YETI SB95c – Fahreindrücke vom Garda BIKE Festival´13: von c_g

.. und hier das zweite Bike, das wir beim Garda BIKE FEstival gefahren sind – das YETI SB95c. Wir haben das SB95 (die Alu-Variante) erstmals  auf der Eurobike2011 gesehen und bewundert, dann war lange Ruhe und just zum diesjährigen Sea Otter kam dann die Carbon-Version des 29er „Super-Bikes“ (eine mögliche Interpretation der „SB“ Abkürzung) – die wir bereits hier gepostet haben. Wie in der SB-Serie üblich bezeichnet die erste Ziffer die Laufradgröße („9“ für 29er) und die zweite den Federweg („5“ für 5 Zoll, also etwa 127 mm).

  

Geblieben sind dir traumhaft eleganten Formen, die fast unglaubliche Detailverliebtheit des Rahmens (man beachte wie der hintere Schaltzug durch die Sitzstrebe geführt ist) und vor allen dingen die Switch Federungstechnologie – essentiell eine VPP-Hinterbau mit extrem kleinen Umlenkhebeln (wie beim IBIS Ripley in Form von exzentrischen Lagern, nur dass die Drehrichtung der Umlenkung sich beim Switch Link nach ca. 2/3 des Federwegs umgehrt und damit eine ganz besonderes Federungsverhalten erzeugt werden soll – ruhig und frei von Antriebseinflüssen am Anfang und sehr linear und Schluckfreudig nach oben hin. Und soviel schon vorweg die Heckfederung des SB95 ist wie keine andere, die ich kenne :-).

Interessant fand ich, dass YETI trotz aller moderner Standards wie konischem Steuerrohr, 142/12 Steckachse hinten, PM-Bremsaufnahme, …. noch ein klassisch geschraubtes BSA Tretlager verwendet. Interessant schon, aber ich sehe darin keinen Fehler, denn was die Servicefreundlichkeit und Langlebigkeit angeht ist BSA weiterhin auf der Höhe der Zeit.

YETI selber wollte mit dem SB95 das „ultimative Trailbike“ bauen – noch voll tourentauglich und effizient bergauf, aber vor allem auf ruppigen Trails und im Downhill eine Rakete. Mal schaun ob ihnen das gelungen ist. Am YETI Stand noch kurz die Dämpfung eingestellt (20-25% Sag empfohlen), das Cockpit etwas abgesenkt und los ging´s zum Mt. Brione.

Erste Auffälligkeit: Das SB95 ist ungemein antriebsneutral wenn es um Pedaleinflüsse geht, aber sehr empfindlich gegenüber auch nur der geringsten Auf- und Ab-Bewegung des Fahrers. Sitzend und mit einem runden Tritt kann man es getrost komplett offenem Dämpfer fahren, im Wiegtetritt braucht man aber wirklich die maximale Plattformdämpfung um es zu beruhigen.

Die Sitzposition fällt entspannt und scheinbar leicht hecklastig (ähnlich dem SCOTT Genius, über das ich gestern berichtete hatte), aber keineswegs unbequem aus. Die Hecklastigkeit rührt aber in erster Linie daher, dass der Hinterbau so linear arbeitet, dass man bereits durch die leichte Schwerpunktsverlagerung beim Bergauffahren etwa 40% des Federwegs einsinkt. Zum Test habe ich etwas nachgepumpt und mit jedem Bar an zusätzlichem Druck verschwand der Eindruck immer mehr und das Bike wurde zur echten Bergziege. Im Laufe der Testrunde habe ich sehr viel mit dem Dämpferdruck gearbeitet und fand letztlich heraus, dass  das SB95 für mich am besten arbeitet wenn es mit weniger Sag gefahren wird – bei ca. 10-15% klettert es sehr schön, bleibt bei kleinen Schlägen noch wunderbar sensibel … und nutzt im Downhill immer noch den gesamten Federweg aus – nur Wiegetrittfahren mag es weiterhin nicht wirklich.

(Foto aufgenommen von Harald Hoffmann)

Wie nicht anders zu erwarten ist der Rahmen wunderbar seitensteif und zeigt auch unter hohem Kraftaufwand an Lenker und Pedalen keinerlei Anzeichen von Flex.

Im Downhill – zuerst flowig und dann steil und ruppig – verstand ich erstmals warum man bei YETI eine F34 (auf 120 mm Federweg gekürzt) anstatt einer F32 spezifiziert. Das SB95 hat den gefühlt längsten und sanftesten Hinterbau, aller 120 mm Bikes, die ich je gefahren bin. Ich würde sogar sagen, dass ich noch nie eine so aktive, sensible und schluckfreudige Federung gefahren bin egal in welchem Federweg.  Das YETI SB95 minimiert jeden Bodenunebenheit zur Marginalität egal ob große Kanten oder schnelle Schlagfolgen …. einfach genial und eine echte Herausforderung für die bereits sehr gute F34 da noch mitzuhalten!! Der Hinterbau schaffte es selbst dem für das Gelände vollkommen überforderten MAXXIS Ikon genug Grip und Sicherheit zu verleihen und das will etwas bedeuten!

Einziger kleiner Wermutstropfen war für mich, dass die Stütze sich nicht ganz so weit versenken ließ wie erhofft und die optisch nicht allzu große Reifenfreiheit hinten (rein spekulativ, ohne einen breiten Reifen daran ausprobiert zu haben)

Dabei bewahrt sich das YETI eine so gelungene Mischung aus Verspieltheit und Sicherheit, die einfach nicht mehr zu toppen ist. Mit dem SB95 konnte ich die schwersten Stellen des Downhills runterbrettern, als wären sie Forstrassen … ganz ohne jedes Unsicherheit oder Adrenalinschübe wie vorher am SCOTT Genius (hier). Unter all den am Gardasee gefahrenen Bikes, war das YETI SB95c mit Sicherheit das potenteste Trailbike, das ich gefahren bin … aber auch das teuerste, denn mit € 3199.- für den Rahmen (mit Dämpfer) beim Europa Vertrieb Silverfish und einem Komplettpreis des keineswegs übertrieben ausgestatteten Testikes („Race“ Ausstattung genannt) um € 6000.- gehört es sicher in die absolute Premiumklasse.

 

KURZFAZIT: Ein YETI weckt Begehen, das war früher so und ist Gott sei Dank wieder so. Das SB95 ist ein Trailbike mit einer außergewöhnlichen Federungscharakteristik – aus meiner Sicht eines der potentesten, schluckfreudigsten und linearsten Federungssysteme, die ich kenne. Dieser Hinterbaus kombiniert mit der ausgereiften Geometrie verleiht ihm bergab und im Trail so geniale Fähigkeiten, die man nur schwer in Worte packen kann – einfach super. Bergauf gibt es sich eher genussvoll, denn die Linearität braucht bei unrundem Tritt oder im Wiegetritt zusätzliche Hilfen um ruhig zu bleiben. Das SB95 ist ein Trailbike mit dem man es bergauf besser ruhiger angeht, das aber auf dem Trail und in der Abfahrt kaum Grenzen zu kennen scheint. Das YETI SB95c – ein Bike das nicht nur optisch und technisch ein „Will haben – Gefühl“ weckt, sondern auch wenn man es fährt … aber eben auch ein Bike, das für die meisten von uns unerreichbar bleiben wird.

Hier noch eine Abbildung der alternativen Farbvariante (türkis mit dem blanken Carbon in den Logos und Schriftzügen durchscheinend).

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Zusätzlich hatte YETI noch da ebenfalls zum Sea Otter vorgestelllte ARCc Carbon-Hardtail und ein nicht weniger attraktives Old-School ARC am Stand – hier ein paar Bilder einfach nur zum genießen: