SCOTT Scale 900 RC HMX – Der Aufbau (& Erster Eindruck): von c_g

1 SCOTT Scale HMX

2 SCOTT Scale HMf ParkCity

Die kurze Demotour mit dem SCOTT Scale 910 auf dem Press Camp hat mich neugierig gemacht.

Normalerweise finde ich Race-Hardtails eher zickig und wenig vertrauenserweckend. Trotz ihres geringeren Gewichts finde ich sie auch weniger effizient als ein Fully sobald es etwas holpriger wird. Solange das Bike nicht deutlich unter 11 kg wiegt, bevorzuge ich normalerweise ein sportliches Fully.
So war es zumindest bis ich das SCOTT Scale kurz gefahren bin.Als ich in Park City, Utah, bei der Vorstellung der SCOTT News für 2015 gefahren bin, hatte ich die Chance ein Scott Scale 910 29er Carbon-Hardtail zu fahren. Der HMF Carbonrahmen war wirklich komfortabel zu fahren, Die Geometrie war ungewohnt trailtauglich für ein Race-Hardtail, und selbst mit der eher gewöhnlichen Ausstattung auf XT Niveau bin ich mit dem Bike die Berge hochgeflogen. Ich war begeistert und obwohl ich bei Hardtails normalerweise Richtung Singlespeed tendiere, war ich neugierig auf einen ausführlichen Test.

Auf Basis des Rahmens will ich ein möglichst langstreckentaugliches Hardtail aufbauen, das zwar leicht werden soll, aber weiterhin möglichst allroundtauglich ist. Ein Teil davon wäre ein breiter Laufradsatz, denn nichts bringt so viel Komfort wie ein niedriger Reifendruck, der erst durch die breiten Felgen möglich wird. Insgesamt ist das Bike eine Mischung aus Teilen, die ich bereits herumliegen hatte und neune Teilen, auf die ich neugierig war … also eine spannende Mischung.

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Der Aufbau:

3 SCOTT Scale HMX frameset

Der Rahmen ist ein 2015er Scott Scale HMX 900 RC in der Größe XL.  Was wenige wissen ist, dass SCOTT neben den Komplettbikes ihre Topmodelle auch als Rahmenkit für Customaufbauten verkaufen. Der Rahmenkit kommt mit einem RITCHEY Steuersatz, SYNCROS Carbonvorbau, Carbonstütze und Sattelstützklemmung sowie den Einzelteilen um den Rahmen mit unterschiedlichen Achsstandards zu fahren- Leider keine Option auf ein cleanes Singlespeed Bike.

00 SCOTT Scale geo

Geotabelle – zum Vergrößern anklicken

Die Geometrie des SCOTT Scale ist nicht ganz gewöhnlich. Mit seinem 69,5° Lenkwinkel beansprucht es den Fahrer weniger als andere solcher Bikes. Dazu der Eindruck, dass der Rahmen eine sehr gute Eigendämpfung hat. Nun habe ich ein Rahmenkit des Topmodells zum Test erhalten, das mit dem Top-End HMX Carbonrahmen noch leichter und noch komfortabler zu fahren sein soll.

Zusammen mit der 142×12 Steckachse und Sattelstützklemmung kam der Rahmen auf 1191 g.  Der VK des Rahmenkits (mit allem Zubehör) liegt bei 1999.- Euro.

5 MAGURA TS8R

Die MAGURA TS8R mit 100 mm Federig ist eine ideale Ergänzung zum Rahmen.

10 MAGURA TS8RBei der Federgabel habe ich mich für eine MAGURA TS8 R mit 100 mm entschieden.  Es gibt derzeit eine Menge guter XC-Federgabeln auf dem Markt und mit all meinen bisherigen Erfahrungen ist sie genau das was ich suche – leicht, steif du sehr einfach aufgebaut, damit man den Service auch mal selber machen kann.
Die TS8 ist nicht sie sensibelste Gabel aus einer Trailbike Perspektive, aber als XC-Gabel trifft sie für mich ins Schwarze. Hier ist ihre Tendenz beim Anbremsen nicht abzutauchen und stabil im Federweg zu stehen nur von Vorteil.
Mit dem 300 mm langen Alu-Schaft kommt die MAGURA TS8R auf 1765, 5 g … inkl. der 15 mm Steckachse.

 Bei den Laufrädern halte ich mich gerne an das was ich nach ausführlichen eigenen Tests derzeit als Referenz bezeichne – die AMERICAN CLASSIC Wide Lightning Laufräder. Mit einer Maulweite von unglaublichen 29,3 mm bei einem Gesamtgewicht von gerade mal 1569g sind sie nichts anderes als fantastisch. Damit sind sie breiter und leichter als die meisten High-End-Carbonlaufräder und das trotz ihres konventionellen 32-Speichen-Aufbaus. Ich musste nicht lange darüber nachdenken, als es um die Ausstattung des Bikes ging.

6 AC WL_CONTI Racekings 7 AC WL_CONTI Racekings

Bei den Reifen war es etwas schwieriger. Sollte ich besonders leichte Race-Schlappen vom Schlage eines SPECIALIZED S-Works Renegade oder sogar eines SCHWALBE Racing Ralph nehmen, oder doch etwas robusteres. Am Ende habe ich mich für einen guten Mittelweg entschieden und die CONTINETAL X-King 2.2 vorne und Race King 2.2 hinten genommen – beide in der robusten Protection-Version und bekanntermaßen schnelle und doch vielseitige Reifen. Beide ließen sich auch schlauchlos super montieren und aufpumpen. Der X-King kam auf 645 g, der Race King 2.2 auf 655 g.

11 SRAM XX

Der Antrieb ist mittlerweile nur noch selten anzutreffen – die SRAM XX Gruppe mit 2×10. Warum keine 1×11 Gruppe? Nun, ganz einfach, weil mir das Spektrum einer 1×11 einfach zu klein ist und ich eben eine XX Gruppe zur Hand hatte. Die XX mag derzeit vielleicht nicht mehr ganz so viel Aufmerksamkeit erhalten wie noch vor ein paar Jahren. Dennoch zählt sie auch weiterhin zu einer der sportlichsten MTB-Gruppen, die es gibt. Hinten läuft bei mir allerdings eine XO Kassette mit 11-36 Zähnen.

9 MAGURA MT8

Auch bei den Bremsen kommt MAGURA zum Einsatz – hier mit der Top-Bremse MT8.

Auch bei den Bremsen halte ich mich an bewährtes – die MAGURA MT 8. Sie ist leicht, einfach in Bedienung und Service, arbeitete mit Mineralöl als hydraulisches Medium und wurde ja erst zur Saison 2015 komplett überholt.  Mit gerade mal 299 g (inkl. Scheiben) ist sie definitv eine gute Option für dieses Bike.

12 ERGON

Kontaktpunkte ERGON ist dafür bekannt ergonomische Produkte zu bauen, die viele Stunden im Sattel verbringen. Der Sattel den ich fahre ist zwar ein SM3 Pro L vom letzten Jahr, doch die Form und Technologie wird ja fast unverändert im SMR3 Pro von diesem Jahr weitergeführt. Der Testerkollege c_g hatte ja bereits sehr ausführlich über den Sattel in seiner Testreihe geschrieben. Mein Muster bringt es auf gute 251 g. Dazu kommen die ERGON GA2 Griffe, die zwar eher in Richtung All-Mountain/Enduro ausgelegt sind, mir aber bestens auch für lange Touren passen. Ein Satz wiegt 107 g.

15 SYNCROS FL10

Als Lenker hatte ich ursprünglich einen 720 mm breiten von ANSWER geplant, aber der hat sich wegen der zu schwachen Sweeps schnell als wenig komfortable herausgestellt, deswegen habe ich noch einen SYNCROS FL1.0 mit 9° Sweep und 740 mm Breite. Ursprünglich wollte ich den Lenker auf 720 mm kürzen, doch weil ich damit die fixen Bar-End Verstärkungen zerstören würde, werde ich ihn wohl doch in voller Breite fahren. Der Lenker wiegt 186 g.

16 SYNCROS stem 17 SYNCROS post

Ich bin neugierig, wie sich das ungewöhnliche Sattelstützmaß von 34,9 mm auf den Komfort auswirkt. Mit dem Maß dürfte es außerdem schwierig werden gegebenenfalls einen komfortableren Ersatz zu finden. Wir werden sehen.

Der Aufbauprozess verlief ohne große Auffälligkeiten. Sogar der Einbau des PressFit Tretlagers war mit dem SRAM GXP Umrüstkit auf PF unproblematisch. Das Gesamtgewicht des Bikes beläuft sich auf genau 9,5 kg (ohne Pedale). Klasse für einen Aufbau, bei dem ich nicht jedes Gramm gezählt habe!

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Erster Eindruck:

Der erste Eindruck des Bikes ist erwartungsgemäß sehr schnell. Schon mit dem geringsten Druck auf die Pedale schießt das Bike förmlich nach vorne Trotzdem wirkt es überhaupt nicht fragil oder zickig sondern sehr vertrauenerweckend.

18 Scale in action

Mittlerweile bin ich gut 180 km damit gefahren … und ich bin wirklich beeindruckt! Genau wie erwartet, fühlt sich die Geometrie nicht wie die eines typischen Race-Hardtails an. Das lange Oberrohr des XL Rahmen zusammen mit dem negativ montierten Vorbau bringen mich dennoch in eine sportlich gestreckte Sitzposition.  Dennoch fährt sich das Bike sehr komfortabel. Sicherlich zu einem großen Anteil auch wegen des niedrigen Luftdrucks, den ich mit den AC Wide Lightnings in den Reifen fahren kann. Die Protection Karkasse ist zwar nicht die flexibelste, ist bei 1,45 bar aber dennoch recht komfortabel. Sogar die 34.9mm Serienstütze ist überraschend komfortabel zu fahren. Es ist weiterhin ein Hardtail, aber sicher eines von der komfortableren Sorte. Die MAGURA Bremsen haben ein wenig Einbremszeit gebraucht, haben sich aber zusammen mit der TS8 R Gabel als Top-Kombi für das SCOTT Scale herausgestellt. Sogar der ERGON Sattel und die Griffe geben bisher keinerlei Anlaß zur Klage.

Das Bike ist wie gemacht um meine bisherigen Strava Zeiten zu unterbieten und das tue ich damit auch immer öfter. Ich melde mich wieder, wenn ich das SCOTT Scale 900 HMX „Custom“ näher kennengelernt habe und mehr dazu zu berichten habe.

Grannygear