SHIMANO XTR 2×11 Schaltung – Testintro: von c_g
Eigentlich wollte ich mit der neuen XTR Gruppe von SHIMANO das BC Bikerace fahren, das morgen startet, aber manchmal geht es im Leben anders und so darf die neue XTR Gruppe ihre Testdauer eben auf heimischen Trails absolvieren.
Als wir die Technologien der XTR Gruppe bekanntgegeben haben, waren wir wie viele andere auch überrascht, dass die Kassette eben nur bis 40 Zähne ging. Aber SHIMANO setzt eben weniger auf maximale Bandbreite in der Kassette allein, sondern nutzt dafür die aus ihrer Sicht weiterhin zeitgemäßen 2- und 3-fach Kurbeln. Ohne die Notwendigkeit alle Gänge im Ritzel abzudecken, kann man sich eher auf die aus ihrer Sicht optimalen Gangsprünge konzentrieren.
Ich bin zugegeben ein echter Fan der Einfachheit von SRAM’s 1-fach Schaltungen und liebe es alles mit nur einem Schalthebel im Griff zu haben. Umso gespannter bin ich darauf wie ich wohl wieder mit einer 2-fach Kurbel und damit mit Umwerfer und linkem Schalthebel zurecht kommen werde. Doch bevor es an die Praxiseindrücke geht – hier zuerst noch die Auflistung alle Komponenten unserer XTR 2×11 Gruppe:
(Noch ein Hinweis zu den angegebenen Preisen: Der deutsche SHIMANO Vertrieb PAUL LANGE selbst gibt nur Preisempfehlungen an, die hier auch genannt werden. Dies sind aber nur gobe Vergleichsangaben, denn die tatsächlichen Marktpreise können stark davon abweichen. Eine kurze Internetrecherche zeigt die tatsächlichen Handelspreise.)
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XTR Trail Kurbel (24/34 Zähne – FC-M9020-2)
Die neue XTR Trail Kurbel ist nicht nur mit ihrer glänzend silberschwarzen Oberfläche ein echter Hingucker. Seien es die fließenden Formen der hohlgeschmiedeten Kurbelarme, die ungewöhnliche Form der Spider mit asymmetrischem Lochkreis (64/94 mm), die Kettenabstufung mit nur 10 Zähnen Abstand, oder der hochaufwendige Verbundkonstruktion des großen Kettenblattes – hier merkt man den Perfektionismus, mit dem die Ingenieure von SHIMANO bei der XTR ans Werk gegangen sind.
Den geringen Zähnesprung zwischen den Kettenblättern begründet SHIMANO mit besserer Schaltperformance und gleichzeitig weniger Erfordernis für Ausgleichsschaltungen wenn man die Kette vorne in die eine oder andere Richtung bewegt. Bei der FC-M9020 handelt es sich um eine Trail-spezifische Kurbelgarnitur, dazu gibt es noch die leichtere FC-M9000 für den Race-Einsatz.
Der Q-Faktor der 9020 liegt bei normalen 168 mm. Die Kurbelachse ist entgegen dem aktuellen Trend aus Stahl und hält am 24 mm Durchmesser fest.
Während das kleine Kettenblatt aus hochfestem Alu besteht, ist das große Kettenblatt eine Verbundskonstruktion aus einer Carbonträgerplatte in die sehr zähe Titan-Zähne eingelassen sind. Wenig Gewicht und dennoch extrem hohe Haltbarkeit so der Anspruch. Dabei wird auch sofort die Logik von SHIMANO klar: Das große Kettenblatt ist das Standardblatt in dem man die meiste Zeit fährt und das kleine Alu-Ritzel ist eher als reiner Berggang ausgelegt.
Das Gewicht der Kurbel samt Achse liegt bei respektablen 618 g bei 175 mm Kurbelarmlänge. Der empfohlene Richtpreis liegt bei 649,90 Euro, die Marktpreise liegen oft bei ca. der Hälfte davon.
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Side-Swing Umwerfer (E-Type – FD-M9020E)
Unumstößlich mit einer 2-fach Kurbel verbunden ist auch der passende Umwerfer – im Fall unseres ROCKY Instinct, an das die Gruppe montiert wird, eine E-Type Direct Mount. Besonders neugierig war ich hierbei darauf, wie sich die neue Side-Swing Ansteuerung machen würde, die ja besonders schnell und kräftig schalten soll und zugleich einen unglaublich geringen Bauraum nach hinten in Anspruch nehmen soll. Der erste Eindruck und die Zugänglichkeit aller Einstell- und Klemmschrauben ist jedenfalls schon mal mustergültig.
In der genannten Ausführung wiegt unser Muster sehr leichte 102 g. Der empfohlene Richtpreis liegt bei 124,95 Euro.
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XTR Schaltwerk (RD-M9000 SGS)
Neben der sehr edlen Optik mit Carbon-Außenkäfig und allerlei Karbon im Parallelogramm stechen zwei Besonderheiten am neuen XTR 11-fach Schaltwerk hervor. Zum einen ist der Shadow-Plus-Mechanismus am RD-M9000 Schaltwerk nun von außen entweder zugunsten maximaler Stabilität oder minimaler Bedienkräfte einstellbar um. Zudem weist das Schaltwerk ein noch geringeres Profil auf, das es vor Beschädigung schützt und durch den flachen Anstellwinkel die Bedienkräfte weiter verringert. Zum anderen ist es speziell so konstruiert, dass es mit den Anforderungen der größeren 11-40 Kassette optimal zurecht kommt. Wie bei SHIMANO üblich, kann man es wahlweise „normal“ oder mit speziellem Direct-Mount Schaltauge verbauen.
SHIMANO nennt für das lange SGS Schaltwerk eine Kapazität von 45 Zähnen. Unser Antrieb nutz mit der oben genannten 2-fach Kurbel davon immerhin schon 40. Auffällig beim XTR Schaltwerk, wenn man es mit den 11-fach Schaltwerken von SRAM vergleicht, dass neben der größeren Käfiglänge die obere Führungsrolle weit weniger stark zur Schwenksachse versetzt ist – beides aus meiner bisherigen Sicht ausschlaggebend dafür warum dieses eine Schaltwerk sowohl 1×11, 2×11 wie auch 3×11 schalten kann.
Wenn es nach dem optischen Eindruck geht ist das neue XTR Schaltwerk für mich das derzeit schönste Art seine Kette zu kontrollieren. Ach ja, das Schaltwerk wiegt 255 g und der empfohlene Richtpreis liegt bei 239,95 Euro.
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2×11 Schalthebel (I-Spec II – SL-M9000-I):
Neben der Eigenschaft ab sofort wieder mit zwei Schalthebeln am Cockpit konfrontiert zu werden bin ich natürlich besonders auf das Schaltgefühl und die Ergonomie der XTR Schalthebel gespannt. Währen dich bei der 11-fach SRAM Schaltung wentegegen meiner Erwartungen wieder zum Grip-Shift Fan geworden bin, verspricht SHIMANO’s Gangwechsler durch 2-Way- und Multi-Release hier ja mehr Schaltgeschwindigkeit.
Schaut man sie die Hebel mal genauer an, gefallen sie vor allem durch ihre Verarbeitung und die schön gerundeten Schalthebel selber, von denen der vordere sogar aus Carbon gefertigt ist. Ansonsten wirken diese für die Funktion so wichtigen Teile fast etwas unspektakulär.
Unsere Testmuster kommen in der mit der XTR vorgestellten I-Spec II Version. Dabei wird die rundliche Fortsatz einfach in die Lenkerklemmung des Bremshebels eingelegt (die kleine Nase verhindert ein verrutschen) und mit samt des Bremshebels geklemmt. Zusätzlich kann man die Position des Schalthebels gegenüber den Bremsgriffen sowohl in der Neigung, wie auch über einen sehr großen Bereich in der Breite einstellen.
Die Schalthebel werden bereits mit den hochwertigen polymerbeschichteten SHIMANO Schaltzügen vormontiert ausgeliefert.
Das Gewicht liegt bei 214 g für die beiden Schalthebel. Der empfohlene Richtpreis liegt bei 229,95 Euro.
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XTR 11-fach Kassette (CS-M9000)
Anders als SRAM, setzt SHIMANO bei ihren 11-fach Kassetten weniger auf maximale Bandbreite, sondern auf fein abgestimmte Gangabstufungen. Angeblich wurden tausende Testkilometer zurückgelegt ehe man sich auf die aktuelle Abstufung geeinigt hat, welche man auch gleich mit dem Titel „Rhythm Step“ versehen hat. Die 11-40 Kassette hat im einzelnen folgende Abstufung: 11-13-15-17-19-21-24-27-31-35-40.
Ich muss zugeben, dass ich etwas überrascht war, als die Kassette sich als kleines Teilepuzzle entpuppt hat. Die größten 8 Ritzel sind jeweils paarweise auf einem Träger aufgebracht, macht schon mal 4 Teile. Dann folgen noch drei Einzelritzel und der Alu-Lockring … insgesamt also 8 Einzelteile. Auch wenn es damit einfacher sein dürfte einzelne Ritzel im Falle eines Defektes oder vorzeitigen Verschleißes auszutauschen, mag ich da die einteiligen SRAM Kassetten schon lieber ..
(Das goße Ritzelpaket zeigt wie aufwendig die Ritzel und Träger – hier in Carbon – gefertigt sind.)
Wenn es um den Herstellungsaufwand und die Qualität geht, steht die Kassette aber ganz sicher nicht schlecht dar. So sind die kleinsten 4 Ritzel aus Stahl, die folgenden 6 aus Titan und nur das größte aus Alu. Die beiden goßen Trägerplatten sind unglaublich aufwendig aus Carbon, die beiden kleineren aus Alu. Mehr Materialmix geht fast nicht mehr und jedes hat seine Aufgabe um sowohl die Haltbarkeit hoch zu halten und das Gewicht zu drücken.
So kommt die komplette Kassette auch nur auf magere 328 g. Beachtlich. Der empfohlene Richtpreis liegt bei 299,95 Euro.
Wie sich die Philosophie hinter der Dyna-Sys11 Abstufung in der Praxis bewährt wird sich zeigen, dass ich mit den aufwendigen Zahnformen und Schalthilfen eine super schnelle und präzise Schaltung erwarte, dürfte wenig überraschen.
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11-fach Kette (HG-X11)
Dass SHIMANO der unangefochtene König der Ketten ist was deren Haltbarkeit angeht, dürfte fast jeder wissen. Deswegen sind SHIMANO Ketten auch richtungsgebunden. In der hochwertigsten Kette sind sowohl die Glieder, wie auch die Bolzen mit der besonders reibungsarmen und haltbaren Sil-Tec Beschichtung auf Fluor-Basis versehen. Was gut ist für die Zähne, kann bei der Kette auch nicht schaden, oder ;-).
Im Neuzustand mit 116 Gliedern wiegt unser Kette 248 g. Der empfohlene Richtpreis liegt bei 49,95 Euro.
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„XTR Trail“ Bremsen (BR-M 9020)
Und damit kämen wir zum letzten Bestandteil unserer neuen XTR Testgruppe – den Bremsen. Wie der aufmerksame Leser bestimmt weiß fahre ich seit nunmehr über 2 Jahren eine XTR Race Bremse (BR-M985) der letzten Generation im Dauereinsatz … ganz ohne jeglichen Service oder funktioneller Auffälligkeiten. Mit der neuen, überarbeiteten XTR hat auch die Bremse ein Facelift erhalten, soll noch kräftiger, noch hitzebeständiger und noch zuverlässiger geworden sein. Was das Gewicht angeht, hat sie mit 254 g für eine VR-Bremse und 273 g für die ungekürzte HR-Bremse jedenfalls gute 40 g je Bremse zugelegt. Ein Teil davon geht sicher auch zu Lasten der Trail Bremsbeläge mit ihren Alu-Kühlrippen.
Am Bremshebel sind die von außen erkennbaren Veränderungen eher gering. Neben dem geänderten Gehäusematerial – jetzt Magnesium, vorher Alu – fällt vor allem der edle Carbonhebel ins Auge. Der läßt sich wie bisher werkzeugfrei über einen breiten Bereich einstellen. Außerdem verfügt der neue Griff über eine deutlich schmälere Klemmung – auch hier mit zusätzlicher Sicherung: Die Klemmung lässt sich auch mit geöffneter Schraube erst dann aufklappen, wenn man mit einem spitzen Dorn die Sicherung löst. Gut für die Sicherheit, aber weil die Schelle so leichtgängig geht auch ein wenig lästig bei der Montage.
Die Bremskolben sind ebenfalls überarbeitet, bleibt aber weiterhin ein 2-Kolbensystem mit einteiliger Bremszange und leicht verstellbarem Leitungsbanjo. Die eingefrästen Rippen sollen die Oberfläche vergrößern und damit die Wärmeableitung.
Zur Montage der I-Spec II Schalthebel muss man übrigens die kleine Kunststoffeinlage in der Klemmung entfernen und statt dessen dort die I-Spec II Schelle einlegen.
Dazu die passenden RT-99 Bremsscheiben mit ihrer Stahl-Reibfläche und dem nach innen vergrößerten Alukern für eine bessere Wärmeableitung – hier liegt das Gewicht der 180 mm Scheibe in Centerlock-Aiusführung bei 140 g.
Der empfohlene Richtpreis pro Bremse liegt bei 279,90 Euro .
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Soweit zur Vorstellung der neuen SHIMANO 2×11 XTR Gruppe, die ich in den kommenden Monaten auf Herz und Nieren testen werde. Die Gruppe ist bereits montiert und wird schon emsig gefahren, dementsprechend könnt ihr schon bald mit den ersten Praxiseindrücken rechnen.
RIDE ON,
c_g