BIKE AHEAD COMPOSITES – THE Flatbar und Post … Carbon meets NSA: von Thomas Hebestreit

NSA ist derzeit nicht unbedingt eine beliebte Buchstabenkombination. Doch in einem gewissen Kontext kann das ganz anders aussehen. Beispielsweise dann, wenn das Team der Würzburger Carbonexperten von BIKE AHEAD COMPOSITES uns Teile in Form einer Sattelstütze und eines Lenkers auf die Waage legen. Das ganze wiegt zusammen kaum mehr als zwei Tafeln Schokolade und lässt Bikerherzen schneller schlagen. Was hat das aber mit der NSA zu tun? Was sich die Konstrukteure von BIKE AHEAD dabei gedacht haben, klärt unser Testintro.0 bike_ahead_composites_logo_grau

 „No Slip Applikation“, kurz NSA, ist eine Technologie, bei der auf die Klemmbereiche des Lenkers, also von Vorbau und bei den Griffen eine gummierte Schicht angebracht ist. Die Sattelstütze ist folgerichtig im Bereich der Sattelrohrklemmung gummiert. Wir haben im Rahmen der Laufradnews zur Eurobike kurz darüber berichtet.
Dadurch sollen Knackgeräusche verhindert und Anzugsmomente deutlich gesenkt werden können. Letztere sollen nur noch drei Newtonmeter am Vorbau betragen müssen und so die Lebensdauer der edlen Teile deutlich verlängern. Kratzer, die durch An- und Abbauen gerne den Biker ärgern, sollen ebenfalls der Vergangenheit angehören.

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Ab sofort im Test – die THE Faltbar und THE post von BIKE AHEAD COMPOSITES.

Allerdings – und das ist der Clou – werden die gummierten Flächen nicht einfach nachträglich auf die Bauteile aufgetragen, wie etwa die mehr oder minder gut funktionierenden Reibungsbeschichtungen. Vielmehr werden die dünnen Gummilagen bereits beim Laminierungsprozess zusammen mit den diversen genau in Position und Ausrichtung vorherberechneten Prepreg-Carbonlagen in die Rohform gegeben. Dadurch entsteht eine nahtlose und maximal haltbare Verbindung die auch langfristig ihre Reibungserhöhende Wirkung aufrecht erhalten soll. Wie die Bilder zeigen fällt die Gummilage in den edlen Teile optisch gar nicht bis kaum auf. Vor allem beim UD-Finish bei unserem Lenker-Testmuster mussten wir stark mit dem Leichteinfall spielen, um sie überhaupt sichtbar machen zu können. Wenn man mit dem Finger über die Länge des Lenkers oder der Stütze fährt spürt man keine Nahtstelle. Sehr wohl aber wie dramatisch die Reibung im Bereich der Gummierung zunimmt. Ein vielversprechendes Ergebnis für den Trockentest.

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Das Team um Christian Gemperlein hat diverseste Varianten zur Platzierung, Stärke und Zusammensetzung der Gummilagen unternommen und ist letztlich bei der aktuellen Version angelangt. So findet man die Gummilage bei der Stütze in zwei eher schmalen Streifen auf den Seiten, um nur die Klemmkräfte durch Reibung zu reduzieren und dennoch die Maßhaltigkeit und Schwingfestigkeit auch unter der Wechsellast beim Pedallieren zu gewährleisten. Aus dem gleichen Grund findet man die Gummierung im Vorbau- und Griffbereich auch nur einseitig.

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Derzeit wird diese von BIKE AHEAD COMPOSITES patentierte Technologie nur an dem Flatbar-Lenker (bzw. Riser-Lenker) und der Sattelstütze der hauseigenen Modellpalette eingesetzt. Eine Anwendung bei Felgen, um das Wandern der Reifen auf der Felge zu verhindern und um die Abdichtfunktion im Schlaulosbetrieb zu verbessern, ist derzeit in Erprobung.
Mit den Modellnamen „THE Flatbar“ und eine „THE Post“ Stütze strotzen die Teile von BIKE AHEAD nur so vor Selbstbewusstsein.

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Unser Testmuster des THE Flatbar Lenkers ist in den Breiten 640 und 730 Millimeter erhältlich und hat eine Kröpfung von 8°. Das von TNI eingesetzte Exemplar mißt 710 Millimeter. Das Gewicht gibt BIKE AHEAD mit 109 beziehungsweise 119 Gramm an – das ist nahezu rekordverdächtig. Die TNI-Waage meldet beim Testmuster genau 120 Gramm.

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Wie bei anderen Leichtbaustützen üblich ist auch bei der THE Post Sattelstütze der Klemmbereich auf etwa 10 cm eingeschränkt, um Gewicht zu sparen. Darüber und darunter darf die Stütze nicht geklemmt werden. Um für jeden Rahmen die passende Kombi anzubieten gibt es die Stütze in 270, 350 und 400 mm Länge und die Durchmesser 27,2 und 31,6 Millimeter. Das Gewicht soll bei 99 Gramm losgehen, wir messen bei unserem Testexemplar in 400er Länge mit 27,2er Durchmesser sensationelle 124 Gramm.

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Der Klemmkopf ist ein Muster an hochwertigen und ästhetischen Carbonbau. So, wie die runde Stütze zuerst in eine sechseckige Form übergeht und dann nach oben hin rechteckig wird, um die eigene Wippe optimal zu führen, bringt vermutlich selbst abgebrühte Leichtbauer dazu die Stütze liebevoll mit der Hand zu streicheln. Der einteilige obere Klemmkopf ist ebenfalls eine Eigenkonstruktion und wirkt extrem hochwertig und funktionell. Titan-Kleinteile runden das Gesamtbild der High-End-Stütze ab.

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Nicht ganz unwesentlich: Die Preise betragen 229 Euro für den Lenker und 259 Euro für die Sattelstütze. Atemberaubend, wenn man normale Alu-Stützen als Referenz sieht, aber keineswegs übertrieben, wenn man sie mit anderen Carbon-Leichtbaustützen vergleicht. Beispielsweise wie die bei TNI aktuell im Test befindliche SYNTACE P6 Carbon Hiflex oder den letztes Jahr gefahrene CABONICE Teilen.
Die Technologieabteilung der echten NSA sollte, weil sie hier ohnehin vermutlich mitliest, daher ziemlich aus dem Häuschen sein. Wir sind es jedenfalls über diesen Test und freuen uns auf die ersten Testkilometer, bei denen wir unter anderem ganz genau zuhören. Zum Beispiel, ob trotz der NSA-Technologie noch irgendwas knackt.


Thomas Hebestreit