BANSHEE Phantom 29er – Testfazit: von c_g
„Irren ist menschlich“ war mein Einsteig zu den ersten Praxiseindrücken mit dem BANSHEE Phantom 29er Fully. Der Grund hierfür lag darin, dass das Bike in seinen Einzelaspekten (nur 105 mm Federweg hinten, aggressive Trail-Geometrie, eine gestreckt tiefe Sitzposition und diverse andere) recht kontrovers daherkommt, sich nach einer kurzen Eingewöhnung für mich aber als echte Trailrakete bergauf wie bergab erwiesen hat. Ein echter Spaßgarant was meinen Fahrstil und mein Gelände angeht. Etwas schwer, aber sonst in fast allen Aspekten ein tolles Bike für den Fahrer, der etwas derartiges sucht und mag.
Mit diesem sehr positiven Eindruck bin ich also in die zweite Testphase gegangen.
Diese hat sich zeitlich mit der Zusendung des DEANEASY Doppelkammersystems überschnitten und da dieses mit einem XD-Freilauf gekommen ist, war es nur logisch es auf dem BANSHEE mit seinem 1×11 Antrieb auszuprobieren. Gesagt getan waren die ohnehin etwas zu weichen Laufräder demontiert und die neue Laufradkombi mit DEANEASY montiert. Sofort ergaben sich wieder die gleichen positiven Aspekte, die ich auch schon vorher beim PROCORE System angemerkt hatte, nur dass sie sich hier bei dem strafferen Federweg noch mal deutlicher bemerkbar machen. Das Ergebnis war ein noch mal sensibleres, traktionsstärkeres und einfach rundum grandioses Bike, dessen Grenzen dadurch noch mal erweitert wurden. Einfach klasse, wie man damit über Trails räubern bzw. gleiten kann.
Um herauszufinden wie vielseitig das Phantom wirklich war, bin ich damit gleich noch eine längere Tagestour gefahren – zuerst im bisherigen Setup, mit der flachen Geometrie und ab der Hälfte dann mit den Ausfallenden in der unteren Position, was die Geometrie um ca. 1° steiler stellt und das Tretlager höher bringt. Die Tour war dabei nur in wenigen Abschnitten wirklich technisch mit vielen Abschnitten auf Forstrassen und so manchen langen Trailanstiegen. Damals beim NICOLAI Helius TB hat sich schnell gezeigt, dass dieses in einem solchen Gelände weniger zuhause ist, doch das BANSHEE Phantom hat mich auch hier weitgehend überzeugt. Klar, ist das Bike mit immerhin 13,6 kg keine Uphill-Rakete, aber danke der unter Kettenzug ruhigen Kinematik und der vortriebsorientierten Sitzposition hatte ich nie echte Beanstandungen. Selbst mit der maximal flachen Geometrie war das Phantom ein durchaus ein stimmiges Tourenbike – ganz klar mit einem „New School Handling“ aber trotzdem voll tourentauglich.
Nach dem Umstellen auf die etwas steilere Geo (67,5 auf 68,5° Lenkwinkel) wurde das Bike noch etwas tourenorientierter büßt dafür aber ein wenig Gelassenheit im technischen Gelände ein. Allerdings wurde die Sitzposition dann auch noch frontlastiger was mir auf Dauer etwas zu viel war.
Einzig den für diesen Einsatz doch sehr breiten und flache Lenker (800 mm!!) war mir etwas zu extrem. Ganz zum Ende des Tests habe ich es dann noch mit den RITCHEY Trail Komponenten ausprobiert und damit fuhr sich das Phantom für meinen Geschmack absolut perfekt .
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TESTFAZIT
Ich liebe Bikes mit Charakter und das BANSHEE Phantom ist sicherlich eines der Bikes mit richtig viel Charakter. Es hat sehr wohl seine Ecken und Kanten, mit denen man sich schon ein wenig arrangieren muss: Eine so trailorientierte Geometrie mit so wenig Federweg zu kombinieren erfordert Mut von Seiten des Herstellers und eine aktive Fahrweise sowie eine gute Portion Fahrkönnen von Seiten des Fahrers. Dazu eine sehr aggressive und frontlastige Sitzposition, die eher an ein XC-Racebike erinnert als ein All-Mountain. … eine spannende Kombi.
Zu meiner eigenen Überraschung aber hat die Summe der Teilaspekte ein für meine Trails und meinen Fahrstil perfekt passendes Bike ergeben. Dank der sich im Antritt stark beruhigenden Kinematik und der innovativen Dämpfungscharakteristik des CANE CREEK Inline Dämpfers mit Climb Switch fährt sich das Phantom nämlich nicht nur im Trail und bergab sehr potent, es macht auch bergauf eine erstklassige Figur.
RIDE ON,
c_g
Vielen Dank für den Testbericht!
Du schreibst in Bezug auf den gemäßigte Toureneinsatz“…beim NICOLAI Helius TB hat sich schnell gezeigt, dass dieses in einem solchen Gelände weniger zuhause ist, doch das BANSHEE Phantom hat mich auch hier weitgehend überzeugt.“
Könntest Du das vielleicht ein wenig konkretisieren? Ist es nur die andere Sitzposition im Vergleich zum Helius TB, das Fahrwerk oder führen andere Gründe zu Deiner Aussage?
Auch wenn es sicherlich nicht der vorrangige Einsatz für ein solches Bike ist, kommen solche Strecken wohl bei jedem Mtbler das Jahr über vor.
Besten Dank im Voraus!
VG dagehtnochwas