BANSHEE Phantom 29er Fully – Testintro: von c_g
Dies ist das erste Mal, dass wir ein BANSHEE BIKES in einen echten Test bekommen.
BANSHEE ist eine kleine Bikeschmiede mit ihren Wurzeln in den North-Shore-Trails von Vancouver, Kanada mit dem Anspruch „Bikes zu bauen, die auch und vor allem die technisch orientierten und versierten Fahrer begeistern“.
Dabei konzentriert man sich mehr auf Haltbarkeit und Handling. Leichtbau kommt erst ganz weit hinten. So findet man auch nur sehr aufwendig gefertigte Alu-Rahmen im ausnahmslos Trail- und Gravity-orientierten Sortiment.
Auch in Sachen 29er sind die Jungs alles andere als Neulinge: Ihr Paradox Hardtail zählt zu den ersten, die schon in den Anfängen der 29er aus den damals etablierten Kategorien ausgebrochen sind und ein waschechtes Trail-Hardtail entiwckelt haben – mit flachem Lenkwinkel, kurzem Heck und massiver Reifenfreiheit. Dann folgte das Prime mit den gleichen Genen, aber 130 mm Federweg vorne wie hinten – das meine Wissens erste 29er mit dem ein Backflip gefahren wurde.
Für 2015 kam dann das Phantom 29er hinzu – ein Bike, das wieder außerhalb aller Kategorien einen kurzen Federweg (nur 105 mm am Heck) und eine extreme Trailgeometrie (Lenkwinkel einstellbar zwischen 67,5 und 68,5°) kombiniert. Der regelmäßige Leser erinnert sich vielleicht an den Test des NICOLAI Helius TB letztes Jahr, das mit ähnlichen Konzepten – wenn auch nicht ganz so extrem – ein richtig spannendes Bike geworden ist.
Wie alle aktuellen BANSHEE Fullies, besitzt auch das Phantom ein Virtual Pivot Federungssystem, dessen eigenständige Interpretation BANSHEE KS-Link nennt. Dabei wird der einteilige Hinterbau aus Vierkantrohren (mit interner Verstärkungsrippe!) und massiven Schmiedeteilen über zwei sehr steif wirkende und aufwendig gelagerte Wippen mit dem Hauptrahmen verbunden. Spannend, wie die untere Wippe stark nach unten, die obere stark nach oben geneigt ist und so eine eigenwillige Kinematik ergibt. VPP-Kinematiken sind ja bekanntlich sehr vielseitig. Schon wenige Millimeter Verschiebung der Drehpunkte können einen gewaltigen Unterschied machen. Wie sich das KS-Link wohl fährt? Wir werden es herausfinden.
Zusätzlich besitzt der Hinterbau multifunktionale Ausfallenden, die gleich mehrere Dinge ermöglichen. Einerseits kann man das Bike damit auf diverse Achsstandards (135×10, 142×12 & 150×12) umrüsten und andererseits kann man mit Hilfe der schwarzen Exzenterplatten auch noch die komplette Bikegeometrie tunen. In der ausgelieferten „Low“ Position ergibt das ein en flachen 67,5° Lenkwinkel, tiefes Tretlager und einen bereits steilen 74° Sitzwinkel. In der „high“ Position geht es dafür bis 68° Lenk und 75° Sitzwinkel – also ein wenig steiler.
Der Hauptrahmen ist aus zum Teil hydrogeformten Rohren gefertigt und mit „Halbschalen“-Gussets an den Kontaktpunkten zum Sitzrohr verstärkt. Durch das Hydroforming und das extrem niedrige Oberrohr wirkt der Rahmen sowohl zeitgemäß, und dynamisch, wie auch zurückhaltend und gefällig – keine übermäßig geschwungenen Formen. Nur das Sitzrohr hat einen leichten Schwung erhalten – wohl aus Notwendigkeit um das kompakte Heck unterzubringen. Erfrischend – die Zugführung ist komplett extern. Nur die Anlenkung der Reverb verschwindet im Sitzrohr. Auf Befestigungspunkte für eine Wasserflasche verzichtet das Phantom komplett. Mit seiner Ausegung als aggressives Trailbike durchaus verzeihbar. Ebenfalls ein Zeichen, dass BANSHEE nicht unbedingt mit dem Strom der Trends schwimmt – das 73 mm BSA Tretlager, haltbar und bewährt.
Den Rahmen samt eines ROCK SHOX Monarch Dämpfers gibt BANSHEE mit ca. 2,9 kg an. Auch das ein Indiz dafür, dass das Bike weniger für die Marathonstrecke, sondern aggressive Trails gemacht wurde. Der Vertrieb erfolgt in D über EVERYDAY26, mit einem Rahmenpreis von guten 1649.- bzw. 1919.- Euro, je nachdem, ob man einen ROCK SHOX Monarch oder einen CANE CREEK DB Inline wählt.
Konsequent traillastig geht es auch mit der Komponentenwahl weiter, wobei diese nur als Musterbeispiel gelten soll, denn jedes Bike wird bei EVERYDAY ganz nach Kundenwunsch zusammengestellt. So kommt unser Phantom mit einer X01 Gruppe von SRAM daher, die durch eine RACE FACE Next SL Kurbel noch mal aufgewertet ist. Die Bremsen sind die guten und bewährten SRAM Guide RS (schon getestet) und die Laufräder stammen von SPANK in Form der Oozey EVO. Darauf rollen richtig aggressive MAXXIS High Roller II 3C in 2.3er Breite, die durch vorhergehende Tests schon deutlich angegriffen sind. Das Cockpit stammt ebenfalls von RACE Face, in Form eines SIXS Carbonlenkers (mit 35 mmDurchmesser und 800 mm Breite!) und eines ATLAS 35 Vorbaus in sehr kurzen 50 mm.
Ein Highlight, auf das ich mich wirklich freue ist der CANE CREEK Inline Dämpfer, der in Kombination mit dem kurzen Federweg wirklich spannend wird. Positiv auch, dass BANSHEE für alle Modelle mit CANE CREEK Dämpfer schon spezielle Base-Tunes entwickelt hat und so deutlich dabei hilft den komplexen Dämpfer für den Anfang schon richtig abzustimmen. Wir werden sehen wir sich das auf dem Trail überträgt. Ach ja, vorne arbeitete eine ROCK SHOX Pike RTC3 mit 120 mm Federweg.
Insgesamt bringt es das BANSHEE Phantom in Gr. L in der sehr hochwertigen Ausstattung auf knapp 13,50 kg ohne Pedale. Ganz klar – ein XC-Bike will das Phantom trotz seines kurzen Federwegs nie sein. Der VK des Musteraufbaus läge bei 4818 Euro.
Noch ein Wort zur Farbgebung: Ich finde das frische „Mint“ ja ganz schick, gerade weil es so im Gegensatz zum aggressiven Character des Bikes steht, aber wer es etwas dezenter will, bekommt das Phantom auch in „Alu roh“ und „Schwarz eloxiert“. Der Rahmen kommt in 3 Größen (M, L und XL). Hier noch der Link zur Geometrietabelle auf der Phantom-Webseite.
Wie ihr auf den Bildern seht, hat es das BANSHEE Phantom bereits auf meine Hometrails geschafft, daher folgt schon bald ein Update mit ersten Praxiseindrücken.
RIDE ON,
c_g
Schöner Aufbau. Bin gespannt auf das Fazit. Habe ein Prime mit ähnlichem Aufbau 🙂
Auf einen Test eines der 29er von Banshee habe ich schon lange gewartet. Aber mir geht es wie Andi. Happy Rider eines ähnlich aufgebauten Prime. Passte einfach wegen der schönen Länge und Reach zu meinen Ausmaßen (196cm) und erlaubt dennoch einen kurzen Vorbau. Und ich habe auch den Eindruck, dass es mit meinem erhöhten Gewicht (>100kg) klar kommt. Gibt nicht viele AM/Trail-Biester die das können. Hatte noch das Helius TB im Auge (danke für den Test damals) aber aus Kostengründen dann für Banshee entschieden. Die schwierigste Entscheidung war Phantom oder Prime. Angeblich ist das Prime auf Grund des Rohrsatzes nochmals robuster. Daher fiel die Wahl dann darauf.