WTB B+ Format – Erste Fahreindrücke: von EINHORN Bikes
Letzte Woche haben wir euch das Testintro zu dem neuen B+ Format gegeben, das ich aktuell fahre. Und wie dort angekündigt haben uns unsere Freunde von EINHORN BIKES deren Fahreindrücke dazu zukommen lassen – wie sie auf ihrem Firmenblog zu lesen ist.
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„Vor ein paar Wochen war ich mit unserem Entwickler auf ein paar technischen Trails bei nassen Bedingungen unterwegs gewesen. Beide hatten wir 2.4er Reifen aufgezogen, träumten aber von noch breiteren Reifen um noch mehr Spaß auf dem Trail haben zu können. Und wie es scheint, gehen manche Träume in Erfüllung: WTB hat das neue B+ Reifenformat vorgestellt und WTB Europa war so freundlich uns als einer der ersten einen Satz zum Testen zu schicken.
Die Alpen, mitten im Sommer, Sonntag morgen um 7:00 – einer der Momente in denen alles perfekt zu sein scheint. Ganz besonders wenn ich mir das heutige Bike anschaue – das Einhorn 108 29er, das noch vor kurzem ein schneller 9,5 kg XC Racer war und jetzt zum B+ Bike umgerüstet worden ist – mit einem Laufradsatz mit WTB Frequency i25 Team Felgen im 650b Format und mit 25mm Maulweite und den neuen WTB B+ Reifen „TRAIL BLAZER“ mit je 906 g. Die Montage und das Schlauchlos-Aufpumpen waren kein Ding und mit ca. 100 ml CONTI Revo Dichtmilch pro Reifen waren die Reifen sofort dicht.
Am spannendsten aber ist ob die Reifen auch wirklich in existierende 29er Rahmen passen, so wie WTB sie vorgesehen hat – als Nachrüstoption für 29er Rahmen. Verglichen mit einem 29er Laufradsatz mit NOTUBES ZTR Crest Felgen und SCHWALBE Rocket Ron 2.25” Reifen fällt das B+ Laufrad gerade mal 1 mm kleiner im Durchmesser aus. Wie auch von c_g schon hier beschreiben kommt der WTB Trailblazer auf der Frequency I25 Felge auf ganze 64 mm Karkassenbreite. Groß aber nicht zu groß für die meisten normalen 29ern. Bei den EINHORN Bikes jedenfalls gibt es sicher keine Probleme, denn die sind stets für 2,4er Reifen ausgelegt.
Doch zurück zu dem perfekten Sommertag: Zuerst den Luftdruck überprüfen – der lag nach 3 Tagen (seit der Erstmontage) immer noch bei den 1,4 bar, wie eingangs aufgepumpt. Klasse!
Den Anfang der Tour ging es über asphaltierte und geschotterte Almstrassen, gefolgt von ein paar phantastischen Trails, die unsere Heimat, die Chiemgauer Berge zu bieten haben. Im Vergleich zu den vorher montierten XC-Rache Laufrädern und Reifen waren die 1,3 kg Mehrgewicht vor allem beim beschleunigen auf Asphalt zu spüren. Aber einmal in Fahrt war die Kombination eigentlich eher unauffällig. Auf Schotter war selbst das Zusatzgewicht viel weniger zu spüren, vor allem weil man dafür mit einer unglaublichen Traktion verwöhnt wird. Man kann bei fast jedem Fahrbahnbelag aus dem Sattel gehen und sich einfach um den Vortrieb kümmern. Bei diesen ersten 700 Höhenmetern Anstieg habe ich mich dann immer besser auf die Reifen und Laufräder eingestellt. Zugegeben, sie fühlen sich schwerer und langsamer an wie die vorher gefahrene Race-Kombo, aber es war weit weg von dem Traktorgefühl, das mit echte Fatbikes immer geben und auf jeden Fall spürbar leichter als mit einem 29+ Laufrad und SURLY Knard 3.0 Reifen.
Ich denke, jedem der ohnehin mit einem All-Mountain-Laufrad-/Reifenkombo unterwegs ist, würde es noch nicht mal auffallen. Dann endete die Forststrasse und es ging weiter bergauf auf dem Trail und dort zeigte das B+ Format zum ersten Mal was in ihm steckt. Die Traktion war phantastisch und ich bin damit ein paar Abschnitte recht locker hochgefahren, in denen ich das Bike normalerweise tragen muss.
Dann ging es in den Downhill! Ich war darauf vorbereitete etwas mehr Flow zu erleben, aber das Ergebnis wurde noch mal um ein Mehrfaches übertroffen. Das sehr große Volumen der Reifen hat zwei große Effekte auf das Fahrgefühl: Eine unglaubliche Traktion und eine sagenhafte Dämpfung über kleinere und schnelle Hindernisse. Zusammen mit FORMULA 33 Federgabel im Customtune mit ihren 110 mm Federweg – übrigens eine sagenhaft gute Gabel mit gerade mal 1558 g und einem Federweg zwischen 100 und 140 mm – fühlt sich das Bike nach noch mal deutlich mehr Federweg an. Der zusätzliche Grip steigert zudem ganz erheblich das subjektive Sicherheitsgefühl. Während der Abfahrt bin ich die identischen Trails gefahren, die ich normalerweise auch mit dem Racebike-Laufradsatz fahre, nur dieses mal habe ich mich viel, viel lockerer gefühlt und bin noch nicht mal nahe an meine Limits gekommen … und hatte einfach VIEL mehr Spaß dabei!
Beim Trailsurfen über verblockte Trails ist mir dann auch die bisher einzige Schwäche des Formats aufgefallen. Ich bin viel öfter mit dem Pedal aufgesetzt und der Grund dafür dürfte ganz sicher in dem durch die 11 mm kleineren Laufräder tieferen Tretlager liegen. Andererseits fühlt sich das Bike dadurch auf etwas „satter“ und „flowiger“ an, aber man muss ein wenig aufpassen. Natürlich könnte man einen speziellen Rahmen dafür bauen, mit einer angepassten Tretlagerhöhe, aber es hat nur ein wenig Übung gebraucht, um mich daran zu gewöhnen und schon war das breite Grinsen zurück in meinem Gesicht. Die letzten Trails bis runter waren die Wucht.
Mit den WTB Trailblazer TCS Reifen kann man auf einmal ein Hardtail auf Trails fahren, die normalerweise einem Fully vorbehalten sind und kann das dann auch noch ganz entspannt und mit maximaler subjektiver Sicherheit tun. Die Straßenetappen zurück zum Start haben die Trailblazer dann auch gezeigt, dass sie ausgesprochen gut rollen … viel besser als erwartet. Ich habe mich dabei mit einem ziemlich überraschten Rennradfahrer gemessen :-).
Mein Zwischenfazit nach dieser ersten Tour zu WTB B+ ist also:
B+ ist eine Wucht! Es hat aus unserer Sicht das Zeug die Innovation des Jahres zu werden wenn es darum geht dem Fahrer einen wirklichen Nutzen und Mehrwert auf Tour zu bieten. Danke WTB! Wir werden das Format noch weiter testen und demnächst auch ein eigenes B+ Testbike aufbauen, damit auch andere es ausprobieren können.Christoph (von EINHORN BIKES)
Demnächst folgen auch unsere Fahreindrücke zu WTB’s B+ … dann mit breiteren Felgen und auf einem Fully
Momentan macht die Sache für mich aber noch keinen Sinn. Denn erst wenn das Tretlager mindestens auf gleicher Höhe ist als bisher, also die Bauhöhe der Reifen noch einen Tick zunimmt, erst dann wird die Zielrichtung „härtere Gangart“ konsistent.
Bisher widerspricht sich in diesem Punkt Anspruch und Ausführung, wenn die Laufräder zwar für verblockteres Gelände geeignet wären, der Bock aber dann dauernd aufsitzt.
Da kann ich nur hoffen, dass die „Einhörner“ und andere Rahmenbauer da nochmal Einfluss nehmen. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, das diese und auch die Endkunden, Spezialrahmen für B+ brauchen.
Das mit der Bauhöhe der Reifen wird wohl nicht passieren, weil sonst der Reifen schmäler sein müsste. Die 2.8″ Reifen gehen genau deshalb in so manchen Rahmen, weil die 11mm weniger Radius dazu führen, dass dort wo der Reifen am Breitesten baut schon mehr Platz zwischen den Kettenstreben ist.
Ein Ansatz für den Umbau bestehender Rahmen wäre mehr Federweg vorna, da hierdurch das Tretlager wieder erhöht wird (zusätzlich verändern sich aber Lenk und Sitzwinkel – je nach bisheriger Geo aber nciht unbedingt nachteilig)
Ansonsten bauen wir gerne B+ optimierte Rahmen, das ist kein Problem: Das Potential zum absoluten Allroundbike hätte folgendes Konzept: 120mm Hardtail Rahmen für B+ mit Tretlagerhöhe 305mm, dazu dann noch einen zweiten sehr leichten Laufradsatz mit breiten Felge und raceorientierter Bereifung…ein Bike für alle Lebenslagen.