BH Ultimate 9.8 Hardtail – Kurztest mit Überraschung: von c_g
Kennt ihr das Gefühl wenn man einem alten Bekannten begegnet, sich aber nicht mehr erinnert woher man ihn kennt und wann das war. Nun, so ging es mir als meine ersten Singletrails auf dem BH Ultimate 9.8 gedreht hatte. Alles an ihm kam mir bekannt vor und es war eines der Bikes, das mich sofort in ihren Bann gezogen haben … ich konnte nur eine ganze Weile nicht sagen was mir an ihm so gut gefallen hat.
Doch zuerst zum Bike und dessen Hersteller selbst:
BH ist ein spanischer, oder besser baskischer Bikehersteller – daher der Name „Basques Hermanos“ – der sich im XC-Rennzirkus schon einige Erfolge geleistete hat. Vor allem unter Julie Bresset, die auf BH Bikes mehrfache UCI Weltmeisterin und Olympiasiegerin´12 wurde .. wen auch auf einem 27,5“ Bike ;-).
Das Bike, das wir kurzfristig zu einem Test rein bekommen haben, war der Top 29er Rahmen (Ultimate 29), den BH mit ca. 100 g für die Rahmengröße M angibt, mit der zweitbesten Komponenten Kit (9.8). Dieser war ausgesprochen hochwertig mit einer 100 mm MAGURA TS8R Elect Federgabe, einem XTR Antrieb, MAGURA MT6 Bremsen und DT_SWISS SPLINE One XM 1501 Laufrädern.
Hier die Spec-Liste:
… und hier die Geometrietabelle:
Das Gesamtgewicht des Bikes kam auf schlanke 10,25 kg. Der VK des Modells, das entgegen der deutschen BH-Homepage schon in D erhältlich ist, liegt bei € 5999.00.
Was das Handling und Fahrverhalten angeht – fand ich das BH Ultimate auf Anhieb grandios. Nicht zu nervös und dennoch effizient, direkt im Antritt und pfeilschnell wenn gewünscht und sicher und kontrolliert wenn in technischem Gelände erforderlich. Es gehört zu den Bikes, die einen scheinbar anspornen den nächsten Anstieg und die nächste Abfahrt noch etwas schneller uns aggressiver zu fahren. Wenn es um die Rahmensteifigkeit geht, gehört es zu einem der steifsten, den ich kenne. Und das beste daran, ist, dass sich die Rahmensteifigkeit nicht in einem zu direkten Rahmen ausdrückt, sondern auch noch eine sehr gute Eigendämpfung hat, wenn es mal etwas gröber wird.
Besonders auffällig an dem Rahmen ist, dass der Übergang vom sitzend zum stehend Fahren so natürlich, dass ich das Bike viel mehr im Wiegetritt gefahren bin, als ich es normalerweise tue …
Alles in allem, auch wenn es sich hier nur um einen Kurztest handelt, kann ich dem BH ULtimate 29er attestieren, dass ich es für einen der besten Hardtails halte, das ich je gefahren bin.
Der einzige minimale Kritikpunkt auch hier ist, dass das Bike in steilen Anstiegen sitzend schnell ans seine Grenzen kommt, aber weil man es ohnehin so absolut natürlich im Wiegetritt fährt, fällt das kaum auf.
Hört sich bekannt an? Wer hat schon eine Vermutung? Hier ein paar Rahmendetails, die euch evtl. auf die Sprünge helfen:
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Jetzt aber noch ein paar Worte zu den Komponenten der 9.8 Version des BH Ultimate:
Zur 2×10 XTR Schaltung braucht es nur wenige Worte. Die Schaltung ist schlichtweg perfekt – präzise, schnell und dennoch weich und flüssig, selbst unter Last. Dieses Schaltungsniveau schafft SRAM halt doch noch nicht ganz. Die 26/36 Kurbel war ebenfalls super für das Bike – vor allem mit dem natürlichen Wiegetritt bin ich sehr viel im großen Blatt gefahren. Merkwürdig nur, dass man auf die Shadow Plus Funktion beim Schaltwerk verzichtet hat.
Die MAGURA MT6 Scheibenbremsen waren sehr gut dosierbar und mehr als ausreichend kraftvoll. Keine Probleme hier.
Spannend war allerdings die Gelegenheit wieder mal eine MAGURA TS8R Elect Federgabel zu fahren. Wie immer habe ich alle Funktionen durchprobiert, habe aber sehr schnell festgestellt, dass ich vollkommen glücklich mit der Auto-Funktion bin. Die Sensorik ist so schnell, dass die Gabel immer so perfekt gefahren ist. Jedes mal wenn der Trail nach unten ging, war sie sofort offen und bergauf war sie schnell genug geschlossen um nie ins Wippen zu geraten. Nur bei sehr schnellen Wechseln bergauf war die programmierte Verzögerung beim Lockout nicht immer schnell genug um noch ein oder zwei Pedalumdrehungen noch etwas Nachwippen zu erleben. Ansonsten fand ich die Elect Gabel eine sehr gute Ergänzung für ein waschechtes Racebike.
Auch wenn ich anfangs etwas irritiert war die XM Version des SPLINE One am dem Bike zu finden und nicht die leichtere (und schmälere) XR Version, gab es auch hier nie einen Grund zu Beanstandungen. Zumal die sehr bereiten MICHELIN Wild Race’R 2.25 Reifen die größere Maulweite der Felgen und die zusätzliche Stabilität bei niedrigen Drücken sehr gut zusammengepasst haben. Allein die hauseigenen BH Sattelstütze fand ich etwas zu hart, und hätte sie gegen etwas flexibleres gewechselt, wenn es darum gegangen wäre dieses Ausnahmebike noch besser zu machen.
Und wer bisher noch nicht draufgekommen ist, welches Bike es ist, an das mich das BH Ultimate 29er bei den Fahrten mehr als nur erinnert hat .. es ist das PIVOT Les 29er, dem das BH Ultimate bis auf die auf SS konvertierbaren Ausfallenden wie ein Zwillingsbruder gleicht.
Jedes Rahmendetail, jede Form und sogar die sagenhaft gute Reifenfreiheit waren identisch und genauso perfekt durchdacht. Auf direkte Anfrage hat man mir von Seiten BH sogar bestätigt, dass das 29er Ultimate ein Produkt der früheren Cooperation mit PIVOT wäre und, dass beide Rahmen (fast) identisch wären – der einzige echte Unterschied sei das umrüstbare Ausfallende des PIVOT Les, das neben der X-12 Achse eben auch als Singlespeeder gefahren werden kann.
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FAZIT: Wer sich nicht scheut auch mal abseits der großen und bekannten Herstellernamen umzutun und auch mal auf ein bei uns (zu Unrecht) noch unbekanntes Bike setzen will, findet im BH Ultimate 29er einen der durchdachtesten und vielseitigsten Hardtailrahmen, die man aktuell bei uns kaufen kann. Außerdem ist es sehr viel günstiger als sein Zwillingsbike, das PIVOT Les, allerdings ohne dessen auf SS-Betrieb umrüstbares modulares Ausfallende. Sonst ist es in allen anderen Belangen absolut gleichauf und mausert sich damit auf Anhieb den Ruf eines der besten Carbonhardtails zu sein, die ich kenne. Auch die Ausstattung hat in allen Belangen überzeugt.
RIDE ON,
c_g
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PS: Zugegeben, das BH 29er Ultimate 9.8 ist kein Budget-Bike, genauso wenig wie das PIVOT Les, aber wenn man sich die anderen Versionen des BH ansieht bekommt man bereits ein recht passabel ausgestattetes Ultimate 29er, das 9.6, für € 2899.- und das ist deutlich günstiger als die günstigste Version des PIVOT Les.
Noch besser: Das Schwestermodell Ultimate RC 29 besitzt die identische Formgebung und gleiche Geometrie und demnach auch das gleiche grandiose Handling und beginnt mit dem Modell 8.5 bereits bei schlanken € 1599.-. Hier muss man nur etwas mehr Gewicht wegen der etwas weniger edlen Carbonfasern(ca. 1280 g gibt BH hier an) in Kauf nehmen und auf die X-12 Steckachse und interner Kabelführung verzichten. Angesichts des grandiosen Handlings wirklich eine spannende Sache für Sparfüchse.
