SCOTT Genius 920 – Fahreindrücke beim Garda Bike Festival´13: von c_g

Letzen Sommer war es das SCOTT Genius das damals als eines der ersten einer 26-Zöller Variante die kalte Schulter zeigte – das komplett neu entwickelte Trail-/All-Mountain Fully mit dem für Vielseitigkeit stehenden Namen „Genius“ sollte nur als 650b (mit 150 mm) und als 29er mit 130 mm kommen – wahlweise in Carbon oder Alu.

Neben dem eleganten und leichten Rahmen (mit der besonders schön integrierten Umlenkwippe – siehe oben) wirkt der Genius Rahmen auf alle Fälle unauffällig und schnell.  Das Federungssystem des Genius´ aber lebt von dem 3-stufigen TwinLoc-System, bei dem Gabel und Dämpfer über nur einen Lenkerhebel gleichzeitig angesteuert werden. Damit lassen sich beide simultan zwischen „Full Travel“ (voller Federweg) – „Traction Mode“ (reduzierter Federweg) und Lock-Out (blockiert) einstellen – schneller und einfacher geht´s kaum mehr.

 

Für alle weiteren Technologien und Details – einfach hier zur damaligen Vorstellung der Genius Reihe gehen.

Bisher haben wir die SCOTT 29er als sehr ausgewogen und durchdacht erlebt und so kam es, dass wir uns mit hohen Erwartungen an die Testrunde am Mt. Brione mit dem SCOTT Genius 920 (in Gr. L) gemacht haben.

Das 920 ist ein Modell in der Mitte der Serie, mit Carbon-Hauptrahmen und Alu-Hinterbau, einer hochwertigen aber nicht übertriebenen Ausstattung auf XT-Nieveau mit SYNCROS Laufrädern und Komponenten. Der Dämpfer war der eigens für das System entwickelte NUDE2, kombiniert mit einer FOX F32 Evolution Serie Gabel.
Der empfohlene VK des Genius 920 liegt bei € 3799.-.

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(Foto aufgenommen von Harald Hoffmann)

Doch nun zu den Fahreindrücken. Im ersten Stück den Mt. Brione hoch geht es wechselnd steil eine Asphaltauffahrt hoch.

Hier zeigte sich die tourenmäßig komfortable aber dennoch effiziente Sitzposition des Genius als echter Bonus. Mir persönlich fällt die Sitzposition zwar ein wenig zu hecklastig und ein wenig zu gestreckt aus, was daran liegt, dass ich beim L Rahmen die Sattelstütze fast bis zum Anschlag ausgezogen fahren musste und durch den Knick im Sattelrohr der Sattel dann eben recht weiter nach hinten versetzt ist – bereits mit wenigen Zentimetern weniger Stützenauszug sitzt man kompakter und mittiger. Wäre es mein persönliches Bike, würde ich wohl einfach eine Sattelstütze ohne Set-Back fahren.

Das Genius ist an sich bereits ziemlich antriebsneutral, aber wenn man sie Federungseinstellung nur einen Daumenklick entfernt hat, wählt man hier doch schnell den mittleren oder gleich ganz blockierten Modus. Ein positiver Effekt des Lockouts ist, dass die Druckstufe wie bei DT typisch wirklich 100% ist, demnach reicht ein wenig Enlasten des Hecks, der Dämpfer federt komplett aus und bleibt auch so – eine effektive Aufstiegshilfe, ohne Zweifel. Im oberen Steilstück mit losem Schotter und Steinstufen kann man zwar noch genauso blockiert fahren, der Traktion wegen bin ich diesen Teil aber lieber im mittleren Modus gefahren. Damit sinkt das Heck zwar ein wenig mehr ein, aber bis auf die ganz steilen Stücke kommt man immer noch mit geringer Schwerpunktsanpassung zurecht. Die 3-fach Kurbel tut ihr weiteres um dem Genuis 920 maximle Vielseitigkeit zu verleihen.

Soweit hat mich das SCOTT Genius also wirklich positiv überzeugt – mit der TwinLoc Verstellung kann man dem Genius wirklich drei komplett unterschiedliche Charaktere verleihen. Absolut Top!

Im anfangs flowigen und eher zahmen Downhill fand ich das Genius ebenfalls sehr gut – agil und doch präzise. Die Federung arbeitete im offenen Modus sauber, unauffällig und genau so wie man es von den 130 mm Federweg erwarten würde. Einzig in den sehr engen Spitzkehren musste ich etwas mehr Konzentration aufbringen um die Kurven sauber zu nehmen – nicht extrem aber doch mehr als mit den anderen hier getesteten Bikes. Warum – an der Rahmensteifigkeit kann es jedenfalls nicht liegen, die ist ebenfalls sehr gut. Weiter unten wird der Trail dann sehr steil und felsig und hier hat sich das Genius fast immer gutmütig und unauffällig verhalten. Komischerweise hat sich bei mir aber gerade in den heikleren Stellen eine subjektiv weniger sicheres Fahrgefühl eingestellt als erwartet. Merkwürdig, aber um das näher zu beleuchten bräuchte es einfach mehr Zeit auf dem Bike.
Als ich die Beobachtung bei der Ankunft am SCOTT Stand  erwähnte, wurde ich darauf hingewiesen, dass  ich das Bike während der ganzen Fahrt in der „High Position“ des Flip Chips gefahren bin, der sowohl ein höheres Tretlager, wie auch einen steileren Lenkwinkel von 69,5° mit sich bringt. Aus früheren Fahrten, weiß ich, dass selbst eine so kleine Verstellung (0,5° flachere Winkel und ein um 6 mm tieferes Tretlager) einen nicht zu unterschätzenden Unterschied machen kann und daher bin ich überzeugt, dass die Downhill-Eigenschaften in der Low-Position noch mal spürbar gutmütiger werden würden.

Die Ausstattung des Genius 920 war stimmig und der einzige Kritikpunkt wären wohl die XC-mäßig schmalen Felgen (17 mm Maulweite) – hier verdient das Genisu mehr Breite. Alles andere war funktionell, hochwertig und stimmig mit dem Charakter des Bikes – eine Qualität, die man nicht immer an Serienbikes findet.

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Kurzfazit: Nach dem kurzen aber intensiven Fahreindruck würde ich dem SCOTT Genius 920 also definitiv eine sehr gutes Allround-Bike bezeichnen – ein klassisches uns sehr potentes „Eines-für-alles-Bike“.
Die Sitzposition, Federung Ausstattung ist die eines Allrounders und so bietet das Genius 920 maximale Vielseitigkeit – egal ob lange Touren, Ausfahrten im XC-Stil oder eher technische Trailrunde. In technischeren Stücken fand ich die Geometrie in der High-Position des Flip-Chip ein wenig zu unruhig und man brauchte etwas Erfahrungen für die steileren Passagen der Testrunde … aber in der tieferen Position dürften auch echte All-Mountain-Einlagen damit problemlos zu meistern sein. Alles in allem ein sehr gelungenes und ausgewogenes 29er Fully mit einem maximal breiten Einsatzbereich.

… morgen geht´s weiter mit dem nächsten Bike und unseren Erfahrungen damit.

RIDE ON,
c_g