PIVOT Les XT 29er Hardtail- Testintro: von Thomas Hebestreit
Und eine weiteres Bikehighlight gibt es für einen Test vorzustellen. Wir haben nach unserem letztjährigen Test des Mach 429c, ein Bike, das nach unseren Erfahrungen zu einem der besten und vielseitigsten 100 mm 29er Fullies gehört, das zweite PIVOT 29er – des PIVOT Les bekommen. Jetzt ist also deren 29er Hardtail dran und ich kann sagen … ich freu mich drauf!
Der deutsche Vertrieb Shock Therapy hat uns das Les in der XT Version geschickt. PIVOT Cycles ist eine kleine aber sehr feine BIkeschmiede aus dem schönen Arizona und hat sich in der Branche bereits einen Namen für innovative Technologien im Mountainbikebereich gemacht.
Das große Highlight ist natürlich der extrem aufwendige Hardtail-Carbonrahmen mit Double Mold Technologie für sehr glatte Oberflächen und maximale Faserkompaktion innen wie außen.
Trotz seines Gewichtes von nur knapp 1150 Gramm soll der Rahmen dennoch kein Chassis von den filigranen Sorte sein. So wie Chris Cocalis seine Bikes konstruiert dürfte auch das LES so Einiges aushalten. Dafür spricht auch die Freigabe für Gabeln bis 120 mm (!). Aus unserer Sicht ist das Gewicht daher auch mehr als OK.
Spannend, dass PIVOT trotz der keineswegs filigranen Dimensionen des Rahmens verspricht mit dem LES einen der komfortabelsten Hardtail-Rahmen überhaupt konstruiert zu haben. Eine Aussage der wir mit besonderem Augenmerk auf den Zahn fühlen werden. PIVOT selbst will das LES maximal vielseitig verstanden haben – es kann nach deren Angaben sowohl als exter XC-Racer, als auch als Trail-Hardtal (mit bis zu 120 mm Federweg) und auch als super cleaner Singlespeeder augebaut werden.
Das führt uns auch direkt zu dem weiteren Highlight des LES Rahmens: Das patentierte „Swinger Adjustable Dropout System“: Dabei handelt es sich in der Schaltungsversion um fix angeschraubte X12-Ausfallenden in Vollcarbonconstruktion, die sich wunderbar in die Silhouette des Rahmens anpassen. Wer es ncht weiß kommt garnicht aud die Idee, wie vielseitig das Bike umzurüsten ist.
Um das Bike zum Singlespeeder umzubauen, werd einfach die Ausfallenden gegen die speziellen verstellbaren Singelspeed-Ausfaller (hier mit Schnellspannachsen) ausgetauscht. Durch die indexierten Verstellschrauben kann man so die Kettenspannung ohne Nachstellen der Bremsen präzise und 100% gleich einstellen. Genial, wer das System schon mal aus der Nähe betrachtet hat, obwohl es angeblich ca. 100 g Zusatzgewicht mit sich bringt.
Für den perfekt aufgeräumten Look gibt es eigene Abdeckungen, die die Schaltzugöffnungen abschließen und sogar eine gefräste und eloxierte Abdeckung des Direct-Mount Umwerfersockels
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Die angegebene Geometrie des Rahmens scheint den Anspruch an die hohe Vielseitigkeit zu bestätigen. Die Zahlen sind ziemlich unspektakulär und haben keinerlei Extreme Werte, die das Bike auf den ersten Blick von der Konkurrenz abheben würden.
Unser Test wird zeigen, in welche Richtung der Zeiger hier deutlicher ausschlägt, doch so wie wir die Arbeiten von Chris Cocalis und ihn selber bisher kennengelernt haben, erwarten wir auch hier dass sein großes Feingefühl für Bikehandling auch hier greifen dürfte. Bemerkenswert auch, dass der Hinterbau trotz seiner nur 434 mm Länge noch Platz für ordentlich Reifen mit bis zur 2,4er Dimension lässt.
Zugunsten der Vielseitigkeit und einer evtl. gewünschten Nachrüstung mit einer Dropper- Post (ja auch das liegt im Spektrum des Les :-)) hat man sich für ein 30.9 mm Sattelstützmaß entschieden. Wer den ultimativen Komfort mit einer 27,2 Stütze sucht, muss sich mit einer Reduzierhülse behelfen. Weitere zeitgemäße Details sind das PF92 PressFit Tretlager (übrigens von Chris Cocalis mitentwickelt), das konische Steuerrohr, die Direct-Mount Umwerfermontage und die X12-Steckachse (zumindest in der geschalteten Version).
Die Züge und Leitungen sind fast komplett State of the Art innenverlegt. Während fast alle „internen“ Zugverlegungen der Mitbewerber einen Ausgang vor dem Tretlager haben ehe es zu Umwerfer und Schaltwerk evtl. wieder intern weitergeht, geht PIVOT einen anderen Weg. Zugunsten der Servicearbeiten, hat das Les zwar auch unter dem Tretlager eine „Seviceöffnung, von der es weiter geht, man nimmt aber den extra Aufwand auf sich und verschließt das Ganze wider super clean mit einem verschraubten „Wartungsklappe“. Damit ist diese Ausführung eine der wenigen wirklich komplett internen Zugverlegungen. Der integrierte Carbon-Schutz der Kettenstrebe ist nicht nur schick, sondern auch wirkungsvoll.
Einzig, ein Anschlagschutz fehlt, der verhidern würde, dass der Rahmen bei einem möglichen Sturz am Oberrohr Schaden nehmen könnte. Details zwar nur, aber sinnvolle, die man so durch Nachrüsten erst optimieren müsste. Allerdings weist das Chassis eine ordentliche Wandstärke auf, Panik muss also keine aufkommen.
Noch ein Wort zur Optik – egal ob man das PIVOT Les in einer der beiden Nude-Carbon-Farbversionen (blau-weiße oder rot-weiße Highlights) oder in der grellorangen Teamlackierung nimmt – die vielen und auffälligen Schriftzüge lassen keinen Zweifel daran wer das Bike gebaut hat egal aus welcher Perspektive :-).
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Wir haben zum Test ein LES in Größe Med mit einer kompletten 2×10 Shimano-XT-Antriebs- und Bremsgruppe, einer FOX 32 100 CTD Fit Gabel mit 100 mm Federweg, DT Swiss 350er Naben und 470er Felgen (tubeless ready) dazu wertige FSA-Afterburner Komponenten und ein WTB Sattel – eine Ausstattung, die sich „XT-Standard“.
Dass trotz des sehr leichten Carbonrahmens die Waage dennoch bei 10,7 Kilogramm ausschlägt, liegt allein an der sehr funktionellen, aber nicht wirklich gewichtsbewussten Ausstattung. Entgegen der Ausstattungsliste, in der Kenda-Reifen gelistet sind, rollt unser Testexemplar auf Schwalbe’s Racing Ralph.
Die bereits bekannte Fox-Forke bringt in der XT Version keinen Remote-Lockout mit, hier ist der Griff zur Gabel nötig. Die 2×10-Übersetzung mit einer 24/38er Kurbel sollte alles abdecken, was der Biker an Terrain mit diesem Bike erwartet. Die allseits gelobten XT-Bremsen warten zu ihrer Performance mit der standardmäßigen 180er Scheibe am Vorderrad auf. Der FSA-Afterburner-Vorbau scheint auf den ersten Blick mit 110 Millimetern lang, trägt aber ein sonst stimmiges Cockpit. Wir werden sehen ob oder wo es noch Bedarf nach Optimierungen gibt.
Unser Testexemplar ist eines von immerhin sieben verschiedenen Komplettbike-Ausstattungsoptionen. Das Spektrum reicht hier von Topmodellen mit SRAMs XX1 bzw. Shimano’s XTR und preiswerteren Modellen mit XT-, SLX oder X9-Komponenten. An der Theke würde unser Les XT mit 4860 Euro zu Buche schlagen – kein Schnäppchen, wenn man wertige Carbonhardtails auch schon ab 2500.- Euro bekommt. Der Einstieg in die PIVOT Les Komplettbikes mit einer SLX Gruppe kostet bereits stolze 4140.- € genau 3000 mehr will PIVOT Cycles für das Topmodell mit XTR. Das Rahmenkit für einen Customaufbau (Rahmen und Steuersatz ist für 2200 Euro erwerbbar.
All die perfekt durchdachten Details, trotz aller Vielseitigkeit, haben eben ihren Preis , deswegen ist es eben kein günstiges Vergnügen ein PIVOT zu fahren ;-), weder hier, noch im Heimatland des Bikes. Perfektionismus wird immer teurer wie Mainstream sein.
Das PIVOT Les XT ist nun schon bereits seit einigen Tagen im Testbetrieb. Wir berichten demnächst von den ersten Fahreindrücken.
Thomas Hebestreit