FORMULA „Thirtyfive“ („35“) Federgabel – Testintro: von c_g

Gestern erst kamen die Fegergabel-News von FOX und die ROCK SHOX RS-1 – heute darf eine sehr viel realere Europäerin ran:

Auf der Eurobike´12 habe ich  die FORMULA 35 zum ersten Mal hinter Glas als Prototyp bewundert (hier), dann war es eine Weile ruhig um den neuen Stern am Gabelhimmel, bis man uns auf der letztjährigen Eurobike „endlich serienreif“ versprach. Wie sich die neue Federgabel des italienischen Herstellers wohl schlagen wird. Mit bereits sehr gut im Markt etablierten Gabeln wie der ROCK SHOX Pike oder der FOX F34 hat sie jedenfalls harte Konkurrenz, deren Performance es erstmal zu toppen gilt.

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Jetzt haben wir ein Muster der FORMULA „Thirtyfive“ (oder „35“) zum ausführlichen Test direkt von FORMULA bekommen. Wie zu erwarten steht die Modellbezeichnung „35“ für den Durchmesser der Standrohre – wuchtige Maße, die viel Steifigkeit und Lenkpräzision versprechen. Ob sie das auch halten können?

Dem offiziellen Einsatzbereich nach ist die Gabel für alles von  Trail bis  All-Mountain vorgesehen, wobei das sehr gute Gewicht von nur 1740 g (zzgl. 54 g für die Steckachse) und auch die Bandbreite der internen Federwegsverstellung von 100 bis 140 mm für die 29er Version die 35 ebenfalls für aggressive oder schwere XC-Fahrer interessant macht. Mit einem Offset von 44 mm liegt sie  etwa unter dem heute Gängigen 46 bzw. 47 mm anderer 29er Gabeln, ob das allerdings in der Praxis spürbar ist, gilt es in der Praxis herauszufinden.

Die 35 kommt mit 160 mm Post-Mount Sockeln, ich werde sie mi meinen 180 mm Disco also mit Adaptern fahren müssen. Sie ist (entgegen der zum Teil noch kursierenden Angaben und auch der Gebrauchsanweisung) bis 203 mm Rotordurchmesser freigegeben – offiziell bestätigt durch den FORMULA Deutschland bestätigt.

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Unsere Gabel kam mit einer 15 mm Schraub-Steckachse, die nur mit einem 5 mm Inbus zu bedienen ist. FORMULA hat uns aber auch ein (noch nicht fahrbares Muster) der Schnellspannerversion mitgeschickt, bei der der Hebel abnehmbar ist und über seinen 5 mm Sechskant-Fortsatz die Achse spannt – der Schnellspanner selbst hat scheinbar keine echte Funktion.

Der empfohlene VK der Gabel liegt bei 989,50 Euro (eine Version mit Remote-Lockout wird es für 1089,50 Euro geben).

Die Bauhöhe der FORMULA 35 29er Gabel ist minimal niedriger als die der Konkurrenz. Bei 130 mm Federweg baut sie ziemlich genau 530 mm (von der Achsmitte bis zur Oberkante der Krone gemessen) und ist damit etwa 13 mm kürzer wie meine vorher gefahrene MAGURA TS8R (mit 140 mm) und 15 mm niedriger wie eine FOX F34 (ebenfalls bei 140 mm Federweg).

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Was das Äußere und die Optik angeht, kommt die FORMULA 35 sehr schick und keineswegs filigran daher. Wahlweise weiß oder schwarz lackiert mit weiß-rot-grünen Decals erkennt man ihr ihre italienischen Wurzeln auf den ersten Blick an. Das Magnesium Casting der Tauchrohre und die massive hohlgeschmiedete Alu-Krone ist sehr schon mal sehr formschön und lässt die Gabel, die es nur mit konischem Aluschaft gibt sehr dynamisch wirken.

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Im Lieferumfang enthalten sind neben der Gabel selber eine hochwertige Dämpferpumpe, 50 ml Ballistol Universalöl und vier Spacer zur selbständigen Federwegsverstellung.

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 Einstellmöglichkeiten und Technologien:

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Anders als heute üblich überlässt FORMULA dem Fahrer viel Verantwortung die Gabel richtig einzustellen. Die 35 kommt zwar zwar mit einer Luftrduckempfehlung, alle anderen Einstellungen überlässt man aber komplett dem Fahrer und derer gibt es eine Menge. Wo FOX und ROCK SHOX mit einem dreistufigen Hebel und der Zugstufenverstellung es dem Fahrer möglichst einfach machen wollen, erlaubt FORMULA diverse Eingriffe direkt durch den Endkunden:

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Zum den offensichtlichen Optionen zählen der Luftdruck, die frei einstellbare Zugstufendämpfung (roter Knopf unten am rechten Gabelbein, allerdings ohne Angaben zur Drehrichtung auf der Gabel), eine frei wählbare Druckstufendämpfung (genauer die Low-Speed-Druckstufe,  blauer Knopf oben rechts). Der goldene Hebel rechts oben ist der zuschaltbare Lockout. Doch was macht der dritte Drehknopf auf dem rechten Holm?
Der mit schwarzem Gummi ummantelte Knopf  definiert die Losbrechschwelle des Lockouts, also unter welcher Kraft, der Lockout öffnet. Damit kann man die Gabel von einem Starrgabel ähnlichen Maximum bis hinzu einem sehr weichen Lockout verstellen, der im Fahrgefühl schon fast einer straffen Plattformdämpfung gleichkommen soll. Alternativ soll es später auch einen hydraulischen Remote Lockout geben, der aber noch nicht fertig ist. Die Verstellung geht entweder über einen 2 mm Intus oder den Zugstufenknopf, an dessen Ende eben so sein Inbus steht.

Außerdem kann man die geschlossene Dämpfungskartusche leicht herausnehmen (selbst mit der Gabel am Bike!). Der positive  Nebeneffekt davon ist, dass man die Kartusche in der Gabel drehen und so Anordnung der Hebel optimieren kann. Ich fand die Ergonomie bereits sehr gut, musste hier also nichts verstellen, aber grundsätzlich finde ich die Option positiv.
Die Dämpfung arbeitet mit einer Blasenkonstruktion, ähnlich des Charger Systems an der RS Pike oder dem FIT bei den hochwertigen FOX-Modellen. Eine Technologie, bei der die Vermischung des Dämpfungsöls mit Luft verhindert und die Dämpfung dauerhaft konsistent gehalten wird.
Wie alle Luftfedergabeln, arbeitete die 35 mit einer Positiv-Luftkammer, nutzt aber je eine Stahlfeder als Negativfeder und als Endanschlagspuffer. Das bringt zwar ein paar Gramm extra, soll aber auf den ersten Zentimeter für ein maximal sensibles Ansprechverhalten und eine angeblich linearere Federkennlinie sorgen.

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Doch die 35 hat noch mehr Eingriffsmöglichkeiten zu bieten:

Ein weiterer Bonus für den Endkunden ist die einstellbare Progression der Federgabel – einfach durch Zugabe oder Ablassen des Ballistol- Öls in der Luftkammer durch das abgeschraubte Ventil (ab Werk sind 5 ml eingefüllt, die man entweder für eine linearere Kennlinine noch reduzieren kann, oder eben für mehr Progression bis zu 10 ml extra dazugeben). Identisch in der Funktion wie die Bottomless Tokens von Rock Schox, nur nochmal um einfacher.

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Ebenfalls praktisch ist die Option der internen Federwegsverstellung mittels der  mitgelieferten Spacer von 10, 15 und 20 mm Stärke, die als Clips auf die teildemontierte Gabel aufgeklickt werden und so jeden Federweg von 140 bis 100 mm in kleinen Schritten erlaubt. Wir haben passend zum ROCKY MOUNTAIN Instinct gleich in 130 mm geordert, werden aber evtl im Laufe des Tests mal die Federwegsverstellung in der Praxis austesten.

–> Im Endeffekt kann man als an der FORMULA F35 eine Menge verändern … auch ohne Spezialwerkzeug und mit nur mäßigen Schrauberkenntnissen. Ob das allerdings in der Praxis alles wirklich  sinnvoll ist, oder nur marketingwirksame Optionen für Federungsspezialisten wird der Praxistest klären.

Die noch recht junge Italienerin – ich meine die   FORMULA 35 Trail-Gabel  – hat bereits auf auf dem Rocky Mountain Instinct Dauertester seinen Platz gefunden und bald in den Dienst genommen … dementsprechend dürft ihr schon bald mit einem Artikel zu den  ersten Eindrücken rechnen.

RIDE ON,
c_g