SPECIALIZED Enduro 29 S-Works – Fahreindrücke: von Granygear

Als SPECIALIZED seinerzeit mit dem Enduro und seinen 150 mm bei gleichzeitig  extrem kurzen Kettenstreben daherkam, hat das für ordentlich Furore unter den langhubigen 29er Bikes gesorgt. Kaum ein Bike hat dieses Jahr so sehr polarisiert und solche heftige Reaktionen herbeigeführt (die meisten davon ohne das Bike je live gesehen oder gar gefahren zu haben). Aussagen wie „… der Tod der 650b Enduro Bikes …“ bis „… eine Vergeudung von Entwicklungszeit und Resourcen .. waren einige der Aussagen.

Nun, nachdem ich ein Enduro S-Works 29er im Copper Mountain Resort gefahren bin, kann ich auch eine Aussage hierzu machen: „ Es ist tatsächlich ein Quantensprung, aber einer der nicht für jedermann gilt. Hierzu sollte ich vielleicht anmerken, dass ich gegenüber 29er mit mehr als 130 mm eher skeptisch bin. Nachdem was ich bisher gefahern bin verlieren viele 29er einfach an Dynamik und Fahrspaß, wenn man den Federweg und damit die Geometrie zu sehr expandiert. Bisher waren die 140 und 150 mm 29er die ich kenne jedenfalls nicht mein Ding.

Dass es möglich ist ein kompaktes 29er mit viel Federweg zu bauen, hat LENZSPORT bewiesen .. ob es allerdings wirklich Sinn macht muss jeder für sich entscheiden. Außerdem bin ich einfach nicht der klassische All-Mountain- oder gar Endurofahrer. Ich würde mich bestenfalls als Allrounder oder Trail-Piloten bezeichnen – etwas das sicher auf einen Großteil der 29er Fahrer zutrifft. Ich werde das SPECIALIZED Enduro 29er daher einfach mal aus dieser Perspektive heraus beleuchten.

 

Nach zwei flotten Runden auf den Singeltrails  des Resorts auf einem S-Works Enduro29er war ich wirklich begeistert. Ich selber kenne das Stumpjumper FSR 29erm mit seinen 130 mm ja aus vorangegangenen Tests sehr gut und das Enduro 29er ist ein riesen Sprung wenn es darum geht die Agilität und auch den Fahrspaß zu erhöhen. Mit dem Enduro lassen sich enge Kehren so flüssig und doch präzise fahren, wie ich es von keinem anderen 130+ 29er kenne. Der kurze Hinterbau und die ganze Enduro Geometrie verleiht dem Bike eine ganz neue Dynamik mit der das Bke sehr verspielt wird. Manuals und das heck über Stufen heben ist damit ein Kinderspiel.

Kombiniert mit der steifen und exzellent arbeitenden Rockshox Pike, dem sehr leichten und steifen Rahmen sowie den Carbon-Laufrädern  und was raus kommt ist eine echte Spaß-Fahrmaschine!!

Bei meinen Beobachtungen muss man allerdings berücksichtigen, dass die S-Works Version mit der ich unterwegs war auch ausgesprochen leicht ist – und die anderen Modelle mit ihrem höheren Gewicht bestimmt auch etwas an Verspieltheit einbüßen. Egal.

Weder bin ich der richtige Fahrer um das Enduro 29 an seine Grenzen zu bringen, noch waren die Demotrails schwer genug um das zu erlauben. Wer sich schon bisher mit einem FSR Evo beschäftigt hat, der würde mit der neune Option evtl. auch gleich auf ein Enduro umsteigen und mit dem bischen an Mehrgewicht einfach leben. Ich bin überzeugt, dass man nur sehr wenig an Vortrieb oder Effizienz einbüßen würde (höchstens in sehr steilen oder technischen Anstiegen), dafür aber in schwerem oder technischen Gelände massiv an Potential dazu gewinnen würde.

  

Der neue CANE CREEK Double Barrel CS Dämpfer mit dem jüngst hinzugekommenen Climb-Modus hilft dabei das Hinterrad sehr schön am Boden zu führen und bleibt auch bergauf sehr gut zu fahren. Wie sich die anderen Enduro-Modelle mit ihren Dämpfern fahren, kann ich nicht sagen, ich nehme aber an, dass es auch dort eine Plattformdämpfung geben wird. Bergauf wäre das Stumpjumper FSR auf sehr langen Anstiegen wohl ein wenig schneller, aber bergab … 😉 – außerdem dürften die Uphillzeiten für den klassischen Käufer eines Enduros ohnehin nicht so zu Buche schlagen.

       

Und auch wenn ich das Enduro nicht bis in dessen Grenzbereiche austesten konnte – dazu bin ich der falsche Fahrer und die Trails zu einfach – so war das Enduro 29er doch ein Bike, das mir auf dem Trail ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Für mich bietet das Enduro 29er mehr Trailtauglichkeit, als ich je brauchen werde und verhalf mir dazu mich trotz halsbrecherischer Geschwindigkeiten auf den Trails stets sicher und kontrolliert zu fühlen. Es hat die Unebenheiten sehr effektiv weggedämpft und ist dennoch noch ein echtes 29er. Und damit möchte ich auch meine Gedanken zu der Frage, ob es wirklich Sinn macht mit einer Antwort abschließen: Es macht Sinn (und jede Menge Spaß) und ich bin froh, dass SPECIALIZED es gemacht hat.

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Zum Vergleich bin ich auch noch ein 26“ Enduro S-Work gefahren. Es ist schon einer kleine Ewigkeit, dass ich ein 26“ Bike gefahren bin, aber ich wollte den direkten Vergleich auf den gleichen Trails mal selber erleben:

Ich fand es sehr interessant, denn ich habe eigentlich damit gerechnet, dass die kleinen Laufräder sich mit höheren Geschwindigkeiten unruhig würden. Stattdessen habe ich mich von Anfang an sehr wohl gefühlt. Im direkten Vergleich hat sich dann auch bestätigt, wie die großen 29er Laufräder sich in schnellen Richtungswechseln halt doch etwas träger anfühlen. Die schnellen Wechsel aus Rechts-Links-Rechts-Anliegern waren mit dem 26“ einfach noch einfacher zu fahren. Wo der 29er allerdings seinen Vorteil ausspielte, war in den verblockten und wurzelübersäten Passagen wo der 26-Zöller früher die Führung verlor während der 29er noch gelassen „drüberglitt“.

 Trotzdem steht für mich nach den zahllosen Kehren und engen Kurven durch die Bäume fest, dass das Enduro 29er zu einem der besten langhubigen 29er gehört, die der Markt aktuell zu bieten hat. Aber der Kraftaufwand um das 29er um enge Kurven zu drücken war einfach größer, als mit dem 26-Zöller. Ich habe keine Ahnung mit welchem Bike ich letztlich schneller war, aber so wie ich es sehe hatte jedes eine Vorzüge aber eben auch Kompromisse.

Wenn ich zwischen den beiden Enduros wählen müsste – dem 26“ oder dem 29er – würde ich wohl mit dem 29er gehen und zwar in erster Linie, weil ich 29er sehr gerne mag und deren Überrollverhalten für mich wichtiger ist, als die maximale Agilität. Nach dem direkten Vergleich kann ich aber auch sehr wohl verstehen warum noch jemand an den 26-Zoll Laufrädern festhält und diese lieber mag. Es bleibt daher spannend wie die neue Laufradgröße 650b oder 27,5“ sich darin einfügen wird, in der ich aktuell das größte Potential sehe sich in Federwegen ab 150 mm zu etablieren. Spätestens mit den bald vorgestellten 2014er News der anderen Hersteller werden wir bald mehr wissen.

Grannygear.

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… und auch heute wieder ein Video von mir (natürlich wieder in englisch ;-)):