Fahreindrücke zum IBIS Ripley: von Grannygear
[Anmerkung: Hierbei handelt es sich lediglich um einen ersten Fahreindruck, und keinen echten Testbericht.]
Ich bin mir nicht sicher, denke aber, dass das IBIS Ripley wohl das in den Jahren 2012 und 2013 am meisten erwartete 29er war. Für IBIS Fans und solche die es noch werden wollen, sollte es allerhand bieten – ein Top-Carbonrahmen, DW-Link Heck, 120 mm und dann noch die exzentrischen Mini-Umlenkhebeln … alles in allem ein Bike voller Innovationen und so sexy. Doch dann wurde es still … man hörte laaaaange nichts bis im Frühling die erleichternde Ankündigung: „ES KOMMT und zwar bald!
Aber trotz aller Ungeduld, muss ich IBIS meine Bewunderung aussprechen, wenigstens haben sie sich vom Marktdruck nicht beeindrucken lassen und das Ripley eben erst gebracht, als es wirklich fertig war. Hier geht´s zu den deutschsprachigen Informationen zum Ripley (inkl. Geometriedaten, Ausstattungsvarianten und Preise) – auf der HP des deutschen Vertriebs TRI-CYCLES:
Beim kürzlich vergangenen Sea Otter hatte ich die Gelegenheit mit IBIS eine Demofahrt gleich bei mir um die Ecke zu vereinbaren und schon wenige Tage später, nach der Show, fuhr der Truck mit KT, dem Fahrer bei mir vor und wenig später saß ich auf einem knallblauen IBIS Ripley in large mit einer 120 mm Fox Float CTD 29 Gabel, Fox RP23 CTD Dämpfer, E-13 Kurbel und XTR Antrieb und Bremsen. Die Laufräder hatten NOTUBES Stans Arch EX Felgen und Specialized 2.1 Ground Control vorne mit Fast Trak 2.1 hinten. Das Large hat ein effektives Oberrohr von 605 mm, also etwa 5, bis 30 mm kürzer wie ich es eigentlich fahre, aber da der XL noch nicht gefertigt ist, musste halt das L gehen. In der Ausstattung kam das Ripley auf ordentliche 12,64 kg.
Ich habe das Bike auf mein Gewicht eingestellt (ca. 25% Sag hinten), habe das Cockpit ein wenig optimiert und los ging´s.
Während meiner etwa 3-stündigen Testfahrt, bin ich drei mir gut bekannte Runden gefahren. Auf der ersten ganz gemütlich mit meiner Frau und dem Hund. Hier habe ich vor allem mit den Einstellmöglichkeiten herumgespielt und alle Varianten getestet um zu sehen, wie sich der DW-Hinterbau verhalten würde. Erste Auffälligkeit: Der Unterschied zwischen offen (oder „Decsent“) und Plattformdämpfung („Trail“) war geringer als erwartet – nur bei sehr kleinen Schlägen fühlte sich der offenen Modus feinfühliger an, größere Schläge waren sonst aber gleich. Ansonsten hat sich das DW-Heck sehr neutral angefühlt – antriebsstark und fast ganz ohne Pedaleinflüsse. Überhaupt war die Effizienz des Bikes während der ganzen Zeit sehr gut – mir sind hierin keinerlei Schwächen aufgefallen. Einzig die FOX 120 war für meinen Geschmack zu sensibel und hat im Wiegetritt viel zu stark gearbeitet. Nachdem ich gerne kurze Stiche stehend fahre, und mir einen gute Front/Heck-Balance sehr wichtig ist, bin ich daher die Gabel bergauf meistens im T oder „Trail“ Modus gefahren.
Für ein 12,7 kg Bike klettert das Ripley definitiv sehr gut. Ich muss zugeben, dass ich wegen des zu kleinen Rahmens etwas zu sehr über dem Lenker saß, aber irgendwie hab ich mich gut daran gewöhnt. Zum Test bin ich das Ripley mal im kleinen Kettenblatt und großem Ritzel gefahren und zu meiner Überraschung konnte man den Anti-Wipp-Effekt mehr sehen als fühlen. Sobald ich ein paar Gänge runtergeschaltet, blieb alles auch optisch vollkommen ruhig. Man kann das Ripley also getrost mit offenem Dämpfer fahren, obgleich es mir mit Plattform einfach besser gefallen hat. Soweit, so gut … sehr gut sogar.
Der Downhill dieser Runde war mittelschnell und flowig und ich bin das Bike vorne wie hinten komplett offen gefahren. Der Hinterbau war wunderbar schluckfreudig und das Bike ließ sich willig steuern egal ob um enge oder weite Radien. Allerdings ist die Gabel beim Bremsen weit eingetaucht und der Hinterbau hat in Kompressionen fast den ganzen Federweg ausgenutzt. Zur Ehrenrettung muss ich allerdings sagen, dass ich vergessen hatte eine Dämpferpumpe mitzunehmen und so konnte ich nicht ausprobieren, wie sich das mit mehr Luftdruck verändern würde.
Die nächste Runde hatte einen recht technischen Downhill voller Spitzkehren und enger Kurven auf dem ich zufällig KT und ein paar andere Ripley Fahrer traf. Dort bin ich die federung vorne wie hinten im Trail-Modus gefahren um zu sehen ob es damit weniger abtauchen würde und es hat geholfen. Die gemeinsame Fahrt hat sich zu einer Art Rennen entwickelt, bei dem ich versucht habe die Jungs vor mir nicht aus den Augen zu verlieren. Dass ich das auf einem mir vorher unbekannten Bike geschafft habe schreib ich unter anderem auch den Qualitäten des Ripleys zu. Am Ende hatte ich eine super Abfahrt und mir ist aufgefallen, wie leichtfüßig das Bike die vielen Kehren und Kurven genommen hat. Was das Handling angeht hat sich das Ripley aus meiner Sicht besser geschlagen und als handlicher erwiesen als die meisten anderen 120 mm Fullies, die ich kenne.
Die nächste und letzte Runde wbestand aus einem Trail-Anstieg. Während des felsich und teilweise verblockten Anstiegs bin ich immer im Trail-Modus gefahren und auch wenn es sich tendenziell straff angefühlt hat, musse ich doch nie aus dem Sattel gehen um die unebenheiten zu schlucken. An den Steilstücken blieb die Gabel immer schön unten und ich musste mein Gewicht kaum verlagern. Der Downhill war dafür die Krönung des Tages, mit jedem Meter wurde er technischer und enger. Ich bin die meiste zeit hinter einem anderen Ripley Fahrer gefahren und wir beiden hatten eine tolle Zeit zusammen. Er musste wohl aus einem BMX-Hintergrund kommen, so wie er das Bike herumwirbelte .. es hat einfach Spaß gemacht ihm zu folgen. Ich bin ein eher konventioneller Fahrer aber das Ripley hat mich bestens darin unterstützt an senem Hinterrad kleben zu bleiben.
Hier meine Gedanken::
- Der DW-Link-Hinterbau des Ripley hat mich insofern beeindruckt, dass es ein ungemein vielseitiges System ist. Egal welcher Fahrstil oder Vorlieben der Fahrer hat, das Ripley kann mithalten.
- Das Ripley schafft es mit der Option eine 120 oder eine 140 mm Gabel zu fahren zwei verschiedene Bikes in einem zu vereinen. Ich würde es nicht kaufen, wenn ich ein waschechtes Ausdauer-Racebike wollte, wohl aber, wenn ich einen sportlichen Allrounder suchen würde um dait gelegenltich auch mal ein Ausdauerrennen zu bestreiten. Für mich ist das Ripley ein Bike, das sowohl XC-Race und Trailbike sein soll, und in beiden Bereichen super Qualitäten hat – eine Ein-Bike-Lösung für Leute, die mal ein 12 h-Rennen, mal einen Alpencross und dann wieder mal einen Kurzbesuch im Bikepark zum Fahrtechniktraining machen wollen.
- Die Lenkung war sehr agil und die Federung ist so sauber und kontrolliert, dass man das Ripley einfach fahren oder es auch im BMX-Fourcross-Stil antreiben kann. Der kurze Radstand un die 51 mm offset der Gabel leisten sicher ihren Beitrag dabei. Im Downhill jedenfalls habe ich nie an den grenzen des Bikes gekratzt.
- Ich bin mir nicht sicher wie ich das Einsinken des Hinterbaus in Kurven und Kompressionen finde, nachdem ich aber keine Dämpferpumpe dabei hatte um es wirklich auszuprobieren, kann ich dem Bike nicht die ganze Schuld daran geben. Trotzdem geliel es mir im Trail-Modus insgesamt besser, weill es seinen Federweg etwas gelassener bereitstellte und nicht ganz so übereifrig, wie im Descent-Modus. Auch im Trail-Modus habe ich den ganzen Federweg ausgenutzt.
- Der Rahmen ist zweilfesohne sehr steif – ob oder evtl gerade wegen der ganzen schönen Formen und Kurven.
- Die NOTUBES Arch EX Laufräder waren der Herausforderung nicht ganz gewachsen. Nach den drei Suafarten hatte ich ordentliche Seiten und Höhenschläge drin … und das ohne, dass ich wirklich heftige Sröße gespürt hätte oder gesprungen wäre. Zugegeben, ich weiß nicht was die Laufräder vor mir mitgemacht haben, aber ich würde für das Ripley etwas robusteres wählen.
Insgesamt bin ich von dem IBIS Ripley sehr beeindruckt – und das obwohl mir der Rahmen zu klein war und das Federungs-Setup nicht ganz optimal war. Bis wir die Gelegenheit für einen echten Test bekommen, muss das also reichen.
Grannygear
Anmerkung: Soweit zu Berichten im Zusammenhang mit dem Sea Otter Classic´13. Heute Mittag geht´s weiter mit dem Garda BIKE Festival´13.
Toller Bericht!
Kannst du etwas zum Ripley im Vergleich zum Tallboy LTc sagen?
Thx mat
@ Mat: Danke, wie so oft sind in diesem Fall die Tester der beiden (IBIS Ripley und SANTA CRUZ Tallboy LTc) zwei unterschiedliche: Ich bin das Tallboy letztes Jahr lange gefahren und Grannygear eben nur kurz das Ripley.
Habe mich aber genau zu dem Thema mit Grannygear unterhalten und es scheint, als wäre das Ripley eher in Richtung XC und direktes Fahrgefühl ausgelegt, während das Tallboy seine Qualitäten vor allem in groben Trails und bergab ausspielt.
Außerdem hat das Tallboy leichte Wipptendenzen beim Klettern (vor allem im kleinen Kettenblatt), während das Ripley sich wohl sehr ruhig in jeder Gangkombination verhält.
Geometrie und Handling stimmen aber bei beiden bikes bis auf´s I-Tüpfelchen.
Kannst du mal sagen wie groß du bist und welche Innenbeinlänge bzw. Sitzhöhe du hast.
Ich möchte wissen ob XL oder L die richtige Wahl ist.
Gruß
Den Test hat Grannygear gemacht. Er ist 1,86 cm groß und hat soweit ich informiert bin eine Schrittlänge von 87 cm.
Hi und Gruss aus der Schweiz,
wenn Du an schnelle, technisch Trails (und auch mal ein Rennen wie zB BC Bike Race) denkst – was wäre Deine Wahl:
s works Camber oder das Ibis?
Lieben Dank für eine Einschätzung
Knut
@ Knut: Schwere Frage, denn das IBIS Ripley hat bisher nur der US-Kollege Grannygear gefahren – wir hier in D hatten noch nie das Vergnügen- und das SPECI S-Works Camber kennt keiner von uns.
Beide dürften aber klare Oberliga Bikes sein, die ich ohne groß zu zögern für Rennen wie das BC Bike Race einsetzten würde.