VITTORIA Bomboloni 29×3,0 – Testintro für einen neuen 29 plus Reifen: von Ili
Erst mal: VITTORIA wer? Eine neuen Reifenmarke, die sich ohne viel PR langsam zu etablieren versucht? Weit gefehlt, denn VITTORIA ist eine der weltgrößten Hersteller (nach eigenen Aussagen sogar der größte Hersteller) für Fahrradreifen mit einem Produktionsvolumen von über 7 Millionen Reifen, die in Italien und USA entwickelt und Thailand produziert werden. Im Straßenbereich ist VITTORIA schon lange eine feste Größe, im MTB Bereich jedoch nur unter ihrer Tochtermarke GEAX.
GEAX als Markenname ist zur Eurobike’14 auslaufen und durch VITTORIA ersetzt – viele der ehemaligen GEAX Reifen laufen unter dem gleichen Namen, aber anderem Label aber weiter ( .. ein paar Ne kommen aber auch hinzu, die wir uns noch dieses Jahr genauer ansehen wollen). Seit ich 29er fahre habe ich schon diverse GEAX Reifen getestet und viele davon für mich für gut befunden. Meine Erwartungshaltung gegenüber dem ersten Plus-Formatreifen, dem Bomboloni ist deshalb dementsprechend hoch.
Wie bereits angekündigt, haben wir das Glück, unmittelbar nach der Präsentation der VITTORIA Bomboloni beim Bike Festival in Sea Otter/USA als eines der ersten Magazine in Europa, den neuen 29+ Reifen von VITTORIA testen zu können. Wir freuen uns besonders, denn der bisher stagnierende Markt für 29 plus wächst erst seit etwa einem Jahr und nur nach und nach bekommt der Platzhirsch, der SURLY Knard wirklich Konkurrenz. Versteht uns nicht falsch, der Knard ist ein interessanter Reifen und wir haben ihn auch schon gelegentlich auf diversen Rädern zumindest kurz testen können (auf dem SURLY Krampus, dem BOREALIS Echo, dem NINER ROS 9 plus und den beiden KUBIS Bikdig) doch Konkurrenz belebt das Geschäft und gutes kann ja auch immer besser gemacht werden.
Dazu gibt es aktuell nur noch den MAXXIS Chronicle, den BONTRAGER Chupacabra (hier kurz mit dem TREK Stache vorgestellt) und dem VEE TIRE Trax Fatty (den wir auch bald als 29+ testen werden – hier schon ein Kurztest der B+ Variante)
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Doch zuerst zum „New Kid on the Block“, dem VITTORIA Bomboloni.
Bomboloni heißt auf Deutsch übrigens so viel wie kleiner Krapfen. Ob dafür die rundliche Form Namensgeber war oder vielleicht das (wirklich geile) Lied Bomboloni. von Gianna Nanini sei dahingestellt.
Doch nun zum Reifen selbst. Wie alle Reifen musste er bei uns erst mal auf die Waage und die zeigt 947 g für den einen bzw. 948 g für den anderen Reifen an. Damit ist er etwas leichter als der oben genannte SURLY Knard oder der MAXXIS Chronicle, aber wiederum etwas schwerer als das angekündigte Gewicht des BONTRAGER Chupacabra.
Unsere Testreifen verfügen über eine sehr hochwertige 120tpi Krakasse in VITTORIAs hervorragender TNT-Technologie – also tubeless ready und mit verstärkten Seitenwänden für mehr Stabilität im Niederdruckeinsatz.
Auf einer AMERICAN CLASSIC All Mountain Felge mit einer Maulweite von 24mm bauen ca. 76 mm breit. Das Maß soll aber nur ein grober Anhaltspunkt sein, denn normalerwesie wird ein solcher Reifen auf einer extrabreiten Felge gefahren (… auf die wir aktuell noch warten). Die auf dem Label angegebenen 79 mm sind also auf einer breiteren Felge durchaus realistisch.
Hier zum ersten Testintro wollten wir euch aber erst einmal das Profil zeigen. Und das hat es in sich. Während der SURLY Knard mit seinen quadratischen, abgeflachten Stollen recht rudimentär wirkt (und dennoch gut funktioniert ;-)), so wirkt der Bomboloni noch mal deutlich durchdachter und weiterentwickelt:
Die Mittelstollen sitzen wie bei allen Plus-Reifen derzeit relativ eng und sind recht flach. Auf asphaltierten Wegen oder komprimierten Waldböden lässt das einen schnell laufenden Reifen erwarten. Zur Seite hin werden die Stollen dann immer größer – mit dem Ziel, hier maximalen Seitenhalt in der Kurve zu bieten. Grundsätzlich gilt es hier aber immer eine gute Balance zu suchen zwischen goß und zu groß, denn ansonsten besteht die Gefahr des seitlichen Wegknickens auf festem Boden. Die Stollen selber sind – jeder für sich – unglaublich fein profiliert und erinnern mich in ihrer Terrassierung ein bisschen an den 2,3er WTB Weirwolf aus einem meiner anderen Tests.
Neugierig, wie ich bin habe ich den Reifen auch mal umgedreht und mich über seine „innere Struktur“ gewundert.
In Werkstattkursen, die ich auch für den Deutschen Alpenverein gebe, erkläre ich manchmal, dass man einen Faltreifen nach einer Panne mal auf links drehen kann, um von innen zu fühlen, ob noch ein Dorn im Mantel steckt – mit dem Hinweis, dass das wie eine Schlangenhaut aussieht.
Hier würde ich das erste Mal sogar soweit gehen und sagen, dass das Innenleben fast schon der Haut einer Riesenschlange ähnelt :-). Wir warten noch auf Feedback von VITTORIA, aber vermutlich soll das der Karkasse zusätzliche Stabilität verleihen.
Interessant übrigens auch, dass VITTORIA eineben Maximaldruck für den Reifen von 2,5 bar angibt.
VITTORIA selbst bezeichnet den Bomboloni als „Fat Tire mit einem offenen (Profil-) Design, das sich nicht mit Matsch oder Schnee zusetzen soll“ (siehe Label weiter oben). Die Rillen in Quer- und Längsrichtung sollen Grip bringen, egal in welchem Gelände oder bei welchem Wetter man unterwegs ist. Gerade was die Traktion angeht halten die Plus-Formate sicher die eine oder andere Überraschung bereit, aber auch der Bomboloni wirkt für mich eher wie ein Mikostollenreifen und dementsprechend nicht unbedingt für weiche Böden gedacht.
Nachdem ich ja schon angekündigt hatte, dass uns eine größere 29+ Testreihe ins Haus steht, sind wir natürlich besonders gespannt wie sich der – für einen Reifen dieser Dimension – mäßig schwere Bomboloni machen wird. Wir werden berichten.
Übrigens hat VITTORIA auch eine B+ Version (27,5×3,0) und eine echte Fatbikeversion in 4,0“ des Bomboloni angekündigt Über den Preis ist uns noch nicht bekannt, aber vermutlich nach dem Bikefestival in Riva wissen wir mehr. Wenn wir mehr erfahren tragen wir das hier als Update nach.
Bis bald … hoffentlich mit echten Fahreindrücken, wenn unser 29+ Bike fertig wird,
Oli