CUBE Stereo Hybrid 120 HPA SL 29er – Testintro: von c_g
Ja, es ist soweit … das erste Pedelec/E-Bike MTB im TNI-Test! Natürlich ein 29er, aber ich muss zugeben, dass ich mir selten so viele Gedanken darüber gemacht habe, ob ich den Test angehen soll oder doch lieber die Finger davon lasse. Wie kommt das wohl rüber? Ein E-Bike?
Nach einer Weile hat sich in mir aber dann die Überzeugung durchgesetzt, dass wir uns ganz der TNI-Philosophie entsprechend einfach kein Urteil erlauben dürfen ehe wir die Sache wirklich mal praktisch angetestet haben. Was meint ihr? Haben wir uns damit als echte Biker disqualifiziert? Wir hoffen nicht, denn allein schon die inneren Skrupel sich als echter Bike mit einem Pedelec auf den Trails sehen zu lassen sprechen Bände über die innere Einstellung gegenüber solchen Bikes. Was steckt aber wirklich dahinter? Vorurteile? Falsche Stolz oder ist da noch mehr? Wie wollen uns jedenfalls aufmachen das in der nächsten Zeit herauszufinden. Mit dem Auto zum Trail zu fahren tun wir doch auch oft ohne darüber Gewissensbisse zu empfinden. Warum aber wenn wir sowohl für die Anfahrt wie auch den Trail ein Pedelec nutzen?
Insbesondere nachdem ich in den letzten Monaten viel mit dem „Project Singlespeed“ (Codename: Traumbike :-)) unterwegs gewesen bin, stellt das als echtes Kontrastprogramm dar.
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Doch erstmal einen Blick auf den Probanden der stellvertretend das Genre repräsentiert – das CUBE Stereo Hybrid 120 HPA SL 29er. Das Bike ist das Topmodell unter den 29er Pedelec-Fullies und hat eigentlich alles was es braucht um ein echt cooles Mountainbike zu sein, koste dafür aber auch einiges – 4499.- Euro gehen dafür über den Ladentisch.
Angefangen von dem SRAM XX1 1×11 Antrieb, über die SHIMANO XT Bremsanlage mit 200 mm Scheibe vorne, die FOX 32 CTD Federgabel und der FOX CTD Dämpfer (je mit 120 mm Federweg), über die ROCK SHOX Reverb Stealth Dropper-Stütze oder dem edlen SYNTACE Cockpit (mit 740 mm breitem Carbinlenker) – alles an dem Bike schreit förmlich nach Performance und Fahrspaß. Die CUBE CSW MA 2.9 Laufräder mit Komponenten aus dem Hause DT-SWISS wirken ein schmal, wie auch die 2.25er Nobby Nics von SCHWALBE, passen eide aber gut zu dem Tourencharakter des Bikes. Soweit eigentlich ein ganz normales Bike.
Doch egal aus welchem Perspektive man das Bike auch ansieht, die pedelec-spezifischen Merkmale sind nicht wegzudiskutieren. Da wäre einmal das Offensichtliche, das auffällig geformte, ausladende Unterrohr an dem der Akku sicher fixiert wird und ihm gleichzeitig als Schlagschutz dient und die BOSCH Performance Drive Unit Motoreinheit mit bis zu 250 Watt Zusatzleistung, die von unten über ein spezielles Bracket im Tretlagerbereich an den Hauptrahmen angehängt wird. CUBE verbaut im übrigen bei allen ihren Pedelecs den größten und teuersten Akku mit einer Kapazität von 400 Wh – ein gutes Zeichen für ausgedehnte Touren und viele antriebsunterstütze Höhenmeter.
Beim recht groß geratenen BOSCH Intuvia Display (links oben) und der Steuereinheit (oben rechts) merkt man deutlich, dass das System nicht mit sportlichen Bikern im Fokus entwickelt wurde. Dennoch informiert es über die aktuelle Geschwindigkeit, die Durchschnittsgeschwindigkeit, gefahrene Gesamtkilometer und nennt eine zu errechnende Akkureichweite. Zusätzlich kann man daran an einen versteckten USB-Port auch Zusatzgeräte, wie ein GPS oder Smartphone laden. Über die Schalter am Lenker kann der Fahrer die gewünschte Unterstützungsstufe anwählen – Eco, Tour, Sport oder Turbo.
Was die jeweiligen Stufen bewirken, wie genau die Sensorik in Der Motoreinheit die Zusatzpower steuert und wie sie sich das ganze in der Fahrpraxis auswirkt, besprechen wir in einem späteren Artikel, zusammen mit den ersten Eindrücken.
Zum Laden muss man den Akku aus dem Rahmen nehmen. Weil der Akku aber ein sehr wertvolles Bauteil ist, ist er mit einem Schloss vor Diebstahl gesichert – 2 Schlüssel mit samt Key-Card werden dem Bike mitgegeben.
Die Geometrie des Bikes (oben am Beispiel des getesteten 18″ Bikes) ist auf den ersten Blick wenig auffällig. Der Lenkwinkel mit 69° und der Sitzwinkel mit 74 unterschieden sich kaum vom Stereo 120 „Normalbike“. Selbst in der Oberrohrlänge, Reach und Stack sind kaum Unterschied vorhanden. Wäre da nicht der extrem lange Hinterbau, der mit 50,4 cm satte 5 cm länger ausfällt als beim normalen Stereo 120 29er. Mit der unveränderbaren Baugröße der Motoreinheit ist eben nicht mehr Kompaktheit drin. Mal sehen wie sich das auf dem Trail auswirkt.
Klar ist auch, dass mit dem Zusatzgewicht aus Motoreinheit (ca. 4 kg), Akkus (ca. 2,5 kg) und der Peripherie kein besonders leichtes Bike rauskommen kann. Die 20,9 kg für das 18“ Testbike (ohne Pedale) sind dafür aber keineswegs viel.
Sowohl das hohe Gesamtgewicht (im Vergleich zu einem Bike ohne Antrieb), wie auch die spezielle Geometrie mit dem langen Hinterbau werden wohl nicht ohne Auswirkungen auf die Fahreigenschaften bleiben. Die bis zu 250 Watt Zusatzpower durch den BOSCH Antrieb werden aber ebenfalls etwas mit dem Bike auf dem Trail machen.
So, nach der Vorstellung geht’s mit dem CUBE Stereo Hybrid 120 HPA 29 erstmal auf die Trails um zu sehen wie sich so ein Bike fährt. wir sind schon fleißig am Fahren, wie das obige Foto zeigt.
Ich jedenfalls bin schon sehr gespannt herauszufinden was genau. Bis bald mehr dazu.
RIDE ON,
c_g
Hui, ein Tabubruch? Test eines Geländemopeds? Hilfe, die Welt geht unter!
Aber mal ernsthaft, diese Dinger sind längst angekommen, auch wenn es einige nicht wahrhaben wollen. Von daher nur ein konsequenter und trotzdem mutiger Schritt, sich mit der Materie, gern auch kritisch, auseinanderzusetzen. Bin gespannt.
Das einzig sinnvolle an dem Teil wäre für mich der USB Anschluss, um ggf. damit das Garmin Navi auf einer Tour zu laden!
Ich hoffe, ihr kommt auch mal an die Grenzen und müsst die 21kg dann schön bergauf schieben;-)
(Ironie Ende)
Ganz ernsthaft glaube ich nicht, dass dieser Testbericht die richtige Zielgruppe hier erreicht. Allenfalls um eine latente Abneigung weiter zu verstärken. Ich zumindest lese täglich eure Seite, weil ihr eben nicht wie diverse Bike Zeitungen nur der Industrie nachschreibt!
@ Tomt: Danke für deinen Zuspruch zu dem Test.
@ Ralf: Ja, wir wollen das System mit allen seinen Vor- und Nachteilen erkunden … wenn das gegebenenfalls heißt zu schieben, dann machen wir das auch :-). Aber was meinst du mit der „falschen Zielgruppe“ und „Verstärkung latenter Abneigung“? Siehst du denn das Testergebnis schon vorherbestimmt? Wir jedenfalls wollen das Thema möglichst offen angehen.
Schön das ihr Euch an das Thema e-MTB herantraut. Ich besitze genau diese bike seit drei Wochen, habe vorher aber schon zwei Jahr ein 26er Haibike gefahren.
Ich kann nur jedem empfehlen mal eine Testfahrt mit solch einem bike zu machen bevor man die Nase rümpft. Mir hat es, nach zwanzig Jahren Pause, den den Wiedereinstieg in das Mountainbiken erleichtert und den Spaß am biken zurück gebracht.
Seit 3 Wochen hat auch meine Lebensgefährtin ein Stereo Hybrid 120 Pro 29 und ist absolut begeistert. Sie hatte bislang mit MTBs absolut nichts am Hut.
Ich möchte sicher niemanden zu eine eMTB überreden, mag aber diese teilweise vorhandene hardcore Ablehnung nicht. Leben und leben lassen heist hier die Devise. Wenn mit der Gondel oder dem Sessellift der Berg erklommen wird, beschweren sich ja auch die wenigsten.
Bin gespannt zu welchem Ergebnis ihr kommt.
@C_g
Mit falscher Zielgruppe meine ich, dass die Leser eurer Seite euch deshalb so schätzen, weil ihr das Mountainbiken in seiner ursprünglichen Form lebt. Ihr testet das Material, das uns beim Fahren Freude bereitet oder bewahrt uns vor Fehlkäufen, wenn es mal nichts taugt. Wir alle hier haben einfach Spaß am fahren, auch wen es mal dreckig wird, nass oder einfach zur Quälerei. Ich mag mich täuschen, glaube aber, dass die Mehrheit hier nichts mit E-Bikes am Hut hat.
Ich gestehe diesen Bikes absolut ihre Berechtigung zu. Es gibt Biker, die durch körperliche Einschränkungen ihr Hobby nicht mehr so genießen können, wie sie es gerne täten. Oder die ihren Partnern damit die Möglichkeit geben dabei zu sein. Die Zielgruppe ist aber bei weitem nicht so groß, wie jetzt E-Bikes in den Markt gepusht werden. Probleme sehe ich auch im Zusammenhang mit den Diskussionen um Wegsperrungen etc.
Ebenso in Zusammenhang mit der Vermarktung von „Aufstiegshilfen“ in den Skigebieten im Sommer. Auch dort befürchte ich zunehmende hitzige Diskussionen, wenn vermehrt Gondelfahrer im Downhill auf Wanderer treffen.
Gleiches gilt eben für E-Biker, denen die Industrie erzählt, dass damit jeder in der Lage ist, tolle Biketouren zu fahren. Haben die ihre 20kg Bikes bergab alle im Griff?
Grundsätzlich glaube ich, dass Bike, die mit Muskelkraft bergauf fahren, ein anderes Verhältnis zur Natur haben, als jene, die die Alpen nur als großen Funpark sehen.
Mag sein, dass ich das alles zu umentspannt sehe, die Zukunft wird´s zeigen. Und das Ergebnis des Tests werde ich so oder so mit Freude lesen, weil TNI einfach Spaß macht:-)
Ich finde den Test grundsätzlich gut. Einfach mal rechts und links schauen was es auf dem Markt so gib. Ich bin jetzt 40, fahre ein 29er Nicolai ohne viel schnick schnack und werde auch gerne mal dreckig –ganz getreu dem Motto – egal ob 26, 27,5 oder 29 Zoll – Hauptsache Spaß an der Sache.
Letzte Jahr beim Bike Festival in Willingen bin ich so ein Teil wie hier vorgestellt wird Probe gefahren, einfach nur mal so, und Bergauf geht das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.
Wenn die „Maschine Mensch“ irgendwann nicht mehr so funktioniert ist so ein Bike doch Super. Ich möchte mal behaupten das ein Großteil der Leser und der Leute die das Hobby intensiv betreiben später mal so ein Teilchen besitzen.
Solange ich kann fahre ich ohne Motor, aber irgendwann …
@C_g – Alles richtig gemacht