SCOTT Genius 910 – Testabschluss:  von Grannygear

Jetzt geht´s direkt zum Fazit meiner Zeit auf dem Scott Genius 910. Um zum Intro und dem Zwischenbericht zu gelangen einfach anklicken.

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Vor kurzem erst haben wir über die American Classic Wide Lightning Laufräder geschrieben, dass Bill, der Entwickler sie gerne als „Marathon Laufräder” sieht – schnell und leicht und dennoch robust genug für schwere Trails. Auch wenn es nicht ganz so vermarktet wird, trifft das aus meiner Perspektive auch genau auf das Scott Genius 910 zu.  Das Genius ist für mich ein Marathon oder wie man in Europa so gerne sagt ein perfektes Trans-Alp Bike. Ich weiß nicht genau wie so eine Transalp aussieht, aber für mich bedeutete es lange Tage auf dem Bike, mit hohen Pässen und tiefen Tälern, über schwierigen und auch mal schnellen Wanderwege. Da zählen Effizienz und Schluckfreudigkeit des Fahrwerks genauso viel wie eine langstreckentaugliche und sichere Geometrie … und alles das trifft für mich zu 100% auf das SCOTT Genius 29er zu.

Hier meine Gründe warum ich so denke:

  • 21 SCOTT Genius 910Twin Loc.  Ich bin kein Fan davon immer mehr Hebel und Knöpfe am Lenker anzusammeln, aber das Twin Loc System hat mich überzeugt. Mir hat es sogar am Genius noch besser gefallen, als am Spark 910 (das ich unmittelbar davor getestet habe – einfach, weil es den zusätzlichen Federweg so einfach und effektiv kontrolliert. Die mittlere Position 8Traction Mode) beim Genius mit effektiven 100 mm ist einfach besser nutzbar, als die  verbleibenden 70 mm am Spark, ohne, dass das Genius dadurch zu weich würde. Durch den Hebel direkt  erreichbar, habe ich meine Federung viel häufiger verstellt, als ich es je bei einem anderen Bike getan habe. Bei etwas mehr Druck und einer mittleren Zugstufendämpfung, passte das Heck ideal zur CTD Gabel von FOX. Twin Loc erlaubt die Federung immer genau so zu fahren, wie ich sie gerne hätte – mit einer Fingerbewegung.
  • Handling/Fahrverhalten. Das Genius hat sich für mich sehr ausgewogen angefühlt. Herausragend für mich war aber die Empfindung, dass sich das Genius 910 sehr wendig für ein 130 mm 29er fährt. Ein Teil davon liegt sicher daran, dass ich mich für eine Rahmen in L entschieden habe, aber ich bin in den letzten Monaten einige solcher Bikes in der Größe L gefahren und außer dem IBIS Ripley ist mir keines diesbezüglich so positiv aufgefallen.

Am Ende des Tests war das SCOTT Genius 910 fast immer das Bike meiner Wahl. Ich habe im Laufe des Tests auch mit dem Flip-Chip experimentiert und die steilere und (noch) agilere “High” Position ausprobiert. Während ich diese Position beim Spark besser fand, war es beim Genius umgekehrt. Irgendwie wurde Lenkung hier etwas zu unruhig und die Sitzposition zu frontlastig für meinen Geschmack. Als ich mich dann nach ein paar Ausfahrten daran gewöhnt hatte, war es ein gute Option für verwinkelte, kurvige Trails, die ich hier nicht ganz so häufig habe – darum bin ich nach ca. 1 ½ Woche wieder zurück in die „Low“ Position gewechselt.

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Ich wünschte mir das Genius 910 wäre leichter, aber um das zu erreichen, müsste man ziemlich tief in den Geldbeutel greifen. Funktionelle gibt es nichts, was man am SCOTT Genius verändern müsste, aber als Biker träumt man natürlich immer davon die Bikes noch leichter zu haben. Andererseits ist mir das Gewicht ohnehin nur immer dann aufgefallen, wenn im Wiegetritt beschleunigen musste … aber ich werde noch was machen zum Thema rotierende Masse …

Eine weiterer Änderungswunsch für mich wäre weniger „Schwarz auf Schwarz“. I hatte zahlreiche Rides bei denen mich die Leute auch nachdem sie das Bike angeschaut haben noch gefragt haben welche Marke es denn wäre …. nur ein oder zwei farbige Dekore, mehr bräuchte es nicht.

Was passiert, wenn man bei einem späteren Gabelwechsel die Twin Loc Funktion verliert?  Wahrscheinlich nicht viel, denn die FOX CTD-Einstellung funktioniert mit der gleichen Logik. Außerdem ist mir aufgefallen, dass die F32 im Vergleich zu ihrer großen Schwester, der F34 (die ich am NINER RIP9 gefahren bin) doch deutlich mehr flext. Nicht viel aber im direkten Vergleich spürbar, Allerdings würde ich das zusätzliche Gewicht dafür nicht in kauf nehmen und lieber bei der F32 bleiben.

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Es ist wirklich eine Schande, dass der frühere DT-SWISS Dämpfer den früheren SCOTT Bikes so einen schlechten Beigeschmack gegeben hat, denn mit dem neuen FOX Dämpfer ist das BIKE erste Klasse. Man muss etwas herumprobieren um die Fahrwerksbalance mit der simultanen TwinLoc-Funktion perfekt hinzubekommen, aber danach ist alles nahezu perfekt.

Kritik gibt´s allerdings für die HR-Nabe an den SYNCROS Laufrädern. Ich habe in den ersten Eindrücken ja bereits darüber berichtet, dass die Nabe mir schon bei der ersten Ausfahrt Ärger gemacht hat, und der Freilauf ist mir danach auch noch ein paar Mal ein oder zwei Rasterungen durchgerutscht. Ansonsten waren die laufräder ohne Probleme, steif, direkt, aber eben auch etwas schwer. Bei einem Bike mit einem VK von € 4299.- sollten die Laufräder aber überhaupt keinen Ärger mehr machen.

Nach den ausgesprochen positiven Erfahrungen mit dem Genius, habe ich bei SCOTT nachgefragt und man hat mir das Genius 930 als Dauertestplattform zur Verfügung gestellt. Auch wenn man das Bike noch recht selten auf den Trails hier in USA sieht, ist es aus meiner Sicht ein wirklich sehr gutes Bike, das sich in jedem Aspekt mit den anderen 29er Fullies der 130 mm Kategorie messen kann. Ich jedenfalls finde es klasse!!

Grannygear