MAGURA TS8R Federgabel – kombiniertes Testfazit: von Grannygear und c_g 

So, ein weiterer Test neigt sich dem Ende zu – die TS8 Federgabel, die erste 29er Gabel von MAGURA durfte sich gleich mehrfach bewähren – einmal an Grannygears SPECIALIZED Camber (dort in einer 120 mm Version) und bei mir in der 100 mm Version , gleich an zwei Bikes.
Die Details zur Gabel lassen sich hier im Testintro nachlesen. Unseren kombinierten Zwischenbericht findet ihr hier.

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 Grannygear´s Erfahrungen:

Wenn ich zusammenfasse, welche Eindrücke die Magura TS8R in ihrer 120 mm Verison hinterlassen hat, dann kann ich sagen, dass die meisten davon gut waren, es aber auch den einen oder anderen Kritikpunkt gab. Kein Zweifel, die TS8R ist mit ihren 1729 g (gekürzter Schaft und alle Kleinteile inkl.) recht leicht. Zudem hatte ich nie das Gefühl, dass es ihr an Steifigkeit fehlte … und gut aussehen tut sie außerdem. Auch technische Probleme oder Defekte hatte ich nie. Einmal habe ich sie auseinandergebaut und geschmiert – Zeitbedarf: keine 10 min.

Der DLO2 Dämpfer ist entweder offen oder blockiert und hat ebenfalls sehr gut funktioniert, auch wenn ich mir gerade jetzt, wo die Handschuh doch immer dicker werden einen etwas griffigeren Dreknopf gewünscht hätte. Irgendwie konnte ich mich auch nie mit dem Konzept der 15 mm Achse anfreunden … benutzerfreundlich geht anders.  Mit kalten Fingern und ohne Handschuhe war es manchmal recht schwierig das kleine Werkzeug aus der Achse zu ziehen. Funktionell allerdings war die Aches völlig problemlos – die Achse ließ sich sehr gut fixieren und danke des selbstarretierenden Designs hat sie sich auch während des Tests nie gelockert.

 Die Magura TS8R ist sehr sensibel was den Luftdruck angeht – selbst 0,2 bar machen bereits einen spürbaren Unterschied. Ich fand sie am besten am oberen Limit des für mien Gewicht vorgeschlagenen Luftdrucks –etwa bei 4,8 bar. Bis etwa 4,5 bar war sie immer noch gut, begann aber bereits deutlich tiefer In Ruhe einzutauchen.

Super war, dass sie selbst bei offenem Dämpfer kaum Anzeichen hatte zu wippen, selbst im Wiegetritt. Das war klasse, da ich recht oft so bergauf fahre – als Teilzeit-Singelspeeder gewöhnt man sich das irgendwie an … die Kehrseite der münze war allerdings, dass sich die TS8R etwas unselnsibel auf dem Trail gefahren hat.

Mir kommt sie vor wie etwas, das ich eine ‚Euro‘-Gabl nenne. Ich mag da falsch liegen, aber mir ist bereits mehrfach aufgefallen, dass auf der Euro-Seite des Teichs straffere Federungen bevorzugt ;-). Jedenfalls glaube ich, dass die TS8R mit 100 mm und an einem Racebike viel stimmiger wäre – aber den Teil übernimmt ja c_g weiter unten. Auf dem doch eher traillastigen Camber hat sich die Gabel jedenfalls nie ganz stimmig zu dem FSR Hinterbau angefühlt. Schnelle Schläge, klein oder mittel wurden für meinen Geschmack immer etwas zu direkt an den Fahrer weitergegeben.

Magura, gebt mir eine offenere  Druckstufendämpfung  oder die Möglichkeit (extern oder intern) etwas daran zu ändern und die 120 mm Gabel wäre ein nochmals deutlich besseres Produkt.  Außerdem hätte ich es gut gefunden, wenn die Gabel intern auf mehr als nur 120 mm eingestellt hätte werden können – nicht jeder brauchts, aber ich hätte es begrüßt.

–> Insgesamt könnte ich mich mit dem wenig griffigen Lockout-Drehknopf und der ungewöhnlichen 15 mm Steckachse arrangieren, aber nicht mit dem speziellen, für mich zu straffen Fahrgefühl. Bringt das in Ordnung und ich würde die gabel nicht mehr von mienm Bike abmontieren.

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C_g´s Gedanken:

Wie bereits aus dem Zwischenbericht – die Performance der Gabel ist sportlich straff und tendenziell unauffällig. Während ihr etwas spezieller Charakter mich am BERGAMONT Revox Hardtail bei längeren Ausfahrten nicht immer überzeugte, lief sie am 100 mm Fully BMC FS01 viel stimmiger. Einmal abgestimmt passte sie perfekt zur sportlichen Federungscharakteristik des BMC.  Wie vorher auch war die MAGURA TS8R kein Sensibelchen und keine Komfortgabel. Wann immer ich das BMC in sportlicher racemäßiger Manier bewegt habe, konnte die TS8R ihre Stärken voll ausleben. Als komfortspendende Tourengabel gefahren, wirkt sie dagegen überdämpft … aber bei weitem nicht so prägnant wie sie es am Hardtail war.

Und damit ist es an der Zeit über die Eigenchrakteristik der TS8R zu sprechen. Magura hat ganz bewusst die Einflussmöglichkeiten des Fahrers minimiert  – außer Luftdruck und Zugstufen geht nichts. Frei nach MAGURAs neuer Philosophie „Stiff, Light, Simple“ kann man kaum mehr etwas ändern. Eine Philosophie die dem Fahrer mit einem Drang zur Einfachheit  schmeichelt, aber nicht jeden gefallen wird. „Love it or leave it“ heißt die Devise.

Verwunderlich, da dass der Luftdruck recht penibel gewählt werden muss – schnell ist man zu straff oder zu weich. Mit diesem engen „Luftdruck-Fenster“ erhält die MAGURA TS8R eine recht fixe Charakteristik aber büßt eben auch an Attraktivität für die komfortbetonten Fahrer und Tourer ein – mit einem anderen werkseitigen Set-Up mehr Einstellmöglichkeiten wäre hier mehr drin gewesen.

Wie geschrieben litt mein Testmuster sehr schnell unter einem schwergängigen Lockout, der werkseitig gegen eine revidierte Version ausgetauscht wurde – seither arbeitet die kleine Kunststoffeinheit völlig unauffällig und zuverlässig und dank verschiedener Montageoptionen auch ergonomisch gut. Apropos Lockout – für mich war es zwar wichtig, dass er funktionierte, aber wirklich notwendig fand ich ihn nicht, denn die selbst im Wiegetritt blieb die Wipptendenz minimal.

Wo sie eindeutig die Nase vorne hat, ist die Einfachheit ihrer Konstruktion denn je weniger Technik da ist, desto weniger kann auch kaputt gehen. Allein schon die Fettschmierung (anstatt des üblichen Öls) erleichtert den Service deutlich. Auch was die Steifigkeit angeht gab es keinerlei Grund zu Beanstandungen. Mit ihrer typischen Zweifachbrücke entwickelt sie eine sehr hohe Steifigkeit zu der die spezielle 15 MM Steckachse sicherlich auch ihren Teil beiträgt.

Auf die Frage warum MAGURA diese Lösung der Steckachse (mit separatem T-25 Torx-Hebel gewählt hat, sagte man uns, dass das Design ganz bewusst gewählt wäre, da es die höchste Steifigkeit bei gleichzeitig geringstem Gewicht bieten würde.

Genau wie GG bin ich auch kein Fan davon, dass man ein separates Werkzeug zum Öffnen und Schließen der Achse braucht … aber ein kleines Erlebnis hat mich noch mal davon überzeugt, dass auch die Unterbringung des Werkzeugs in der Achse nicht optimal ist.  Bei einem Reifendefekt auf einer Nachtfahrt konnte plötzlich der mitgelieferte T-25 Hebel nicht mehr in der Achse gesichert werden. Erst als uns MAGURA einen Ersatzhebel geschickt hatte, sind wir draufgekommen was passiert war. Der Hebel wird in der Steckachse über einen O-Ring gesichert und der war uns wohl bei der nächtlichen Aktion (trotz Sicherungvertiefung) vom Werkzeug gerutscht und verlorengegangen. Danach haben wir das Tool den weiteren Test über ohne Vorkommnisse noch an der Gabel gefahren … aber immer mit einem wachsamen Auge.

Daher: Auch wenn es ein paar Gramm mehr brächte – ein integrierter Schnellspannhebel a la ROCK SHOX oder FOX wäre uns lieber gewesen.

–> Alles in allem gefiel mir die MAGURA TS8R als Sport-Federgabel für eine aggressive Fahrweise und den sportlich ambitionierten Einsatz recht gut. Über die einseitig sportliche Charakteristik  hat sie aber Schwächen in der Komfortbewertung und ohne der Möglichkeit diese (intern oder extern) zu beheben, fehlt es ihr aber an Vielseitigkeit. Angesichts der hohen Steifigkeit und des geringen Gewichts  eine empfehlenswerte Gabel – für sportliche Fahrer mit Nehmerqualitäten.

RIDE ON,
Grannygear & c_g