxierten Versionen entscheiden.

Ein Muss bei hochwertigen Sattelstützen ist die aufgebrachte Skala auf der Rückseite. Die Skala ist dabei aufsteigend aufgebracht und zeigt somit nicht wie weit die Stütze ausgezogen ist, sondern verbleibenden Wert bis zum Erreichen der Mindesteinstecktiefe. Eigentlich sehr sinnvoll. Ein schnelles, wiederholtes Einstellen der Sattelhöhe ist auf jeden Fall garantiert.7 KCNC Ti Pro Lite Ebenfalls positiv anzumerken ist, dass die Stütze ein aufgelasertes Drehmoment für die Sattelrohrklemmung besitzt und diese zudem bei  8 Nm liegt. Ein wirklich hoher Wert für eine Leichtbaustütze“

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Montage: Die Stütze in den Rahmen gesteckt. Sattelklemme angezogen. Hält. Dies gilt gleichermaßen für die Montage mit Fett im Alurahmen oder mit Paste in Carbonrahmen.

Kommen wir nun zur weniger erfreulichen Sattelmontage: Hierbei sollte gesagt sein, wer keinen guten Tag hatte sollte es lieber bleiben lassen. Jetzt wird’s nämlich nervenaufreibend. Zunächst gilt es, die lose untere Auflageschale in die Vertiefung des Stützenschaftes zu legen, jegliche Erschütterung nutz die Schale als Chance um herunter zu fallen. Nun muss der Sattel mit dem Gestell auf diese Schale gelegt werden, Sattel und Schale sind nun für den weiteren Montagevorgang, fest zu halten! Mit der verbleibenden Hand wird nun versucht, die oberen Klemmbügel die schon mit der Spannschraube verbunden sind, in das Gestell hinein zu drehen. Ist dies vorne wie hinten geschehen, greift man sich den passenden 6-Kant Schlüssel (während man immer noch den Sattel in die Schale drückt). Nun wird man leider feststellen, dass man durch das Ansetzen und Festziehen des 6-Kanntschlüssels, den Klemmbügel wieder vom Sattelgestell hebelt. Somit muss man mit der Hand, mit der man schon den Sattel und die Schale hält, auch noch den Bügel positionieren und halten. Wem dieses Kunststück gelingt, der kann nun die Schraube fest ziehen, dieser Vorgang wird dann beim zweiten Bügel wiederholt. Zu diesem Zeitpunkt denkt nun jeder, buh geschafft, es fällt nicht mehr auseinander, nun nur noch den Sattel in der Horizontalposition und Neigung ausrichten. Falsch!!! Wer nämlich den Sattel verschieben möchte, schiebt zwangsläufig die Bügel mit, somit liegen diese verkantet auf dem Sattelgestell auf und die Wirklinie der Spannschraube ist nicht mehr senkrecht zum Sattelgestell.

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So kann der Sattel nicht dauerhaft fixiert werden. Der oben geschilderte Vorgang des Spannens muss also komplett wiederholt werden, will man die Position korrigieren. Wer meint es kann nicht noch schlimmer werden, wird von der KCNC Stütze eines Besseren belehrt. Da die Spannschrauben vertikal zum Sattelgestell zu montieren sind, werden diese zwangsläufig (durch den Sitzwinkel) nicht parallel zum Stützenschaft verlaufen. Somit wird die Öffnung der Sechskantschraube durch den Stützenschaft unzugänglich.

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Ein Festziehen der Schraube, ist mit einem normalen Sechskantschlüssel somit nicht möglich! Wer es doch versucht, wird sich (wie ich auch) die teuren Titanschrauben rund drehen und die Stütze mit dem 6-Kantschlüssel verkratzen. Ein Montageversuch mit dem Drehmomentschlüssel, welcher unabdingbar bei der Verwendung eines Carbonsattels ist, war ebenfalls nicht möglich(Bild3). Die einzige Möglichkeit war die Verwendung eines, mit dem Winkelschleifer gekürzten 6-Kantschlüssels(Bild4). Mit dem „richtigen“ Werkzeug war es dann aber absolut problemlos.
(Was ich hier so detailliert ausführe, trifft übrigens keineswegs nur auf die KCNC, Stütze zu. Das gilt mehr oder minder für alle Stützen, die zu Gunsten des Leichtbaus auf ein Einteiliges Oberteil verzichten und das ganze unten über einen Längsbolzen fixieren.)

Fazit zur Montage: Man braucht viel Geduld, Fingerspitzengefühl und das richtige Werkzeug. Diese filigrane Klemmung kann nur eins, leicht sein. Von Montagefreundlichkeit ist sie jedoch Meilenweit entfernt. Diesen Punkt holt sich mit voller Überzeugung die Syntace, somit 2:1.

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Auf dem Trail: Den Montagefrust überwunden, ging’s dann an die Testfahrten. Bei 84 kg Fahrergewicht und einer Freigabe bis 85 kg war mir anfangs schon mulmig, diese Stütze voll zu belasten. Nach einigen Testkilometern verflog das flaue Gefühl aber und hat sich seither nicht mehr gemeldet. Bisher waren auch weder ein Verschieben oder lösen des Sattels noch irgendwelche Knack-/Kanrzgeräusche festzustellen. Ich habe die Stütze in einem BERGAMONT Revox mit identischer Einstecktiefe wie die SYNTACE P6 Hiflex getestet. Man merkt der KCNC einen gewissen „Flex“ an, der durchaus einen gewissen Komfort vermittelt. Im Vergleich wirkt der „Flex“ bei der SYNTACE P6 Hiflex aber ausgeprägter und definierter – kein Wunder, denn die Syntace wurde ja auch primär als vibrationsdämpfende Sattelstütze konzipiert (hier unser Test zu der stütze, der das eindrucksvoll belegt). Möchte man also einen Punkt für den Komfort vergeben, musst man diesen der Syntace zugestehen, ohne dass die KCNC unkomfortable wirkt.

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Zusammenfassung: Für einen verhältnismäßig niedrigen Preis, bekommt man bei KCNC in der eine TI Pro Lite Sattelstütze hochwertige und vor allem leichte Sattelstütze. Wer die zugegeben sehr aufwendige Montageprozedur erfolgreich überstanden hat, dürfte mit dieser Stütze bestimmt zufrieden sein. Ich jedenfalls werde sie noch weiter fahren und euch dann in einem späteren Langzeitfazit berichten.

Fomeracer