DRÖSSIGER (2015) XEA 29.2 – Testfazit: von c_g

Nachdem ich mich im Zwischenstand sehr ausführlich zum aktuell langhubigsten 29er , dem DRÖSSIGER XEA geäußert habe, versuche ich misch dieses Mal etwas kürzer zu fassen. Mal sehen ob es mir gelingt ;-).

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Das DRÖSSIGER XEA 29.2 bekommt die letzen Sonnenstrahlen des schwindenden Tages ab.

Wie bereits angesprochen ist das XEA nicht nur das 29er mit dem aktuell längsten Federweg, sondern auch eines mit dem kompaktesten Hinterbau mit gerade mal 435 mm. Das Resultat im Serientrimm war ein Bike, das eindeutig lieber bergab als bergauf bewegt wird. Doch anstatt sich diese Eigenheit einfach zuzugestehen, hat DRÖSSIGER dem XEA trotzdem ein 24er Kettenblatt bei der 2×10 Schaltung und eine serienmäßig absenkbare Gabel verpasst. Damit und auch dem sehr einfach zu straffenden ROCK SHOX Monarch Plus Dämpfer lassen sich dann auch ausgedehnte Kletterpartien gut meistern.

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Ein echtes Tourenbike wird aus dem XEA dennoch erst auf Umwegen, wie ein Selbstversuch auf einer 4-stündigen Toure meiner Hometrails gezeigt hat. Dafür ist muss der Fahrer im steilen Uphill auch mit abgesenkter Gabel einfach zu sehr das Gewicht verlagern um die Front ruhig zu halten. Erst wenn man dann noch mit mehr Luftdruck im Dämpfer arbeitet, also den Sag von den vorgeschlagenen 35% auf magere 20% reduziert, mutiert das DRÖSSIGER XEA 29er zum echten Tourenbike. Damm man dann nur noch einen Teil des Komfort- und Trailpotentials des Hinterbaus in Anspruch nimmt, ist klar.
Auffällig bei diesen Experimenten war aber, dass sich das DRÖSSIGER XEA mit abgesenkter Gabel sehr gut fährt – egal ob mit mehr oder weniger Sag. Einmal bin ich das Bike für ein ganze Runde mit abgesenkter Gabel und etwas strafferem Heck (Sag bei etwa 20 %) gefahren und muss sagen, dass es sich dann nur wenig von einem klassischen 130 mm Fully unterscheidet.  Also doch ganz passables Tourenpotential.

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Das XEA 29.2 ist ein Spaßgarant im schnellen Downhill.

obald sich der Trail aber wieder nach unten neigt, wacht das XEA auf. Erst recht wenn die Trails richtig zur Sache gehen. Am liebsten mag es das XEA schnell und aggressiv, doch wie ein Umbau auf einen 50 mm Vorbau gezeigt hat, kann man die Verspieltheit des Bikes noch ein wenig mehr hervorlocken und ihm ein Handling geben, das ich im DH gleichermaßen als suchtverdächtig spaßig wie auch als schlafwandlerisch sicher bezeichnen würde.

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… mit dem 50 mm Vorbau noch verspielter.

So sehr ich es auch versuchte und so aggressiv ich damit auch über meine lokalen Trails geräubert bin – mit dieser Waffe wird jeder Downhill zur Autobahn und jeder Drop zur einfachen Bordsteinkante degradiert. Bergab sorgen der Hinterbau und die mittige Gewichtsverteilung und natürlich der massive Federweg für Reserven, die ich auf meinen Trails noch nicht schrecken kann.
Das Thema der etwas zu ruhigen Lenkung auf langsam gefahrenen technischen Trails ist weiterhin existent. Freihändig über den Radweg cruisen schaffe ich mit dem Bike auch nur bedingt, aber das alles ist sehr schnell vergessen, wenn man das XEA artgerecht bewegt. Dann macht es einfach nur Laune.

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Antrieb, Schaltung und Bremsen sind perfekt dem Einsatzzweck angepasst und gaben nie Anlass für Kritik.

Was die Ausstattung angeht, finde ich das Bike ausgesprochen gut bestückt. Kein einziges Bauteil ist mir je unangenehm aufgefallen. Die SHIMANO XT Bremsen mit serienmäßig großen Scheiben (200 vorne und 180 mm hinten), die DT-SWISS SLINE One EX Laufräder, die 2×10 SHIMANO XT Schaltung, die SCHWALBE Hans Dampf Reifen, oder die ROCK SHOX Stealth Dropper Post und Pike Dual Position Federgabel … alles war genau so wie ich mir ein derartiges Bike auch ausgestattet hätte – und das zu einem sehr guten Preis von gerade mal  Euro 3299.-. Nicht schlecht!!

Meine kleine subjektive Kritik zum Komfort der Griffe und des Sattels, habe ich bei der kleinen Umbaumaßnahme auf den kürzeren Vorbau durch einen ERGON SME3 Sattel und passende ERGON GE1 Griffe Abhilfe geschaffen. Ein Umbau, der dem Bike auch optisch gut getan hat.

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Ausgelebte Verspieltheit … da macht man auch aus jedem noch so kleinen Absprunghügel eine kleine Airshow ;-).

TESTFAZIT: Mit dem XEA 29er ist DRÖSSIGER einen Schritt weiter gegangen als es zum Beispiel SPECIALIZED mit dem Enduro 29er oder BMC mit dem Trailfox machen. Sowohl in dem üppigen Federweg, wie auch der Geometrie und dem Handling, ist das XEA noch einen Tick aggressiver und noch etwas stärker auf aggressives „Trailshredden“ getrimmt. Die damit etwas zu kurz gekommenen Allroundeigenschaften kaschiert das XEA gekonnt, mit Hilfe der absenkbaren Gabel, des leicht zu straffenden Dämpfers und der kletterfreundlichen Übersetzung. Die sollen allerdings nur den Weg zum DH erträglicher machen (die knapp 14, 5 kg Lebendgewicht wollen auch erstmal nach oben bewegt werden :-)), denn seine echte Stärken hat das XEA ganz klar bergab. Hier macht es endlos viel Laune und gehört zweifelsohne zu den potentesten 29ern derzeit. In Summe ist und bleibt das getestete DRÖSSIGER XEA 29.2 ein spezielles Bike, das wirklich auf Enduristen und Fahrer zugeschnitten bleibt, die sich mitunter ihre Tiefenmeter auch gerne selber erkämpfen, sich aber auch gern mit Shuttel-Transferes und Liftunterstützung helfen lassen , schneller den Weg bergab antreten zu können.
Die Ausstattung ist sehr durchdacht, maximal funktionell und für den Preis extrem gut.

37 DRÖSSIGER XEA29Randbemerkung: Das XEA ist das erste 29er Bike, bei dem ich das Gefühl hatte, mehr subjektive Sicherheit suggeriert zu bekommen, als die Fahrphysik wirklich erfüllen kann. Wenn ich dieses Bike langfristig mein Eigen nennen könnte, würde die im Zwischenbericht erwähnte Vollvisier-Helm- und Protektorenpflicht auch weiterhin aufrecht erhalten bleiben- mit einem solchen Bike muss man ganz neu lernen seine Grenzen zu ziehen :-))

RIDE ON,
c_g