NINER ROS 9 – Fahrbericht: von Grannygear

Nachdem ich euch zuletzt den Rahmen des NINER ROS9 en Detail gezeigt habe – geht´s heute kurz um den Aufbau und dann vor allem um meine ganz persönlichen  Fahreindrücke.

11 NINER-ros-9 Die meisten Teile, die jetzt das NINER ROS9 zieren, stammen von früheren Tests – die SHIMANO SLX 2×10 Antriebsgruppe, eine WHITE BROTHERS Loop 130 mm Gabel, ein 780 mm breiter NINER Flat Top Carbonlenker, ein Satz Specialized Control 29 Carbon Laufräder, eine ROCK SHOX Reverb Dropperstütze, dazu ein Paar Shimano SPD Pedale und ein WTB Volt Sattel.
Mit der Ausstattung bringt es das ROS auf satte 14,1 kg – ein Gewicht, das dem flinken Handling des Bikes auf dem Trail bergab oder in der Ebene wenig schadet, sehr wohl aber spürbar ist, wenn sich der Trail mal länger nach oben richtet. Da braucht man einfach etwas mehr Ruhe … und kommt irgendwann auch oben an :-).

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Wie schon im Intro beschrieben, brauchte ich bei dem 18″ Rahmen einen 100 mm Vorbau. Interessant fand ich, dass ich mit dem 100 m Vorbau sogar ein wenig frontlastig auf dem Bike saß. Das zeigt, dass zumindest die Rahmengröße von 18“ für meine Körpergröße von 1,88 m doch die richtige Wahl war.
Außerdem habe ich das Biocentric II EBB auf der 4-Uhr Stellung, also weit nach vorne eingestellt um die maximale Kettenstrebenlänge von 432 mm zu erhalten. Warum?

Ich erinnere mich immer noch gerne an das TREK Stache 8, das ich vor einiger Zeit gefahren bin und so habe ich versucht so viel wie möglich von dessen Geometriewerten auf das ROS 9 zu übertragen. Ich kenne das ROS 9 von dem kurzen Test auf der Interbike (hier) und weiß, dass es ein super agiles Trail-/All-Mountain-Hardtail ist; jetzt aber wollte ich herausfinden wie sehr es als Allrounder oder aggressives XC/Trailbike taugen würde. Meine Hoffnung ist es mit ein paar leichter Laufräder mehr die XC-Qualitäten rauszukramen … für lange Anstiege und meine Art von Terrain. Nachdem ich das Bike jetzt eine Weile in dem Modus bewegt habe, bin ich zu ein paar Ergebnissen dazu gekommen.
Auf der ersten Abfahrt auf einem breiteren, aber sehr ruppigen Trail, hat das NINER ROS9 dann gezeigt was in ihn steckt. Es fühlt sich fast wie ein Go-Kart an. Subjektiv sitzt das Hinterrad direkt unterm Sattel, so flink wuselt es um die Kurven. Dass die Agilität auch mit etwas weniger Laufruhe einhergeht, nehme ich da gerne in Kauf. Auf gewundenen-engen Trails, geht das ROS9 ab wie ein geölter Blitz … in den Kurven reicht ein Gedanke und schon ist man um die Ecke! So viel Spaß bergab hatte ich schon lange nicht mehr auf einem Hardtail. Der Rahmen scheint dabei wirklich ein wenig Härte aus dem Trail zu nehmen – trotz aller Steifigkeit, fährt es sich doch recht stahlhaft komfortabel.
Die Dynamik des Bikes ist allerdings etwas eigen – einfach, weil man mit der Front (ich fahre eine 130 mm Gabel, aber es gehen bis 140 mm) über so vieles so aggressiv fahren kann, dass das Heck oft zu kämpfen hat, da mitzuhalten. Daran musste ich mich erstmal gewöhnen, doch dann war ich auch mit dem ROS9 wirklich schnell unterwegs.

Allerdings wurde mir auch schnell klar, dass das Bike auf meinen normalen Trails eigentlich unterfordert ist. Die meisten meiner Testtrails sind eher typische XC-Trails mit wenig wirklich technischen Passagen oder Drops und dafür braucht es eigentlich keine Bike mit den Qualitäten eines ROS9. Außerdem ist und bleibt das Bike einfach sauschwer – mein Fully mit 130 mm vorne und hinten wiegt nur unwesentlich mehr!

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Vor ein paar Tagen erst war ich mit dem SCOTT Genius, das ich parallel teste, auf einem Trail nahe Palm Springs unterwegs gewesen und habe mir öfter gedacht, dass das ROS hierfür perfekt gewesen wäre – der Trail war technisch, meist nur langsam zu fahren und war gespickt mit Blöcken und Felspassagen. Hier wäre das ROS9 perfekt gewesen.
Mit der Theorie, habe ich mich entschieden das ROS schon früher als geplant etwas zu modifizieren. Breitere Felgen und richtig aggressive Schlappen! Anstatt der NOTUBES Flow EX und der SCHWALBE Nobby Nic, die NINER in Serie verbaut, habe ich meine AMERICAN CLASSIC Wide Lightning (hier vorgestellt) und die kürzlich getesteten WTB Vigilante (hier von mir und hier von c_g) montiert habe. Hinten war die Kombi sogar zu viel für den Rahmen und hat am Umwerfer gestreift, also musste ich stattdessen auf einen BONTRAGER 29-4 wechseln.

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Also bin ich nochmal nach Palm Springs gefahren um den gleichen Trail mit dem NINER zu erleben. Beim ersten steilen Uphill über Sandsteinfelsen und Sand musste ich mich doch weit nach vorne lehnen um die Front unten zu lassen und war froh doch keinen 50 mm Vorbau zu fahren – einer der Kompromisse, die man mit einem so kurzen Heck eben eingehen muss.
In den Downhill, die voller Spitzkehren und gespickt mit Felsen waren, war das ROS9 eine Granate. Solange ich die Geschwindigkeit niedrig hielt, war das ROS9 in seinem Element und fuhr sich super. In den wenigen schnelleren Passagen, wo ich es mit einem Fully einfach hätte laufen lassen können, war das starre Heck (oder miene Fahrkünste :-)) dann doch wieder schnell überfordert. In Summe hat das ROS hier aber eine sehr gute Figur abgegeben und hat mir richtig viel Spaß gemacht.
Beim ROS9 gilt: Solange man das Vorderrad über oder um Hindernisse manövrieren kann, wird das Hinterrad immer folgen. Außerdem macht das kurze Heck Tricks wie Manuals oder Wheelies denkbar einfach. In diesem Kontext ist das ROS ein sehr ausgewogenes und tolles Bike, das viel Spaß macht.

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FAZIT: Am Ende steht für mich die Erkenntnis, dass das ROS 9 einfach doch viel mehr All-Mountain-/Trail-Hardtail ist, als Tourer und sich vor allem in technischem Gelände und bei niedrigen Geschwindigkeiten wohl fühlt. Für mich selber und meine Trails ist es nicht die richtige Wahl, aber für Fahrer mit den dementsprechenden Trails und Vorleibe für technisches Gelände ist es eine Wucht und absoluter Spaßgarant. Für diesen Einsatz würde ich das Bike auch eher mit einem 1-fach Antrieb ausrüsten – einfach um mehr Platz für große Reifen zu bekommen (wie gesagt, der Umwerfer ist der limitierende Faktor), denn dieses Bike verdient richtig breite Schlappen! IN so einem Szenario würde auch das Gewicht des Rahmens keine so große Rolle mehr spielen, denn dann ginge es mehr um dessen Nehmerqualitäten, die das ROS9 zweifellos hat.
Was die Optik angeht ist das NINER ROS9 sicher eines der schlichteren und für mich schönsten AM-Hardtails … auch wenn es mit € 899.- sicher kein Schnäppchen ist. Am Ende steht für mich die Erkenntnis, dass das ROS9 ein sehr gutes, wenn auch spezielles Bike ist. Wenn die richtigen Trails, die passenden Einstellung und eine gute Portion Fahrtechnik zusammentreffen, macht das NINER ROS9 riesig Spaß – wenn nicht, ist das ROS9 für meinen Geschmack doch zu speziell.

Grannygear