FORMULA Thirtyfive – Testfazit: von c_g

Und ein weiterer Monat auf der Newcomerin von FORMULA Thirtyfive (hier mit allen Sezifikationen vorgestellt), die ich hier in meinem Zwischenbericht bereits hoch gelobt hatte.

20 FORMULA F35

Wie dort angesprochen glänzt die FORMULA 35 mit einem sehr guten Ansprechverhalten, einer sehr mannigfaltigen Einstellbarkeit, einem ausgesprochen niedrigen Gewicht und dennoch einer sehr hohen Steifigkeit.

Der einzige sanfte Kritikpunkt den ich bisher hatte, war die leichte Tendenz bei technischen Passagen etwas weiter als erwünscht in den Federweg einzutauchen. Das Thema habe ich direkt mit den FORMULA Experten vor Ort beim BIKE Festival in Riva angesprochen – darunter auch Lorenzo Rossi, dem Mann, der einen Großteil des Dämpferlayouts der Thirtyfive entwickelt hat.
Er hatte zweierlei Lösungsansätze hierfür zu bieten – einmal das Luftvolumen etwas zu reduzieren (das bereits angesprochene Einfüllen von ein paar Millilitern Ballistol in die Luftkammer für eine höhere Progression) und/oder die Druckstufeneinheit auszutauschen.
25 FORMULA F35Letzteres hörte sich recht komplex an und deshalb wollte ich erstmal den ersten Weg gehen, doch Mr. Rossi zeigte mir, dass der Austausch eine Sache von gerade mal 10 min war … ganz ohne die Gabel zu öffnen nur durch Umschrauben der kleinen Einheit, die hinter dem Druckstufenregler liegt. Wenn man weiß was man tut und ein wenig Spezialwerkzeug hat, kaum komplexer, als eine Glühbirne auszutauschen;-). Bei der Gelegenheit haben wir dann auch noch den Ballsitol-Stand in der Luftkammer überprüft und auf glatte 8 mm angepasst (vorher waren es 5 ml).

56 FORMULA F35 Nach nur 15 min war ich wieder fahrbereit und hatte einen kleinen Vorgeschmack davon bekommen wie einfach die FORMULA Thirtyfive innen aufgebaut ist, wie leicht es ist mir ihr zu arbeiten und wie durchdacht die Konstruktion intern ist. Hut ab, vor der Ingenieursleistung, die eine so gut funktionierende Federgabel mit so vielen Einstellmöglichkeiten mit einer scheinbar so simplen Konstruktion hinbekommen haben!Wieder auf dem Trail musste ich mit dem leicht veränderten Set-UP wieder ein wenig mit den Einstellungen und dem Luftdruck spielen, aber es war schnell klar, dass die Gabel deutlich höher im Federweg stand – bei gleichem Luftdruck.

27 FORMULA F35 23 FORMULA F35

Auf einer abwechslungreichen Runde (der gleichen, die ich vorher schon auf dem SRAM Demoride gemacht hatte), konnte die FORMULA dann unter Beweis stellen, dass sie in der Tat an Performance gewonnen hatte. Ich meine zwar, sie jetzt einen Ticken weniger sensibel war (angesichts der vorher extrem hohen Feinfühligkeit, ein echtes Problem), aber dafür blieb sie in technischen Pasagen und steilen Spitzkehren deutlich weiter oben.
Schnelle und ruppige Passagen hat sie weiterhin mustergültig weg gedämpft und war überhaupt in allen Belangen ebenbürtig mit der gable die ich aktuell als Referenz ansehe – der ROCK SHOX Pike.
24 FORMULA F35Ja, ich scheu mich nach gut 2 1/2 Monaten auf der FORMULA 35 nicht es zu sagen, meine Testgabel arbeitet jetzt auf den gleichen Spitzenniveau, wie der aktuelle Klassenprimus.

Genauso sensibel, gelassen wenn erforderlich und doch aktiv wann immer gewünscht. In der Steifigkeit sehe eich ebenfalls keine spürbaren Unterschiede – auch hier sind beide die derzeitige Spitze desen was man als 29er Fahrer haben kann.

Den Gewichtskampf aber kann die FORMULA Thirtyfive klar für sich gewinnen. Mit nur knapp 1800 g (inkl Steckachse) ist sie knapp 250 g leichter als die RS PIKE.

Dass die FORMULA Thirtyfive optisch ein Voltreffer ist, brauche ich wohl ohnehin nicht mehr zu erwähnen.

***************************************

  26 FORMULA 35     0 FORMULA F35

Mit der Ankündigung, dass es auch bald ein Zubehörteil um die Steckachse werkzeugfrei zu bedienen (hier bereits gezeigt) und der ebenfalls bald kommenden Option eines Lenkerlockouts sind auch diese potentiellen Kritikpunkte bald vom Tisch.
Letzterer ist außerdem denkbar simpel: Der Hebel dreht eine einfache (leere) Hydraulikleitung, die am unteren Ende den Lockout-Knopf d mechanisch reht ganz ohne Hydraulik oder Zug.
Und was die von mir geliebte Absenkungen angeht (z.B. ROCK SHOX Dual Position oder FOX Talas) scheine ich wohl ohnehin der einzige weit und breit zu sein, der dieses Feature noch gerne an Federgabeln vorfindet ;-). Daher ist es wohl auch kein Kritikpunkt, dass die 35 ebenfalls ohne ein solche daher kommt

**************************************

21 FORMULA F35

TESTFAZIT: Was also am Ende des Tests bleibt ist eine unglaublich sauber arbeitende FORMULA 35 Federgabel, die zu dem Besten gehört was ich je gefahren bin. Sie schafft in (fast) allen Bereichen den Anschluss zur Pike, gewinnt ihr gegenüber locker in der Gewichtswertung. Was den Federweg angeht ist die FORMULA 35 mit 100 bis 140 mm (… offiziell, denn wir haben bereits OE-Modell bis 150 mm gesehen) etwas anders aufgestellt, als es die Pike mit 140 bis 160 mm ist, in allem übrigen aber begegnen beide sich auf Augenhöhe.
Von der ebenbürtigen Fahrperformance abgesehen gehen ROCK SHOX  und FORMULA aber komplett konträre Wege. Wo die PIKE ihre Einstellmöglichkeiten auf das absolut nötigste reduziert, spricht die FORMULA vor allem technik-affine Fahrer durch die vielen Einstellmöglichkeiten an. Keiner der beiden Wege ist besser oder schlechter … solange das Ergebnis stimmt.

28 FORMULA F35

… und das tut es hier im Fall der FORMULA Thirtyfive 29er Federgabel ohne jeden Zweifel.

Allerdings ist auch anzumerken, dass die Fülle der Einstellmöglichkeiten die man mit der FORMULA Thirtyfive hat, durchaus auch etwas an Feingefühl und technischem Interesse erfordern– etwas das bestimmt viele, aber eben nicht alle Fahrer haben. Nur so kann man wirklich um das beachtlich gute Optimum aus ihr rauszuholen. Für Fahrer, die sich das zutrauen und gerne mit ihrem Bike „arbeiten“ eine tolle Sache, für „Ich-will-einfach-nur-fahren-Typen“ kann das aber auch ein realer Kritikpunkt werden.

RIDE ON,
c_g