ROTOR Rex 1.1 Kurbel und QX1 Kettenblatt – Testfazit: von c_g
Gleich zu Anfang möchte ich mich bei ROTOR bedanken. Dafür, dass sie es gewagt haben das Konzept der ovalen Kettenblätter wieder aufzugreifen, diesmal richtig zu machen und damit eine für mich wirklich nützlich-sinnvolle Sache an mein Bike gebracht haben.
Wäre es nicht auf dem MAGURA Presscamp 2014 gewesen, wo ROTOR die Testbikes mit ihren Kurbeln ausgestattet hatte, wäre ich vermutlich erst viel später darauf gestoßen. Zugegeben, mit 2- oder 3-fach Kurbeln fängt man sich damit durchaus Kompromisse in der Schaltperformance ein, aber für mich als Fan der 1×11 Antriebe ist ein sinnvoll konstruiertes ovales Kettenblatt wie es das QX1 von ROTOR eben ist eine der wichtigsten Entdeckungen des letzten Jahres. Es hat ein wenig gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte und erst die Umstellung auf eine andere Kettenblattposition hat mir das gewünschte Timing gegeben, aber jetzt möchte ich „Oval“ nicht mehr missen. Hier sei auch nochmal darauf hingewiesen, dass ROTOR die einzige Kombi ist, bei der man die Kettenblattposition gegenüber der Kurbel einstellen kann (beim MTB-3-fach) um den Effekt der Ovalität individuell anzupassen. Alle anderen Systeme, wie bei ABSOLUT BLACK (hier schon getestet) oder B-Lab Kettenblättern (demnächst im Test) sind hier starr … entweder es passt oder es passt eben nicht.
Die notwendige Konsequenz der Anpassungsfähigkeit ist aber auch, dass ROTOR einen eigenen Lochkreis einführen musste, mit speziellen (recht teuren) Kettenblättern, die es eben nur von ROTOR gibt.
Wie der regelmäßige Leser schon weiß, ist die Rex 1.1 Kurbel samt Kettenblatt nach ihrer langen Testphase auf dem 1×11 ausgestatteten CUBE Stereo noch ans Singlespeed Projekt „PIVOT LeSS“ gewandert. Ich wollte sehen, wie sich die Ovalität auf die Kettenspannung bei einem SS-Bike auswirkt und ob sich die Vorteile der optimierten Kraftentfaltung beim Singlespeeder nicht noch deutlicher zeigen würden.
Nach den gut 2 Monaten, in denen ich mit dem Singlespeeder unterwegs bin, bin ich nochmal mehr überzeugt von den Vorzügen ovaler Kettenblätter. Gerade wenn es bei niedrigen Frequenzen und hohem Kraftaufwand darum geht die Traktion zu bewahren oder eben „gerade noch“ über den Totpunkt hinwegzukommen, habe ich die Ovalität als echte Hilfe empfunden. Gerade bei den winterlichen oft rutschigen Verhältnissen.
Das Thema Kettenspannung ist übrigens kein echtes. Es stimmt zwar, dass die Spannung durch die Ovailität leicht variiert, alles andere wäre gelogen. Wenn man allerdings darauf achtet die Kette aber in der Kurbelposition mit der größten Spannung (also etwa 4-Uhr-Position der Kurbel) spannt, läuft das System vollkommen unauffällig … auch ohne zusätzlichen Kettenspanner, der das wieder ausgleichen müsste. Die ovalität erhält demnach von mir das klage Prädikat „Voll Singlespeed-Tauglich“ :-).
Ich habe allerdings auch einen Nachteil für mich entdeckt: Ohne der Möglichkeit in einen schnelleren Gang zu schalten ist mir aber auch aufgefallen, dass ich bei sehr hohen Trittfrequenzen (jenseits von 100 U/min) eher in einen unrunden Tritt falle, als mit komplett runden Kettenblättern. Für mich persönlich sind die Vorteile beim Klettern aber deutlich wichtiger uns spürbarer, als die leichten Defizite in der Ebene, aber ich wollte es nicht unerwähnt lassen.
Kommen wir zur ROTOR Rex 1.1 Kurbel selber – diesem Muster an Ingenieurskunst in Alu und einer der wohl technischsten Alu-Kurbeln auf dem Markt. Wie schon früher gesagt, ist die ausgesprochen leichte Kurbel (????? g) eine der steifsten mir bekannten Kurbeln. Trotz materialsparender Ausfräsungen und aufwendiger Hohlraumbohrungen wird hier jedes Quentchen Energie unvermittelt in Vortrieb umgesetzt. Die leichte und sehr steife 30 mm Alu-Achse trägt vermutlich auch ihren Teil dazu bei.
Obwohl wie wir im Artikel zu den ersten Praxiseindrücken bereits geschrieben haben, der effektive Q-Faktor recht klein ist, verjüngt sich die Kurbel zur Achse hin nur wenig … mit dem Effekt, dass mein Fuß gern und viel an der Kurbel entlang gerieben ist – die intensiven Abriebspuren an beiden Kurbelarmen, die in allen Nahaufnahmen deutlich zu sehen sind zeugen davon. Fahrer, mit einer starken Fuß-Schrägstellung sollten das bedenken, wenn sie sich die ROTOR Rex als Upgrade überlegen.
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Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist die spezielle Reihenfolge der Einzelteile bei Montage und Demontage:
So muss man zur Demontage zuerst die rot eloxierte Kurbelschraube entfernen(obere Reihe, links), dann den gezahnten Gegenhaltering entfernen (obere Reihe 2. und 3. Bild), die Kurbelschraube wieder eindrehen und den Gegenhalter umgedreht wieder aufstecken (untere Reihe, links). Erst dann kann man die Kurbel mit einem 8 mm Inbus von der Achse drücken (untere Reihe, rechts).
Der Gegenhaltering ist zwar mit einem Kassettenwerkzeug zu greifen, aber da ich so eines nur selten unterwegs dabei habe, kam ich auf die Idee nach der Montage den Gegenhalter gleich umzudrehen um gegebenenfalls besser eingreifen zu können (auf manchen Fotos ist diese Konstellation zu sehen). Doch leider braucht die Kurbel den Ring als Passung und neigt dazu sich dann mit der Zeit selbständig zu lockern.
Letztlich bleibt das System funktionell ohne Tadel, aber eben etwas aufwendiger weil mehr zu beachten ist und aus mehreren Kleinteilen bestehend.
Das Innenlager hat, nachdem ich erkannt hatte, dass es ein wenig Loctite (mittelfest) benötigt um dauerhaft knarzfrei im Rahmen zu sitzen, keine weitern Auffälligkeiten gezeigt. Die Industrielager selber bleiben während der gesamten Zeit mustergültig leichtgängig und geräuschfrei.
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Fazit: Nach über 8 Monaten im Einsatz hat sich die Kombi aus ROTOR Rex 1.1 und den QX1 Kettenblättern sehr gut bewährt.
Bis auf die Detailkritik in Form der etwas aufwendigen Montage/Demontage und der für meine Fußstellung zu geringen Knöchelfreiheit hatte ich an der extrem leichten und steife Alu-Kurbel nichts weiter auszusetzen. Optisch halte ich die ROTOR Rex 1.1 – wie auch ihre Geschwister Rex 2 und Rex 3 – für eine der schönsten existierenden Alu-Kurbeln, die jedem Bike zur Zierde werden und damit neben der Funktion auch eine individuelle Note verleihen.
Angesichts des Gebotenen, ist der Preis angebracht, aber nicht unbedingt günstig. Wollte ich mir eine ROTOR Kurbel für mein Bike kaufen, würde ich wahrscheinlich auf die aufwendige Fertigung (die Rex 1 ist komplett aus einem Block CNC-gefräst) verzichten und deutlich günstigere Rex2 (geschmiedet und dann überfräst) zulegen die nur ca. 25g schwerer ist, aber die identischen Technologien integriert hat.
Was die getesteten ROTOR QX1 1-fach Kettenblätter angeht, haben sie mich komplett überzeugt. Ich bin seither ein echter Fan der ovalen Form. Die zusätzliche Option der Feinjustage des Kettenblattes gegenüber der Kurbel ist eine Besonderheit, die man nur bei ROTOR findet.
Neben den original ROTOR Rex Kurbeln gibt es auch die Möglichkeit SRAM oder SPECIALIZED Kurbeln mit auswechselbarer Spider (sowohl GXP wie auch BB30) auf eine eigene ROTOR Spider umzurüsten und dann die ovalen QX1 Kettenblätter damit zu fahren. Der Kostenpunkt hierzu liegt bei ca. 65.- Euro für die Spider und nochmal um 90.- Euro für das QX1 Kettenblatt. Es gäbe zwar auch ein ovales Kettenblatt mit normalem Lochkreis (104 mm BCD), doch leider aufgrund geometrischer Einschränkungen erst ab 34 Zähnen, während die oben genannte modulare Option bereis ab kletterfreundlichen 28 Zähnen möglich ist.
RIDE ON,
c_g