BULLS Wild Rush 2 – Zwischenbericht: von c_g

Ein 29er Trailbike mit der Geo – wie soll das funktionieren?“ – Ja, das BULLS Wild Rush hält an der BULLS Philosophie fest und besitzt neben dem für solche Bikes recht steilen Lenkwinkel (70°) auch noch unverschämt lange Kettenstreben von 465 mm (der direkte Abstand der Achsen geht schon eher Richtung 470 mm ;-).
In einer Zeit, in der die Hersteller sich förmlich überschlagen ihren Bikes immer kürzere Kettenstreben und noch flachere Lenkwinkel zu geben und man den Eindruck bekommt DAS wäre die Zukunft der Bikegeometrien, wirkt das Wild Rush da fast schon wie ein Dino aus lang vergangenen Zeiten. Und die sind ja bekanntlich ausgestorben!?


Wir haben uns aufgemacht die Theorie des Wild Rush in der Praxis zu überprüfen und haben das Top Modell der beiden 2013er Versionen zum Test geladen. Wer sich noch mal die ganzen Spezifikationen, Maße, Gewichte und Ausstattungsdetails in Erinnerung rufen will, kann das hier tun.

Doch nun direkt zu den Fahreindrücken:
Die erste Sitzprobe fällt angenehm entspannt und rundum gelungen aus. Der „nur“ 680 mm breite Lenker entspricht zwar nicht ganz dem was wir sonst gewohnt sind (720-740 mm), fiel aber in der Praxis nie hinderlich auf. Einzig die ersten Wheelies auf dem Weg zum Trail erfordern richtig viel Zug am Lenker und deuten an, dass das Wild Rush eine etwas eigene Definition von einem Trailbike vertritt.

Doch dann kommt der erste eng geschwungenen Trail durch den Wald und … wow … das Bike macht richtig Spaß! Keine Spur von Trägheit – nur ein sattes und ausgewogenes Feeling. Nicht verspielt, aber im besten Sinne neutral lebendig und ganz sicher nicht langweilig.

Positiv fiel auch gleich von vornherein der ROCK SHOX Monarch Dämpfer auf, der an anderen Bikes oft überdämpft wirkt, am Wild Rush aber wunderbar aktiv und feinfühlig arbeitet, und das ganz ohne jegliche Wipptendenz. Beim Intro  hätten wir fast kritisiert, dass der RL Dämpfer keine Plattformdämpungs-Mittelstufe hat, aber seit den ersten Trailmetern haben wir eine solche kein einziges Mal vermisst. So ruhig und doch schluckfreudig gibt es keinen Grund außer bei langen Asphaltanstiegen anders als „Offen“ zu fahren.

Dann kam der erste Steilanstieg über nasse Wurzeln und Stufen. Doppelwow!! So ruhig und kontrolliert klettern nur wenige Bikes! Selbst ganz in Neutralposition kommt man sehr steile Sachen hoch und mit ein wenig Gewichtsverlagerung setzt eher die Übersetzung oder die Beinkraft des Fahrers die Grenzen, als eine leicht werdende Front. Wir sprechen uns offen dafür aus, dass wir Fans von absenkbaren Gabeln fürs Bergauffahren sind, hier aber haben wir die Funktion bis auf die anfänglichen Versuche nie mehr genutzt – so gut und gelassen klettert das Wild Rush. Für lange Anstiege – etwa bei großen Alpentouren bleibt die Absenkung aber weiterhin eine willkommene Option.

Doch die besondere Qualität des Wild Rush liegt nicht (nur) in der effizienten Federung, guten Sitzposition und dem keineswegs langweiligen oder trägen Handling – da ist noch etwas anderes: Das BULLS Wild Rush vermittelt eine Fahrsicherheit, wie sie nur wenige Bikes sonst schaffen (ohne dabei langweilig zu werden ;-)).
Zum Versuch habe ich bereits zweimal eine guten, aber zurückhaltend defensiven Fahrer auf das Wild Rush gesetzt und ihnen nach kurzer Eingewöhnungszeit für ihr fahrerisches Level ungewohnt schwere (sprich steile und verwurzelte) Trails vorgesetzt. Beide Male sind sie anstandslos durchgefahren und ohne Herzrasen angekommen. So gesehen verdient das Wild Rush fast eher den Beinamen „Mr. Cool“, denn es erweitert klar die Fähigkeiten des Fahrers sich auch in schwereres Geläuf vorzuwagen, das man bisher eher gemieden hat.

 

 

Ausstattung: Keine Frage, dabei spielen die sehr gute Gesamtsteifigkeit des Rahmens, SCHWALBE Hans Dampf mit ihrer maximalen Gutmütigkeit, die ausgesprochen steifen Laufräder und die sehr kräftigen SRAM X.0 Bremsen eine ebenfalls bedeutende Rolle.
Die 3×10 Schaltung mag auf den ersten Blich ebenfalls ungewohnt sein – und wir haben auf unseren Trails bisher noch kein einziges Mal ins Große Kettenblatt geschaltet. Sie arbeitet aber wie bei einem XT-Antrieb nicht anders erwartet, souverän und maximal breitbandig – ideal für lange und/oder technische Touren.

Die einzige Einschränkung bisher ist, dass das BULLS Wild Rush nicht als „verspielt“ bezeichnet werden darf. Neutral und keineswegs langweilig – JA, aber wer zu der Minderheit der Fahrer gehört, die jedes Hindernis als Schanze interpretieren, im Manual über Bodenwellen surfen wollen oder sonstige BMX-inspirierte Tricks lieben, sollten seine Finger vom Wild Rush, ja eigentlich generell von BULLS Bikes lassen.
Wer aber überwiegend mit Bodenkontakt biket (ich gehöre zu der Fraktion), und danach sucht, seine Grenzen hinauszuschieben, für den könnte das BULLS Wild Rush ein spannender Kandidat sein.

Soweit zum Zwischenstand des BULLS Wild Rush 2. Wir werden dieses  auf den ersten Blick ungewöhnliche aber nach dem ersten Eindruck sehr gut funktionierende Trail-29er noch sehr intensiv über diverse Trails jagen und uns dann mit einem Update wieder melden.

RIDE ON,
c_g

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Frohe Ostern!!