THOMSON Titanium Flatbar – Testfazit: von Oli

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Was kann man denn an einem Lenker testen wurde ich unlängst gefragt, als ich auf den THOMSON Ti-Bar angesprochen wurde. Und es stimmt. Ein Lenker hat keine Mechanik die funktionieren muss, diene Messbare „Performance und dennoch ist er einer der grundlegendsten Bestandteile eines jeden Bikes. Ohne ihn geht einfach nichts.
Und auch wenn es  nicht ganz so viel über einen Lenker zu sagen gibt wie manche andere Fahrradkomponenten war es dennoch spannend und schön diesen test an einem Lenker durchzuführen – der eben nicht 08/15 ist.

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Außerdem – selten habe ich so gerne Fotos von meinem Rad gemacht wie mit ihm. Denn eines ist der THOMSON Ti-Bar in jedem Fall: Der THOMSON TItanlenker ist einfach unglaublich schön. Puristisch und edel ist er eine Zierde an jedem Bike – besonders aber an einem Titanrad.

Wie bereits im Intro beschrieben ist unser Testmodell er ein 730 mm breiter Flat-Bar (ohne Rise) und mit 12 Grad Backsweep.

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Gerade beim Backsweep gilt es aufzupassen, denn neben der Handposition verkürzt er – wenn man mit einem Lenker mit geringerer Kröpfung vergleicht – die Sitzposition auf dem Rad und verlagert etwas den Schwerpunkt nach hinten. Das ist für die Trailfahrer unter uns sicher gut, bedeutet aber auch, dass das Vorderrad damit leichter hochkommt.

20 NINER RDOIch hatte ihn jetzt in drei Kombinationen auf zwei Rädern in den letzten 7 Wochen montiert. Die erste Testphase war der Ti-Bar  auf der XC-Rakete Radon Black Sin, die wegen der Niner RDO Gabel ein idealer Kandidat war um das Dämpfungsverhalten und dem Komfort des Lenkers auf den Zahn zu fühlen.

Den zweiten Testteil war der THOMSON Lenker dann auf dem Titan Allmountain Hardtail VPACE Pingar Prototypen (jetzt VPACE T1LT).  Auf letzterem einmal mit einem langen 100 mm Vorbau mit 10 Grad negativer neigung Vorbau und dann auf demselben Rad mit einem 70mm kurzen THOMSON Vorbau (0°).

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Hier meine Praxiserfahrungen:
Gefahren bin ich den THOMSON Ti-Bar unter allen Bedingungen, die  ins Spektrum Mountainbiken passen: Auf ruppigen Trails am Gardasee und im bayerischen Voralpenland, beim Marathontraining auf nicht zu schwerem Gelände im Münchner Umland und beim Höhenmetertraining auf den Olympiaberg (ja, wirklich!).

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Der Lenker steif ohne Ende. Das war gerade beim Höhenmetertainig am Münchner Olympiaberg gut. Ich habe generell ein Problem damit, wenn sich das Rad unter mir bei kräftigen Antritten bewegt. Das betrifft genauso Hinterbauten bei Fullies, die nicht einsacken dürfen, Rahmen die sich im Innenlagerbereich möglichst nicht verwinden sollten und Lenker, die im Wiegetritt einfach steif genug sein müssen. Hier beim THOMSON Ti-Bar habe ich wirklich kaum Flex gespürt und das mühsame Höhenmetertraining für das Bike Four Peaks Rennen, an dem ich in Kürze teilnehmen werde, hat deutlich mehr Spaß gemacht. Ganz nebenbei: Höhenmeter kann man auch an solchen Hügelchen trainieren. Ich weiß seit ein paar Jahren, dass der Olymbiaberg genau 50m hoch ist, muss dann nur entsprechend oft rauf und runter fahren. München ist halt platt. Es gibt hier nichts anderes J.
15 THOMSON Ti BarVorteil der Steifigkeit ist natürlich, dass die Lenkung äußerst direkt und präzise ist. Gerade mit der NINER RDO Starrgabel habe ich das spüren können. Aber: er bergab bringt er – bedingt durch seine Steifheit – keinen spürbaren Komfortgewinn. Auch das habe ich besonders mit dem Radon mit der Starrgabel spüren können. Gegen den Syntace Vector, der vorher montiert war, wirkt er doch eher wie eine massive Stange.

Die Breite von 730 mm finde ich hingegen prima. Generell geht die Tendenz ja bei 29ern ohnehin in die Richtung von Breiten über 700, bringen sie doch Sicherheit beim Trailfahren. Gerade an den Gardaseetrails und letztes Wochenende am Hirschberg (sehr schöne Ecke!) fand ich die 730er Breite äußerst angenehm. Er ist breit genug zum präzisen Lenken in den Trails und nicht zu breit, um zwischen Bäumen hängen zu bleiben. Letztes ist mit vor ein paar Tagen passiert, als ich mit Kumpels wieder an der Isar unterwegs war. Während sie mit ihren 700er (und drunter) Lenkern überall durchkamen, blieb ich nach der Demontage des THOMSON mit meinem danach montierten Blackspire Lenker in 800 immer wieder mal hängen.

18 THOMSON Ti BarDer 12 Grad Backsweep jedoch war einfach nicht meins. Ich weiß dass c_g diese Kröpfung liebt und am liebsten nur solche Lenker fahren würde (er hat den Lenker seinerzeit bei THOMSON angefordert). Gerade auf langen Passagen in der Ebene habe ich mich immer wieder erwischt, dass ich den Lenker in der Mitte, nahe am Vorbau gegriffen habe, oder mich gleich auf den Handballen abgestützt habe. Letztlich wäre mir die mit 6 Grad Ti-Bar Variante des THOMSON Ti-Bar, die es ebenfalls gibt, einfach lieber gewesen, aber das ist nunmal eine sehr individuelle Geschichte.

Testfazit:

  • Optik: Klasse! Hier würde ich sagen: fünf von fünf Punkten. Schöner geht kaum. Sind THOMSON-Teile von jeher puristisch, so ist der polierte Titanlenker was für Puristen unter den Puristen.
  • Steifigkeit – Er deutlich steif und erlaubt eine hohe Lenkpräzision. Es lässt sich mit ihm flink um enge Kurven zirkeln, jede Lenkbewegung wird sofort übernommen. Ideal ist die Kombination mit einer Federgabel, an einem Starrbike ist er was für die Harten unter den Bikern.
  • Komfort – Gerade hier hatte ich große Hoffnungen, doch leider war kein Komfortgewinn durch den Lenker zu spüren. Sagt man Titan- wie Stahlrahmen durch Ihre „Weichheit“ Komfort nach, so merkt man hier davon nichts – die massive Konstruktion überdeckt jegliche „titantypischen“ Elastizitätseigenschaften und macht den Lenker einfach nur steif.
  • Ergonomie – Der 12° Backsweep ist Gewöhnungssache. Ich kam damit nicht so gut klar. Mir wäre einer mit weniger Backsweep lieber gewesen, aber nachdem es ja ebenfalls eine 6° Variante des THOMSON Ti-Bar gibt, ist das lediglich eine weiche Kritik.
  • Gewicht – Es ist definitv kine Leichtbaulenker und liegt im oberen Drittel der metallischen Lenker – die alle zwischen 270 und 320 g wiegen. Er wiegt beinahe so viel wie der meines günstigen Fatbikes, der jedoch 800 breit ist. Das Gewicht alleine sollte also kein Grund den THOMSON Ti-Bar zu kaufen.
  • Preis – Bei fast € 250.- ist er keine günstige Anschaffung. Damit ist er einer der aktuell teuersten Lenker – egal ob Alu, oder Carbon.

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Am Endes konnte mich der THOMSON Ti-Bar nicht ganz überzeugen – Er ist ein toller Lenker, keine Frage, aber er kann sich nirgendwo s richtig hervortun.
Für Grammfuchser, Sparfüchse oder Fahrer auf der Suche nach guten Dämpfungseigenschaften sind, ist er weniger geeignet. Es braucht schon ein wenig Liebhaberei für diesen Lenker. Daher dürften es wohl am ehesten die optisch-ästhetischen Vorzüge sein, die ihn vor der Konkurrenz empfehlen – ein Produkt, das sich jenseits der Funktion in erster Linie für Ästheten und Titanliebhaber empfiehlt.

Oli