Zu Besuch bei PIVOT CYCLES: von Grannygear

Nachdem ich und c_g ohnehin im sonnigen, heißen und staubtrockenen Arizona unterwegs waren, haben wir die Gelegenheit genutzt um bei PIVOT CYCLES in Tempe, Arizona, vorbeizuschauen.  Mit von der Partie der Firmengründer und -besitzer Chris Cocalis sowie die Marketingverantwortliche Lisa Crampton, die uns durch die Hallen geführt haben – über die streng geheimen Sachen, die wir dort gesehen haben mussten wir einen Eid schwären, nicht zu sprechen, das worüber wir sprechen können ist aber schon spannend genug.

     

Eine Sache, die uns überrascht hat, war zu sehen, wie viel  PIVOT direkt vor Ort machen konnte – alle Prototypen, das gesamte R&D sowie die Montage, Verpackung und Logistik befinden sich ebenfalls dort. Der Designer und Entwickler des Hauses, ebenfalls Chris Cocalis, versteht ein Bike als Gesamtkunstwerk und übersieht jeden Schritt der Entwicklung (inkl. der Testfahrten) … und zwar mit äußerster Akribie und Detailliebe.

Einer unserer Schwerpunkte des Besuchs lag bei dem einzigen 29er Hardtail im Sortiment, dem LES (hier bereits vorgestellt).

Chris gehört zu den Urgesteinen der Bikebranche, Mit seinen Wurzeln im BMX-Sport hat er schon früh begonnen haltbare Komponenten zu bauen (in einer Zeit wo die meisten Hersteller noch am Experimentieren waren), dann folgten Jahre der Entwicklungsarbeit für andere Firmen (vor allem Titanrahmen) ehe er sich entschloss seinen erste Firma TITUS Cycles zu verkaufen und PIVOT CYCLES zu gründen. Chris hatte bei mehr Entwicklungen die Finger im Spiel als sich hier nennen lassen ….

… zuletzt die Entwicklung des mittlerweise sehr beliebten PF92 Tretlagerstandards), war aber trotzdem ein angenehmer und offener Zeitgenosse.

Chris hat uns im Detail erklärt wie er sich mit Federkennlinien und Anti-Squat-Eigenschaften beschäftigt hat und warum die DW-Link Federungstechnologie in seinen Augen die beste Basis ist um einen steifen Rahmen mit der optimalen Federungsperformance zu bauen, insbesondere in einer Zeit, in der man immer mehr auf 2-fach und 1-fach Kettenblätter setzt. Anfangs war Chris ein Befürworter der klassischen Viergelenker wie etwa das TITUS Racer X, aber  Chris wollte insbesondere die Steifigkeit und Federungs-Performance über Kanten unter Kettenzug verbessern und fand genau diese Eigenschaften im von Dave Weagle patentierten DW-Link, das PIVOT in allen seinen Fullyrahmen einsetzt. Das Ergebnis soll eine Federung sein, die trotz aller Sensibilität bei mittleren Schlägen weniger abtaucht und ruhiger bleibt als die meisten 4-Gelenker. Das erlaubt es PIVOT ihre Bikes mit tieferem Tretlager und gleichzeitig flachere Lenkwinkel als industriebüblich zu konstruieren ohne unter einer zu geringen Bodenfreiheit zu leiden.

Viele von uns denken, dass Carbonrahmen sich mittlerweile nur noch kosmetisch wirklich unterschieden – aber unterhält man sich mit einem Experten wie Chris Cocalis wird schnell klar, dass dem nicht so ist. PIVOT war lange auf der Suche einen Carbon-Hersteller in Fernost zu finden, der ihre eigenen Vorgaben und Standards wirklich hat erfüllen können und wurde schließlich bei einem Hersteller fündig, der auch für ENVE oder SYNTACE produzieren. Wir haben nachgefragt wie die Reklamationsstatistik bei den Alu-Rahmen gegenüber den Carbonrahmen stünde und die klare Antwort war, dass ein gut konstruierter Carbonrahmen klar haltbarer wäre.

Ein für uns wichtiger Punkt – insbesondere bei Hardtails wie dem LES – war die Eigendämpfung und das Verhältnis aus Steifigkeit und Komfort. Chris hat diesbezüglich eine ganze Menge Erfahrungen sammeln können – anfangs mit den Isogrid und Exogrid Titan-/Carbonrahmen von TITUS und später mit den Carbonrahmen von BH.  Und auch wenn die Technologien in mancher Hinsicht unterschiedlich sind, ging es stets darum die Fahreigenschaften zu optimieren – Steifigkeit wo notwendig und Komfort und Eigendämpfung wo möglich – eine Gleichung die viele Hersteller erst gerade lernen zu lösen.

Insgesamt hatten wir den Eindruck, als würde man bei PIVOT nicht nur bei einem Carbonrahmen-Hersteller auftreten und einen modifizierten Stange-Rahmen kaufen, sondern ganz eigenen Ideen einbringen um die Grenzen des aktuell möglichen hinauszuschieben.

 

Ein tolles Detail des LES sind zum Beispiel die auswechselbaren Ausfallenden (geschaltet mit 142×12 Achse und verstellbar für SS). So haben z.B. die verstellbaren SS-Ausfallenden eine indexierte Einstellschrauben um beide Seiten auch wirklich absolut identisch vorzuspannen, Toll auch dass, die Spannschrauben nicht direkt auf Carbon drücken, sondern gegen ein einlaminiertes Metallplättchen.

Was jedenfalls ganz deutlich rüber kam, war dass man bei PIVOT eine echte Begeisterung für den Radsport und die eigenen Produkte hat. Hier will man nicht nur Bikes konstruieren, sondern Bikes, die jeder dort auch selber gerne fährt .. und dem Erfolg der Bikes nach zu urteilen, Bikes die auch die Käufer und Tester gern fahren. Wir sind gespannt ob es uns genauso gehen wird – denn man hat uns ein Les Hardtail für einen Test zugesagt, das ich demnächst durch die Hügel und Berge hier in Südkalifornien jagen werde.

Bis bald,
grannygear

 

Ps: Seit dem Frühjahr´13 wird PIVOT CYCLES über SHOCK THERAPY vertrieben.