ONZA Lynx 2.25 29er Reifen – Testfazit: von Oli

Nun habe ich es doch geschafft, den Lynx unter allen erdenklichen Umständen zu testen. Auf verschiedenen Rädern (NINER Jet9 Fully, AIR9 Hardtail und Singular Swift Starrbike), bei allen möglichen Wetterbedingungen (… ja, es hat doch noch geregnet :-)) und verschiedenen Untergründen.

Der Reifen hat es mir nicht leicht gemacht, seine Stärken und Schwächen herauszukitzeln und ehrlich gesagt ist der ONZA Lynx unter den meisten Umständen eher unauffällig. Überrascht hat er mich auf besonders sandigem Boden – da verhielt er sich unglaublich spurneutral, schwamm nicht und fuhr wie auf Schienen. Ich kenne auf den Isartrails einige Stellen, die nach Überschwemmungen immer wieder tief versandet sind und fahre dort immer besonders vorsichtig rein. Doch dieses Mal auf einer Gruppenausfahrt für den Deutschen Alpenverein merkte ich erst dass ich auf Sand fahre, als meine Mitfahrer stöhnend zu rudern anfingen. Klasse und ein echtes Alleinstellungsmerkmal des ONZA Lynx!

 

Doch zurück zu den Anfängen. ONZA nennt „Cross Country, Freeride, BMX (?!) und Dirt”  als Einsatzgebiet des Lynx:  Wenn ich ehrlich bin, dann kenne ich mich bei BMX und Dirt nicht aus, kann mir aber sehr wohl vorstellen, dass er für die sandigen Böden auf den BMX und Dirt-Strecken wie gemacht ist.

Beim Einsatzgebiet  „XC“ allerdings habe ich so meine Zweifel. Als ich den Reifen das erste Mal – nach einem 2.4er Ardent – auf eine Felge aufzog, kam er mir in Sachen Rollwiderstand eher hoch vor. Er schien sich relativ träge. Ich war erst irritiert, dachte, es läge an den schweren Laufrädern. Nachdem ich  ihn nun aber auf zwei verschiedenen Laufradsätzen (unter anderem auch den leichten und breiten ROVAL Control Carbon mit unterschiedlichen Maulweiten aufgezogen hatte, bin ich überzeugt, dass es an dem Reifen selber liegt. Ich würde sogar sagen, dass es weniger das Profil, als vielmehr an der  Gummimischung liegen muss – auch wenn es als Dual Compound eigentlich hierin optimiert sein soll.

Schlussendlich, habe ich mich von dem Gedanken verabschiedet, dass der Lynx ein schneller XC Reifen ist– so komme ich zu dem Schluss, dass er ein prima Allround-/Touren-Reifen ist. Im Grenzbereich ist ist er in (fast) jedem Gelände gutmütig und griffig, zickt nicht rum und neigt nur wenig zum Abkippen der groben Seitenstollen. Im Wiegetritt bergauf ist er klasse, hier leisten die langen Mittelstollen quer zur Fahrtrichtung ganze Arbeit.  Meiner Erfahrung nach braucht er zwar höhere Drücke als heute oft üblich, denn darunter fühlte er sich tendenziell schwammig an. Für mich hat sich der empfohlenen Mindestdruck von stattlichen 2,5 Bar als bester Kompromiss herauskristallisiert. Bevorzugter Untergrund des ONZA LYNX sind trockene oder lose/weiche Böden (speziell auf Sand oder Schotter ist er sehr gut).
Sobald es aber richtig nass wird, stößt er recht schnell an seine Grenzen. Das bezieht sich weniger auf die Traktion, die auch bei Nässe recht gut ist, sondern auf die Seitenführung. Meine anfänglichen Befürchtungen mit dem seitlichen Abrutschen auf nassen Wurzeln oder rutschigem Untergrund haben sich leider immer wieder bestätigt. Hier rutscht er leider so schnell zur Seite weg, dass ich schlussendlich nasse Wurzelstrecken nur mit großem Bedacht durchfahren habe. Schade.

Ich habe aber über einen längeren Zeitraum weder einen klassischen Platten noch einen Durchschlag erlebt. Die Selbstreinigung des ONZA Lynx ist hoch. Die Kehrseite davon ist, dass er nach längeren Durchfahrten durch feuchtes Gelände etwas zum „Spritzen“ neigt.

Die Eigendämpfung ist für meinen Geschmack gut auch bei den tendenziell höheren Betriebsdrücken.

Nach nunmehr 2-monatigem Einsatz kann den ONZA Lnyx als Allrounder sehr wohl empfehlen. Wer einen gutmütigen Reifen sucht, der unter vielfältigen Verhältnissen gut funktioniert, Wert auf eine sehr gute Performance bei losen oder sandigen Böden legt und viel Grip bei trockenen oder moderat nassen Verhältnissen sucht, der trifft mit dem ONZA Lynx eine gute Wahl. Nur wirklich nasse Verhältnissen sind nicht sein Ding. Sobald es wurzelig und nass wird (auch auf Fels) wird es eher kritisch mit ihm. Da hilft es auch nicht, Luft rauszulassen, da er sich sonst schwammig anfühlt. Betreffend Rollwiderstand liegt er im guten Mittelfeld.

Oli