BERGAMONT E-Line C 29er – ein kurzer Fahreindruck: von c_g

OK, zugegeben Pedelecs oder E-Bikes sind nicht unser Spezialgebiet, aber wenn es sich ausgerechnet um ein 29er Pedelec mit dem Anspruch ein MTB vom Charakter zu sein, dann nehmen wir uns gerne mal die Zeit … wie etwa letztes Jahr beim Garda Festival (hier). So bot sich mir bei dem Kurzaufenthalt in Mallorca vor ein paar Wochen die Gelegenheit neben dem 100 mm 29er Carbon Fully BERGAMONT Fastlane 29er (hier vorgestellt) auch mal ein Bein über das ebenfalls neue E-Line C 29er zu werfen.

Während ich in den beiden Tagen die meiste Zeit auf dem Fastlane verbracht habe – ein Bike, das wirklich Laune macht – bin ich auf der Testrunde immer wieder Fahrern auf dem E-Line 29er begegnet – stets mit einem Lächeln auf den Lippen, wo wir „nicht unterstützten“ Biker schon mal zu arbeiten hatten. Klar, dass der unterstützende BOSCH-Antrieb mit maximal 250 Watt Zusatzleistung daran schuld war, denn E-Bikes und speziell solche mit dem zentralen BOSCH Motor können kaum als handliche Mountainbikes bezeichnet werden … oder gibt´s da noch mehr?

 

Auf den ersten Blick macht das E-Line 29er schon mal einen recht guten Eindruck – ein schön gearbeiteter Alu-Rahmen (2-fach konifiziertes 6061 Alu), MAVIC Crossride 29er Laufräder, eine ROCK SHOX Reba RL mit 100 mm Federweg und Steckachse dann noch der SHIMANO XT/SLX Antrieb und Bremsen – hört sich nach MTB an, oder? Wäre da nicht dieses Ungetüm von Motor und Akku im Rahmen (und folglich auch ein extravagantes Gewicht von angeblich 16,8 kg) könnte man es fast für ein solches halten.

Ich will gar nicht in die Details des Antriebs und dessen Steuerung gehen – nur soviel: Das mittig auf dem Vorbau sitzende Display fungiert gleichermaßen als Steuerkonsole (zur Auswahl des Antriebsmodus), als Akku-Ladestandsanzeiger und Bike-Computer. Die Bedienung ist intuitiv einfach uns ohne jede Vorkenntnis schnell gelernt.

Auf der 7 km langen recht vielseitigen Testrunde, mit allem was man von einem XC-/Tourenbike erwartet, konnte das E-Line beweisen was in ihm steckt. Auf den ersten sanfteren Anstiegen kam schnell Euphorie auf –bei einer hohen Unterstützungsstufe fährt man mit geringer Anstrengung stets nahe an der Abregelungsgeschwindigkeit von 25 km/h. Genial, wie der Antrieb hier unterstützt solange man in die Pedale tritt. Nimmt man den Druck von den Pedalen oder überschreitet die 25 km/h schaltet sich der Antrieb aus und man spürt schnell welche Gesamtmasse man hier unter sich bewegt (wegen des 42er Kettenblattes vorne werden so selbst kleine Ansteige zur Zerreißprobe der Beinmuskulatur). Im Steilanstieg zeigte sich dann eine systemische Schwäche. Schafft man es nicht eine sinnvolle Kadenz aufrecht zu halten (bei dem 42er Einfach-Kettenblatt vorne ist das schnell geschehen) oder fährt am Berg an – regelt die Software die Unterstützung so stark herunter, dass selbst trainierte Biker zu kämpfen haben.  Schafft man es aber die Trittfrequenz im „Grünen Bereich“ zu halten – fliegt man jeden Anstieg hoch.  Ein bald angekündigtes Software-Update soll dieses Problem beheben und die MTB Tauglichkeit des BOSCH Antriebs für jedermann erweitern.

 Doch nun weg vom Antrieb und hin zu den Fahreigenschaften des E-Line 29ers. Wer meine Eindrücke vom letzten Jahr (hier) nachliest, wird feststellen, dass fast alle E-Mountainbikes unter einer zum Teil grenzwertigen Trägheit leiden – begründet einerseits im hohen Gewicht und andererseits in den zum Teil extrem langen Geometrien.

In diesem Sinne ist auch das BERGAMONT E-Line schuldig, denn mit seinen 475 mm langen Kettenstreben (kürzer geht wegen des BOSCH Motors nicht) gehört es ebenfalls zu den ganz Langen. Trotzdem haben es die Entwickler des E-Line 29ers geschafft ihm eine fast Trailtauglichkeit und Handlichkeit gegeben, die auffällt. Eine sportlich aktive Fahrweise ist auf dem E-Line wie allen anderen E-MTBs zwar nur bedingt möglich (dafür liegen solche Bikes einfach zu „satt“ auf dem Trail), aber wenn es um die Lenkcharakteristik und das subjektive Fahrgefühl geht, fand ich das E-Line doch schon recht nahe daran wie sich ein echtes MTB fahren soll.

KURZFAZIT: Am Ende der 3 Runden auf der Teststrecke, muss ich zugeben, dass ein solches Bike wirklich seine Reize hat. Nicht unbedingt als „echtes MTB“, dafür sind in meinen Augen die Defizite in Sachen Antriebssteuerung und die Kompromisse im Handling (vor allem wenn man den direkten Vergleich zu so einem agilen Bike wie dem BERGAMONT Fastlane zieht) doch noch zu groß, aber für jemanden der ein Pedelec mit ordentlicher MTB-Tauglichkeit sucht, der sollte sich das BERGAMONT E-Line C29 näher anschauen.

Hier der Link zum E-Line C 29.