ROVAL Traverse Fattie 29er Laufräder – Zwischenstand & Fazit: von Grannygear
Kaum zu glauben aber es sind wirklich schon wieder über 6 Wochen seit wir euch die ROVAL Traverse Fattie 29 Laufräder im Detail vorgestellt hatten (hier) – samt erster Eindrücke. Seither sind sie durchweg an unserem Langzeit-Tester SCOTT Genius 930 gelaufen – mit SPECIALIZED Ground Control 2.3 Reifen hinten und Purgatory 2.3 vorne. Obwohl ich sie bisher noch nie in wirklich extremes Gelände genommen habe, haben sie doch schon viele Stunden auf meinen typischen Trails hier in Südkalifornien verbracht.
Wie bereits beschrieben, bin ich davor einen Satz AMERICAN CLASSIC Wide Lightnings Laufräder mit Continental Trail Kings gefahren. Obwohl die Wide Lightnings Laufräder leichter sind, lief es beim Systemgewicht durch die leichteren SEPCIALIZED Reifen effektiv auf das Selbe hinaus. So ist es auch nicht überraschend, dass die ROVAL Traverse Fattie 29 Laufräder sich gut beschleunigen ließen und was Speed und Bergauf-Performance anging, ebenso auf dem sehr guten Niveau der AC Wide Lightning lagen.
Zweifelsohne das Beste an den Fatties ist ihre Felgenbreite – mehr noch als das gute Gewicht oder der sehr interessante Preis, aber dazu später mehr. So bin ich nach etwas herumexperimentieren fast duchweg mit Drücken um 1,5 bar gefahren – nur wenn ich wusste, dass der Trails sehr verblockt war, bin ich mitunter etwa höher gegangen. Breite Felgen sind eine echte spannende Innovation. Sie sorgen wirklich dafür, dass man auf dem Trail mit niedrigeren Drücken fahren kann .. und das ohne echte Kompromisse in der Performance. Außerdem sorgen sie dafür, dass die Reifen mehr Volumen bekommen – in meinem Fall kamen die SPECIALIZED Reifen, die offiziell zwar 2.3er sind, aber eher als 2.2er durchgehen dann tatsächlich auf ein Maß von 2,3“ (oder 58,5 mm). Ein klarer Bonus wenn ihr mich fragt.
Für Fahrer die gar kein Interesse daran haben niedrige Drücke zu fahren – aus welchen Gründen auch immer – für die bringen die breiteren Felgen weniger. Wahrscheinlich ein wenig mehr Traktion, durch die geringfügig größere Auflagefläche, aber mehr wohl nicht.
Allerdings gibt es auch eindeutige Limits zum Thema niedriger Drücke. Hier bestimmen das Fahrergewicht, der Fahrstil und auch das Terrain wie weit man ohne Probleme gehen kann. Mir ist es bei 1,5 bar zweimal passiert, dass ich die Reifen zum Durchschlagen gebracht habe und ein deutliches „PING-Geräusch“ nebst einem spürbaren Schlag wahrgenommen habe. Dabei ist es bisher noch zu keinen Dellen gekommen, aber das ist, wenn so was häufiger passiert eher eine Frage des „Wann“ als des Ob“ bis so was passiert. Man muss als aufpassen bei der Suche nach dem Idealdruck sich nicht zu weit nach vorne zu wagen und dann alle Reserven aufgeben. Ansonsten sind Defekte und Schäden an der Felge unvermeidlich, wie auch c_g bei seinem Test der AC Wide Lightning hat feststellen müssen.
Ich bin weiterhin ein wenig skeptisch, was die geringe Speichenzahl angeht und bin nicht unbedingt begeistert, dass der Trend auch bei Neuvorstellungen weiter anhält. Um auch mit 24 Speichen (hinten sind es bei den ROVALS wenigstens 28 Speichen) noch ordentlich steif und haltbar hinzubekommen muss man die Felgen etwas steifer machen. Das bedeutet bei Alu auch immer ein höheres Felgengewicht und gerade außen an der Felge macht sich jedes Gramm zusätzlicher Masse besonders bemerkbar.
Waren die ROVAL Fatties also zu wenig seitensteif. Überhaupt nicht! Es gab zwar Momente in denen ich dachte etwas Flex zu spüren, aber wie das so bei solchen Sachen ist, bleiben solche Aussagen mehr subjektiver Natur, solange man nicht mithilfe einer präzisen Messapparatur absolut vergleichbar nachmisst. Außerdem sorgen die niedrigen Drücke auch mitunter für ein anderes Fahrgefühl, das man nicht immer klar differenzieren kann.
Im direkten Vergleich mit dem, was wir aktuell als die Referenz in Sachen Alu-Felgen ansehen, den Wide Lightnings, sehe ich die ROVAL Traverse Fattie 29 Laufräder durchaus als wettbewerbsfähig an, aber eben auch nur wegen des deutlich niedrigeren Preises. Das nochmals geringere Gesamtgewicht von etwa 300 g und auch die für mein Empfinden noch mal höhere Steifigkeit der AC Wide Lightnings bezahlt man immerhin mit einem Aufpreis von etwa 400 Euro. Für ihren Preis sind die ROVAL Traverse Fattie 29 Laufräder auf jeden Falls sehr interessant.
Jetzt aber noch ein paar Worte zum einzigen Aspekt der Laufräder, der mir nicht so gut gefiel – Naben auf Basis der DT-SWISS 360 mit. Wie auch schon bei anderen baugleichen Naben kam es regelmäßig vor, dass der Freilauf beim Übergang vom Leerlauf der Freilauf ein paar Rasterungen durchgerutscht ist ehe die Zähne gegriffen haben. Die Sache hat nie zu echten Schäden geführt, ist aber dich ein etwas nervig. Ich habe bei DT diesbezüglich nachgefragt und man meinte ich könne noch etwas leichtes Lagerfett an den Sperrklinken auftragen. Das sollte die Sache beheben. Ich werde die Sache mal probieren und dann dazu berichten.
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Damit wäre der Zwischenstand wie folgt:
Die Highlights:
- Die Naben und Speichen stammen von DT Swiss und sind recht normale Bauteile, die man jederzeit ersetzt bekommt. Außerdem bekommt man beim weltweiten Händlernetzwerk von SEPCIALIZED schnelle und kompetente Hilfe.
- Die Laufräder auf Schlauchlos umzurüsten war wunderbar einfach.
- Die breiten Felgen erlauben es die montierten Reifen mit geringeren Drücken zu fahren was sowohl der Traktion wie auch dem Komfort zugute kommt.
- Der VK der Laufräder ist sehr vernünftig angesichts des ordentlichen Gewichts und der Performance. Damit sind die ROVAL Fattie 29er keine High-End-Nachrüstteil, aber fast immer besser als das was man original an den meisten Bikes findet. Wer also auf die Kosten schaut und einen zeitgemäßen Ersatz sucht, wird hier fündig.
- Der Umbau auf die unterschiedlichen Achsenstandards geht durch den einfachen Austausch der Endkappen denkbar einfach.
Die weniger herausragenden Dinge:
- Der nicht immer einwandfrei funktionierende Freilauf ist nicht wirklich tragisch, aber störend.
- Mit den immer breiter werdenden Felgen, steigt auch das Gewicht. Solange man nicht in echte High-End-Produkte investiert, bringt das Laufradgewichte von 1800 bis 1900 g mit sich. Für knapp 400 Euro mehr bekommt man schon einen Satz AMERICAN CLASSIC Wide Lightnings mit unter 1600 g.
Zusammenfassung: Die ROVAL Traverse Fattie 29 Laufräder bewegen sich bei Gewicht und Preis im goldenen Mittelfeld, sind aber sehr gute Performer auf dem Trail. Außerdem punkten sie durch ihre Felgenbreite und die Tatsache, dass das weltweite SPECIALIZED Händlernetzwerk dahinter steht.
Grannygear