JONES BIKES H-Bar 710 Loop Carbon – Testfazit: von c_g
(bisher hierzu erschienen: JONES H-Bar – Testintro und JONES H-Bar Loop Erste Fahreindrücke)

Seit den ersten Praxiseindrücken zum sehr ungewöhnlichen JONES H-Bar in der edlen und besonders leichten Carbon-Version ist schon wieder ein ganzer Monat vergangen. Ein Monat in dem ich den Lenker noch sehr viel am PIVOT LeSS gefahren bin. Demnach kann ich das Thema der hier sehr wohl notwendigen Eingewöhnung auch getrost abhaken und sagen, dass der JONES H-Bar bei mir mehr als nur eine faire Chancen bekommen hat.

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Die vielfältigen Griffpositionen dieses Lenkers, die mir anfänglich ungewohnt anmutenden, sind im Laufe der zeit immer vertrauter geworden und in der letzten Testphase habe ich ganz natürlich und ohne darüber nachdenken zu müssen je nach Anforderungen die Position gewechselt. In echten Drückerpassagen bergauf gerne etwas weiter vorne, im technischen Gelände weiter hinten und auf normalen Trails irgendwo zwischen drin.

Anfangs war ich skeptisch gewesen, wie es sich auswirken würde, dass der Bremsgriff ja nur eine Position hat und dementsprechend nicht aus jeder Griffposition zu erreichen war. Interessanterweise hat sich das kaum negativ ausgewirkt. Für einfache Bremsungen zwischendrin reicht es nämlich wenn man mit dem kleinen Finger am Hebel zieht und im Trail greift man ohnehin eher weiter hinten. Nur in der aller hintersten Position, die kommt man nicht mehr an den Bremshebel, aber dazu später noch mehr. Die ganz vorderste Griffposition des Loop H-Bars war mir auch zu gestreckt um unter normalen Umständen sinnvoll zu sein – ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass sie für lange Strassen-Etappen oder über weites Land mit Gegenwind durchaus Sinn macht. Um sie auf meinen Forststrassen oder Trails zu nutzen, war sie jedenfalls zu extrem.
Insgesamt macht der JONES H-Bar aber gerade wegen der vielfältigen Griffpositionen, mit denen man auf langen Touren den Körper aktiv entlasten kann, sehr viel Sinn.

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Die doch sehr extreme Kröpfung von 45° wiederum hat mich nach kurzer Zeit nicht mehr gestört – selbst als ich den Lenker zur letzten Testphase an mein ROCKY Instinct Trailbike versetzt habe bin ich in den allermeisten Situationen damit genauso natürlich und sicher unterwegs gewesen, wie mit anderen, konventionelleren Lenkern. Ich kann, zwar nicht sagen, dass ich sie besser gefunden habe als die 20° Kröpfung des ANSWER 20/20 oder den 12° abgewinkelten SYNTACE, den ich vorher viel gefahren habe, aber zumindest hat sie mich nirgends wirklich gestört oder im Handling beeinträchtigt.

Sehr wohl beeinträchtigt hat mich aber der schon im ersten Artikel angemerkte eingeschränkte Lenkeinschlag. Je nach Kurbelstellung kommen sich die Beine und der Lenker nämlich sehr wohl in technischen Abschnitten in die Quere. 27 JONES H-BarVor allem in Spitzkehren bergauf und beim Wenden, bin ich öfter deswegen zum Absteigen gezwungen gewesen. Mehr als einmal habe ich darüber nachgedacht den 710 mm breiten Lenker etwas zu kürzen, denn gerade die hinteren 3-4 cm des Lenkers, an denen ich immer wieder hängen geblieben bin, waren auch die Griffposition, die ich am aller wenigsten genutzt habe. Um zu testen ob ich die hinterste Griffposition etwas mehr nutzen würde, wenn ich in ihr noch an die Bremsgriffe reichen würde, habe ich diese kurzerhand ca, 4 cm nach hinten versetzt. Wie sich dann aber herausgestellt hat, sitze ich dann aber selbst für den Downhill oder extreme Wiegetritt zu kompakt um mich noch wohl zu fühlen. Somit sind auch die hinteren 4-5 Zentimeter des Lenkers für mich zu extrem um wirklich nützlich zu sein.

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Noch bevor ich den Lenker zum Test bekommen habe, hatte ich ein langes Gespräch mit Jeff, bei dem ich ihm auch meine genauen Körpermaße und die Geometrie des Bikes auf dem der H-Bar montiert werden durchgegeben habe. Dabei meinte er, dass ich anstatt des verbauten 80 mm Vorbaus auch mal einen etwa 50 mm langen probieren sollte.

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Da habe ich dann auch in der Mitte einer 6h-Tour gemacht. Anfangs war es so komplett ungewohnt – ein Eindruck einfach jetzt zu kurz zu sitzen der auch nach mehreren Ausfahrten nie ganz wegging. Deswegen bin ich dann auch wieder zu dem bisherigen Vorbau zurückgekehrt.

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An einem anderen Punkt muss ich Jeff Jones aber durchaus Recht geben: Die Lenkerhöhe in Relation zur Sattelhöhe. Am PIVOT LeSS war die ohnehin recht gleich, aber beim Umbau auf das ROCKY wollte ich es doch probieren und habe den H-Bar mit -15 mm Rise eingebaut. Die Folge war, dass ich ständig mit viel Gewicht auf den Handgelenken gefahren bin, was den Vorteil der Griffpositionen wieder fast komplett aufgelöst hat. Egal wie oft ich die Handposition auch gewechselt habe – ich litt immer schnell unter eingeschlafenen Fingern. Erst als ich den Lenker wieder umgedreht habe und er fast auf enem Niveau mit dem Sattel lag, kamen die Vorteile der vielfältigen Griffpositionen wieder und der Langstrecken-Charakter des H-Bar wieder voll durch.

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Testfazit: Zusammenfassend hat der JONES H-Bar 710 Loop Carbon also sowohl. Licht- wie auch Schattenseiten. Wenn es darum geht damit auf lange Touren zu gehen, überwiegend weniger technische Trails befährt, man also mehr den Touring-Charakter betonen will, dann ist der H-Bar – sofern man ihn erst mal richtig eingestellt hat – ein Paradebeispiel der Ergonomie und des Komforts. Wie auch schon über die LAUF Trailracer Gabel gesagt – wenn ich je etwas vom Schlages der Tour Divide fahren würde, wäre der JONES H-Bar meine erste Wahl. Durch die diversen Optionen in Form und Material kann man sich rech einfach das passende Modell für seine Ansprüche und seinen Geldbeutel aussuchen.
20. JONES H-BarAuf meinen üblicherweise eher technisch-ruppigen Waldtrails fand ich ihn auch nie schlecht – die Tatsache, dass ich ihn dort aber auch nie besser gefunden habe wie andere Lenker, zusammen mit dem eingeschränkten Lenkeinschlag waren für mich dann aber doch ei Grund Jeff’s Prognose, dass ich den H-Bar Lenker nach dem Test abkaufen würde nicht in Anspruch nehmen werde.

Kurzum – derzeit sehe ich den JONES H-Bar daher als erstklassige Alternative für lange und gemäßigte Touren, würde ihn aber nicht unbedingt für den aggressiven All-Mountain- oder gar Enduro-Fahrer mit überwiegend technischen Trails empfehlen.

RIDE ON,
c_g

Ps: Neben den genannten Neuheiten, gab es natürlich auch die ebenfalls neuen Rail 40 Laufräder, die SRAM Guide Ultimate und auch die RS-1  in einer neuen weißen  und eine 27,5 Version zu bestaunen