SINGULAR Puffin – Erster Eindruck: von Oli
Dieser Test ist anders als sonst. Geht es hier nicht alleine um den Test eines Rahmens oder Komplettbikes sondern um die Umsetzung einer Idee. Seit ich von meinem ersten Test mit dem Salsa Beargrease weiß, dass der Umfang eines 4.0er Fatbikereifen in etwa dem eines 29er entspricht schwebt mir die Idee eines Ganzjahresbikes im Kopf herum. Nun habe ich Euch im Intro ja bereits beide Varianten auf Basis des Singular Puffin vorgestellt und mittlerweile habe ich schon einige km und hm hinter mir.
Der Vollständigkeit halber: Das SINGULAR Puffin wiegt im Fatbike-Setup 15,8 kg mit Pedalen. Als das meine Waage angezeigt hat hatte ich allerdings innerlich beschlossen, dass mir dasGgewicht beim Fatbike in dem Fall egal zu sein hat :-).
Erst mal würde ich sagen, dass die Intention von Sam Allison voll aufgegangen ist. Das Puffin (der Puffin?) ist ein wirklich gutes Trail-Fatbike geworden. Nachdem ich schon auf meinen Hometrails unterwegs war habe ich es vor knapp zwei Wochen auf einer ausgiebigen Runde in den Bayerischen Voralpen getestet und kann es sehr wohl bestätigen. Ich glaube, dass die kurzen Kettenstreben Ihren Anteil daran haben, dass es sich – trotz der Länge des Hauptrahmens um ein sehr wendiges Rad handelt.
Steile Anstiege und Abfahrten lassen sich mit dem SINGULAR Puffin übrigens super meistern. Es klettert sowohl durch die extrem traktionsstarken Reifen, wie auch die Geometrie sehr gut.
Ich habe mich – obwohl es sich um ein Starrbike handelt – absolut sicher gefühlt, denn zum einen ist die Traktion mit den On One Floater Reifen enorm, zum anderen ist es aber mit 435mm Kettenstrebenlänge sowohl extrem wendig auf dem Trail, aber auch gleichzeitig laufruhig. Die Laufruhe begründe ich nach meinem aktuellen Verständnis mit der Oberrohrlänge und damit auch dem langen Radstand.
Sam Allison, der Mann hinter SINGULAR CYCLES hat bei der Entwicklung des Puffins als Fatbikerahmen auf die Erfahrung des Iditabike-Fahrers Aidan Harding zurückgegriffen und – wie auch andere Hersteller – die Überstandshöhe im Vergleich zum Swift reduziert und das über ein abgesenktes Oberrohr und eine kürzeres Sitzrohr bewerkstelligt. Der Grund ist um nicht Gefahr zu laufen auf dem Oberrohr unsanft aufzusitzen, wenn man aus welchen Gründen auch immer im Schnee kurz absteigen muss. Der Fuß sinkt tiefer in den Schnee als das Rad selbst – wegen der dicken Reifen. Konkret bedeutet das, dass das getestete Puffin das Oberrohr eines XL-Rahmens besitzt, das Sitzrohr aber die Länge des vergleichbaren Swift-Rahmens in L: 500mm.
Ich persönlich orientiere ich mich neben der Oberrohrlänge auch immer am Sattelauszug. Wenn man sich das Foto von mir mit Rahmen ansieht, dann ist es etwa verständlich, was ich meine. Sattelauszug bei einem Rahmen mit 50er Sitzrohr sieht dann etwa so aus.
Mehr würde ich nicht wollen. Damit bin ich hier in die XL-Klasse gerutscht und habe mir damit einen laufruhigeren weil längeren Rahmen erkauft. Und ich bin nicht unglücklich darüber 😉
Schmerzlich bedauert habe ich aber, dass das Bike nur 27.2er Sattelstützen aufnimmt. Ich würde mir wünschen, dass das Sitzrohr – wie auch das Singular Buzzard – in seiner nächsten Ausgabe für 31.6er Stützen passt, damit man auch eine absenkbare Stütze einbauen kann. Gerade in Trails habe ich mich schon fast zu sehr an dem Komfort einer Dropperstütze gewöhnt.
Was sich aber als unbegründet erwiesen hat, war die Sorge dass ich mit meinen Füßen an den Sitz- oder Kettenstreben schleife. Wie man an dem Foto erkennen kann bin ich trotz großer Füße (Schuhgröße 46) selbst mit meiner Ferse weit genug weg von der Sitzstrebe.
Das liegt sicher daran, dass das Bike eine klassische Geometrie besitzt und nicht – wie beispielsweise das On One Fatty – sehr flache Sitzstreben hat.
Nach meinen ersten Touren mit dem Puffin im Fatmodus habe ich es in den 29er-Modus mit den passenden Laufrädern umgebaut – und bin damit jeden Tag ins Büro gefahren, und das nun schon seit zwei Wochen. Seit vorgestern habe ich die Starrgabel gegen eine 80er Federgabel, eine Manitou Tower Pro ausgetauscht und war extrem neugierig, wie sich das nun auf meinen Hometrails fährt.
Über die Reifenfreiheit brauchen wir nicht zu sprechen. Die ist mit einem 2.35er Nobby Nic oben wie unten enorm.
Was jedoch nicht passen wird, ist ein 29+ Reifen. Das ist mir aber auch egal, denn meine Idee war, eine klare Differenzierung zu haben. 29er und Fatbike, 29+ wäre ein Zwischenmaß.
Nun hat sich das Bike im 29er Modus genauso wendig gefahren wie im Fatbikemodus, ist doch die Kettenstrebenlänge auch beim 29er extrem kurz. mit dem Unterschied, dass ich – trotz Federgabel – einiges an Gewichts sparen kann (ca. 1,5 kg) und die Trägheit abnimmt. Auch wenn ein Fatbike weniger träge fährt als zunächst vermutet, so ist sie doch leicht zu spüren. Insofern war es ein deutlicher Aha-Effekt, dieselben Hometrails nun mit demselben Bike zu fahren – nur eben anders.
Die Trägheit beim Beschleunigen wird geringer. Die Traktion ist in „normalem“ Gelände absolut ausreichend bzw. wie von 29ern gewohnt, bei Wurzelpassagen hätte ich mir manchmal mehr indirekte Luftfederung im Hinterrad, ein Fully gewünscht.
Deutlich zu spüren ist aber auch, dass ich nach einer Tour mit dem Puffin im Fatbikemodus körperlich fertiger war, als im 29er Modus – was sicher nicht an der Gabel sondern an der Trägheit der doch schweren Laufräder liegt. Bei Fatbikes kommt ein Thema wieder zum Tragen, das für die 29er lange eines war: Die Reduzierung der rotierenden Masse. Ich hätte mir manchmal die Kuroshiro-Laufräder aus dem Test von c_g gewünscht, speziell bei der 70km und 1500hm Tour am vorletzten Wochenende.
Gleichzeitig merke ich aber auch, dass ich meinem Traum eines Ganzjahresbikes sehr nahe komme und überlege ernsthaft, meine drei Hardtails durch eins zu ersetzen. Aber ich werde mir das nochmal genauer anschauen und Euch berichten.
Oli