VITTORIA Barzo 29×2,25 TNT – Erste Eindrücke: von Mimü
Seit der Vorstellung des Barzo, eines neuen CC-Reifens von VITTORIA ist mittlerweile ein wenig Zeit vergangen – Zeit, in der die Reifen dank des spätsommerlichen Hochdruckwetters ihr Können schon sehr gut unter Beweis stellen durften.
Normalerweise tue ich nicht lange mit dem Reifendruck herum. Bei einem Reifen mit den Dimensionen des Barzo würde ich bei meinem Systemgewicht von 93 kg (bei 80kg „Lebendgewicht“ + 11,5kg Stahlbiker + 1,5kg Rucksack) einen optimalen Luftdruck zwischen 1,7 und 2.1 bar erwarten. Das trifft tatsächlich auch auf den Barzo zu, nur ist das Fenster, in dem der Reifen für mich optimal funktioniert auffälig eng. Schon bei 2.0 bar fehlt es im auf losem Untergrund spürbar an Traktion und bei ca. 1,7 bar neigt der Reifen bereits dazu zu hüpfen und sich im Fahrbetrieb aufzuschaukeln … fast wie bei einem Fatbike-Reifen. Erst bei einem Luftdruck von ziemlich genau 1,9 bar ist für mich das Optimum erreicht was Rollwiderstand und Traktion angeht.
VITTORIA empfiehlt den Barzo für technisches XC-Terrain, sprich eine bunte Mischung aus unterschiedlichsten Bodenbeschaffenheiten mit einer Betonung auf Leichtlauf. Wenn man sich die „Tech Specs“ des Barzo ansieht, dann erkennt man ein großes Einsatzspektrum von Hard Pack bis Mixed, gleichzeitig soll er über einen sehr guten Nassgrip verfügen und mit superber Durchstichsicherheit überzeugen. Lauter Eigenschaften, die es zu erkunden galt.
Bei dem richtigen Luftdruck gefahren baut der Barzo auf losem Schotter und weichem Waldboden ein für einen XC Reifen beachtliches Traktionsvermögen auf. Auch felsdurchsetztes Gelände mit losem Geröll stellte den Barzo vor keine echten Probleme. Dennoch ist der Barzo mehr XC als Trail-Reifen – dafür baut er auch zu schmal – aber für einen XC-Reifen hat er sich beim Thema Grip alles andere als schlecht geschlagen. Einfach nur Draufhalten funktioniert natürlich nicht. Die Linie muss schon mit Bedacht gewählt werden. Gutmütig folgt der Reifen dann aber der Linienwahl, das Kurvenverhalten neigt etwas zum Untersteuern, bleibt aber gut kontrollierbar. Trotz der relativ niedrigen Mittelstollen bietet der VITTORIA eine mehr als ausreichende Bremstraktion.
Was ich noch erwähnen möchte ist das Federungs-/Dämpfungsverhalten des Reifens. Mit den erwähnten 1,9 Bar werden Wurzeln, kleinere Stufen oder ähnlichem sehr gut überrollt, die Karkasse des Barzo wirkt dabei sowohl flexibel, wie auch robust – einnAttribut das ich der besonderen Konstruktion aus 120 TPI Karkasse und den verstärkten Flanken zuschreibe. Bis dato hatte ich noch keine Reifenpanne zu verzeichnen. Das anfängliche „Reifenhüpfen“ war mit 1,9 Bar nicht mehr spürbar, dafür dämpfte der Reifen Landungen nach kleineren Drops jetzt gut weg.
Die wenigen Ausfahrt nach (in diesen Sommer seltenen) Regenschauern beeindruckten den Barzo nur wenig. Die Trails waren durchwegs vom Regen aufgeweicht, boten jede Menge Potenzial, um Schwachstellen in Profil und Gummimischung aufzudecken, aber es gab nur wenig aufzudecken! VITTORIA hat seine Hausaufgaben gemacht – das relativ offene Profil im Zusammenspiel mit der flexiblen Karkasse schmiegt sich hervorragend an nasse Wurzeln und Steine an, die Gummimischung läßt sich auch durch nasse Oberflächen nicht wirklich aus der Ruhe bringen.
Einziger entdeckter Nass-Schwachpunkt: Auf schmierig, weichen Böden bietet der Barzo nur wenig Halt, schmiert früh weg und läßt dem Fahrer kaum Chance, die Linie noch zu korrigieren. Der dann plötzlich auftauchende und sehr enge Grenzbereich bei solchen nass-rutschigen Bedingungen ist aber bisher das einzige echte Manko des Barzo.
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Zwischenfazit:
Es sind mittlerweile erst 1 1/2 Wochen in denen ich den VITTORIA Barzo gefahren bin. In der Zeit mit überwiegend trockenen Verhältnissen hat sich mir der Reifen als ein durchaus konkurrenzfähiger XC- bis Allroundreifen erwiesen. Egal ob als schneller Tourenreifen oder als XC-Trainingsreifen, hier werden Racer und Tourenfahrer gleichermaßen bedient. Das Gesamtpaket aus niedrigem Gewicht, guter Traktion auf unterschiedlichstem Terrain, noch guter Nassperformance und vor allem einem prima Pannenschutz sprechen klar für den Italiener. Was mir aus der Anfangsphase des Tests aber negativ in Erinnerung geblieben ist, war die doch mühsame Suche nach dem passenden Luftdruck. Das ist aber ein persönlicher Eindruck, den ich gar nicht überbewerten möchte. Ich freue mich auf weitere Trailkilometer damit.
Mimü
Schön, mal einen anderen Reifen für XC/Marathon im Test zu sehen. Wie schlägt der sich denn Eurer Meinung nach gegen den Racing Ralph 2.25?
Interessanter finde ich noch einen Vergleich mit dem X-King dessen Profil man hier fast 1:1 kopiert hat.
Den Racing Ralph hatte ich persönlich nur sehr kurz in Verwendung, weil mir der Reifen a) einen zu schwammigen Grenzbereich und b) zu hohen Verschleiß hatte.
Den Conti X-King hatte ich beim letztjährigen Bike 4 Peaks in der Protection-Variante in Verwendung und durchwegs positive Erinnerungen daran. Beim Komfort und der Nasstraktion hat mMn der Vittoria die Nase etwas vorne, beim Rollwiderstand holt sich Conti die Lorbeeren.
Was das generelle Fahr- bzw. Bremsverhalten betrifft, sind sich die beiden aber sehr ähnlich – dem Profil in seiner Gleichheit sei’s gedankt!
Hi,
bitte gib noch die Maße an: Profilbreite, Karkassenbreite, Bauhöhe, deine Felgeninnenbreite.
Dank und Gruß!
… sorry, kann man ja im ersten Post nachlesen.
@ Retorix: Mittlerweile solltest du doch wissen, wie ein Test bei uns so läuft ;-):
1, Intro mit allen Details und Daten
2, Zwischengericht oder Erste Eindrücke
3, und dann meist nach 1 Monat ein Fazit.
Grüße,
c_g