RACE FACE Atlas Flatpedals – Testfazit: von Oli
Was soll denn an einem Test von Flatpedals schwierig sein – dachte ich. Entweder sie taugen einem , oder nicht. Mir schien erst, es wird ähnlich „komplex“ wie der von Lenkern oder Sattelstützen, das Thema wird nicht viel hergeben, einen Auslösemechanismus hat es ja nicht.
Was wird es wohl dann sein? Die Breiter der Auflagerfläche? Das Gewicht? Die Lager? Die Pins? Die Form?… Und schon sind wir mittendrin, denn schon lange nicht mehr habe ich auf die Feinheiten eines Testobjekts so genau geachtet wie bei den RACE FACE ATLAS Pedalen und vor allem erfühlt. Nach nun einigen Wochen Dauertest auf verschiedenen Bikes kann ich eines vorweg sagen: Es sind wirklich sehr gelungene Pedale – aber warum, woran liegt das wohl?
Fangen wir mit den Pins an: Ich hatte ja schon beim Intro beschrieben, dass ich wegen der Schrägstellung der Pins anfangs irritiert war. Kurz vor Ende des Tests war ich dann noch erschrockener, weil die von vorne gesehene zweite kürzer wirkte. Das war mir anfangs gar nicht so aufgefallen. Kein Wunder, dachte ich mir, ist es hier doch wie mit einem schrägen Nagel: Einmal schräg drin wird der sich sicher noch leichter bei einem Aufsetzer verbogen haben. Interessanterweise zeigen diese Auffälligkeit aber beide Pedale auf beiden Seiten. Ich habe heute deshalb vor dem Schreiben des Textes nochmal zwei Pins raus- und wieder rein gedreht.
Abgesehen davon, dass man ein bisschen aufpassen muss, die Pins nicht schräg in das Gewinde reinzuschrauben (siehe im Foto oben, wo der kleine Pin noch schräger steht) ist das offensichtlich bewusst so geplant und es macht mit der konkaven Auflagerfläche auch Sinn: Der Fuß bzw. der Schuh sitzt bei Belastung leicht rund auf dem Pedal – wie wenn man ihn auf einen weichen Boden setzen würde. Die Last liegt primär auf dem Ballen und die Pins sollen den Schuh dann gegen Verrutschen fixieren und das tun sie umso mehr, je weiter der Pin von der Pedalachse entfernt ist.
Gleichzeitig hilft die Schrägstellung der dann hinteren Reihe aber auch beim runden Pedalieren, beim „Ziehen“ des Pedals – etwas das ohne Klickpedale nicht so leicht zu machen ist. Dass der Schuh festen Halt hat, habe ich übrigens an der Sechseckigkeit (wie von Race Face beschrieben) nicht festmachen können. Die Pins ziehen aber weniger Dreck an als durchgeschraubte mit langem Gewinde. Nur in wirklich schnellem, ruppigem Gelände kam es gelegentlich vor, dass ich tatsächlich den Kontakt verliere – wenn ich keinen Druck auf das Pedal gebe . Ich nehme aber an, dass das mehr an meinem Fahrstil als Klickpedalumsteiger liegt. Ansonsten fand ich mich stets extrem gut auf dem Pedal fixiert.
Das Thema Gewicht muss ich nicht weiter vertiefen. Kurz gesagt ist es wirklich so, dass hundert oder hundertfünfzig Gramm Ersparnis im Vergleich zu einfacheren Flatpedals eine Menge bringen. Stünde ich vor der Wahl, Gewicht am Rahmen oder an den Pedalen durch einen Aufpreis von hundert Euro sparen zu können, ich würde in Zukunft immer am Pedal sparen. Und: an ein leichtes gehört auf jeden Fall auch ein leichtes Pedal;-).
Die Lager haben sich in den vergangenen Wochen super bewährt – und ich muss sagen, ich bin nicht zimperlich mit den Pedalen umgegangen. Wir besitzen seit einigen Monaten einen Aqua2Go (Großartige Erfindung für Leute ohne Gartenschlauch) und ich habe das Bike immer wieder nach Matschtouren auch abgespritzt, abspritzen müssen.
Die Lager laufen kaum spürbar rauher. Allerdings hatte ich damit auch ein kleines Problem. So gut die Pedale an meine XT Kurbel, die e*thirteen und auch z.B. an die Pinion – wie hier am Kubis Bikdig montiert – passen: an die Sram XX1 Kurbel passen sie nicht. Leider habe ich davon kein Foto. Wer sich aber Bilder der Kurbel im Web anschaut wird verstehen, warum: Die Kurbelarme sind aus Carbon und haben ein tiefer sitzendes Gewinde, das nicht mit der Oberfläche der Kurbel abschließt. Dadurch sitzt das Gehäuse der äußeren breiten Lager auf der Kurbel auf. Die Kurbel sitzt fest. Wer will, kann und müsste sich dabei mit Beilagscheiben abhelfen.
Zuletzt zur Auflagerfläche selber: Besonders für große Füße ist die Breite und Länge – wie im Intro beschrieben – super. Der Fuß verkrampft nicht, weil Ballen und Zehen satt aufliegen. Was sich als besonders komfortabel herausgestellt hat war die konkave Form auch der Auflagerfläche, der dünne Mittelsteg. Während ich mit anderen vergleichbaren Pedalen im Testzeitraum (ich hatte dann vier durchgetestet) immer das Gefühl hatte, zu viel Last auf dem Ballen zu haben, Druck von unten im Bereich der Achse zu spüren, so schien mir hier der Fuß satt auf dem gesamten Pedal seine Last zu verteilen. Ich habe das als extrem angenehm empfunden – egal wie lang die Tour war. Und Sicherheit gibt es mit der Schrägstellung der Pins obendrauf.
Hier mal im Vergleich mit den anderen Pedalen, die ich parallel durchprobiert hatte.
Fazit: Der erste gute Eindruck hat sich bestätigt. Race Face hat mit dem Pedal einen in meinen Augen beinah perfektes Flatpedal entwickelt. Es ist erstaunlich, was man mit kleinen Veränderungen an einem so simpel zu scheinenden System verändern kann: Schräg stehende Pins, die auf der Oberseite sechseckig sind, eine große konkave Auflagerfläche- verbunden mit einem verblüffend geringen Gewicht machen es zu ersten Wahl für Freunde von Flatpedals – und denen, dies noch werden wollen. Mit den Race Face Atlas werden sie es bestimmt. Ich bin es geworden – auch wenn ich persönlich anfangs das grün zu auffällig fand. Aber mit grünen Handschuhen und einem grünen Helm wirkt alles aber wieder stimmig, oder?
Und es gibt sie ja auch noch in anderen Farben;-)
OLI