TUFO Heron/XC5 29er Komplettlaufräder – Testintro: von c_g

Erst letzte Woche haben wir euch die neuen und superleichten AMERICAN CLASSIC Race 29er Laufräder vorgestellt (hier) und nun ist bereits der nächste Laufradsatz zum Dauertest eingetroffen. Diesmal, aber auf Tubulars (oder auf deutsch: Schlauchreifen) ausgelegt. Aufgrund der ähnlichen Gewichte lebt damit wieder der Vergleich klassischer Schlauchlos-Laufräder gegenüber Schlauchreifen-Laufrädern wieder auf.

Die meisten Leser werden bei dem Thema Schlauchreifen keine echte Alltagsrelevanz erkennen und sie kurzerhand als abgehoben abtun doch dieses Urteil ist aus unserer Sicht voreilig – eine kleine SCHLAUCHREIFENDISKUSSION:

Zugegeben, bis jetzt waren Tubular-Reifen ausschließlich als Race- oder Reifen verfügbar (SCHWALBE Racing Ralph 2.0, GEAX Saguaro 2.0 tub, diverse DUGASTs und der TUFO XC2 Plus), und diese Tendenz hält auch an, aber mit den auf der Eurobike´12 vorgestellten TUFOs XC4 29er und XC5 29er (hier) rücken Tubular Reifen erstmals auch für gemischte Verhältnisse und Trailriding ins Rampenlicht. Wir haben bereits sehr viel Erfahrungen mit Tubular 29er MTBs machen dürfen die auf der US-Schwesterseite bestens dokumentiert sind und die getesteten GEAX Saguaro 2.0 tub (hier) oder der TUFO XC2 Plus (hier) haben jeweils so begeisternde Fahreigenschaften und eine außergewöhnlich niedrige Pannenanfälligkeit gezeigt, dass unser abschließenden Gedanken stets der Wunsch nach einem aggressiveren Profil und etwas mehr Volumen gelautete haben – die es ab jetzt von der tschechischen Firma TUFO gibt.

Wir wollen uns daher bei dem Thema nicht an der  ungewohnten Reifenmontage festbeißen (beim klassischen Klebeverfahren wirklich aufwendig, aber beim recht einfach anzuwendenden TUFO-Klebeband wirklich für jedermann möglich siehe hier) oder die Notwendigkeit für speziellen Schlauchreifen-Felgen als K.O.-Kriterium nehmen, sondern Reifen und Laufräder einfach mal fahren und nach ihrer realen Performance beurteilen. Die theoretische Kritik der erschwerten Reifenwechsel und der Unmöglichkeit einen defekten Reifen im Gelände zu reparieren sind systembedingt nicht wegzudiskutieren, aber unsere bisherigen Erfahrungen nach, sind Defekt mit Schlauchreifen noch unwahrscheinlicher, als z.B. bei tubless Reifen – Durchstiche lassen sich oft mit einer Dichtmilch (TUFOs eigene als 50 ml Flasche mitgeliefert) abdichten und grobe Schnitte in der Karkasse führen auch bei klassischen Reifen meist zu längeren ungewollten „Spaziergängen“.

Wer aber einmal Schlauchreifen auf einem MTB selbst gefahren hat, der kommt ins Schwärmen, das wissen wir … und stehen dazu.

Außerdem erlauben die runden Felgenprofile für Tubulars sehr leichte (29er) Felgen, die es bereits von diversen Herstellern in Carbon (teuer, sehr leicht und steif) und Aluminium (deutlich günstiger, aber etwas schwerer und etwas weicher) gibt. Somit sind Schlauchreifen-Laufräder mittlerweile auch schon für moderates Geld verfügbar und somit weit weniger abgehoben, als man evtl. denken mag.

TUFO Heron 29er Laufräder und XC5 29er Reifen. Doch nun weg von der konzeptionellen Diskussion zu dem Testmustern:
Die strukturelle Basis des Tests sind die TUFO Heron 29er Laufräder (ebenfalls im Zuge der Eurobike´12 vorgestellt (hier). Die Laufräder sind weitgehend klassisch aufgebaut aus bewährten Komponenten:

   

  • den robusten und super leichten DT-SWISS 240s Naben (stirnradverzahnter Freilauf, Centrelock Discaufnahme)
  • den sehr leichten SAPIM CX-Ray Messerspeichen (28 Stk, 2-fach gekreuzt)

  • und der recht hohen TUFO Heron 29er-Carbonfelge, die in einer Kombination verschiedener Carbonfasern gefertigt ist. Im Bereich der Speichenlöcher erkennt man ein 3k-Gewebe, während zumindest äußerlich der Rest der Felge aus UD-Fasern aufgebaut ist. Die Nippel liegen komplett in der Felge, wie bei anderen Herstellern  auch üblich (z.B. ENVE). Ein evtl. fälliges Nachspannen der Speichen kann somit nur nach Demontage der Reifen über das mitgelieferte Spezialwerkzeug erfolgen – wollen wir hoffen, dass das nicht notwendig sein wird ;-).

Die Laufräder werden von TUFO stets im vormontierten Set mit ihren eigenen Schlauchreifen verkauft (normalerweise den XC2 Plus – auf Wunsch andere, so auch unser Testmuster mit den XC5), dazu das Nippelwerkzeug und etwas spezieller Dichtmilch. Dafür erscheint der VK von € 1590.- nicht übertrieben.
Wer es gerne etwas günstiger möchte und wen ca. 200 g Mehrgewicht nicht stören, der kann auch auf TUFOs ALCA 29er Laufräder zurückgreifen, die mit der Alu-Felge und DT-SWISS 350 Naben und 32 Speichen (hier 3-fach gekreuzt) moderate € 770.- bzw. 790.- als X12-Version kosten (ebenfalls im montierten Set mit Schlauch-Reifen). Für Lefty-Fahrer gibt es ein entsprechendes VR.

TUFO gibt für die Laufräder ein Fahrer-Maximalgewicht von 92 kg an.

Nachdem der LRS als vormontiertes Set eingetroffen ist, konnten wir das angegebene Laufradgewicht für die Heron 29er nicht unmittelbar nachprüfen, rein rechnerisch kämen wir nach Abzug des Reifengwichts (siehe unten) und des Klebebandes (ca. 30 g je Reifen) auf sehr gute 1455 g (ca. 775 g HR und 680 g VR).

Der auf unserem Testlaufradsatz bereits montierte XC5 29 wird explizit als Trainings-und Allwetterreifen ausgewiesen. Er besitzt eine etwas robustere Karkasse (niedrigere 120 TPI, sonst immer 210 TPI), ein wirklich aggressives Profil und sollte daher genau richtig für die aktuellen mitteleuropäischen wechselhaften Trailverhältnisse sein.

Der TUFO XC5 29erist für € 89,90 erhältlich. Mit ordentlichen 609 g (gewogen bei dem mitgelieferten Einzelreifen) ist der XC5 29“ damit ein Mittelding aus Leichtbau- und Alltagsreifen.

Die beiden Testmuster bringen es bei 2,0 bar auf eine Karkassenbreite von 48 mm bei einer maximalen Breite über die Stollen von exakt 50,5 mm.

Dem Anwendungsprofil, der Breite und selbst dem Gewicht nach ist der TUFO XC5 dem WTB Moto 1,9 TCS 29er (hier vorgestellt und hier zwischen-bewertet) und dem CONTINENTAL Mountain King II (hier vorgestellt) recht ähnlich, nur dass der XC5 eine etwas rundlicheren Querschnitt besitzt. Aufgrund der Ähnlichkeiten werden wir die unterschiedlichen Paarungen auch direkt vergleichen und demnächst den längst fälligen Abschlussbericht des WTB und CONTI liefern. Insgesamt haben wir damit drei spannende Kombinationen von 29er Laufrädern – auf den ersten Blick und nach den Specs recht ähnlich, aber doch konzeptionell grundverschieden.

RIDE ON,
c_g