FOX 36 (Talas, Factory Series) – Erster Eindruck: von c_g
Am CUBE Stereo im aggressiven All-Mountain-Setup
Als ich die FOX 36 Talas Factory bei dem Besuch von FOX Deutschland in Rodalben in Empfang nahm, kam die Rede auf die direkte Konkurrenz zur ROCK SHOX Pike und anstatt die Beziehung zu bestätigen, schaute mich Chris Trojer von FOX nur mitleidvoll an und meinte:
„Ich weiß zwar, dass jeder die Pike als direkte Konkurrenz zur F36 ansieht, aber wenn man mich fragt ist die Pike ein Gabel, die speziell auf die Bedürfnisse der Konsumenten – also Komfort – ausgelegt ist, während die F36 klar für die Bedürfnisse des Enduro-Rennfahrers ausgelegt ist.“
Ein Kommentar, den ich erst nach meinen ersten Runden auf der 36 angefangen habe zu verstehen.
Die FOX 36 ind B+ … eine gute Kombination
Doch zurück zum Test selber und der Reihe nach. Wir haben eine FOX 36 Talas mit 160 mm zum Test erhalten. Die Details und Spezifikationen findet ihr im Testintro.
Das Erste was man der FOX 36 sofort anmerkt ist, wie unglaublich reibungsarm sie arbeitet. Kaum etwas von Haftreibung oder Losebrechmoment zu spüren. Offensichtlich haben die Modifikationen, die neben der 36 auch in die anderen 2015er Modellen zugute kommen ihre Wirkung. Klasse und eine vielversprechende Vorraussetzung für eine tolle Federungsperformance.
Die mehrfach geklemmte 15 mm Steckachse (vier 5 mm Klemmschrauben und eine Schraubachse für 5 mm Inbus) ist etwas umständlich, hält das Laufrad aber in einem Klemmgriff, dem es nie entkommen kann – Steifigkeitsprognose: Vielversprechend! Wer sihc nicht erinnert, die 36 kann recht leicht auch auf 20 mm Steckachse umgerüstet werden.
Um mir das Setup der 36 zu erleichtern hat FOX mir eine grobe Empfehlung mitgegeben, nach der mir angeraten wurde die Gabel mit einem überraschend geringen Sag von nur 15-20% zu fahren. Die dreifach einstellbare RC2 Kartusche sollte ich erstmal mit folgender Einstellung kennenlernen ehe ich davon nach eigenen Vorlieben abweichen würde:
Die ersten Stunden auf dem Trail waren dann umso spannender – ein Mix aus Staunen und Unglauben:
- Staunen darüber, wie unglaublich sanft die Federgabel anspricht, wie reibungsarm sie arbeitet und wie hoch sie in ihrem Federweg arbeitet auch wenn sie vorne stark belastet wird.
- Unglauben aber auch darüber, dass ich im vorgeschlagenen Setup selbst nach Sprüngen und heftigen Trails nie mehr als 80 % des Federwegs genutzt habe und wie stark die Progression der Gabel bereits im mittleren Federwegsbereich war.
Es mag sein, dass Enduroracer mit einem solchen Setup und Federungsverhalten glücklich würden, mir jedenfalls war es eindeutig zu straff. Schon sehr früh im Test wurde also klar, was Chris T., mit seinem Kommentar meinte, dass die FOX36 eben sehr wohl ihre eigene Charakteristik hätte.
Ach ja, die Steifigkeit der FOX36 Federgabel ist über jeden Zweifel erhaben.
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Nach knapp einer Woche der „Eingewöhnung“ habe ich mich dann entschieden, dass die Gabel so nicht „mein Ding ist“ und daran gemacht dass das nicht das Setup nach meinem Gutdünken zu modifizieren, zuerst den Luftdruck und dann auch die Druckstufendämpfung.
Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen, ich kann aber meine bisherige Kritik zu einem großen Teil relativieren: Selbst mit einem Sag von 25% bleiben die positiven Qualitäten der F36 fast uneingeschränkt erhalten. Das Ansprechverhalten bleibt unglaublich sensible und feinfühlig, die Progression setzt aber erst dann ein, wenn sie es soll um ein Durchschlagen verhindern soll.
Eine besondere Qualität in technischem und steilem Gelände ist weiterhin, wie hoch die Gabel in ihrem Federweg auch unter Last steht. Selbst mit einer viel offneren Druckstufendämpfung (Low- und High-Speed) als vorgeschlagen neigt sie nur wenig zum Wippen und sackt eben trotzdem in Steilstufen kein Bisschen weg. Klasse, wie man sich in schwerem Gelände durchweg sehr sicher fühlt.
Interessant auch, dass die FOX 36 zwar nicht ganz wippfrei ist, aber bis auf heftige Wiegetrittattacken habe ich bisher einen Lockout oder zuschaltbare Plattform nur selten vermisst. Die Talas Funktion nutze ich ebenfalls weit weniger als erwartet – ein Effekt des SYNTACE Faltforce Vorbaus, der mich in eine nahezu perfekte Sitzposition auf dem Bike bringt, in der ich auch in steilen Rampen die Absenkung nur selten nutze,
Das gleiche Verhalten konnte ich bei meiner Pike Tesgabel (hier das Testfazit) zwar auch erzielen, aber erst durch Zuschalten der Plattformdämpfung und dann eben zu Kosten der Sensibilität. Die FOX 36 scheint aber auf bemerkenswerte Weise diese Sensibilität mit einem maximal stabilen Fahrverhalten zu kombinieren und genau damit schafft sie einen Performance-Spagat, der mir sonst noch nicht bekannt war.
Erstes Zwischenfazit: Wie gesagt, dies ist erst der Erste Eindruck ich bin mit dem Set-Up und den Modifikation erst auf dem Weg zum Optimum. Ich erwarte noch mehr aus der 36 herausholen zu können, aber bereits jetzt sehe ich sowohl das Racepotential der FOX 36 wie auch das Komfortpotential in erstaunlicher Weise kombiniert. Ohne Zweifel, eine spannende Federgabel.
RIDE ON,
c_g
