NINER BIKES RIP 9 Airformed – Testfazit: von Jeff J
Nachdem Grannygear das Intro zu dem NINER RIP9 Airformed und den Zwischenbericht geschrieben hat, darf ich den Test abschließen – gefahren sind wir beide das Bike sehr viel.
Auch wenn ich normalerweise eher ein XL fahrer, bin hat mir das RIP9 in Large gut genug gepasst um damit anstandslos zurecht zu kommen. Ich hatte zwar anfangs Bedenken wegen des gebogenen Sitztohrs, dass ich mit meinem großen Sattelstützen-Auszug zu weit nach hinten käme, aber das hat sich als ziemlich unproblematisch herausgestellt solange ich den Sattel etwas weiter nach vorne geschoben habe. So lag mein Schwerpunkt sitzend zwar immer noch ein wenig weiter hinten als gewohnt, aber das ist mir schon nach ein paar Eingewöhnungsfahrten nicht mehr aufgefallen.
Anders als Grannygear bin ich das Bike auf der weicheren Seite gefahren – mit etwas mehr als 30% Sag. Neben dem Sattel habe ich nur das Cockpit etwas höher gestellt, indem ich den 100mm Vorbau auf positive Neigung gedreht und um einen Spacer nach oben gebracht habe. Nachdem ich am eigenen Bike auch einen NINER Flat Top Lenker fahre – auch in der 780 mm Breite – ist mir sofort aufgefallen, dass die Alu-Version deutlich weniger Eigendämpfung hat und sich somit härter anfühlt. Lange leben die guten Carbonlenker! Die 9° Kröpfung nach hinten finde ich ohnehin ideal für mich.
Ich bin die SCHWALBE 2.35 Nobby Nics um die 2 bar auf den NOTUBES Flow EX Felgen gefahren und war auch nie vollauf glücklich mit deren Performance auf unseren staubig sandigen Trails mit hartem Untergrund. Es gab auf beinahe jeder Ausfahrt Momente, in denen sie sich schwammig und unpräzise angefühlt haben. Letztlich habe ich mich damit arrangiert und habe einfach bei schnellen Richtungswechseln etwas Speed rausgenommen. So gut die NNs auch auf anderen untergründen funktionieren, auf unseren südkalifornischen Trails sind sie nicht ideal.
Die 1×11 SRAM XO1 Schaltung fand ich klasse auch wenn ich nach dem Test – genau wie Grannygear – zu dem Schluss gekommen bin, dass 2×10 zu mir auf einem Bike wie dem RIP9 besser passen würde. Die Abstriche in der Übersetzungsbandbreite mit dem 32er Kettenblatt waren an sehr steilen Anstiegen sehr wohl an den brennenden Oberschenkeln zu spüren. Für meinen Fitnesslevel und mein Gewicht müsste ich wohl ein kleineres Kettenblatt montieren :-). In Sachen Präzision und Schaltperformance war die SRAM X01 ein Gedicht und ohne jede Kritik. Einzig die für mich etwas zu großen Gangsprünge wären als kleines Minus anzuführen.
Die AVID Elixir 9 Trail Bremsen waren durchweg sehr gut. Es gab zwar das anfängliche Problem mit dem pulsierenden Hebel, der auf eine ungleichmäßig dicke Bremsscheibe zurückzuführen war, aber sobald das behoben war, erwies sich dieTrail Bremse als sehr kraftvoll, gut dosierbar und absolut standfest auch bei wirklich langen Abfahrten. Die externe Kontaktpunkt-Einstellung fand ich auch sehr effektiv um genau das Bremsgefühl zu erzielen, das einem am besten liegt. Die Bremshebel liegen sehr gut in der Hand. Den ganzen Test über blieb die Bremse absolut lautlos. Anders als ihre Vorgängermodelle habe ich also nichts als nur positives über die neuen AVID Trail Vierkolben-Bremsen zu berichten.
Die FOX F34 TALAS CTD Gabel hat mich stetes mit viel Komfort und Kontrolle verwöhnt. Auf aggressiveren Trails habe ich den gesamten Federweg ausgenutzt. Nach ein wenig Herumprobieren habe ich die Gabel fast immer im offenen Descend Modus gefahren und fand sie so auch bergauf für mich am besten. Die Absenkung habe ich nur am Anfang ausprobiert und mich schnell entschieden sie auch bergauf lang zu lassen – mit etwas Gewichtsverlagerung hat sich das Bike so für mich stimmiger angefühlt.
Insgesamt fand ich die CVA Federung von NINER auch in dieser 130 mm Variante sehr gelungen. Selbst mit 30% Sag und damit einer sehr komfortablen Federung, hatte ich stets das Gefühl genug Fedback vom Untergrund zu bekommen um intuitiv reagieren zu können. Dem Gefühl nach habe ich den ganzen Federweg hinten ausgenutzt, der kleine Gummiring-Ring zeigt aber, dass stets noch eine kleine Reserve übrig war. Mit weniger Luftdruck hat das Heck angefangen im Uphill zu weit einzusinken und so habe ich den Druck bei ca. 30% Sag belassen.
Was Heckfederungen angeht, bin ich ein Fahrer, der nur selten einen Lockout nutzt, oder eben nur, wenn das Heck wirklich heftig zu wippen beginnt. Das war jedoch auch bei den stattlichen 130 mm Federweg des RIP9 nie der Fall. Hier hat mir die Plattform-Dämpfung stets ausgereicht um das Heck ausreichend zu beruhigen. Bei der eher traillastigen Ausstattung des Testmodells hieß es ohnehin mehr die Berge hochzukurbeln als sie zu erstürmen … und dann die Abfahrt zu genießen.
Das RIP9 ist eine Wucht wenn es in den Downhill geht. Während des Tests habe ich auch auf Trails, die ich in und auswendig kenne, immer neue aggressivere Varianten entdeckt … ganz einfach, weil das RIP es mitmacht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit dem RIP ein paar Bestzeiten auf meinen Standarddownhills gefahren bin. Eine Kritikpunkt für mich war die Art wie das RIP durch sehr enge Kurven schon etwas mehr Kraft und Finesse erfordert. Es fährt sich zwar ungemein sicher, braucht aber auch recht viel Input in Kehren und engen Kurven.
Somit kann ich auch diesem NINER einen sehr guten Gesamteindruck attestieren. Das neue RIP9 Airformed ist ein Bike, das bergauf gut geht und sich bergab so richtig pushen lässt – keine XC Rakete, aber ein sehr fähiger Allrounder oder wie es neudeutsch so schön heißt ein super All-Mounain Bike. Gut gemacht NINER!
Jeff J