BMC Trailfox TF01 – Kurztest: von c_g

Das neue 2014 BMC Trailfox soll die „Vielseitigkeit eines Schweizer Messer“ haben und dennoch ein potentes Enduro Bike sein – schnell und präzise genug um jedem Downhill glatt zu bügeln, effizient und leicht genug um auch Uphill auch gegen deutlich schmächtigere All-Mountain Bikes zu bestehen und dabei agil genug um den im Endurosport weiterhin überwiegenden 26“ und 27,5“ Bikes das Fürchten zu lehren. Ein hoher Anspruch!

1 BMC TF01 riding Wir hatten das Vergnügen, das Top-Modell Trailfox TF01 XTR des Premiumherstellers zwischen Weihnachten und Hl. Drei König für einen Kurztest zu fahren und …. WOW!

Mit seinem extrem kurzen Heck (435 mm Kettenstrebenlänge bei immerhin 150 mm Federweg) und dem sehr flachen Lenkwinkel von 67° gehört das Trailfox zusammen mit dem SPECIALIZED Enduro 29er (hier im Kurztest) zu den extremsten Interpretationen eines 29ers was Geometrien und Federweg angeht. Genauere Details zur Konstruktion, der Geometrie und den Modellversionen findet ihr im Artikel zur Bikevorstellung hier.

 3 BMC TF01    

Schon beim ersten Anblick fällt einem die große Detailliebe auf – seien es die großen abschraubbaren Ein- und Auslässe der internen Zugführung (die Montage und Service sehr erleichtern dürften), die smarte Direct-Mount Umwerferbefestigung am APS Hinterbau oder die integrierte Befestigungsoption einer hauseigenen, schaltbaren Kettenführung (auch an unserem Bike zu finden) … 142/12 Steckachse, PressFit Tretlager und konisches Steuerrohr gehört ja mittlerweile ohnehin zum guten Ton. Hier findet man einfach nichts was nicht passt – funktionell, wie auch optisch ist das BMC Trailfox ein echter Leckerbissen.

      

Zugegeben, bei dem VK von € 8990.- (… damit das bisher teuerste Bike bei uns im Test!!) verstehen sich die exklusiven Komponenten (kompletter XTR Antrieb und Bremsen, DT – SWISS XRC 1350 Laufräder und FOX Factory Federelementen … plus allerlei Edelteilen) und damit ein sehr gutes Kampfgewicht von knapp 12, 2 kg (ohne Pedale) fast von selber. Wir haben uns in dem Review ganz bewusst auf den Rahmen, das Fahrverhalten und Handling konzentriert, wollen aber dennoch ein paar Worte zum Rest verlieren: Die XTR 2×10 Gruppe bleibt funktionell ohne Tadel (auch wenn ich persönlich ein 1×11 Set-Up favorisiere), die XTR-Bremsen sind weiterhin die Messlatte an denen sich alle anderen messen müssen und die Carbon-Laufräder zeigten keinerlei echte Schwächen.

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PRAXISERFAHRUNGEN:

Kommen wir zur Sitzposition: Mit der getesteten Größe M, passte mir der Rahmen sehr gut und es stellte sich sofort ein angenehmes „Wohlfühlgefühl“ ein. Für mich war das genau die richtige Kombination aus flach und gestreckt genug für lange Tretpassagen und dennoch genug Bewegungsfreiheit für wirklich grobe Abfahrten. Man merkt, dass BMC sich viele Gedanken beim Trailfox gemacht hat – und der Kompromiss der dabei rauskam kannin allen Belangen überzeugen. Schade nur, dass mit den drei verfügbaren Rahmengrößen S, M und L nichts für wirklich große Fahrer über 1,90 m dabei ist.

10 BMC TF01 ridingAuf dem Trail setzt sich der gute Eindruck auch im Fahrverhalten weiter fort. Das Trailfox vermittelt sofort viel Sicherheit. Die sehr gute Rahmensteifigkeit, gekoppelt mit den besten FOX Federelementen bringt einerseits viel Lenkpräzision, aber auch extrem hohe Reserven im Groben und bei Sprüngen. Dabei legt es eine sehr hohe Agilität und Verspieltheit an den Tag, die eine aktive Fahrweise fördert, ja sie geradezu herausfordert. Nach meiner kurzen Demorunde auf der Eurobike hatte ich dem Trailfox diese Agilität zwar abgesprochen, aber die nun ausgedehnten Fahrten auf den vertrauten heimischen Trails haben mir dies zweifelsfrei bewiesen. Die beste Erklärung für diese Meinungsänderung liegt wohl darin begraben, dass ich am Demo Day unmittelbar vorher das NINER ROS9 gefahren bin, das in Sachen Agilität, derzeit das Maximum ist und dementsprechend.
9 BMC TF01 ridingWie dem auch sei, wer eine aktive Fahrweise bevorzugt, sich bisher deswegen gescheut hat einen langhubigen 29er zu kaufen  oder einfach nur ein wirklich verspieltes Long-Travel 29er Fullies sucht, der sollte sich das BMC Trailfox wirklich genauer ansehen. Wheelies, Manuals und Drops bei geringer Geschwindigkeit gehen mit dem Trailfox mit einer sagenhaften Leichtigkeit und selbst bei langen Heck-Drifts blieb ich damit noch voll in meiner Komfortzone.
Die FOX F34 Talas Factory Gabel und der Factory CTD Dämpfer arbeiten auf einem sehr gutem Niveau … auch wenn sie in der Performance nicht ganz mit der ROCK SHOX Pike und dem CANE CREEK DB Air CS des kürzlich gefahrenen SPECIALIZED Enduro29er mithalten können. Schnelle Schlagfolgen über Wurzelteppiche oder Drops arbeiten beide definitiv sehr gut weg auch wenn ich gerade beim Dämpfer doch hin und wieder ein leichtes Durchschlagen gespürt habe.

Die Domäne des Trailfox liegt sicherlich im Trailriding und Downhill, aber umso erfreulicher fand ich dass das Trailfox auch bergauf richtig was kann.

7 BMC TF01 riding

Wie bereits in den Fahreindrücken beim Demoday angemerkt geht es auch hier richtig gut. Mit dem Climb-Modus des Dämpfers kann man damit auch im Wiegetritt lange Anstiege fahren und erhält trotzdem noch eine gute Traktion vom strafferen Heck. Pedaleinflüsse – die mir bei manchen anderen VPP Hinterbauten schon negativ aufgestoßen waren – konnte ich weder im kleineren noch im größeren Kettenbaltt ausmachen – was wieder einmal für die sehr gute Kinematik des APS Hinterbaus spricht.
2 BMC TF01Mein einziger echter Kritikpunkt an dem BMC Trailfox ist dass das Bike bei wirklich grenzwertig steilen Anstiegen auch im Climb Modus zu viel Federweg freigibt. So war ich dankbar für die bei dieser Version serienmäßig absenkbaren Gabel, mit der ich dann aber jede noch so steile Rampe gut hochgekommen bin. Ich bin das Bike versuchsweise auch mit höherem Dämpferdruck gefahren, fand dann aber die Federungsperformance kompromitiert – meinem Empfinden nach wäre eine etwas straffere Druckstufe für den Climb Modus sinnvoller.
Insgesamt zeigt auch das BMC Trailfox 29er, dass die Kombination aus sehr kompaktem Hinterbau und steilem Sitzwinkel sehr gute Klettereigenschaften hervorbringt, die den in allen anderen Belangen überrragenden Fahrspaß noch steigert.

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Kurztest-Fazit: Nach dem Kurztest kann das BMC Trailfox für mich weiterhin seine Stellung als wegweisendes Long Travel 29er Fully  behaupten, die es schon auf der kurzen (aber vielversprechenden) Testrunde am Eurobike Demo Day (hier) angekündigt hat. Wie auch das SPECIALIZED Enduro 29 beweist es, dass man auch bei den Big Wheels lange Federwege mit einer kompakten und verspielten Geometrie kombinieren kann und damit dem Farspaß einen echten Push verpasst.
Die sehr durchdachte Chassis hat mir in der kurzen Testzeit keine echten Schwächen gezeigt. Es gibt sich bergab ungemein potent und kann auch bergauf (mit kleinen Abstrichen bei sehr steilen Anstiegen) voll überzeugen.

11 BMC TF01 riding Das getestete Spitzenmodell TF01 XTR wird sich wohl nur einen sehr kleinen Käuferkreis erschließen können – die günstigeren Modelle Trailfox TF02 und TF03 (ab € 2999.-) sollten aber wirklich heiße Kandidaten für aggressive All-Mountain Fahrer sein. Ein echtes Spitzenbike!

RIDE ON,
c_g