SCOTT Spark 910 – Zwischenbericht: von Grannygear

Im Testintro habe ich euch das SCOTT Spark mit seinen 100 mm Federweg, der Flip-Chip-Geometrieverstellung und der Twin-Loc Einstellung im Detail vorgestellt. Bei den ganzen innovativen Technologien war ich verständlicherweise sehr gespannt, wie sich das Spark 910 wohl auf meinen Trails fahren würde und nach knapp 2 Wochen auf dem Bike, habe ich ein paar erste Eindrücke für euch.

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Ich gebe gerne zu, dass ich gegenüber dem Twin-Loc System eher skeptisch war. Ich habe ständig Bikes mit zuschaltbarer Plattformdämpfung im Test, aber das ist das erste Mal, dass ein Hebel Gabel und Dämpfer ansteuert. Bei SCOTT entscheidet Twin-Loc für mich und ich war gespannt, ob mir das auf Dauer gefällt. Mittlerweile bin ich ein Fan des Systems, habe aber auch meine Kritikpunkte.

Dämpfer und Heckfederung: Die Dämpfereinstellung war ein wenig aufwendig. Beim ersten versuch, habe ich die Federung so abgestimmt, dass sie im „Traction Modus“ wippneutral und traktionsstark war. Mit dem Ergebnis, dass das Heck im offenen Modus zu bereitwillig durch den Federweg gerauscht ist. Dann habe ich den Druck so lange erhöht, bis ich im Offenen Modus gerade so den gesamten Federweg ausgenutzt habe. Im Gegenzug wurde der Traction Modus dadurch so straff, dass der Name „Traktions-Modus“ nicht mehr ganz gerechtfertigt war.
Das Spark ist auch mit offenem Dämpfer sehr antriebsneutral. Solange ich nicht zu stark auf dem Bike herumarbeite oder in den Wiegetritt gehe, finde ich den offenen Modus ausreichend ruhig für mich und dennoch feinfühlig und traktionsstark. Mit einem Daumendruck steht der Hebel auf „Traction Modus“ und das Bike wird auf einen Schlag sehr straff – straffer als andere Plattformdämpfungen, die ich kenne. Von den ursprünglich 100 mm Federweg nutze ich so normalerweise nur noch ca. 70 mm – vorne wie hinten. Sie Einfachheit der Verstellung über den einen Hebel ist dabei ein großer Bonus und hilft es ständig zu nutzen. Egal ob für kurze Sprints, Wiegetrittattacken oder auch kurze Downhills – mit einer Fingerbewegung ist alles augenblicklich umgestellt. Die dritte Option, den echten Lockout, habe ich bisher nur auf der Straße je genutzt.

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Für mich, der ich gerne und viel im Wiegetritt fahre ist Twin-Loc einfach genial, weil man so einfach den Charakter des Bikes umstellen kann. Wer allerdings sein Bike fast immer offen fährt, für den bringt Twin-Loc kaum etwas, denn der würde mit dem straffen Traction Modus nur wenig anfangen können. So gut das System auch für meine Fahrweise ist, wenn ich das Spark nicht nur als sportlichen Racer sondern auch als Tourer nutzen wollte, würde ich mir wünschen, dass die 3 Modi näher beieinander lägen. So musste ich auf den längeren Touren sehr viel zwischen Open und Traction hin und her schalten um das Bike optimal zu nutzen. Nach 2 bis 3 h im Sattel war mir die sehr straffe Federung im Traction Modus fast immer zu direkt und der sehr schmale SYNCROS Sattel (mein Spitzname dafür ist „Prostata Killer“) trägt weiter dazu bei, dass ich dann fast nur noch offen gefahren bin.
Das Spark gehört zu den Bikes, bei denen die 100 mm Federweg sich auch genauso anfühlen – weder zu straff noch bodenlos linear mit später Progression.

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Der Rahmen des Spark gehört nicht zu den steifsten Bikes seiner Art. Ich bin mir sicher, dass die 142/12 Steckachse den formschönen Hinterbau zusätzlich versteift. Hin und wieder in der Anfangsphase des Tests konnte ich den Rahmenflex erspüren, mittlerweile habe ich mich aber darauf eingestellt und es fällt mir kaum mehr auf. Letztlich bleibt aber die Beobachtung, dass das Rekordgewicht von unter 2 kg für den Rahmen eben auch mit einer etwas geringeren Steifigkeit einhergeht.

Im Handling ist das Bike sehr gut. Ich bin dasn Flip-Chip an der Umlenkwippe bisher vorwiegend in der niedrigen „„Low“) Position gefahren und habe es erst kurz vor diesem Artikel umgedreht. In der Low Position hat das Bike einen 69.5° Lenkwinkel und eine Tretlagerhöhe von 317 mm. Prompt bin ich dan auch bei den ersten beiden Ausfahrten mehrfach mit dem Pedal aufgesessen – etwas das bei mir fast nie vorkommt und mir daher besonders aufgefallen ist. Ich glaube dass ich meinen Fahrstil unbewusst darauf eingestellt habe, denn mittlerweile passiert das kaum mehr. Downhills sind mit dem Spark ein echter Genuss. Die flachen Winkeln und das tiefe Cockpit ergänzen sich gut und ergeben einen tollen Mix aus XC- und Trailbike-Handling trotz des XC-mäßigen Federwegs. Meiner Meinung nach wäre das Spark ein tolles Bike für technische und gröbere Ausdauerrennen. Durch das abgeknickte Sitzrohr und meine weit ausgezogene Sattelstütze, sitze ich recht weit hinter der Kurbel – eine Position, die ich nicht unmittelbar mit einem waschechten XC-Bike assoziiere. Daran musste ich mich auch erstmal gewöhnen. Mittlerweile fällt es mir aber kaum mehr auf.
Mit den 448mm kurzen Kettenstreben klettert das Spark sehr gut und besitzt dank sorgfältiger Konstruktion trotzdem noch eine sehr gute Reifenfreiheit.

In Sachen Ausstattung sind mir die sehr leichten Laufräder (als SYNCROS gelabelte DT-SWISS Naben und Felgen) und Reifen (SCHWALBE Rocket Ron 2.2“)  und wieder mal die ausgezeichneten SHimano XT Bremsen positiv aufgefallen.

Im abschließenden Artikel zum Spark, werde ich mich noch zu dem Flip-Chip und dessen Einfluss auf das Handling äußern und mir noch etwas Unterstützung durch einen Co-Tester holen. Nachdem ja noch zwei weitere SCOTT Bikes auf einen Test hier auf TNI warten, wird s nicht mehr lange dauern ;-).

Bis bald,
Grannygear