Eurobike’14 – Fatbikes ohne Ende: von Oli
Freunde, mit denen ich gesprochen habe, die schon vor meinem Besuch auf der Eurobike dort gewesen waren, haben mich schon vorgewarnt: Dieses Jahr fände man Fatbikes an beinahe jedem Stand. Auf jedem Stand. Jeder Hersteller hat mindestens eines herausgebracht. Es sei „Wahnsinn“.
Und in der Tat … betrat man die Messe über den Eingang West, so sprang einem auch sofort ein Fatbike entgegen. War letztes Jahr noch das Salsa Beargrease Carbon eines der Bikes, das einen Eurobike Award gewonnen hatte und damit so präsent in der Eingangshalle aufgebaut war, so war es dieses Mal eines der ersten Kinder-Fatbikes (!), das es dort zu bestaunen galt – das SCOOL XXFat 20-9.
In den Hallen war es dann wirklich wie erwartet. Man konnte sich sicher sein, dass fast jeder Hersteller mindestens ein Fatbike auf dem Stand stehen hatte, wobei wir bei unserem Rundgang durch die vielen Hallen nach einer gewissen Zeit zeitweise „fatbike-müde“ wurden. Denn: Viele hatten noch schnell ein Fatbike aus dem Hut gezaubert, was bedeutete, dass ein existierendes Fatbike aus Fernost gekauft und mehr oder weniger gut umgelabelt wurde. Bereits im Vorfeld kursierten jedoch schon Bilder und Eckdaten einzelner Fatbikes, die anders waren, die aus der Masse herausstachen, ein eigenständiges Design hatten.
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1, Fatbike Fullies
Zunächst die ersten Fatbike-Fullies auf der Eurobike: Allen voran natürlich das SALSA Bucksaw, das bereits 2012 als Prototypen auf der Frostbike gezeigt wurde und das Grannygear kurz auf der letzten Sea Otter fahren durfte und in der deutschen Presse vorab schon als DIE Neuentwicklung gefeiert wurde.
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oder das MAXX Huraxdax ein spannendes Fatbike-Fully der Bikeschmiede Maxx aus Rosenheim auf Basis deren üblicher Viergelenker mit unverkennbar stehendem Dämpfer.
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BULLS, die MTB-Marke der ZEG war gleich (neben diversen Fatbike-Hardtails) mit zwei Versionen ihres brandneuen BULLS Monster FS vertreten – einmal als Pedelec-Fattie un einmal konventionell angetrieben (oben).
Spannend, denn das Bike das es in 46 und 51 cm geben wird, mit einer sehr sinnvollen Ausstattung und 120 mm Federweg wird das Bike ab kommendes Frühjahr für sehr schlanke 1999.- Euro zu haben sein.
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Richtig heiß diskutiert wurde auch der erste Prototyp des ALUTECH Fanes Fat – das es mit einer modifzierten ROCK SHOX Bluto auf beachtliche 140 mm Federweg schaffen soll. Zuerst nur in Kleinserie geplant und mit einer noch nicht komplett fixen Ausstattung soll das Schmuckstück zwischen 3500.- und 4000.- Euro kosten.
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Und interessant war dann der Besuch auf dem Stand von PHIL WOOD. Neben den schönen Fatbike Naben in noch 135/170 (auf der Interbike vom 10. Bis 12. September in Las Vegas werden sie die breitere Version präsentieren) wurde ich dann vom Garret Enright von Phil Wood angesprochen, das sie doch das erste Fatbikefully schon 2012 auf die Eurobike mitgebracht hätten – hier ein Archivbild.
Mich hat das an die Werbung von Ricola erinnert: „Wer hat’s erfunden?“
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2, FATBIKE Hardtails
Während die Fatbike Fullies noch als die Innovation schlechthin beäugt wurden (… und ich mich persönlich immer noch etwas nach der Zielgruppe und den Einsatzzweck hierfür frage) gab es auch ein paar tolle Exemplare von Fatbike-Hardtails zu bewundern – seien sie starr oder mit Federgabel vorne.Zunächst das CANYON Dude mit serh schickem Carbonrahmen. Ein wirklich eigenständiges Design, das es demnächst in vier Varianten zwischen ca. 1900,- (starr mit Carbongabel) und 2600,- (mit Bluto) ab kommendes Jahr geben wird.
Kleine sinnige Details sind beispielsweise der integrierte Lenkanschlagbegrenzer (rechts) oder das FlipChip-Ausfallende (Mitte) mit zwei Positionen – um je nach eingebautem Reifen die kürzest möglichen Kettenstreben zu ermöglichen: In der hinteren Position lassen sich die richtig fetten 4.8er Reifen montieren, in der vorderen dann 4.0er. Eine sehr schöne Idee und sauber umgesetzt, doch so manchen Messebesuchern habe bereits am Stand bemängelt, dass ein klassisches Slider-Ausfallende noch besser gewesen wäre um es dann auch gleich als Singlespeeder fahren zu können.
Auf dem Bild oben sind auch die verbauten DT-SWISS BR2250 Classic Laufräder zu erkennen, angeblihc die aktuell leichtesten Alu-Fatbike-Laufräder – die denen des Specialized Fatboy recht ähnlich sehen.
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SPECIALIZED war übrigens – wie auch TREK – auf der Eurobike nicht vertreten. Beide hatten das im Vorfeld schon angekündigt. Die Fatboys von SPECIALIZED und das TREK Farley fehlten dementsprechend auf der Messe.
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Eigenständig im Design war auch der starre Protoyp des Fatbikes von KONSTRUCTIVE CYCLES, die wir ja schon hier im Zusammennhang mit deren Carbon 29er hier vorgestellt hatten.
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NICOLAI hatte bereits letztes Jahr mit seinem Argon Fat für Aufsehen gesorgt. Dieses Jahr war es aber von vorne auf dem Stand in die „zweite Reihe“ gerutscht – und das, obwohl die Weiterentwicklungen beide nicht minder spannend waren: Zum einen das Argon Fat mit Pinion und Gates-Antrieb – mit dem Frank „Schneidi“ Scheider bereits vor zwei Monaten in einem Video durch die Wälder geheizt ist und offensichtlich einen Mordsspaß dabei hatte
Das andere war ein ARGON Fat mit GATES- und ROHLOFF-Antrieb.
Die verbaute ROHLOFF Speedhub XL für 170mm Einbaubreite ist übrigens bereits seit Anfang September auf dem Markt. Wie mir Mitarbeiter von Rohloff versicherte sei die Nachfrage in den USA nach dieser Nabe bereits „gigantisch“. Der Rohloffantrieb hat für Fatbikes ein Systemgewicht von 1980 Gramm.
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SURLY (natürlich) brachte die traillastigere Version des schon bekannten Pugsley mit, den Ice Cream Truck mit. Die Geodaten (unter anderem 68 Grad Lenkwinkel und 450 mm Kettenstrebenlänge) sollen ein deutlich wendigeres Verhalten im Trail versprechen. Das Gewicht spielt hier nur eine sehr untergeordnete Rolle.
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Umso mehr stand das Gewicht bei der Projektstudie auf dem TUNE Stand im Fokus. Auf Basis eines 9:Zero:7 Rahmens wurde hier ein mit aktuellen Tune Fatbikenaben Fat King und Fat Kong und anderen Tuneteilen gepimptes Bike präsentiert, das laut Label sportliche 9,1 kg (!!!) auf die Waage bringen soll.
Die 10-kg-Marke zu unterschreiten ist selbst für raceaffine Fatbikefahrer immer noch ein selten erreichtes Ziel. Hier wurde diese Hürde locker genommen
… unter anderem auch wegen der extrem leichten KUROSHIRO Enso 685 Felgen, die c_g ja bereits exklusiv in Finale gefahren hat.
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3, FATBIKE-Pedelecs
Interessant (und mir noch weniger verständlich als die fatbike Fullies ;-)) war auch die Entwicklung in Richtung E-Fatbikes. FELT präsentierte das E-Lebowski (links) und behauptete mir gegenüber, sie seien bereits 2013 als Ersten und Einzige mit einem Fatbike mit Bosch-Antrieb auf den Markt gewesen. UNIVEGA brachte mit dem Impulse (rechts) ein weiteres Bespiel für die Integration eine E-Bike Antriebs in ein Fatbike.
E-Bikes werden immer mehr nachgefragt und verkauft und da war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, dass auch hier die ersten Fatbikes mit elektrischer Unterstützung angeboten werden. Aber … wirklich?
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4, Fatbike Reifen
Die größte Entwicklung des speziellen Zubehörs für Fatbikerahmen scheint sich auf dem Markt für die Reifen abzuzeichnen. Waren auf dem Deutschen Markt bisher nur 45NRTH oder SURLY gut zu bekommen, so beginnen nun auch andere Großhersteller mit der Entwicklung und Produktion von Fatbikereifen. VEE TIRE Co. aus Thailand beispielsweise hat sein Sortiment deutlich erweitert. Den 29+ und B+ Reifen Trax Fattie hatten wir ja auch schon hier vorgestellt.
Die Auswahl ist beachtlich und soll bald auch in Deutschland erhältlich sein. Man suche noch nach einem Vertrieb (…). Manche der Reifen sind aber bereits jetzt über Velotraum (die den letztes Jahr bereits präsentierten „Pilger“, eine Reisefatbke entwicklet hatten) erhältlich.
Erfreulich, dass nun aber auch die anderen „Großen“ wie beispielsweise KENDA, hier mit dem Juggernaut (oben quer), MAXXIS mit dem Mammoth (oben links) und PANARACER mit dem Fat B Nimble (oben rechts).
Auf sehr vielen Fatbikes der Show bereits zu sehen war der neue SCHWALBE Jumbo Jim , den es ab Frühjahr 2015 in zwei Größen zu kaufen geben wird.
Wir haben ihn ja hier schon vorgestellt, aber zur Erinnerung. Er wird in 4.0“ und 4.8“ – jeweils in einer Tubeess Easy (mit neuem SnakeSkin) oder der Liteskin-Version kommen. Der Jumbo Jim Liteskin soll in 4. 0 als einer der ersten Fatbikereifen in dieser Dimension auch die 1000g-Marke knapp unterschreiten.
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5, Fatbike Federgabeln
Hier tut sich derzeit noch nicht zu viel. Unter vorgehaltener hand hört man aber von fast jedem Federgabelhersteller, dass sie konkret über Fatbike-Federgabeln nachdenken oder bereits in der Entwicklungsphase stehen. Das was sich tut sieht aber auf jeden Fall sehr lecker aus!
Rechts zu sehen die neu aufgelegte GERMAN:ANSWER Flame in ihrer fatbike-spezifischen WIDE Version – eine unglaublich schön gemachte Upside Down Gabel
- Gewicht: knapp über 2kg
- Federweg von 100 mm
- 15 mm Steckachse mit 150 mm Baubreite
Wenn das nicht verlockend klingt!
Ansonsten gibt es aktuell nur noch die schon bekannten ROCK SHOX Bluto RL mit 80/100/120 (!) mm Federweg, über die c_g ja auch schon bei dessen Fatbike-Ausfahrten in Finale berichtet hat.
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7, FATBIKE Zubehör
Neben den ganzen Komponenten wie Naben und Kurbeln, für die leider einfach nicht genug Zeit war, sie auch noch aufzulisten, ist uns diese schicke Standpumpe mit dem Namen Fatboy von TOPEAK aufgefallen.
Durch das besonders große Kammervolumen, soll sie den dicken Fatbike-Reifen so sehr schnell Druck machen und auch die Schlauchlos-Umrüstung merklich erleichtern. Dass sie ein Spezialpumpe ist, merkt man auch an der Manometer-Anzeige, die neben der sehr feinen Unterteilung (für ein präzises Einstellen des Fatbike-Reifendrucks) gerade mal bis knapp über 1.0 bar geht!
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Fazit eines langen Messetages unter dem Thema Fatbikes: Fatbikes kommen 2015 in Europa an, auch in Deutschland. Sie beginnen, deutlich ausgereifter zu werden, der Zubehörmarkt wächst. Ich bin jedoch gespannt, wie sich der Markt entwickeln wird. Es sind Nischenbikes, die aber bei vielen Leuten einen deutlich höheren Haben-Wollen-Reflex auslösen, als Singlespeeder oder Fixies. Ob die Entwicklung von Fat-Fullies der richtige Weg ist, größere Kundenkreise zu erschließen, wage ich persönlich zu bezweifeln. Deutlichere Zuwächse würde ich eher bei leichten Carbon-Hardtail-Fatties sehen – egal ob mit Federgabel oder starr … aber das wird die Zeit zeigen. Die Saison 2015 wird in jedem Fall spannend.
Oli
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Ps: Das ganz besondere Fatbike – das ICE Trike
Richtig Gänsehaut bekamen wir aber bei der Geschichte um dieses Fat-Trike der Firma ICE aus Südwest-England.
In knapp elf Tagen ist damit Maria Leijerstam zum Südpol geradelt!!! Das Trike ist eine Spezialentwicklung von ICE auf Wunsch der Abenteurerin, die sich bewusst für ein dreirädriges Gefährt entschieden hatte, da sie nur damit den Südpol zu erreichen glaubte. Und sie hat es geschafft!
Schöne Markt Übersicht!
Vielen Dank dafür!
es verlockt schon sehr…