VOTEC VX 135 Elite Bike – Testintro: von c_g
Gestern erst habe ich euch das RADON Slide 130 9.0 SL vorgestellt, heute folgt das andere Bike zu diesem Vergleichstest, das VOTEC VX135 Elite.
Den ersten Kontakt mit dem Bike hatten wir ja auf dem Eurobike Demoday (hier) – damals leider noch ohne der Gelegenheit Praxiseindrücke zu sammeln. Jetzt haben wir eines der ersten Testmuster für einen ausführlichen TNI-Test erhalten – noch vor dem für Anfang Mai´14 angekündigten offiziellen Verkaufsstart.
Den erfahrenen Bikern unter den Lesern mag der Markenname VOTEC noch in den Ohren klingen als edle Bike-Manufaktur aus der Gegend von Pforzheim, doch seither hat VOTEC ein aufregende Geschichte durchlaufen um jetzt als Direktversender weiterhin sehr durchdachte aber deutlich stärker preisbewusste Bikes anzubieten. VOTEC ist ein Späteinsteiger in die Welt der 29er und haben das Debüt aber gleich mit zwei Bikes gemacht, dem VC19 Hardtail und eben dem VX135 29er Fully.
Auch hier steckt viel Technologie hinter dem schwarzen 6061-T6 Alu-Rahmen. Die Formsprache des VOTEC ist genauso dynamisch und elegant, wirkt aber durch die weniger ausgeprägten Steuerkopfbereich und die rundlich/ovalen Rohrformen aus der Nähe organischer und weniger technisch.
Am VX135 sind die Hydroforming-Techniken an Unter- und Oberrohr weniger auffällig, aber dennoch vorhanden, sowohl in den jeweiligen Kontaktbereichen zum Tretlager und Steuerrohr, wie auch in der allgemeinen Formgebung (spindelförmiges Oberrohr)aber sie fallen optisch kaum auf. Das Oberrohr läuft leicht geschwungen bis zum Sitzrohr. Die Querverstrebung vom Oberrohr zum Sitzrohr ist ein eigenes Rohr und an beiden Kontaktpunkten verschweißt.
Den optischen Kontrapunkt setzt die kantige, geschmiedete Umlenkwippe (zweiteilig) und die ebenfalls geschmiedete Brücke am oberen Ende der Sitzstreben.
Interessant auch, dass VOTEC keine asymmetrischen Kettenstreben einsetzt, sondern beide an dem Schmiedeteil absenkt und dann parallel nach hinten führt. Auch hier war die Aussage, dass man beides durchgerechnet und an Prototypen ausprobiert hätte und nachdem keine Vorteile der asymmetrischen Konfiguration festzustellen gewesen wären, hat man sich für die einfachere und ansprechendere symmetrische Variante entschieden.
Alle üblichen verdächtigen Standards sind auch hier vertreten – 15mm Steckachsen vorne, 142/12 mm X-12Steckachse hinten, tapered Steuerrohr und Gabelschaft, semiintegrierter Steuersatz, Direct-Mount Umwerfer. PM-Bremssockel und … nein, anstatt des üblichen PF-Tretlagers findet man hier noch ein geschraubtes BSA Tretlager. „Ein Press-Fit Tretlager hätte uns hier keine Vorteile gebracht, was die Anbindung des Unterrohres ergibt und BSA Tretlager sind weiterhin der am einfachsten auch für den Kunden zu handhabende Standard – darum BSA“ so Stefan Geiß von VOTEC.
Ein weiterer Schritt um die Servicearbeiten einfacher zu gestalten ist die komplett externe Zugverlegung in geschlossenen Hüllen (Ausnahme: die Reverb Stealth, die das Sitzrohr kurz vor dem Tretlager verlässt). Nicht unbedingt die optisch cleanste Lösung, aber auch aus unserer Sicht die aktuell servicefreundlichste Variante und entgegen dem aktuellenTrend der innenverlegten Züge meine Favoritenlösung.
Der Viergelenker-Hinterbau liefert 135 mm Federweg und ist natürlich überall industriegelagert. VOTEC nennt die Kinematik „Anti-Squat“ ein Begriff, der normalerweise für ein durch den Kettenzug beruhigtes Fahrwerk benutzt wird. Mal sehen wie viel Anti-Squat Eigenschaften das VOTEC VX135 wirklich hat.
Ein schönes Detail sind die großen geschmiedeten Ausfallenden mit austauschbarem SYNTACE X-12 Schaltauge. Besonders smart: Bevor das Schaltauge bei einem Sturz Schaden nimmt, bricht das Ausfallende an der Befestigungsschraube ab. Eine Ersatzschraube im Falle eines abgerissenen Schaltwerks ist gleich in den Direct-Mount Sockel integriert (siehe oben) und man so immer gerüstet um in einem solchen Fall noch helfen zu können.
Das Finish ist komplett schwarz eloxiert. Aber anstatt Dekore auf der Oberfläche aufzubringen hat man einiges an Details gleich in das Eloxalfinish integriert. Durch eine aufwendige Oberflächenbearbeitung (komplett poliert, dann teilweise abgeklebt und sandgestrahlt … dann erst komplett eloxiert) erhält das VOTEC seine typisch raffinierte Optik mit matten und glänzenden Oberflächen. Wirklich cool anzusehende und dennoch pures Understatement. Die kleinen weißen und weiß/grünen Decals sowie die grün-silberne Headbadge komplettieren das dezent-dynamische VX135.
Ein bemerkenswerter Aspekt ist noch, dass VOTEC auf den ZEDLER-zertifizierten Rahmen 10 Jahre Garantie für den Erstbesitzer gibt (Lager ausgenommen, aber das versteht sich wohl von selbst).
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Was die GEOMETRIE angeht, sind die Zahlen fast identisch zum RADON Slide 130 – der gleiche moderate Lenkwinkel von 68,5°, steile Sitzwinkel von 74,5°, die fast identische Tretlagerabsenkung von 34 mm (36 mm beim Slide 130), 451 mm Kettenstrebenlänge … Unser VX135 ist allerdings ein Rahmen in L und fällt ein wenig länger aus – 14 mm im effektiven Oberrohr und 25 mm längeren Radstand. Das Steuerrohr fällt mit 110 mm auch wieder sehr kurz aus und liefert zusammen mit dem negativen Vorbau und nur einem 5 mm Spacer ein sportlich niedriges Cockpit. Auch wenn der Stack beim VX135 als 24 mm höher angegebne wird als beim RADON, messe ich die identische Lenkerhöhe (103 cm vom Boden) und gleiche Sattelüberhöhung.
Die Praxis wird zeigen ob sich die beiden Bikes auch im Einsatz so sehr ähneln wie es die Geometriewerte vermuten lassen
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Auch die AUSSTATTUNG des VX135 ist natürlich ein paar Kommentare wert:
Hier findet man im Antrieb zwar keine XTR Komponenten, aber funktionell kann man auch nur ganz wenig über die Kombination aus SRAM X.9 (Kette, 11-36 Kassette und Type2 Schaltwerk), SRAM X.0 (Umwerfer und Schalthebel) und einer RACE FACE Turbine Kurbel (2-fach) mit meiner Lieblingsübersetzung (22/36) aufwartet. Wie bereits im Rahmen der Eurobike berichtet, vertritt VOTEC die Philosophie, dass der Schalthebel mehr Einfluss auf die Perfoemance hat als das Schaltwerk und nimmt daher bei jedem Modelll dort ein Upgrade vor.
Bei den Federelementen findet man am VX dafür eine ROCK SHOX Revelation RTC3 Gabel (140 mm) kombiniert mit einem Monarch RT3 HV, also eine Version mit größerer Luftkammer und Rapid Recovery. Vor allem die Einstellmöglichkeiten der RTC3 Gabel sind an einem solchen Bike schon sinnvoll. Weder Gabel noch Dämpfer werden über eine Remote angelenkt.
Als Bremsen findet man die SRAM/AVID Elixir 9 Trail Vierkolbenbremse (hier die Vorstellung des separaten Tests am RMB Instinct), allerdings mit einer 200 er Scheibe vorne und 180er hinten. Die ROCK SHOX Reverb Stealth mit 125 mm hatte ich ja bereits erwähnt. Das Cockpit stammt von EASTON, mit einem EA90 Vorbau und einem 720 mm breiten EC70 Lenker. Die beiden farblichen Akzente Sattel (der genial gute SM3 Pro – hier bereits ausführlich getestet) und Griffe (GA-1 Evo) kommen aus dem Hause ERGON.
Richtig spannend allerdings finde ich die SYNTACE W30 Laufräder, über die ich hier schonmal berichtet hatte, bisher aber nie Gelegenheit hatte sie selber zu fahren. Stirnradverzahnte Hinterradnabe, SAPIM CX-Speichen, wenn sich das nicht lecker anhört! Laut SYNTACE bringt es der Laufradsatz mit einer 30 mm Außen- und 24,5 Maulweite auf gerade mal 1643 g also nur wenig mehr als die AC Wide Lightnings (hier im Test). Natürlich tubeless reeady, auch wenn das Bike noch mit SCHWLABE Extralight Schläuchen kommt. Wenn sich die Chance ergibt, werde ich die Laufräder auf Schlauchlos umrüsten und von den Erfahrungen berichten.
Als Reifen fiel die Wahl auf SCHWALBE´s Nobby Nic 2.25 EVO – nicht die robustesten, aber sicher die leichteste Option, die zum Touren-/All-Mountaincharakter des Bikes passt.
Ganz anders als beim RADON Slide 130, bei dem jede einzelne Cockpitkomponente (3 auf jeder Seite) komplett eigenständig bleiben, ist beim VOTEC maximale Systemintegration angesagt – soll heißen, alle Hebel sind in einer Klemmung integriert rechts sogar die Reverb-Anlenkung
. Was man damit an individueller Einstellbarkeit spart, gewinnt man an Anbaubreite.
–> Wie man sieht setzt das VOTEC an manchen Punkten in der Ausstattung andere Akzente. Mal sehen wie die sich auf dem Trail bewähren.
Ach ja, ehe ich es vergesse – das VOTEC VX135 (Gr. L ohne Pedale) bringt es komplett auf 13,0 kg (mit Schläuchen) liegt also knapp so schon 300 g unter dem RADON, ein Vorsprung, der in erster Linie in den Laufrädern und Reifen begründet sein dürfte.
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Noch ein paar Worte zu den einzelnen Modellen des VX135 und der Verfügbarkeit: Insgesamt wird es das VX135 in drei Modellvarianten geben. Neben dem Topmodell Elite (€ 2999.-) im Test noch zwei Versionen darunter, das Pro (€ 2499.-) und das Comp (€ 1999.-) über deren Ausstattung ihr euch hier informieren (VX135_Datenblatt).
Wie eingangs bereits erwähnt ist das VX135 derzeit noch nicht erhältlich – der Verkaufsstart ist aber in etwa um den Zeitpunkt unseres Testabschlusses Ende April /Anfang Mai.
Soweit zum Intro des VOTEC VX135 Elite. Ich freu mich auf die Trailtime mit den beiden Bikes.
RIDE ON,
c_g