CONTINENTAL Mud King 1.8“ – Ein Spezialist für alle Matschlagen: von Thomas Hebestreit
Dass der Conti’s Mud King ein ausgesprochener Spezialist ist, haben wir bereits im Intro-Artikel erwähnt. Die Testkilometer bestätigten dies vollends. Seine Paradedisziplin ist tiefer, matschiger Untergrund, wie man bereits am Modellnamen ableiten kann. Wie er sich auf anderen Terrains schlägt, klärt unser Testfazit.
Der hochwertig verarbeitete Reifen (Made in Germany) ließ sich anstandslos und ohne Hilfsmittel auf der MAVIC Felge montieren, sowohl tubeless als auch konventionell mit Schlauch wobei in dem Fall klar anzumerken ist, dass die Performance ohne Schlauch merklich besser ist.
Pauschal fräst sich der Conti souverän durch Matsch und Wiese, setzt sich fast nie zu und erbringt auch dann noch Vortrieb, wenn andere Reifen längst zum Slick mutiert sind. Ein echter Schlamm-Spezialist eben. Auf rutschigen Wurzeln oder anderen rutschige Untergründen liefern das sehr griffige Black Chili Compound und das offene Profil einen soliden Grip ab, der einzig unter dem geringen Volumen leidet (siehe weiter unten). Auf festen Untergründen oder gar Asphaltpassagen ist mit dem Schmalspurreifen eine erfahrene Hand gefragt, einmal wegen der sehr schmalen Bauart, die ein fast schon nervöses Lenkungsverhalten generiert, aber auch wegen der hohen und damit auf hartem Untergrund sich tendenziell schwammig anfühlenden Stollen. Zugegeben, dafür ist der Reifen auch nicht gemacht, aber als Biker fährt man eben nicht nur auf weichen Böden und der Weg zum und vom Trail muss ja auch irgendwie bewältigt werden. Und wenn man ihn als reinen Race-Reifen ansieht, so ist es Tatsache, dass selbst diese zu guten Teilen auf harten Wegen verlaufen.
Das grobe Profil mit den auffälligen starken Seitenstollen, die den Reifen deutlich breiter aussehen lassen, setzte sich bei keiner der Testfahrten im märkischen Schlamm zu. Ganz im Gegenteil: Schnell entlud sich der Reifen wieder (und spritze den Schlamm in jede erdenkliche Richtung). Beachtlich ist der Kurvenhalt auf halb- bzw. weichen Untergründen. Auch auf Passagen, die aus dem bei Rennen gefürchteten Matsch-Wiese-Mix bestehen, zeigt der Mud King keine Schwäche und glänzte mit viel Kontrolle. Auch die Bremstraktion ist überzeugend. Verschleißspuren zeigt der Mudking bisher nicht, Pannen waren keine zu beklagen.
Mit der geringen Breite (39 mm an der Karkasse auf der MAVIC Felge mit 19 mm Maulweite) und dem extrem niedrigen Volumen geht die Notwendigkeit einher recht hohe Luftdrücke zu fahren. Auch wenn es den Mud King als 29er ohnehin nur in der verstärkten Protection Karkasse gibt, gilt: Unter 1,8 Bar Luftdruck bei 76 Kilogramm Fahrergewicht riskierte ich bei beherztem Tempo beim Überfahren vom Wurzeln oder Steinen regelmäßig mit der Felge aufzusetzen und damit Durchschläge – und die will man im Rennen ja unbedingt vermeiden. Dementsprechend ist auch Dämpfung kaum vorhanden, von Komfort mal ganz abgesehen ;-). Mit dem Mud King kommt daher eher Crosser-Feeling auf – dass muss man mögen.
Fährt man den Mud King mit Butyl-Schlauch leidet die Dämpfung weiter. Durch die zusätzliche Versteifung des Schlauchs erbringt der Mud King zwar weiterhin einen sehr guten Grip und Seitenführung im Matsch, reagiert aber zu direkt, fast schon bockig auf Wurzeln und Schläge. Auf schlauchlos umgerüstet fühlt sich der Pneu deutlich sicherer an: Der Reifen zeigt sich flexibler und geht besser über diagonale Wurzeln. Außerdem liefert er in Kurven deutlich mehr Seitenführung und ist gutmütiger außerhalb seines Heimterrains. Unser Tip ist daher klar, diesen Reifen tubeless zu fahren. Gut, dass die Protection Reifen von CONTINETAL pauschal dafür ausgelegt sind.
FAZIT: Der Continental Mud King ist ein extremer Reifen für extreme Bedingungen: Bei Nässe und Matsch zeigt er sehr starke Leistungen. Davon konnte er mich bei so mancher Matschpassage bergauf und bergab voll überzeugen. Auf solchen Böden ist er genial und da geht die Formel „Matsch + Regen = Spaß“definitiv auf! Dafür kann der Mud King auf festem Untergrund und ruppige Trails (Steine oder Wurzeln) durch seine sehr geringe Dämpfung und das abkippend, schwammige Fahrgefühl weit weniger punkten Als Allrounder, selbst für den Winter, können wir ihn daher nur bedingt empfehlen – wohl aber als Rennreifen und Spezialist für schlammige Kurse.
Unser Wunsch: Ein Mud King mit einer 2,0 oder 2.1“ Karkasse wäre nur unwesentlich schlechter in tiefen Böden, würde aber in der Allroundwertung viel besser punkten.
Thomas Hebestreit
Ersteinmal vielen Dank für eure tollen Testberichte 🙂
Den Mud King fahre ich seit diesem Herbst. Mit Procore. Nur hinten. Procore 4 bar. Reifen 1.5 bar. Vorne den „Der Baron Project“. Diese Kombo ist wie Biken auf Schienen. Für mich, Mittelgebirgsgenussbiker 80kg/188cm) zu „sicher“. Der Baron ist für meinen Einsatzweck definitiv „overkill“! Ich habe wieder den Rocket Ron in 2.25 montiert (1.8bar). Diese für mich „verrückte Kombi (Mud King/Rocket Ron)“ (hatte ich eigentlich nur aus Spaß mal gefahren und wollte danach wieder den X King hinten als Sommerreifen montieren). Das werde ich definitiv nicht mehr machen!
Warum?
Diese Kombi ist für mich schnell genug (alles mit Milch) um Wurzeln als kleine Rampen zu verwenden und ein bisschen rumzuhüpfen und Spaß zu haben. Wenns den mal gefühlt für mich ein bisschen zu schnell in eine unterschätzte Kurve geht, muss ich mich noch daran gewöhnen, dass nix passiert. An das neue Speed-Limit muss ich mich in diesem Sommer noch langsam rantasten.
Ist der Untergrund fest (z.B. Teer), rollt der Rocket Ron, wie gewohnt, komfortabel und leicht dahin. Der Mud Kind …
auch!!
Häh?????
Das hat mich am Anfang genauso gewundert! Ich habe es mir so erklärt, dass die Kombi Mud King und Procore hier den riesigen Unterschied im Fahrkomfort macht! Mit Procore kann ich es mir erlauben, diesen schmalen Reifen (1.8″) mit 1.5 bar zu fahren, da ja der „innere Procore Reifen“ mit 4 bar Durchschläge verhindert. Die Stollen verschwinden so beim Abrollen im Reifen und das eigentlich erwartete Stollengeholper bleibt erfreulicherweise aus!
Mein Bike ist übrigens auch ein Stereo (29er 140mm) 🙂
Ich wünsche Euch allen einen tollen Start in die neue Bike Saison und mir, dass ich meine fast 3kg Winterspeck 🙁 bald wieder los bin!
@Badebucht: Da fährst du ja eine ungewöhnliche Kombi … aber solange sie für dich funktioniert, ist das doch klasse!
Danke für den Erfahrungsbericht.
@C_g: Gerne!